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Frage von einer Gruppe, die sich mit LaRouches jüngstem Papier über John Galbraith beschäftigt:
Wir haben uns tapfer daran gemacht, Ihr Papier durchzuarbeiten, doch wir sind erst ganz am Anfang davon. Wir stimmen Ihnen zu, daß es ein fruchtloser und jämmerlicher Ansatz ist, Wirtschaftsprozesse durch statistische Analysen zu erfassen. Beim Durcharbeiten Ihres Papiers hat sich uns aber gleichzeitig die Aufgabe gestellt, eine strenge wissenschaftliche Definition von dem zu erstellen, was Sie in physikalischer Hinsicht als menschliche Kreativität bezeichnen.
Ein Ergebnis unserer Arbeitsgruppe war, daß der wohl beste Ansatz darin besteht, diese Frage vom Standpunkt der Energieflußdichte zu verstehen, bzw. die Fähigkeit zu messen, Arbeit zu verrichten. Wenn wir damit richtig liegen, ergibt sich daraus ein weiteres Problem, denn - wie Sie sicher wissen - ist es die gängige Auffassung, Mittel und Wege zu finden, die Energieleistung zu senken und nicht, sie zu steigern, um so die Effizienz wirtschaftlicher Prozesse zu erhöhen.
Es wäre hilfreich für uns, wenn Sie uns die richtige Richtung weisen und auch erläutern könnten, ob es überhaupt möglich ist, Kreativität nicht statistisch, sondern nach ihrer streng meßbaren Wirkung zu definieren.
LaRouche: Das berührt eine tiefere Frage - eine Basement-Frage, wie wir es nennen würden. Die Idee von Kreativität kommt in keinem Kulturlexikon irgendeiner Universität in den Vereinigten Staaten vor. In keiner Universität wird etwas über den Menschen gelehrt, denn Menschen unterscheiden sich von Tieren durch ihre Kreativität. Und diese Kreativität wird an keiner Universität in den Vereinigten Staaten richtig verstanden. In der Physik haben wir es mit den Wirkungen von Kreativität zu tun. Generell geschieht genau dies in einer halbwegs kompetenten Physik: Man beschäftigt sich mit den meßbaren Wirkungen von Kreativität, wie sie sich auf physikalische Fragen oder auf die Heilung von Krankheiten beziehen, wovon wir durchaus eine gewisse Ahnung haben.
Aber die Frage von Kreativität als solcher ist der liberalen Kultur fremd, denn die Kultur, mit der wir es heute zu tun haben, stammt von Paolo Sarpi. Die damalige katholische Kultur war weitgehend bankrott. Deswegen hatte sich die protestantische Kultur über England und die Niederlande ausbreiten können, aber die protestantische Kultur kennt im Grunde keine Kreativität, oder sie bezeichnet alles mögliche als Kreativität, je nachdem was man mag oder nicht mag. Niemand weiß mehr, wovon eigentlich die Rede ist. Jeder Trottel meint, Kreativität stecke in den mathematischen Formeln, weswegen niemand mehr das ABC der Physik versteht, wie es im klassischen Griechenland oder auch von den Wissenschaftlern der Neuzeit wie Brunelleschi, Nikolaus von Kues und Kepler verstanden wurde.
Ein physikalisches Prinzip ist nicht etwas, was man mathematisch messen kann. Das heißt, der mathematische Ausdruck beschreibt nicht das eigentliche Wirkprinzip. Die Mathematik kann zwar die Wirkung des Prinzips, aber nicht die Kausalität des Prinzips beschreiben. Was sagte Einstein beispielsweise über die Gravitation? Das Universum sei zwar endlich, aber unbegrenzt. Warum ist es endlich? Einstein verweist dabei auf Kepler: Das Universum ist durch das Prinzip der Gravitation als allgegenwärtiges Prinzip begrenzt. Es gibt nichts außerhalb der Gravitation. Das Universum ist physisch durch universelle Prinzipien begrenzt; keines davon aber ist eine mathematische Formel. Bisher beschreibt aber der mathematische Prozeß die Begrenzung. Kepler definierte einen allgemeinen Lehrsatz der Gravitation, der der einzige im heutigen Universum bekannte allgemeine Lehrsatz der Gravitation ist! Niemand sonst kam bis heute auf eine bessere - mathematische - Definition der Gravitation als er. Newton hat überhaupt nichts entdeckt. Er hat noch nicht einmal sich selbst entdeckt, ganz davon zu schweigen, was er überhaupt war.
In jedem Fall ist Wissenschaft nicht auf Derivate statistischer oder mathematischer Prozesse beschränkt. Mit Hilfe der Mathematik lassen sich Versuchsergebnisse bearbeiten, welche sich auf die Entdeckung eines verborgenen universellen physikalischen Prinzips beziehen.
Woran denkt man zuerst, wenn es um universelle physikalische Prinzipien geht? An das Unbelebte. Wohl jeder möchte gern mit dem Stoff der harten Materie beginnen - dem abiotischen Bereich. Doch dann wird es etwas komplizierter, und man muß das Gebiet der Physik verlassen und auf das Gebiet der physikalischen Chemie überwechseln. Wenn man erwachsen wird, hört man auf, Physiker zu sein, und wird physikalischer Chemiker, weil man die einfache alte Physik ohne physikalische Chemie nicht verstehen kann. Man wählt Physik, wenn man Verstopfung hat, aber wenn man wissenschaftlich vorwärts kommen will, wählt man die physikalische Chemie. Wenn man sich dann mit der Frage von Leben beschäftigt, kommt man nicht weiter, wenn man nicht die Beziehung zwischen Physik und Leben mit der physikalischen Chemie angeht. Nur so läßt sich die Frage klären, welcher Teil des sogenannten unbelebten Bereichs für lebende Prozesse speziell wichtig ist.
Als physikalischer Chemiker mit Spezialgebiet Biochemie glaubt man dann, groß herauskommen zu können. Das ist zwar ein wichtiger Schritt, aber nicht gut genug, mein Freund! Man muß auf eine noch höhere Ebene fortschreiten - zum menschlichen Leben. Denn vom Standpunkt der physikalischen Biochemie läßt sich menschliches Leben nicht begreifen. Man kann menschliches Leben in seinen Wirkungen auf die physikalische Biochemie verstehen, beispielweise wenn ein Physiker auch Musiker ist und in einem Labor arbeitet. Aber biophysikalische Chemie allein kann nicht erklären, was ein Mensch wirklich ist, denn einfache Lebensformen sind nicht in der Lage, schöpferisch zu denken.
Wo ist Kreativität dann aber lokalisiert? Kreativität liegt in klassischer Dichtung und im klassischen Lied. Im Grunde kann man kein wirklicher Wissenschaftler sein, wenn man nicht auch klassischer Musiker ist oder klassische Musik liebt. Das ist wie jemand, der gerne Wissenschaftler sein will, es aber noch nicht geschafft hat, weil Wissenschaft etwas mit der Beziehung des Menschen zum Universum zu tun hat. Wissenschaft ist immer nur ein Aspekt menschlichen Verhaltens. Affen sollte man da raushalten. Deswegen versteht man Kreativität nicht, solange man nicht weiß, was Wissenschaft ist, und Wissenschaft ist menschliches Verhalten.
Man muß also die Prozesse des menschlichen Geistes studieren. Wie funktioniert Kreativität im menschlichen Geist? Eine sehr interessante Frage! Denn Kreativität als bewußter Ausdruck des Verhaltens gibt es nur beim Menschen. Kunst als solche findet man nur im menschlichen Verhalten. Kreativität, wie sie in der Kunst vorkommt, ist also entscheidend, um Kreativität insgesamt zu verstehen. Sobald man diese Hypothese aufgestellt hat, muß man sie nur noch in physikalischer Hinsicht beweisen - eine große Herausforderung.
Die potentielle Bevölkerungsdichte der Menschheit beispielsweise spielt hierbei eine wichtige Rolle. Wie wird diese bestimmt? Wie sollte man den Planeten reorganisieren und die Besonderheiten der physikalischen Chemie bzw. der physikalischen Biochemie des Planeten ändern, um ein bestimmtes Niveau der menschlichen Bevölkerung zu erhalten und zu erhöhen? Wir wissen, daß dazu die Energieflußdichte erhöht werden muß. Wenn man die Energieflußdichte nicht steigern kann, läßt sich die Bevölkerungszahl nicht halten. Eine Ökonomie kann nicht funktionieren, wenn sie auf Energieminimierung aus ist. Eine Senkung des Energiedurchsatzes bedeutet den sicheren Weg in ein finsteres Zeitalter. Es ist unmöglich, daß die Menschheit ohne eine Zunahme der Energieflußdichte weiter existieren und vorankommen kann. Jeder, der das Gegenteil glaubt, wurde hinters Licht geführt.
Wenn Leute nicht gebildet sind und keinen Einblick in klassische Komposition, besonders den musikalischen Kontrapunkt haben, haben sie überhaupt keine Ahnung. Nur wenn man ein solches auf die Frage der physikalischen Biochemie angewendetes Verständnis hat, läßt sich empirisch ein direkter Kontakt mit der Vorstellung von Kreativität herstellen.
Wenn man wissen will, was Kreativität ist, beschäftige man sich mit den größten Dichtern. Lesen Sie Keats auf englisch, lesen Sie Shelleys berühmtes Werk A Defence of Poetry auf englisch, besonders den langen Absatz am Ende. Hier liegt der Schlüssel zur Kreativität. Wenn der Geist bewußt so arbeitet, daß er mit dem Gegenstand der klassischen Dichtung oder der klassischen Musik übereinstimmt, wenn man wie im Kontrapunkt als einer Art Lebenseinstellung denkt, um in sich selbst jene geistigen Prozesse zu erkennen, die man stärken will - die auch genau dem schöpferischen Potential entsprechen, die zu neuen Erkenntnissen in der physikalischen Biochemie führen -, dann weiß man, was Kreativität ist.
Das Problem ist, daß wir in einer philosophisch-liberalen Kultur leben, die auf dem durch Paolo Sarpi wiederbelebten Unsinn Wilhelm von Ockhams basiert - genau das ist der anglo-holländische Liberalismus! Der amerikanischen Bevölkerung wird in ihrer Erziehung genau dieser anglo-holländische Liberalismus aus dem Erbe Paolo Sarpis eingetrichtert. Zuvor gab es noch eine andere Form der Impotenz namens Aristoteles. Aristoteles zerstört den Geist direkt, indem er Kreativität überhaupt leugnet. Ein berühmter jüdischer Gelehrter, Philon von Alexandria, hat die Lehre des Aristoteles genau deswegen angegriffen, weil er die Schöpfung leugnet. Und Aristoteles leugnet die Schöpfung tatsächlich!
Das gleiche gilt auch für Euklid. Ich habe mit Euklid gebrochen, weil ich ihn hasse. Mir war schon in meiner ersten Geometriestunde in der Schule klar, daß er ein Betrüger war. Euklid behauptet, es gebe zwei eigenständige Qualitäten, besonders das Sehen und auch das Hören, auf das man später komme. Beides müsse experimentell nicht bewiesen werden. Man glaubt seinen Sinnen, weil die Sinne es so aussagen. Doch unsere Sinne sind nur Sinnesorgane und keine Wahrheiten. Man muß sich also die Realität von dem Wissen ableiten, wie diese Sinnesorgane die Realität deuten bzw. fehldeuten - so wie es Kepler bei seiner Entdeckung der Schwerkraft getan hat.
Man kommt letztlich darauf, wenn man im Medium der klassischen Komposition denkt und arbeitet, bei der der Mensch seinen eigenen Geist betrachtet. Das heißt, man muß die Selbstbetrachtung des Menschen auf sich beziehen und sehen, was der Mensch tut und wie die Natur auf das reagiert, was der Mensch zu tun versucht. Dann versteht man die Beziehung zwischen Kreativität, wie man sie aus der Kunst kennt, und der Kreativität, wie sie sich in physikalischen Wirkungen äußert. Jeder von uns, der diese Erfahrung gemacht hat und weiß, was Kreativität ist, kann das sehr gut nachvollziehen.
In der Nachkriegszeit ist leider viel von dieser Kreativität verloren gegangen, und das war ein bewußter Prozeß, der damit einherging, daß der Einfluß Franklin Roosevelts beseitigt wurde. Das Amerikanische System wurde zugunsten des britischen Liberalismus zerstört. Es wurde ein Bildungssystem aufgebaut, das zwar von mehr Menschen durchlaufen wurde, aber anstatt sie zu bilden, wurden sie geistig zerstört. Man besucht nur noch einen bestimmten Kurs, lernt ein bestimmtes Thema und bekommt am Ende eine Quizfrage vorlegt. Hat man irgend etwas verstanden? Nein! Weiß man, wie man eine Prüfung besteht? Ja! Welchen Wert hat eine solche Prüfung? Was hat man wirklich verstanden? Nichts! Bestenfalls weiß man, wie man eine Note für die Versetzung bekommt. Weiß man damit irgend etwas über das Universum oder wie das Sonnensystem funktioniert? Nein. Man weiß lediglich, wie man sich in der Schule verhalten muß, um eine gute Note zu bekommen, oder seinen Lehrer irgendwie zu bestechen, daß man eine Eins bekommt, ohne den Kurs besucht zu haben, usw.
Die Gesellschaft insgesamt organisiert sich auf diese Weise von der Spitze angefangen in einen Haufen von Fälschern, die sich dann in der Kultur der Vereinigten Staaten als die ideologischen Führer aufspielen, wie die meisten meiner Freunde in New York wissen. Die besten Leute werden in der Regel von den Fälschern an die Seite gedrängt, die dann als die großen „Koryphäen“ erscheinen. Nur ganz selten noch können sich einige gute, kompetente Leute in wichtigen Positionen behaupten, so daß jemand zumindest noch über ein Literaturverzeichnis verfügt, wo sich die wirklichen Ideen finden lassen.
Das, was ich über Kreativität gesagt habe, ist das wichtigste, was verstanden werden muß. Das heißt, das wichtigste zu verstehen, ist der Mensch. Deswegen muß man den Unterschied begreifen zwischen seinem Nachbarn, dem Affen, und seinem Nachbarn, dem Menschen. Manchmal ist es schwierig, zwischen beiden zu unterscheiden.
Aber wenn man nicht weiß, was Kreativität ist, kann man sich selbst nicht als menschliches Wesen verstehen. Man kann sich dem annähern, sich einige Tricks aneignen und solche Dinge lernen, von denen man weiß, daß sie funktionieren. Man weiß, daß sich die Haustür öffnen läßt, wenn man den richtigen Schlüssel benutzt. Damit weiß man aber nur, daß man die Tür öffnen kann - es bedeutet aber noch lange nicht, daß man ein Wissenschaftler ist.
Man muß Kreativität als solche verstehen. Haben wir wirklich verstanden, warum Kepler der einzige war, der jemals ein allgemeines Gravitationsprinzip entdeckt hat? Erst später, als dieses Konzept von Einstein und Max Planck beispielsweise in bezug auf den Mikroraum erweitert wurde, modifizierte sich die Vorstellung, wie das Universum organisiert ist. Aber das, was Kepler in seiner Weltharmonik dargestellt hat, ist die einzige Entdeckung der Gravitation, die je gemacht wurde. Wenn man dieses Buch durcharbeitet, und die von ihm beschriebenen Schlußfolgerungen nachvollzieht, wird man das verstehen.
Doch fast jeder an den Universitäten erzählt einem heute, daß Newton die Gravitation entdeckt hätte. Newton hat überhaupt nichts entdeckt. Er war Spezialist für schwarze Magie. Er hat in der Wissenschaft keine einzige Entdeckung gemacht. Ein Haufen von Fälschern hat diese Geschichte in die Welt gesetzt, um so zu versuchen, Leibniz zu diskreditieren. Das alles war Teil der Kampagne gegen Leibniz, die im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in England begonnen wurde. Alles ein kompletter Schwindel! Alle Entdeckungen, die Newton zugeschrieben wurden, haben sich als Fälschung herausgestellt.
Alle wichtigen Wissenschaftler haben immer gewußt, daß Newton nicht echt war. Man stelle sich nur vor, von wie vielen Stellen man ständig hört, Newton sei der größte Entdecker in der Wissenschaft überhaupt! ... Er hat gar nichts entdeckt - außer wie man Ruhm ernten kann.
Die einzige öffentliche Rede, die Isaac Newton je hielt, war als Abgeordneter, als er in einer Parlamentssitzung zu wissenschaftlichen Themen fragte: „Könnte nicht jemand mal ein Fenster öffnen?“