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Neue Solidarität
Nr. 30, 27. Juli 2017

Bankentrennung ist das Geheimnis der chinesischen Kreditpolitik

Im letzten Jahrzehnt haben Chinas Banken etwa 10 Bio.$ Kredit geschöpft. Im selben Zeitraum gaben die Finanzinstitutionen der transatlantischen Welt plus Japan mehr als 15 Bio.$ für Liquiditätspumpen (Quantitative Erleichterung, QE) aus. Aber während Chinas Kredit in produktive Bereiche fließt, diente das westliche QE-Geld – 50% mehr als China – ausschließlich dazu, die spekulative Finanzblase wieder aufzupumpen.

So wurde China zum Motor der Weltwirtschaft, da ein steigender Anteil seines Kredits im Rahmen der Gürtel- und Straßen-Initiative ins Ausland fließt und in moderne Infrastruktur und die fortschrittlichsten Forschungszweige der Welt – Raumfahrt, Kernfusion etc. – investiert wird. Der Westen hingegen erlebt einen massiven Verfall von Industrie und Infrastruktur, wachsende Armut, hohe Arbeitslosigkeit, und viele wissenschaftliche Vorhaben werden aufgegeben.

Der wichtigsten Grund dafür ist, daß Chinas Banken faktisch einer Glass-Steagall-Bankentrennung unterliegen, während westliche Banken dereguliert sind und dem „Universalbankmodell” folgen. Ironischerweise führte China diese Regelungen im gleichen Zeitraum ein, als die USA den Glass-Steagall-Standard aufgaben, und seither widersteht China allem westlichen Drängen, sie wieder abzuschaffen. Unter dem Chinesischen Bankengesetz von 1995 ist es öffentlichen wie privaten Geschäftsbanken verboten, „sich an Börsengängen zu beteiligen oder als Broker-Händler auf dem Aktienmarkt zu agieren – die beiden größten Einnahmequellen für Wertpapierfirmen“, wie es in einem Artikel in der Financial Times vom 5. April 2016 hieß.

Druck, die Trennung aufzuheben und auf „Universalbanken“ umzustellen, kam 2003-04 und erneut 2015 auf, als die Bankengewinne fielen, dem wurde aber nicht nachgegeben. Tatsächlich beschleunigte sich sogar das Wirtschaftswachstum nach jeder Entscheidung für strikte Bankentrennung. Es gibt in Chinas Wirtschaft auch Blasen, aber der Geschäftsbanksektor ist im großen und ganzen gegen eine Krise in der Finanzwirtschaft abgekapselt.

Eine Folge davon ist, daß Chinas große Geschäftsbanken viel aktiver im Kreditgeschäft sind und einen weitaus größeren Anteil an Einnahmen aus Kreditzinsen haben als amerikanische oder europäische Megabanken. So betrug 2015 das außerzinsliche Einkommen 50-60% der Einnahmen von HSBC, JPMorgan Chase, Deutsche Bank und Citibank, dagegen unter 20% von Bank of China, China Construction Bank und Agricultural Bank of China, und 30% der Commercial und Industrial Bank of China. Und trotz ihres enormen Beitrags zur globalen Kreditvergabe entfallen auf die chinesischen Geschäftsbanken nicht einmal 3% der weltweiten Derivatverpflichtungen der Großbanken.

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