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Neue Solidarität
Nr. 8, 23. Februar 2017

Neues von der Seidenstraße

Donau-Morava-Vardar-Kanal wieder auf der Tagesordnung

Die Donau-Morava-Vardar/Axios-Wasserstraße, die die Donau mit dem Ägäischen Meer verbinden soll und Teil des Programms des Schiller-Instituts für den Wiederaufbau der Balkanregion ist, steht wieder auf der Tagesordnung. Sputnik berichtet, daß der griechische Premierminister Alexis Tsipras am 2. Februar während seines Staatsbesuchs in Serbien erklärte, die beiden Seiten hätten vereinbart, ihre „globalen“ Ideen zu entwickeln. Dazu gehören der Ausbau der Eisenbahnverbindung zwischen Belgrad und Thessaloniki und der Bau der Wasserstraße zur Verbindung von Donau und Ägäis (siehe Abbildung). Tsipras sagte, das Projekt könne „die Geographie des Balkan verändern“.

Karte: EIR
Existierende und vorgeschlagene Wasserstraßen in Südosteuropa, rechts die Donau-Ägäis-Wasserstraße zwischen Belgrad und Thessaloniki.
Quelle: EIRNA-Studie „Die eurasische Landbrücke“, November 1996

Der Sputnik-Bericht gibt einen Überblick über die Geschichte des Projektes, angefangen 1904, als Nikola Stamenkovic von der Technischen Fakultät der Belgrader Universität es erstmals vorschlug. Ein amerikanisches Unternehmen aus New Jersey legte dann 1908 eine Dokumentation über die Wasserstraße vor, die den Weg für eine serbisch-türkische Vereinbarung über den Bau bereitete. Dieser wurde 1909 begonnen, aber dann durch die Balkankriege unterbrochen. (Nicht erwähnt wird in dem Bericht ein Treffen amerikanischer und russischer Unternehmen 1908 in St. Petersburg, die den Kanal bauen wollten.)

1961 arbeiteten Jugoslawien und Griechenland ein neues Projekt aus, und 1973 besuchten Experten der Vereinten Nationen Jugoslawien, um das Projekt abzusegnen. Anschließend bewilligte die Europäische Gemeinschaft Mittel für den Ausbau des Vardar - der in Griechenland Axios heißt -, aber all das wurde 1990 im Kontext der Kriege beim Zerfall Jugoslawiens eingestellt.

2013 wurde das Projekt vom serbischen Minister für Rohstoffe und Bergbau Milan Bacevic wieder aufgegriffen, der heute Serbiens Botschafter in China ist. Mitte 2013 untersuchte das chinesische Unternehmen China Gezhouba die Morava und erstellte eine Machbarkeitsstudie über den Bau des Kanals, und 2014 stellten zwei serbische Professoren bei einer Konferenz des Schiller-Instituts in Frankfurt über das Potential der Neuen Seidenstraße, das Projekt vor (siehe Neue Solidarität 47/2014).

Wie Sputnik berichtet, zeigte die chinesische Machbarkeitsstudie erstmals, daß die vorgeschlagene Wasserstraße realisierbar und wirtschaftlich sinnvoll ist, was die logistischen Kosten, die Stromerzeugung und gewisse Umweltbedenken angeht.

Im November 2016 wies Serbiens Präsident Tomislav Nikolic während seiner Gespräche mit dem makedonischen Präsidenten Ivanov auf die Bedeutung des Projektes hin und erklärte, dies sei eine historische Chance für die Region, die Serbien und Makedonien nicht verpassen dürften. Nikolic gab auch bekannt, daß China bereit sei, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, wenn Serbien, Makedonien und Griechenland zu einer Einigung gelangen.

In einem Interview mit Sputnik Serbien sagte Miodrag Jovanovic von der Baufakultät der Belgrader Universität, Serbien allein könne es sich nicht leisten, die Donau-Morava-Vardar/Axios-Wasserstraße zu bauen und zu unterhalten, doch mit chinesischer Unterstützung sei es möglich. Er verwies dazu auf die chinesische Beteiligung am griechischen Hafen Piräus (67%) als Vorbild.

* * *

Kernkraft ist die einzige gangbare Option für Südafrika

Die Entwicklung der Kernenergie stand schon immer hoch auf der Tagesordnung der Republik Südafrika, aber sie wurde immer wieder sabotiert - von „Umweltschützern“ aus ideologischen Gründen und von den internationalen Banken wegen des schlechten „Kreditratings“ das Landes. Aber als Mitglied der BRICS und ihrer Neuen Entwicklungsbank könnte Südafrika nun wichtige Kredite für Kernkraftprojekte ohne die restriktiven Auflagen der westlichen Banken erhalten.

Südafrikas Energiebedarf ist enorm, aber es gibt bisher nur ein Kernkraftwerk - das einzige auf dem gesamten afrikanischen Kontinent - und die Wirtschaft arbeitet vor allem mit Kohlestrom. Nun plant die Regierung den Bau von drei Kraftwerken mit bis zu drei Reaktoren pro Standort, deren Bau noch in diesem Jahr beginnen soll.

In diesem Kontext gehen die Fürsprecher der Kernenergie nach jahrelanger Zurückhaltung in die Offensive. Der Experte Dr. Kelvin Kemm, Vorstandschef des Beratungsbüros Nuclear Africa, verweist darauf, daß das Kernkraftwerk in Kapstadt die Hälfte des Stroms für die westliche Kapregion erzeugt - so, als würde die Hälfte des Stroms für London aus Rom geliefert. Südafrika brauche mehr Kernkraft „für wichtige industrielle Infrastruktur wie Minen und Häfen, und um elektrische Züge durch ein Land zu betreiben, das so groß ist wie Westeuropa“.

Kemm warnte davor, Südafrikas Stromversorgung hauptsächlich auf „erneuerbare“ Energien wie Wind- und Solarkraft umzustellen. Einer der Tricks der Antikernkraft-Lobby sei es, die hohen Investitionskosten für den Bau eines Kernkraftwerks herauszustellen, ohne den günstigeren Strompreis über die Gesamtlaufzeit von ca. 50 Jahren zu berücksichtigen.

Auch der Energieberater Rob Jeffrey warnt in einem Artikel in den südafrikanischen Engineering News vom 23. Januar, sich zukünftig weitgehend auf Sonne und Wind zu verlassen und Kohle und Kernkraft zu beschränken, könne „Südafrikas Pläne zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut untergraben“.

Wind liefere höchstens 35% der Zeit Strom, Solaranlagen sogar nur 26%. Deutschlands Energiewende „gilt inzwischen als völliger Fehlschlag“. Die Strompreise in Deutschland und Dänemark seien 65% höher als im nuklearen Frankreich und die höchsten in Europa.

Der russische Staatskonzern Rosatom hat angeboten, Kernkraftwerke für Südafrika zu bauen, ebenso wie Frankreichs Areva und kanadische, südkoreanische und chinesische Unternehmen. Die Regierung könnte schon in den kommenden Monaten die ersten Aufträge vergeben. Hoffentlich wird Südafrika auch seine eigenen Arbeiten an der Kugelhaufen-Technik für Hochtemperaturreaktoren wieder aufgreifen.