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Aus der Neuen Solidarität Nr. 13/2007

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US-Hypothekenmarkt kollabiert - LaRouche fordert Konkursverfahren für Banken

Es ist unübersehbar: In den USA platzt die milliardenschwere Immobilienblase mit unübersehbaren Folgen für das Weltfinanzsystem. Nachdem jetzt die Banken auch den „bonitätsschwachen“, d.h. armen Bevölkerungsteilen kein Geld mehr aus der Tasche ziehen können, fällt der gesamte Hypothekenmarkt in sich zusammen.

Kaum beachtet von den Medien läuft seit mehreren Wochen eine Zusammenbruchswelle durch das ganze Weltfinanzsystem. Auslöser hiervon war einerseits der Niedergang des Yen-Carry-Trade und andererseits der Einbruch des 1,2 Bio. Dollar schweren Marktes minderwertiger Hypotheken in den USA. Dessen Folgen sind katastrophal: Allein in den ersten beiden Märzwochen verloren die weltweiten Aktienbörsen mehr als 500 Mrd. Dollar; New Century Financial, der zweitgrößte Hypothekenkreditgeber an Kunden mit schlechter Bonität in den USA, wurde ausgelöscht; der Markt für Hypothekenderivate wurde lahmgelegt, was den gesamten Weltderivatmarkt von 600 Bio. Dollar bedroht; Hedge und Mutual Funds verloren -zigmilliarden; und auch gewöhnliche Hypotheken gerieten in den Strudel, was den gesamten 10,2 Bio. Dollar großen US-Hypothekenmarkt - ein Viertel sämtlicher ausstehender Kredite in Amerika - auffliegen lassen könnte.

Aus dem Ablauf des ganzen Niedergangs wird deutlich, daß weder die Märkte noch die Regierungen diese Verluste in irgendeiner Weise einkalkuliert haben. Der einzige Ökonom, der eine solche Entwicklung vorhergesagt hat, war Lyndon LaRouche. Weder die Märkte noch die Marktteilnehmer noch die Aufsichtsbehörden werden verhindern können, daß sich diese finanzielle Desintegration bis zum Systemzusammenbruch steigert.

LaRouche hat vor drei Monaten als einziger gewarnt, daß ein Hypothekenkollaps zu einem Systemrisiko werden könnte, und keine der zuständigen Aufsichtsbehörden hielt die Abwicklung des Yen-Carry-Trade für möglich. Die „Experten“ dachten, auch wenn die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien zunähme, würde „reichliche internationale Liquidität“ die Verluste bei hypothekengedeckten Wertpapieren auffangen; stattdessen hat die Verbriefung von Hypotheken um über 60% abgenommen. Man war sicher, daß die Banken die Hypothekengeber zwingen könnten, faule Kredite zurückzunehmen; doch 38 dieser Verleiher sind schon bankrott, und einige der größten stehen unmittelbar davor. Man dachte, Hedgefonds und Anlagefonds würden einspringen und die „notleidenden Schulden“ aufkaufen; stattdessen ist die Liquidität aus diesen Märkten abgeflossen. Es sei daran erinnert, daß Hypothekenschulden die Hälfte der Anlagen im US-Bankensystem ausmachen.

Am 14. März erinnerte LaRouche an seine Warnung vom Februar 2005, welche Folgen die Schuldenkrise im globalisierten Automobilsektor, besonders bei General Motors und Ford, haben würde. „Das gesamte Finanzsystem fällt in sich zusammen“, sagte LaRouche weiter. „Man muß das zusammenbrechende Bankensystem einem Konkursverfahren unterziehen und auf Initiative der Vereinigten Staaten hin ein neues Finanzsystem schaffen. Meine Politik hätte Erfolg, aber ich bekomme noch nicht die dringend notwendige Unterstützung aus dem Kongreß, eingeschlossen die Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2008. Wenn das so bleibt, fällt das ganze System in sich zusammen, und diese Kandidaten werden bis zum Herbst diskreditiert und verhaßt sein.“

Die faulen Hypotheken

In der letzten Zeit waren es vor allem die Hypotheken an bonitätsschwache Kunden - sog. Subprimehypotheken -, mit denen man den ärmeren 30% der Bevölkerung in den USA auch noch das letzte Geld aus der Tasche zog, um die Immobilienblase aufrechtzuerhalten. Anders als gewöhnliche Hypotheken oder etwa ein Kredit zum Autokauf, die unter geregelten Verhältnissen wirtschaftlich sinnvoll sind, ist eine Subprimehypothek eher ein kriminelles Unternehmen nach Art der Kredithaie. Man schwatzt sie den Kunden mit geringem Einkommen und mangelhafter Kreditwürdigkeit auf, die dafür letztendlich 25% bis sogar 100% mehr zahlen müssen als für eine gewöhnliche Hypothek.

Damit dürfte die letzte Phase der nunmehr platzenden Immobilienblase angebrochen sein, die der frühere Notenbankchef Alan Greenspan in die Welt gesetzt hat. Nachdem die IT-Blase mit dem Crash der Technologiebörse NASDAQ im März 2000 platzte, begann der entnervte Greenspan ab Anfang 2001 damit, stattdessen systematisch eine Immobilienblase zu schaffen. Er senkte den Zinssatz 13mal, bis die Zinsen im August 2003 auf ganze 1%, den tiefsten Stand seit 40 Jahren, geschrumpft waren. Damit sanken auch, wie beabsichtigt, die Hypothekenzinsen.

Greenspan sorgte in Zusammenarbeit mit dem riesigen halbstaatlichen Hypothekenhändler Fannie Mae dafür, daß ungeheure Summen in den Immobilienmarkt flossen. Von 2001-06 wurden so 15 Bio. Dollar an neuen Hypotheken in die Welt gesetzt, dreimal mehr als in den vorangegangenen fünf Jahren. Greenspan schuf die größte Immobilienblase der Weltgeschichte, und damit erreichte er zwei Ziele:

Erstens trieb er den Preis für Häuser in begehrten Wohngegenden massiv nach oben, sodaß die Banken Hypotheken bis zu mehreren Millionen Dollar auf völlig überbewertete Häuser vergeben konnten. Sie verlangten dafür exorbitante Vorauszahlungen und konnten gewaltige Summen an Zinsen einstreichen.

Zweitens schuf er Möglichkeiten für Hausbesitzer, Hypothekenkredite auf ihre überbewerteten Immobilien aufzunehmen - wie der Volksmund sagte: „Das Eigenheim wird zum Geldautomaten.“ Allein 2005 ließen sich Amerikas Hausbesitzer so 750 Mrd. Dollar auszahlen, und ein Gutteil davon wurde für Konsum ausgegeben und half so, die zusammenbrechende Volkswirtschaft zu erhalten.

Etwa 2004 wurde Greenspan und den Banken klar, daß sie in der Mittel- und Oberschicht das Feld weitgehend „abgegrast“ hatten. Sie mußten sich nach zusätzlichen Einnahmequellen umsehen.

Sie verlegten sich auf zwei Bereiche: zum einen die Subprimehypotheken, zum anderen ungewöhnliche „alternative“ oder „exotische“ Hypotheken.

Der Schwindel mit den Subprime-Hypotheken

Die Banken bereichern sich an den einkommenschwachen Kunden der Subprimehypotheken wie Kredithaie. Es ist wie im Kasino in Las Vegas: Die Bank gewinnt immer.

Die Branche tut zwar so, als lägen die Zinsen auf Subprimehypotheken „nur“ 2-5% über den gewöhnlichen Hypotheken, aber einer Fachstudie zufolge sind es in Wirklichkeit 6% und mehr. Der Kunde muß verschiedene hohe Gebühren zahlen, und es gibt hohe Strafzinsen nicht nur auf verspätete Ratenzahlungen, sondern sogar auf die vorzeitige Ablösung des Kredits.

Zählt man alle Zusatzforderungen zusammen, kostet die Subprimehypothek oft 25%, ja bis zu 100% mehr als eine gewöhnliche. Wenn jemand die Hypothek nicht bedienen kann, sinkt seine Kreditwürdigkeit, und er muß beim nächsten Kredit noch schlechtere Bedingungen hinnehmen.

Als sie sahen, was für ein dickes Geschäft da mit den armen Leuten zu machen war, wollten die Handels- und Investmentbanken auch ein Stück vom Kuchen abhaben. So kaufte z.B. die HBSC (früher Hong Kong and Shanghai Bank) 2003 für 15,5 Mrd. Dollar den Hypothekengeber Household International und ist heute einer der drei größten Subprimehypotheken-Geber Amerikas. Von 2001-04 stieg der Anteil der Subprimehypotheken am Hypothekenmarkt von 7% auf 11%, doch von 2004-06 verdoppelte er sich beinahe von 11% auf 20%. Die Gesamtsumme der ausstehenden Subprimehypotheken stieg von 140 Mrd. Dollar im Jahr 2000 auf 1,2 Bio. Dollar 2006, wobei sich der Anstieg seit 2003 beschleunigte.

Aber im letzten Jahr kam der Umschwung. Immer mehr dieser absurden Hypotheken fallen aus. Ein hervorstechendes Beispiel ist die Stadt Sacramento in Kalifornien. Dort lag der Anteil der säumigen Zahler (mindestens 60 Tage zurück) bei Subprimehypotheken im Dezember 2005 noch bei 3,4%, schoß aber bis Dezember 2006 auf 14,1% in die Höhe. Im Grundsatz gilt dieser Trend für das ganze Land - ein klares Anzeichen dafür, daß der Laden zusammenbricht.

Die exotischen Häuserkredite

Gleichzeitig gab es einen steilen Anstieg bei „exotischen“ Krediten. Sie sind vielfältig, aber die beiden häufigsten sind die „Nurzins“- und „Minimaloptions“-Hypotheken, die beide darauf hinauslaufen, einem Kunden eine viel höhere Hypothek anzudrehen, als er sich leisten kann, indem man ihm anfänglich geringere Zahlungen abfordert.

Beim Nurzins-Kredit (Interest-Only Mortgage) wird der Kunde damit angelockt, daß der Zins auf seine Hypothek in den ersten zwei bis fünf Jahren nur bei 2-3% liegt und er in dieser Zeit nur Zinsen, aber keine Tilgung zahlen muß. Ist jedoch dieser Zeitraum vorüber, muß er Tilgung und marktübliche Zinsen zahlen. Das ist oft ein Schock, denn nicht selten muß er plötzlich 50% mehr oder noch mehr zahlen.

Eine Steigerung davon ist der Kredit mit „Minimaloption“ (Minimal Option Payment), bei dem der Kreditnehmer in den ersten Jahren nicht einmal den vollen Zins zahlen muß. Die Differenz wird auf den Gesamtkredit aufgeschlagen. Er hat also mit der Zeit nicht weniger, sondern mehr Schulden.

Die Banken stürzten sich begeistert auf das Geschäft mit solchen Krediten. 2001 machten diese beiden exotischen Hypothekentypen nur 2% aller Häuserkredite aus, inzwischen sind es 39%.

Vektoren in mehrere Richtungen

Viele faule und unsichere Hypotheken werden von den halbstaatlichen Hypothekenhändlern Fannie Mae und Freddie Mac, zunehmend aber auch von den privaten Investmentbanken zu Paketen von 100 Mio. Dollar und mehr gebündelt, und diese verkaufen sie als hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage Backed Securities, MBS) an Anleger von Renten- und Spekulationsfonds bis zu Zentralbanken, z.B. der japanischen, chinesischen oder britischen. Diese MBS-Anleihen sind zwar nominell durch die Hypotheken gesichert, stehen aber als Wertpapiere für sich, mit eigenen Renditen und Risiken. Gegenwärtig stehen MBS in einer Höhe von 6,3 Bio. Dollar aus. Diese werden nun von den Turbulenzen auf dem Subprimehypotheken-Markt in Mitleidenschaft gezogen.

Zählt man die ausstehenden Hypotheken von 10,2 Bio. Dollar und die 6,3 Bio. Dollar an MBS zusammen, so gelangt man zu einer Gesamtsumme an Immobilienwertpapieren in den USA von 16,5 Billionen Dollar. Das ist ein Drittel des ganzen amerikanischen Kreditmarktes.

Eine andere Stoßrichtung verläuft in den Derivatmarkt. Dort handelt man u.a. mit Kreditausfall-Swaps auf Subprimehypotheken wie auch auf deren MBS-Papiere. Inzwischen müssen die Verkäufer auf solche Subprime-Kreditausfall-Swaps Renditen in Rekordhöhe bieten, 20% über Renditen von Staatsanleihen. Das zeigt, daß dieser Markt eingebrochen und zahlungsunfähig ist. Diese Swaps sind Teil des Marktes der Kreditderivate, der 34 Bio. Dollar umfaßt und zu den riskantesten überhaupt gehört. Von hier ausgehend kann der ganze, mindestens 600 Bio. Dollar schwere weltweite Derivatmarkt einstürzen, und das wäre das Ende des Finanzsystems.

Hinzu kommt schließlich noch, daß die Hälfte aller 11,73 Bio. Dollar an Werten im amerikanischen Handelsbankensystem in Immobilien, vor allem Wohnhäuser, investiert ist.

So gehen also vom Subprimehypotheken-Markt Vektoren zu verschiedenen anfälligen Punkten im Finanzsystem. Höchste Zeit, daß Regierungen und andere LaRouches Lösungsvorschläge aufgreifen.

Richard Freeman

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