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Aus der Neuen Solidarität Nr. 1/2008

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Neue Zusammenarbeit zwischen Kanada, USA und Mexiko

Alberto Vizcarra Osuna, führendes Mitglied der LaRouche-Bewegung im mexikanischen Bundesstaat Sonora, hielt am 11. Dezember bei der Infrastrukturkonferenz des Executive Intelligence Review im kanadischen Ottawa den folgenden Vortrag.

In den vergangenen Tagen haben chinesische Medien weltweit und in verschiedenen Sprachen über Erklärungen des amerikanischen Staatsmannes Lyndon LaRouche berichtet. Er hatte darin wiederholt, das internationale Finanzsystem sei im Endstadium eines Desintegrationsprozesses und er rufe deshalb die Regierungen von China, Indien und Rußland auf, die Vereinigten Staaten zu einer Vereinbarung zu bewegen, ein neues internationales Finanzsystem zu schaffen, das die Welt aus der tiefen Wirtschaftskrise herausholen und sie vor der Gefahr des Dritten Weltkriegs bewahren kann.

Die Berichterstattung in den chinesischen Medien war ein Signal, das richtig verstanden werden muß. Über Ideen einer amerikanischen politischen Führungspersönlichkeit prominent zu berichten, die heutzutage das beste der republikanischen Tradition des Kontinents vertritt, ist ein gutes Anzeichen dafür, was die eurasischen Länder von den Amerikas erwarten. Da sich diese Nationen auf wirtschaftliche Kooperation bei großen Infrastrukturprojekten verlegt haben, haben sie verstanden, daß sich die gemeinsamen Probleme nicht lösen lassen unter dem Regime eines Finanzsystems, das irrationalerweise spekulative Gewinne und Schulden auf Kosten des realwirtschaftlichen Potentials der Wirtschaft und auf Kosten des Gemeinwohls schützt.

Wir sind heute hier in Ottawa zusammengekommen, entschlossen, eine angemessene Antwort auf die Erwartungshaltung gegenüber den Amerikas zu geben. Die beste Art, das zu tun, ist, das große Entwicklungspotential unserer Nationen zu dokumentieren. Wir sollten uns dabei auf Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bei der Infrastruktur konzentrieren, die die Verfügbarkeit von Wasser, Energie und Lebensmitteln erhöhen. Wenn wir Eurasien hören, wie es an die Tür unseres Kontinents an der Beringstraße klopft, sollten wir uns in Kanada, den USA und Mexiko auf eine neue Basis der Kooperation verständigen, die sich auf fairen Handel und nicht auf die zerstörerischen Axiome des Freihandels gründet.

Die Auswirkungen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) sind eine Warnung vor der Art von Beziehungen, die wir nicht weiterführen dürfen und sollten. Der physische Verfall der Infrastruktur, das Wachstum spekulativer Papiere, deren Bedienung unmöglich geworden ist, die Arbeitslosigkeit, Auswanderung, die sich zu einer Völkerwanderung ausgeweitet hat, und der Hunger von Millionen Menschen sind der dramatische Ausdruck des Scheiterns dieser Politik.

Die wichtigsten Infrastrukturprojekte, die als Plattform gesunder Beziehungen zwischen unseren Nationen ausgearbeitet worden sind, kamen durch den größten Fortschritt zustande, dessen sich die USA unter der Wirtschaftspolitik der Roosevelt-Administration erfreute. Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur waren der Schlüsselfaktor für den Erfolg, die USA aus der Großen Depression der 30er Jahre herauszuarbeiten.

So entstanden in verschiedenen Regionen der USA wichtige Dämme, Stauseen und Wasserkraftwerke, landwirtschaftliche Projekte, Kanäle, Autobahnen und Eisenbahnverbindungen, die ein allgemeines Wirtschaftswachstum antrieben, das bis dahin ohne Beispiel war. Zeitweilig wurde an 20 Großprojekten gleichzeitig gearbeitet. Institutionen wie die Tennessee Valley Authority und vergleichbare Einrichtungen, die zur Regulierung des Colorado und Columbia-Flusses gegründet wurden, transformierten Gegenden, die bisher von wilden Überflutungen heimgesucht worden waren oder durch fehlende Kultivierung unproduktiv waren, oder Städte ohne Wasser in wohldurchdachte, blühende städtische und agroindustrielle Regionen. Und hier treffen sich das NAWAPA- und das PLHINO-Projekt.

Entwicklungspläne: NAWAPA, ...

In den 60er Jahren wurde im gleichen Geist ein Plan erstellt, der mit öffentlichen und privaten Mitteln große Mengen Wasser aus den Flüssen Alaskas und dem Norden Kanadas in die riesigen Regionen der Großen Amerikanischen Wüste transferieren sollte, die sich durch den Südwesten der USA bis hinunter in den mittleren Norden Mexikos erstreckt. Dieses Projekt ist als NAWAPA bekannt, die nordamerikanische Wasser- und Energie-Allianz.

Der wirtschaftliche Erfolg dieser Politik löste in Mexiko einen Impuls in die gleiche Richtung aus und schuf ein Klima, in dem eine ganze Generation von Technikern und Ingenieuren begann, an der Idee großer Infrastrukturprojekte zur Umleitung großer Wassermengen zu arbeiten. So entstanden der Wasserplan für den Nordwesten, für die Pazifik-Küste [PLHINO] und die nördliche Golfregion und die gesamte Küste entlang des Golfs von Mexiko [PLHIGON].

Auf der folgenden Karte können wir sehen, wie diese Wasserprojekte zusammenpassen, die hier als „NAWAPA Plus“ bezeichnet sind und über einen Zeitraum von 30 Jahren realisiert werden können.

Durch die „Nordamerikanische Wasser- und Energieallianz würde überschüssiges Wasser aus dem Norden Kanadas und aus Alaska in die trockenen Regionen im Süden der USA und in Mexiko gelenkt.
Bild:EIRNS

NAWAPA ist ein integriertes Wasser-, Energie-, und Landwirtschaftsprojekt, das vorsieht, ca. 17% des jährlichen Wassers aus Alaska und dem Norden Kanadas (rund 1000 kmWasser), die jetzt ungenutzt in den arktischen Ozean fließen, in den Süden Kanadas, in die USA und nach Mexiko umzuleiten.

Nach den ursprünglichen Plänen der Parsons Engineering Company sollte das Wasser zunächst in den Graben der Rocky Mountains geleitet werden, ein natürliches Reservoir von 800 km Länge, der aus dem Inneren Kanadas in den Norden der USA hinunterführt, von durchschnittlich 15 km Breite und 100 Meter Tiefe und auf einer Höhe von 900 Metern über dem Meeresspiegel gelegen.

An der Nordspitze des Grabens würde ein Durchbruch einen schiffbaren Kanal von Vancouver im Westen bis zum Oberen See und St. Lawrence Strom im Osten ermöglichen. Und das bedeutet, einen großen Wasserweg zu schaffen, der den Pazifik mit dem Atlantik verbinden würde.

Der östliche Teil von NAWAPA würde südlich dieses Kanals durch die Mitte der USA führen und helfen, die riesige Ogallala-Wasserader aufzufüllen, die jetzt mehr und mehr austrocknet. Von dort würde ein weiterer Kanal in den Golf von Mexiko münden.

An der äußersten Südspitze des Grabens der Rocky Mountains wird das Montana-Pumphebewerk gebaut, das das Wasser von 900 auf 1500 Meter über dem Meeresspiegel auf beide Seiten des Bergrückens der Rockies anheben würde. Dazu ist sicherlich eine riesige Menge Energie, ca. 80 Gigawatt, notwendig. Aber der gesamte Plan sieht vor, zahlreiche Wasserkraftwerke entlang der Route des NAWAPA-Projekts zu installieren, die insgesamt 180 Gigawatt Energie produzieren sollen. Mit anderen Worten, es wird ein Netto Überschuß von ca. 100 Gigawatt erzielt.

Von dort aus würde der zentrale Arm des NAWAPA an der Ostseite der Rocky Mountains entlang laufen, die Große Amerikanische Wüste durchqueren, durch Wyoming, Colorado, New Mexico und Texas. Hier würde er mit den Nebenflüssen des Rio Grande, wir nennen ihn den Rio Bravo, zusammenfließen, der an diesem Punkt die Grenze zwischen den USA und Mexiko bildet. Dies würde die Belieferung der trockenen Mitte-Nord-Region Mexikos mit großen Frischwassermengen, etwa 6,8 km3,  möglich machen.

Der westliche Arm des Projekts würde durch die Staaten Nevada, Utah, Arizona und New Mexiko verlaufen. Von Arizona aus könnte ein Kanal Wasser über die mexikanische Grenze zum Yaqui-Fluß in Sonora bringen, der dadurch etwa 12 kmWasser pro Jahr erhielte. Der westliche Ausläufer des Projekts würde auch Wasser für den Norden und das Zentrum Kaliforniens bringen und zum Colorado-Fluß, der wiederum ca. 5 km3 Wasser im Jahr in den Norden von Baja California lieferte.

NAWAPA ist ohne Zweifel ein großartiges Infrastruktur-Projekt, das die Gestalt der Erde im Bereich der Großen Amerikanischen Wüste verändern und geologische und klimatische Verbesserungen zur Anhebung des Potentials der Biosphäre mit sich bringen würde. 10.000 km Kanäle und Tunnels mit einer Gesamtlänge von 2.900 km würden gebaut. Die Kosten werden auf 800 Mrd. $ geschätzt. Das hört sich nach viel Geld an, aber es ist nicht mehr als das, was der internationale Drogenhandel jährlich umsetzt, oder ca. die Hälfte der 1,5 Billionen $, auf die sich der spekulative Finanzstrom weltweit pro Tag beläuft.

... PLHINO und PLHIGON

Wenn wir NAWAPA mit Mexikos Wasserprojekten PLHINO und PLHIGON verbinden, könnten wir das wasserwirtschaftliche Paradox lösen: große Wassermengen im Süden und Südosten des Landes, wo es an geeigneten Böden für die Landwirtschaft fehlt, und Wassermangel im Norden, wo es große Landflächen gibt mit Böden von großem landwirtschaftlichem Potential. Auf der folgenden Karte der mexikanischen nationalen Wasserbehörde kann man deutlich den gravierenden Wassermangel sehen, unter dem das Land im Norden leidet. Der Prozentsatz des Wassermangels wird nach den Standards der UN berechnet, indem man den Wasserverbrauch der Wirtschaft mit der Verfügbarkeit des Wassers vergleicht.

Der durchschnittliche Wasserengpaß im Norden liegt bei 67 % und erreicht eine alarmierende Höhe von 86 % in Baja California. Und schauen Sie im Vergleich auf die Südostregion, wo der Prozentsatz gerade einmal 4% beträgt. Und dann Mexiko-Stadt, die Hauptstadt der Republik, wo er bei schockierenden 120 % liegt, was auf eine demographische Fehlentwicklung hindeutet; denn die fehlende Infrastruktur verhindert das Wachstumspotential anderer Städte entlang der Küsten unseres Landes.

Das NAWAPA-PLHINO-PLHIGON System würde aus dem Norden mit NAWAPA etwa 24 km3 Wasser an Mexiko liefern und vom Süden zum Norden entlang der Küsten 44 km3, was eine Gesamtverfügbarkeit von 68 km3 neuen Frischwassers bedeuten würde. Das könnte die landwirtschaftliche Produktion Mexikos entscheidend ausweiten, die Entwicklung der ländlichen und städtischen Regionen absichern, Industrieentwicklung fördern, Elektrizität produzieren, Fischzucht und Tourismus voranbringen und Hunderttausende von Arbeitsplätzen schaffen, die die Nation dringend benötigt.

Das Programm für den Wassertransport muß mit einem Programm für den Ausbau der Kernenergie verbunden werden: Wir müssen nicht nur Wasser transportieren; wir müssen auch Frischwasser als Nebenprodukt der Energieerzeugung durch Kernkraft erzeugen. Erst das bringt die gewünschten nicht-linearen Effekte, die entstehen, wenn die entwickeltsten Konzepte der Wissenschaft und Technologie in den Wirtschaftsprozeß eingebracht werden.

NAFTA rückgängig machen

Wir haben keine andere Möglichkeit, die zerstörerischen Auswirkungen von NAFTA auf unsere drei Länder rückgängig zu machen. Nach dem Szenario, das sich auf die schädliche Methode des „Wettbewerbsvorteils“ stützt, erleiden die schwächsten Nationen die schlimmsten Verheerungen. Dies ist der Fall in Mexiko, das als Ergebnis einer solchen Politik mit einer schweren Verwundbarkeit angesichts der Desintegration des internationalen Finanzsystems konfrontiert ist.

Seit dem Inkrafttreten von NAFTA im Jahr 1994 ist Mexiko zum führenden Exporteur billiger Arbeitskräfte in die USA geworden. Mexikaner sind wegen des erlittenen wirtschaftlichen Schadens aus dem Land geflohen auf der Suche nach wirtschaftlicher Sicherheit, die die Nation ihnen nicht geben konnte. Von 1994 bis heute sind fast 14 Millionen Mexikaner ausgewandert, im Land lebt die Hälfte in Armut und jedes Jahr wächst die Zahl der Arbeitslosen um 1 Million.

Die unerbittlich voranschreitende Desintegration des internationalen Finanzsystems mit seinem Epizentrum im Immobilienmarkt der USA hat Mexiko zu einem Zeitpunkt getroffen, als es am verwundbarsten war. Seine Hauptschwäche liegt in seiner enormen Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten, ein Ergebnis des Freihandelsmodells, das die verrückte Idee propagierte, es sei billiger, Getreide zu importieren als es selbst zu produzieren. Heute gehören wir zu den größten Importeuren von Getreide und Milchpulver in der Welt.

Zur gleichen Zeit explodieren die Nahrungsmittelpreise durch eine Hyperinflation, die durch die Praktiken der Finanzspekulation hervorgerufen wurde, und die Weltreserven für Getreide fallen. Zusätzlich reduzieren die USA ihre Exporte von Erzeugnissen wie Mais zugunsten der Produktion von Biotreibstoffen.

Dazu müssen wir die Tatsache erwähnen, daß die Immobilienkrise in den USA Arbeitslosigkeit im dortigen Bausektor, in dem 20% der seit 1994 ausgewanderten Mexikaner beschäftigt sind, hervorruft. Dies ist der Grund, warum gesagt wird, daß bis zum Jahresende eine Million illegal eingewanderter Mexikaner ausgewiesen werden. Gleichzeitig werden Dollarbeträge geben, die von Mexikanern aus den USA nach Hause überwiesen werden, um 3% zurückgehen.

Diese Faktoren zusammen bilden Voraussetzungen für den „perfekten Sturm“, der sich gegen Mexiko zusammenbraut. Aber es geht nicht nur um mein Land, sondern um Probleme, die die Freihandelspolitik für alle drei Länder und die gesamte Welt geschaffen hat. Es ist also ein allgemeines Problem, das eine gemeinsame Lösung erfordert. Nur ein neues Abkommen zwischen unseren drei Ländern kann die falschen Axiome von NAFTA ersetzen und uns für die Realisierung von Großprojekten zusammenbringen, wie ich sie beschrieben habe. Das ist der Ausweg aus der Hölle, in der wir uns befinden.

Dieses neue Abkommen wird auch der Weg sein, der uns die Türen zu den Ländern Eurasiens und Westeuropas durch die Beringstraße öffnet, so daß wir in Amerika die Nationen mit offenen Armen empfangen, die dieselben Ideen mit uns teilen und die Notwendigkeit erkennen, ein neues internationales Finanzsystem zu schaffen, wie es von dem amerikanischen Staatsmann Lyndon H. LaRouche vorgeschlagen worden ist.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Ja zu interkontinentalen Großprojekten!
- Neue Solidarität Nr. 51-52/2007
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