[an error occurred while processing this directive] |
|
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |
|
Aus der Neuen Solidarität Nr. 3/2007 |
|
|
|
Der amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche hat mit seiner Internetrede am 11. Januar eine neue Begeisterung ausgelöst und in vielen Menschen weltweit Zuversicht geweckt, daß der jetzt von den Demokraten dominierte US-Kongreß tatsächlich eine „neue Politik“ durchsetzen kann.
„Wir sollten dieses Jahr zum Jahr des Belcanto-Chorgesangs erklären. Denn dies ist eine der wichtigen Waffen, die uns zur Verfügung steht, um die Welt zu verändern, um Leute, die wir mürrisch und unglücklich auf der Straße treffen, wieder zu lachenden, glücklichen Menschen zu machen.“ So begann der amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche seine am 11. Januar live im Internet übertragene Rede vor etwa 150 Zuhörern in Washington, D.C. Wohl jeder, der seine Rede und die anschließende zweistündige Diskussion miterlebte, hat empfunden, daß da jemand sprach, der mit seinem ganzen Leben dafür kämpft, daß die weltweite Zusammenbruchskrise, in der wir mittendrin stecken, durch eine neue Politik des Wiederaufbaus und des kulturellen Optimismus überwunden wird. Tatsächlich repräsentiert die weltweite LaRouche-Jugendbewegung, die den Belcanto-Gesang als Mittel einsetzt, um Menschen in ihrer Seele anzusprechen, die neue Qualität von Kultur, die wir der Allgemeinheit wieder zugänglich machen müssen.
Glück und Freude können natürlich nicht einfach verordnet werden, so LaRouche, vielmehr müsse man konkret einen Ausweg aus der Krise aufzeigen. Nach dem überwältigenden Wahlsieg der Demokraten im amerikanischen Kongreß müsse dies in groben Zügen innerhalb der nächsten 90 Tage geschehen. Und der erste Schritt dazu sei, den amerikanischen Vizepräsidenten Cheney freiwillig oder unfreiwillig in den Ruhestand zu schicken und den Präsidenten in liebevolle Krankenpflege zu geben, forderte LaRouche.
Wenn diese beiden Hindernisse nicht aus dem Weg geräumt würden, hätte die Zivilisation keine Chance. Die ganze Welt würde in Flammen aufgehen, so wie sich der Krieg in Südwestasien inzwischen auf die ganze Region von der Türkei bis Somalia und Iran auszudehnen droht. Zudem trete die Welt, so LaRouche, in die schlimmste Finanzkrise der modernen Geschichte ein, die die menschliche Kultur vernichten und den ganzen Planeten entvölkern könnte.
In dieser Lage falle den USA eine ganz besondere Verantwortung zu, das in der Amerikanischen Revolution und der amerikanischen Verfassung angelegte Erbe wiederzubeleben, welches den fundamentalen Unterschied zu dem heute dominierenden anglo-holländischen liberalen System darstelle. LaRouche forderte den US-Kongreß auf, Dinge zu tun, die dieser im Augenblick nicht im entferntesten beabsichtige. Doch das müsse geschehen, wenn die USA und die Zivilisation insgesamt überleben wollten. „Niemand außerhalb der USA hat die geistigen Fähigkeiten und den Einfluß, das nötige zu tun, um das weltweite Finanz-, Währungs- und Wirtschaftssystem zu reorganisieren, das irreparabel bankrott ist“, erklärte er.
Auch Präsident Franklin Roosevelt hatte in den 30er Jahren die tiefverwurzelte antioligarchische Tradition des Amerikanischen Systems angesprochen. Denn die amerikanische Republik sei von ihren Gründervätern „weitgehend frei und soweit wie möglich entfernt von der oligarchischen Tradition Europas“ gegründet worden. „Jedes Mal, wenn Amerika in Zeiten der Krise eine fähige Führung hatte, reagierte die Bevölkerung darauf, selbst wenn sie dazwischen jahrzehntelang betrunken in der Gosse des Liberalismus zugebracht hat“.
Das sei auch heute wieder so. Da die USA kein parlamentarisches System wie in Europa seien, könne der Kongreß gerade in Krisenzeiten ganz anders reagieren. Mit der neuen demokratischen Mehrheit, die aber nicht nur aus Demokraten, sondern auch aus Republikanern bestehe, die sich einer größeren Perspektive der Rettung des Landes anschließen würden, könnten die wichtigen Ausschüsse im Repräsentantenhaus eine zentrale Rolle spielen, um in dieser Übergangsphase zurück zu einer wirklichen Präsidentschaft die verfassungsmäßigen Aufgaben des Präsidenten wahrzunehmen. In Zusammenarbeit mit dem gesamten Kongreß könnte dann in 90 Tagen alles wichtige geregelt werden, was in den Vereinigten Staaten zum Wohle der gesamten Menschheit geregelt werden müsse, betonte LaRouche.
An einigen Beispielen erläuterte er, was das konkret heißt. Wenn man etwa Mindestlöhne für die Beschäftigten wolle, dann müsse man sich klarmachen, daß dies nur gehe, wenn Kredithaie wie die Hedgefonds und andere spekulative Finanzeinrichtungen der Wallstreet nicht länger der Wirtschaft den Lebenssaft entzögen. Man könne nicht gleichzeitig die Rechnung für den Wucher und vernünftige Löhne für die Beschäftigten zahlen. Das tiefere Problem dabei sei, daß die Wirtschaft insgesamt wieder an Produktion und Produktivität und nicht an Dienstleistung orientiert sein müsse. Der Übergang von einer agro-industriellen Wirtschaft zu der heutigen nachindustriellen Ideologie, den die 68er Babyboomer eingeleitet hätten, müsse rückgängig gemacht werden. Es müsse Schluß sein mit der Verlagerung produktiver Arbeitsplätze in sogenannte Billiglohnländer, denn dies helfe diesen Ländern - wie insbesondere in China deutlich wird - in ihrer Entwicklung nicht und erzeuge in den bisherigen Industrieländer ein technologisches Nullwachstum.
Wenn die USA und andere Länder wieder eine starke industrielle und landwirtschaftliche Basis haben wollten, so LaRouche, seien umfangreiche Investitionen in die Kernenergie unumgänglich. Das hebe die Abhängigkeit von allen anderen Energieträgern - vor allem den umweltzerstörenden Biotreibstoffen - auf und ermögliche den Aufbau von Energiesystemen mit hoher Energieflußdichte, wie wir sie zur Herstellung von Wasserstofftreibstoffen und zur Meerwasserentsalzung im großen Stil brauchen. „Kehren wir der nachindustriellen Gesellschaft den Rücken, die uns umbringt! Wenden wir uns der zukunftsorientierten Wirtschaft zu... Dieses Wunder müssen wir aus dem Hut zaubern, und das sofort“, forderte LaRouche den US-Kongreß auf.
Dafür müßten grundlegende Denkaxiome, wie sie die Babyboomer angenommen haben, überwunden werden. Eines davon lautet: „Aller Fortschritt in der Menschheitsgeschichte entstand durch Verschwörungen.“ Dem könne nur jemand widersprechen, der nicht an die Wahrheit glaube. Es sei immer eine Entscheidung von Menschen, das eigene Verhalten zu ändern, ob es den technologischen Fortschritt, Änderungen in den Institutionen, die Bildung oder die Beziehung zu anderen Ländern angehe. „Alles Gute in der Gesellschaft geschieht durch Verschwörungen. Alles Schlechte in der Gesellschaft geschieht durch Abnutzung oder Verschwörungstheorien!... So funktioniert Geschichte, denn Geschichte basiert auf Ideen.“
LaRouche betonte eindringlich, daß die Krise heute keine bloße Depression, sondern die Endphase eines generellen Kollapses des globalen Finanzsystems ist. Daher werde die Welt, wenn das Finanzsystem nicht geändert werde, noch etwas Schlimmeres als das sog. finstere Zeitalter des 14. Jahrhunderts erleben. Momentan würde der amerikanische Kongreß von einer eigenen Prioritätenliste von Maßnahmen ausgehen und meinen, wenn man die Prioritäten nur richtig anordne, werde alles schon funktionieren. Dem widersprach LaRouche energisch: „Wenn man nur einige Stücke des Problems, spezielle, lokale Fragen nimmt, dann wird das nicht funktionieren!“
Einige grundlegende Fragen müßten vorher beantwortet werden. „Zunächst einmal besteht eine Wirtschaft nicht aus Geld“, sagte er. Eine Volkswirtschaft brauche zwar Geld, um die Beziehungen zwischen den Menschen, den Regionen usw. zu koordinieren, aber die Realität einer Wirtschaft sei, daß sie eine physische Ökonomie ist, wie es das amerikanische System im Gegensatz zum heute vorherrschenden britischen System vorsehe. Um zu den Prinzipien der physischen Ökonomie zurückzukehren, müsse man das tun, was Roosevelt getan hat, und noch darüber hinausgehen, weil die heutige Lage noch viel kritischer sei als damals. „Die Regierung muß das gesamte Banken- und Zentralbanksystem unter staatliche Konkursaufsicht stellen. Nur so kann ein Superkollaps aller Banken in den USA verhindert werden. Jede einzelne von ihnen steht heute vor dem Aus“, sagte LaRouche.
Eine Konkursreorganisation habe den Hauptzweck, die normalen Funktionen dieser Banken aufrechtzuerhalten, d.h. Wirtschaft und Handel müßten weiterlaufen und die Bedürfnisse der Menschen dürften nicht vernachlässigt werden. Zur Durchsetzung solcher Maßnahmen brauche man Mut und das nötige Wissen. Dem Geld müsse beigebracht werden, was es zu tun habe. Und dazu dienten Maßnahmen wie „selektive Besteuerung, Zölle, Abgaben, Subventionen usw., damit sich das Geld daran gewöhnt, im Rahmen jener Werte zu bleiben, die tatsächlichen physischen Werten entsprechen.“ Vor allem müsse man sicherstellen, daß die nützlichen Industriebetriebe über die Preise ihrer Güter genügend Geld verdienten, daß sie überleben können. Das heißt, in einem wieder fairen (und nicht freien) Handelssystem müsse mit Hilfe von Regulierungen dafür gesorgt werden, daß kein Unternehmen seine Produkte unter den Herstellungskosten verkaufen müsse.
„Wir legen auch großen Wert auf den Erfindergeist“, sagte LaRouche. Deswegen „mögen wir große Konzerne nicht besonders, denn sie haben kein Gewissen“. Viel besser seien technologisch fortschrittliche mittelständische Unternehmen mit 200 oder höchstens 500 Beschäftigten. Darauf lasse sich ein nationales politisches System von oben nach unten aufbauen, das aber auch von unten her funktioniere. Nur so könne wieder ein Verantwortungsbewußtsein im einzelnen Bürger entstehen, der sich um die lokalen Belange seiner Nachbarschaft, seines Kreises oder Landes kümmere.
Dann sehe der Bürger die Gesellschaft wieder als einen dynamischen Prozeß. Und das sei der einzige Weg, um die faschistischen Vorstellungen Martin Heideggers von dem in die Gesellschaft „Geworfensein“ zu überwinden. Die Gesellschaft sei eben kein Hobbesscher Dschungel, in dem Konkurrenz, Diebstahl, Konflikte und Kriege natürlich und unvermeidbar erschienen.
Die Beteiligung an der Diskussion direkt im Anschluß an die Rede zeigte, wie unmittelbar LaRouche vor allem die neuen Abgeordneten im amerikanischen Kongreß angesprochen hatte. LaRouches Sprecherin Debra Freeman, die die Diskussion leitete, berichtete, daß sie von einer wahren Flut von Fragen an LaRouche überschwemmt worden sei, die überwiegend aus den Büros der „freshmen“ gekommen seien.
Entscheidend für dieses große Interesse waren auch die Aktivitäten der LaRouche-Jugendbewegung (LYM), die vor dem Webcast in Washington eine ganze Aktionswoche in und um den Kongreß veranstaltet hatte. Gruppen von LYM-Mitgliedern haben mit zahllosen Abgeordneten, Senatoren oder deren Mitarbeitern gesprochen, wobei der Belcanto-Gesang klassischer und politischer Lieder oft überhaupt erst den Zugang zu ernsthaftem Zuhören ebnete.
Eine Auswahl von Fragen von Kongreßabgeordneten drucken wir im Anhang zu diesem Artikel ab, bei denen es LaRouche besonders gut gelungen ist, scheinbar bloße Verständnisfragen auf eine höhere strategische Ebene zu heben und dadurch die Dringlichkeit und Tragweite der heutigen Krise deutlich zu machen.
Überall auf der Welt, wo Gruppen von Menschen - ob in Lateinamerika, Rußland, Asien, Afrika oder Europa - LaRouches Internetrede verfolgten, ist neue Hoffnung entstanden, daß es trotz der riesigen Probleme gelingen kann, die Welt wieder auf einen guten Kurs zu bringen. Und der Belcanto-Gesang der LYM hat entscheidend dazu beigetragen, daß viele Menschen überhaupt erst wieder ein Ohr für neue Ideen gefunden haben.
Dr. Wolfgang Lillge
Lesen Sie hierzu bitte auch:
LaRouche im Gespräch mit dem Kongreß Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 Was Lyndon LaRouche wirklich sagt Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees (in englischer Sprache) |
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |