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Aus der Neuen Solidarität Nr. 37/2001:

Ein krasser Fall von Realitätsverweigerung

Die Weigerung, der Realität der Systemkrise ins Auge zu blicken, ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es grassiert nicht nur unter Finanzanalysten, sondern leider auch unter Politikern in verantwortlichen Positionen. Klinisch zu beobachten war es jüngst bei dem italienischen Soziologen Amitai Etzioni.


Was wußte Prometheus?
Das Prinzip der "Goldfischglases"

"Lotti, das System geht unter"

Die Grundlagen wissenschaftlicher Prognose in Zeiten der Systemkrise

Von Lyndon LaRouche

Einem Artikel in der New York Times vom 13. August nach zu schließen, hat die Realitätsverweigerung bei dem Soziologen Amitai Etzioni ein hysterisches Extrem erreicht: Er behauptet, man dürfe aus den nunmehr überwältigenden Nachrichten zu dem immer rascheren Zusammenbruch der weltweiten Finanz- und Währungssysteme keine Schlußfolgerungen über den Zustand der Wirtschaft ziehen.

Niemand könne sagen, daß die zusammenstürzende Weltwirtschaft sich nicht mehr erholen werde, behauptet er beharrlich. Um nicht mit der ängstlichen Ungewißheit leben zu müssen, ob sie nun zusammenbrechen wird oder nicht, reitet er lieber einen Generalangriff auf Prognosen im allgemeinen. Er erinnert damit an die "Wehrdienst-Drückeberger" Mitte der 60er Jahre, die jammerten: "Ich geh' nicht hin!", mit der Implikation: "Deshalb geht es mich auch nichts an."

Etzioni verbessert seinen Ruf auch nicht, wenn er sich der Times gegenüber in seinem Urteil über Prognosen auf den verstorbenen britischen Kolonialoffiziers in Afrika E.E. Evans-Pritchard beruft. E.E. war für viele Dinge berüchtigt, nicht zuletzt für jenes bedauernswerte Produkt seiner Familie, den britischen Journalisten Ambrose Evans-Pritchard.

Etzionis Realitätsverweigerung sollte den besonders einsichtsvollen Leser an den Fall des Mannes erinnern, der erfährt, daß seine (Hunde)-Ehefrau Welpen geboren hat, und immer wieder sagt: "Das habe ich unmöglich vorhersehen können!"

Ich habe regelmäßig erfolgreich zutreffende Vorhersagen gemacht, aber ich habe dabei präzise die Elemente in dem Prozeß beschrieben, die unausweichlich einen fortdauernden, langfristigen Niedergang in eine Existenzkrise des Weltfinanzsystems bewirken. Die meisten meiner vermeintlichen Konkurrenten haben mich für diesen Erfolg scharf angegriffen, und viele von ihnen gingen sogar so weit, zu behaupten, die Weltwirtschaft werde immer neue Höhen des Wohlstands erklimmen. Mit der Zeit stellte sich dann heraus, daß meine sogenannten Kritiker in moralischer Hinsicht scharenweise junge Hunde in die Welt gesetzt hatten. Angesichts ihrer leidenschaftlichen Realitätsverweigerung wäre ihre Reaktion darauf wahrscheinlich, die Welpen sofort für ein Studium an der Harvard-Universität anzumelden: H.G. Wells' Insel des Dr. Moreau läßt grüßen.

Das Spektakel, das Etzioni und seinesgleichen aufführen, läßt sich also durchaus in ein herzerfrischendes Gelächter verwandeln, das uns hilft, etwas von dem angehäuften Müll in den Köpfen der Schüler wegzuräumen. Zugegeben, Etzioni ist ein aufgeblasener Narr, da würden Rabelais und Cervantes sicherlich zustimmen - die Frage ist aber: Welchen Nutzen ziehen die Schüler aus dem erheiternden Anblick, den er bietet?

Auf's Wesentliche reduziert, sollte man aus dem sprichwörtlichen Exempel, das Etzioni statuiert, die folgende Lehre ziehen.

Was wußte Prometheus?

Wie jeder kompetente Prognostiker weiß, hat unsere Fähigkeit, Dinge präzise vorherzusagen - ob in der sog. Naturwissenschaft oder im Hinblick auf zukünftige geschichtliche Entwicklungen - , mehrere ziemlich genau festgelegte äußere Grenzen. Ich fasse die Natur dieser Grenzen kurz zusammen und wende mich dann den Schlußfolgerungen zu, die man daraus für die auf uns einstürzenden, verheerenden wirtschaftlichen Entwicklungen ziehen sollte.

Erstens müssen wir, wenn wir die Euklidische Schulgeometrie als Ausgangspunkt für Vergleiche irgendwelcher Prozesse des realen Lebens verwenden, immer voraussetzen, daß irgendwelche axiomartige Eigenschaften des Universums existieren, die wir noch nicht kennen. Das heißt nicht, daß wir keine kompetenten Vorhersagen machen können; es heißt nur, daß unsere Kompetenz bei der Vorhersage von unserem Verständnis der Bedeutung dieser noch zu entdeckenden Axiome abhängt.

Zweitens müssen wir speziell bei der politisch-ökonomischen Vorhersage einen besonderen zusätzlichen Faktor berücksichtigen: das, was man den "freien Willen" nennt. Die Existenz des "freien Willens" des einzelnen bedeutet aber nicht, daß keine sinnvolle Vorhersage möglich wäre. Auch im Bereich des menschlichen "freien Willens" gibt es Axiome, im gleichen Sinne, wie wir in der mathematischen Physik von "Axiomen" sprechen.

Die allgemein zugänglichen Veröffentlichungen der letzten mehr als 30 Jahre - darunter meine eigenen zutreffenden langfristigen Vorhersage des späteren Zusammenbruchs des alten Bretton-Woods-Systems im August 1971 - belegen meinen Erfolg als dauerhaft erfolgreichster Langzeit-Wirtschaftsprognostiker der vergangenen vier Jahrzehnte. Offensichtlich habe ich etwas Wichtiges gewußt, was meine Konkurrenten und Gegner im Bereich der politischen Ökonomie nicht wußten.

Der Grund für meinen herausragenden Erfolg als Wirtschaftswissenschaftler liegt in der Art und Weise, wie ich die betreffenden politisch-ökonomischen Prozesse als "Systeme" definiert habe. Meine Methode bestand darin, die vorherrschenden eingebauten Axiome des Wirtschaftssystems aufzuspüren. Ich habe untersucht, welche Axiome falsch waren, und gleichzeitig auch betont, welche zusätzlichen Axiome berücksichtigt werden müssen, wenn man die tatsächlichen langfristigen Auswirkungen bestimmter politischer Entscheidungen vorhersagen will.

Manchmal, in eher seltenen Fällen, konnte ich ein wichtiges relativ kurz- bis mittelfristig bevorstehendes Ereignis ausmachen. So sagte ich im November-Dezember 1979, daß die Rezession, die Präsident Jimmy Carter später die verheerende Wahlniederlage bescherte, im Februar 1980 beginnen und wahrscheinlich bis Mitte 1982 andauern würde. Auch sagte ich im Frühjahr 1987 voraus, daß wahrscheinlich Mitte Oktober 1987 die schlimmste Krise der amerikanischen Finanzmärkte seit 1971 eintreten würde. Und ich warnte im Präsidentschaftswahlkampf 2000 vor der Finanzkrise, die etwa zu der Zeit, als George W. Bush jun. das Präsidentenamt antrat, mit voller Wucht zuschlug. In der Regel jedoch waren meine Vorhersagen keine kurzfristigen, sondern langfristige Prognosen der systemischen Trends im Wirtschaftsprozeß als ganzem.

Um zu erklären, in welchem Sinn der technische Ausdruck "systemisch" hier verwendet wird, verweise ich auf das Beispiel der gängigen Euklidischen Schulgeometrie. Diese ganze Geometrie beruht auf einer Ansammlung voneinander abhängiger sog. Definitionen, Axiome und Postulate. In diesem Fall sind diese Annahmen reine "Elfenbeinturm"-Annahmen. Sie werden "selbstevident" genannt, weil sie mit der naiven Überzeugung des leichtgläubigen Schülers übereinstimmen, seine Sinne seien eine Art Fenster, durch das er die Welt außerhalb seiner selbst sehen könne. Noch heute beruhen die verbreitetsten mathematischen Systeme auf ähnlichen Grundannahmen.

Ein Mensch mit schlechter Bildung - selbst wenn er die Last eines Professorentitels trägt - geht davon aus, daß nichts existiert außer dem, was innerhalb der mathematischen Physik, die seine angenommene Kombination von Elfenbeinturm-Definitionen, -Axiomen und -Postulaten erlaubt, zugelassen ist. Entgegen solchen Professoren war die Geschichte des Fortschritts der modernen physikalischen Wissenschaft immer im wesentlichen eine Abfolge von Konflikten zwischen dem gerade populären Äquivalent einer mathematischen Physik und der experimentellen Wirklichkeit, die diese Mathematiker in ihr gerade modisches System hineinzuzwängen versuchten.

Das Resultat dieser harten Kollisionen zwischen elfenbeinturmartigen mathematisch-physikalischen Systemen und der experimentellen Wirklichkeit ist das, was wir die physikalische Wissenschaft nennen: das Umstoßen und Ersetzen einiger zuvor besonders "heiliger" Annahmen allgemein akzeptierter mathematischer Systeme durch die Entdeckung eines experimentell nachgewiesenen universellen physikalischen Prinzips. Die Kombination aus dem Tilgen falscher Annahmen und Hinzufügen notwendiger Entdeckungen bewiesener universeller physikalischer Prinzipien definiert eine Systemveränderung: eine Veränderung der Axiome, die das Verhalten dieses Systems bestimmen. Das ist das wesentlichste, definierende Merkmal aller Anwendungen der experimentellen wissenschaftlichen Methode.

Ich habe seit den Anfängen meiner eigenen Entdeckungen in der Wissenschaft der physischen Wirtschaft nichts anderes getan, als diese Definition der stets revolutionären experimentellen Physik auf die Betrachtung politisch-ökonomischer Systeme anzuwenden. Deshalb würde ich es niemals wagen, eine Vorhersage zu veröffentlichen, wenn diese nicht auf den unausweichlichen Implikationen einiger axiomatischer Merkmale des untersuchten politisch-wirtschaftlichen Systems beruht.

Das Prinzip der "Goldfischglases"

Der nächste zu behandelnde Punkt nimmt die Form einer recht offensichtlichen Frage an: "Wie frei ist eigentlich der freie Wille?" Zur Verdeutlichung dieser Frage diskutierte ich mit Studenten oft über die weitverbreitete Annahme, daß ein Goldfisch, den man aus seinem Glas in einen Teich kippt, weiter versuchen wird, innerhalb der Grenzen seiner Schüssel zu schwimmen. Die Menschen tun meistens etwas Ähnliches.

Nehmen wir die "öffentliche Meinung" als Beispiel für das heute übliche Verhalten der meisten Amerikaner nach dem "Goldfischprinzip". Das meiste, was amerikanische Kinder, Jugendliche und Erwachsene heute denken, unternehmen oder unterlassen, wird von der Sorge beherrscht, sich in einer bestimmten, ausgewählten Bevölkerungsschicht "nicht unbeliebt zu machen".

Beispielsweise bei der Kleidung, die sie tragen, bei ihren bevorzugten Freizeitbeschäftigungen und bei den Meinungen, die sie zum Besten geben, denken die meisten Leute meistens überhaupt nicht nach - sie tun, was alle tun, um nicht negativ aufzufallen. Auf den Punkt gebracht: Das Verhalten der meisten Menschen ist nicht rational, sondern meistens reine Anpassung und Anbiederung. So ist es auch insbesondere unmöglich, die Geschichte der Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert zu verstehen, wenn man nicht berücksichtigt, wie einflußreiche Finanzinteressen ihre Kontrolle über die Massenmedien - die sog. Unterhaltungsmedien und die davon kaum noch zu unterscheidenden Nachrichtenmedien - hierzulande einsetzen.

Mittels kontrollierter Massenmedien, Schulen usw. sind Meinung und Verhalten der meisten Amerikaner im Endeffekt ganz ähnlich geprägt, wie früher die römischen Kaiser über Mechanismen wie abstruse Religionen und "Brot und Spiele" die öffentliche Meinung der Römer kontrollierten. "Brot und Spiele" sollte übrigens die sensibleren Mitglieder der heutigen Gesellschaft an Massensportveranstaltungen - insbesondere Sportarten mit Körperkontakt bis hin zur blutigen Gewalt - im Stadion und auf dem Bildschirm erinnern.

Das individuelle Verhalten und Massenverhalten der Menschen ist nicht nur auf eine Weise und in einem Ausmaß manipuliert - es entspricht praktisch einer "Gehirnwäsche" - , die meistens weit über das hinausgehen, von dem sich die große Mehrheit der Menschen eigenständig befreien können. Das Akzeptieren solcher induzierter Überzeugungen bildet auch einen wesentlichen inhärenten Bestandteil des politisch-ökonomischen Systems. Diese Überzeugungen werden damit integraler Bestandteil eines inhärent vorhersagbaren Systems des Massenverhaltens. Aber natürlich ist das noch nicht das letzte Wort, sonst hätte sich die Menschheit auf diesem Planeten schon längst selbst vernichtet.

In sozialen Prozessen, wie z.B. politisch-ökonomischen Prozessen, gibt es ebenso wie in der allgemein anerkannten Kategorie der physikalischen Wissenschaft die Alternative Fortschritt oder Rückschritt (Degeneration). Gesellschaften schreiten voran oder entwickeln sich zurück; die USA etwa erlebten in den letzten ca. 35 Jahren einen kulturellen, moralischen, physischen und wirtschaftlichen Niedergang.

So wie die Entdeckung eines universellen physikalischen Prinzips die charakteristischen Eigenschaften der gesamten betreffenden Wissenschaft verändert, so gibt es auch Veränderungen der axiomatischen Glaubensstruktur, die entweder eine Gesellschaft voranbringen - so wie Präsident Franklin Roosevelt die USA als System aus dem Ruin des Coolidge-Erbes rettete - oder die Gesellschaft in ein relativ degeneriertes System überführen - so wie Nixons "Südstaatenstrategie" von 1966-68 den Niedergang hervorrief, unter dem die meisten Menschen, insbesondere die unteren 80 Prozent der Bevölkerung Amerikas, die niedrige Einkommen der beziehen, heute leiden.

Die wichtigsten Entwicklungen in der Geschichte sind diese qualitativen Veränderungen der Eigenschaften der Gesellschaft als System; entweder werden schlechte Axiome überwunden, wie von Präsident F.D. Roosevelt, oder sie werden eingeführt, wie von den Präsidenten Nixon und Carter. Kompetente langfristige Vorhersagen sind darauf begrenzt, die Aufmerksamkeit auf solche axiomatischen Bruchpunkte zu lenken, an denen ein System von seinen gegenwärtigen funktionellen Merkmalen in ein besseres oder schlechteres System übergeht.

Das sollte man unter dem Begriff "systemische" oder "Systemkrise" verstehen.

Solche Wendepunkte lassen sich voraussehen - nicht durch Kaffeesatzlesen, sondern durch ein Verständnis, wie gegenwärtige Trends das System auf einen Bruchpunkt hinsteuern. Mit anderen Worten, der von diesem Standpunkt aus arbeitende Prognostiker berücksichtigt zwar die Verhaltensmuster der Bevölkerung bei ihren freien Entscheidungen, aber er stützt seine Vorhersage nicht auf den Willen dieser handelnden Personen in der Gesellschaft, sondern auf die widersprüchlichen Auswirkungen, die dieses Willensmuster hervorruft.

Aus Gründen, die ziemlich offensichtlich sein sollten, sind die Zyklen der Veränderung einer Gesellschaft gewöhnlich eng verbunden mit der Zeitspanne von der Geburt bis zum Erwachsenwerden einer neuen Generation.

Hinzu kommt, daß in jeder Volkswirtschaft die wichtigsten Investitionen - nicht im Sinne von Geld an sich, sondern Investitionen physischen Kapitals - mehr oder weniger langfristige Investitionen sind. Der wichtigste, bedeutendste Faktor einer Volkswirtschaft ist die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur, die etwa die Hälfte der notwendigen Gesamtinvestitionen einer gesunden Volkswirtschaft ausmachen. In diesem Bereich muß der Nationalstaat ein vorherrschende Rolle spielen. Der andere Hauptfaktor sind Investitionen in wissenschaftlichen und technischen Fortschritt; darüber habe ich in meinen großen Veröffentlichungen geschrieben.

"Lotti, das System geht unter"

Um zu verstehen, wie Systemkrisen auftreten, und was es bedeutet, wenn sie auftreten, müssen wir mit der folgenden Definition eines Bruchpunkts in der Existenz eines fortdauernden Systems beginnen.

Man denke sich die axiomatischen Grundannahmen einer bestimmten Kultur zu einem bestimmten Zeitpunkt als Ansammlung von Gewohnheiten, welche die Grundtendenz der Willensentscheidungen der Menschen innerhalb des Systems bestimmen. Demnach findet sich der Bruchpunkt für ein System in jenen Umständen, wo die Reaktion der Natur, der Menschen oder eine Kombination von beidem aus den bisher existierenden Regeln des Systems ausbrechen.

Nehmen wir den Fall der Französischen Revolution 1789-94 und ihr Nachspiel Napoleon.

Der Dreh- und Angelpunkt, um den sich die Französische Revolution entwickelte, war der Vorstoß hin zur amerikanischen Unabhängigkeit, der nach der militärischen Niederlage der Franzosen 1763 erstmals auftauchte. Als die Briten davon ausgingen, daß sie nicht mehr auf die Mitwirkung der Amerikaner angewiesen waren, um die Franzosen zu besiegen, wollte die britische Monarchie die Amerikaner niederschlagen. Weitgehend aufgrund der Arbeit Benjamin Franklins fanden die Amerikaner einen natürlichen Verbündeten in der damals blühenden klassischen kulturellen Renaissance in Europa. Durch diese klassische, antiromantische Bewegung in Europa waren die Amerikaner in der Lage ihren unvermeidlichen Kampf gegen ihren Unterdrücker, die britische Monarchie, zu führen. Viele Teile Europas unterstützten die Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776; der wichtigste war Frankreich, der damals technisch fortschrittlichste und mächtigste Staat auf dem Kontinent.

Mit Cornwallis' Niederlage und den Friedensverhandlungen von 1782-83 sicherten sich die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit, aber der britische Staat ging unter der Führung des Monsters Lord Shelburne und seines Mitarbeiters Jeremy Bentham daran, mit Hilfe der Bestimmungen des Shelburne-Vertrages 1782 und des Vertrages von 1783 Frankreich von innen heraus zu zerstören. Verräterische Elemente in Frankreich mit den Physiokraten im Mittelpunkt wurden unter Leitung Shelburnes u.a. von London aus eingesetzt; dazu gehörten auch die in London ausgebildeten Terroristen Marat und Danton.

Aufgrund der Dummheit König Ludwigs XVI. gelang es den britischen Agenten, die neue französische Verfassung zu verhindern und den Sturm auf die Bastille vom 14. Juli 1789 zu inszenieren, welcher die Terrorfraktion von Philippe Egalité, Jacques Necker, Marat u.a. an die Macht brachte. Das Regime des Terrors dauerte etwa fünf Jahre und ebnete den Weg zur Gründung der ersten modernen faschistischen Diktatur in Europa unter dem Romantiker und selbsternannten Kaiser Napoleon Bonaparte - welcher nicht nur dem faschistischen Regime Napoleons III., sondern auch Mussolini und Hitler zum Vorbild diente.

Schuld an der Zerstörung Frankreichs war die "Freihandels"-Doktrin, die dem Land auf Initiative Shelburnes und unter Mitwirkung der inhärent korrupten Physiokraten aufgezwungen wurde. Der Bankrott der französischen Monarchie, der ausschließlich ein Resultat der "Freihandels"-Politik war, bildete den Bruchpunkt, an dem Frankreich in jenen schicksalhaften Wochen des Frühsommers 1789 die Wahl zwischen zwei neuen Wegen hatte: einer konstitutionellen Monarchie auf der Grundlage des amerikanischen Modells oder einer blutigen, protofaschistischen Tyrannei, die viele der besten vorhandenen und potentiellen Führungspersönlichkeiten Frankreichs den Kopf kostete.

Da die Beziehung des Menschen zur Natur die Grundlage bildet, von der die Existenz der Gesellschaft abhängt, ist es gewöhnlich das Zusammentreffen kombinierter Trends in der politischen und der physischen Ökonomie, der die Umstände schafft, unter denen es zu Umwälzungen zu einem besseren oder einem schlechteren System kommt.

Wir befinden uns jetzt an einer solchen Wegkreuzung. Wir haben den Punkt erreicht, an dem das gegenwärtige weltweite Finanz- und Währungssystem nicht mehr gleichzeitig mit der für das Wohlergehen der Menschen und ihre Zukunft notwendigen physischen Wirtschaft existieren kann. Das definiert einen Punkt, an dem wir entweder die Fesseln der in den letzten gut 30 Jahren aufgebauten Gewohnheiten abschütteln oder alle dem schlimmsten Schicksal ins Auge blicken müssen, das man sich vorstellen kann.

Unter diesen Umständen bieten uns die hysterischen Prediger der Realitätsverweigerung, für die der unglückliche Etzioni typisch ist, einen Einblick in jene Geisteskrankheit, die schreit: "Nein! Es darf nichts geändert werden!", wenn der hartnäckige Widerstand feiger Narren gegen den Gedanken an Veränderung selbst eine schlimmere Bedrohung für die Zivilisation ist, als es Adolf Hitler in den 30er Jahren war.

 

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