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Neue Solidarität
Nr. 15, 11. April 2012

„Wir brauchen ein anderes Menschenbild“

Der Schlußabschnitt der Berliner Konferenz des Schiller-Instituts befaßte sich mit dem Thema „Die kommende humanistische Renaissance“. Helga Zepp-LaRouche leitete ihn mit den folgenden Bemerkungen ein. Anschließend sprachen die italienische Sopranistin Antonella Banaudi und der schwedische Tenor Raymond Björling über ihre persönlichen Erfahrungen mit klassischer Musik.

Der heutige Panel wird sich mit der Frage der Identität des kreativen Menschen beschäftigen, denn das ist letztlich das Zentrum der kommenden Renaissance, die wir haben müssen. Aber bevor wir mit diesem Thema beginnen, muß ich doch noch mal an die Diskussion von gestern erinnern.

Leider ist es so, daß ich absolut keine Entwarnung geben, keinen Moment oder kein Jota von der Dringlichkeit der Kriegsgefahr zurücknehmen kann, im Gegenteil. Die Ereignisse der letzten 24 Stunden deuten eigentlich eher darauf hin, daß wir wirklich in einem ganz kurzfristigen Countdown und Showdown sind für eine militärische Konfrontation, mit all den Konsequenzen, über die ich gestern gesprochen habe, und auch mein Ehemann, Lyndon LaRouche.

Unglücklicherweise ist es so, daß [US-Außenministerin] Hillary Clinton auf der Konferenz der sogenannten „Freunde Syriens“ in Tunesien eine wirklich absolut abscheuliche Bemerkung gemacht hat, indem sie Rußland und China angegriff wegen ihres Vetos im UN-Sicherheitsrat.

Das ist besonders tragisch, denn Hillary Clinton hat in der Obama-Administration bisher eigentlich eine vernünftigere Rolle gespielt, indem sie vor allen Dingen die Beziehungen zu Rußland in dem Verhältnis zu Außenminister Lawrow besonders betont hat und Kanäle offen gehalten hat, oder mindestens dachte sie, daß sie das tut. Aber offensichtlich ist der Druck jetzt so, daß sie wirklich voll eingeschwenkt ist auf die britische Linie: Regimewechsel in Libyen, Regimewechsel in Syrien, Regimewechsel und schlimmeres mit dem Iran. Und das ist wirklich eine ganz, ganz dramatische Entwicklung.

Dazu kommt, daß die Angriffe auf den amerikanischen Generalstabschef Dempsey auch eskalieren und von allen möglichen britisch dominierten Medien verlangt wird, daß er zurücktreten soll, weil er gesagt hat, der Iran sei ein rationaler Faktor, mit dem man verhandeln könne. Ich kann Ihnen eines sagen, nämlich, daß in dem Augenblick, wo Dempsey aus dem Amt vertrieben werden sollte, die Chance, daß es zum Dritten Weltkrieg kommt, sehr sehr direkt wahrscheinlich wird.

Auch gibt es von der Seite von Ministerpräsident Putin einige weitere deutliche Warnungen. Er hat sich z.B. in der geschlossenen Stadt Sarow mit führenden Militärs getroffen und dort noch einmal darauf hingewiesen, daß die Idee, daß die russischen Militärkapazitäten veraltet wären, was so als Linie ausgegeben würde, das sei absolut nicht richtig. Und er hat noch einmal gewarnt, daß wenn Israel sich auf diesen Kurs weiter einläßt, daß es sich am Ende irgendwo im tiefen Ozean wiederfinden könnte, was wirklich eine sehr klare Sprache spricht.

Dann ist sehr wichtig, daß die Los Angeles Times und die New York Times Artikel hatten über die Einschätzung des National Intelligence Estimate, also des Dachverbands der amerikanischen Geheimdienste, die im Oktober 2011 noch einmal ihre frühere Einschätzung von 2007 bestätigten, daß der Iran seit 2003 kein militärisches Atomprogramm verfolgt. Und es gibt ja auch die kürzliche Äußerung von Generalstabschef Dempsey, daß der Iran nach bestem Wissen im Augenblick kein Atomwaffenprogramm verfolgt.

Also mit anderen Worten, das ist ein Kampf, der wirklich extrem angespannt ist, und jeder, der die Lage verfolgt, muß wirklich zu dem Schluß kommen, daß wir uns am Rande einer Katastrophe befinden.

Ich würde Sie also wirklich bitten, daß Sie den Aufruf, den ich schon im November letzten Jahres veröffentlicht habe, über die Notwendigkeit, den Dritten Weltkrieg zu stoppen, daß Sie sich den von der BüSo-Seite herunterladen [siehe http://www.bueso.de/weltkriegsgefahr, d. Red.], und ihn nicht nur unterschreiben, sondern daß Sie auch helfen, ihn zu verbreiten. Denn es muß eine Öffentlichkeit dafür hergestellt werden, daß diese Kriegsgefahr akut besteht. Und wenn ich sage Kriegsgefahr, dann meine ich nicht nur irgendeinen Krieg im Nahen Osten, ich meine, daß die Gefahr eines thermonuklearen Krieges besteht, und daß dann, wenn es dazu kommen sollte, wenn überhaupt etwas von der Menschheit übrig bleibt, das nicht besonders viel sein wird.

Wertewandel ist nötig

Vor diesem Hintergrund kann ich nur noch einmal sagen, daß ein Paradigmenwandel, ein vollkommen anderes Menschenbild als das, was mit diesem System der Globalisierung, dem System des Empires, des oligarchischen Modells verbunden ist, dringend notwendig ist...

Wir brauchen eine Rückbesinnung auf die Hochphasen der universellen Menschheitsgeschichte, wir müssen anknüpfen an ein Menschheitsbild, wie es war bei der griechischen Klassik, Platon, den Vorsokratikern, Augustinus, Nikolaus von Kues, der italienischen Renaissance, der deutschen Klassik, Jeanne d’Arc, der Ecole Polytechnique, der Gupta-Periode in Indien, dem Konfuzianismus in China und allen anderen Hochphasen jeder einzelnen Kultur. Und aus diesen Hochphasen müssen wir eine neue Renaissance schaffen, indem wir genau dasselbe machen wie in allen klassischen Perioden und Renaissance-Perioden in der Menschheitsgeschichte, daß man nämlich angeknüpft hat an dem höchsten, was die Menschheit bis zu dem Zeitpunkt hervorgebracht hat, und dann durch die Ausbildung in diesen Ideen die nächste Stufe erreicht hat.

Und ich denke, daß wir aus dieser existentiellen Krise der Menschheit nur herauskommen werden, wenn wir uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit einigen können - daß wir sagen, wir werden aufhören mit imperialen, geopolitischen, chauvinistischen, rassistischen, kolonialistischen und ähnlichen Ambitionen, und daß wir einfach sagen: Wir als Menschheit sind durch höhere Ziele verbunden als das, was uns trennen könnte in kleinlichen Interessen sogenannter geopolitischer Prägung.

Die gemeinsamen Ziele der Menschheit, das haben wir ja gestern gehört und das haben wir heute morgen gehört, das ist im Grunde die nächste wissenschaftliche Avantgarde in der Entwicklung der Arktis, in der Entwicklung der bemannten Raumfahrt. Aber es muß verbunden sein mit einer humanistischen Renaissance, die das Ideal der Menschheit dahin weiterbringt; daß wir sagen, die Demokratie ist genau das, was Platon oder Thukydides, der erste Geschichtsautor, in seiner Schrift über den Peloponnesischen Krieg festgestellt haben, daß die Demokratie nur die andere Seite, die Kehrseite der Medaille ist der Tyrannei.

Die Leute, die heute die Demokratie angeblich hochhalten und als Vorwand benutzen für „humanitäre“ Interventionen in die souveränen Angelegenheiten anderer Staaten, die sind so demokratisch nicht, wie man am Beispiel der EU wirklich exemplarisch sehen kann, oder auch am Beispiel der Regierung der USA, die gerade fast alle Rechte der Verfassung außer Kraft gesetzt hat.

Das heißt: Nicht die Demokratie sollte die Basis der Entscheidung sein, wo die Vielfalt der Meinungen, die alle falsch sind, zusammengezählt noch immer keine richtige Politik ergeben, sondern wir müssen dahin kommen, daß die Menschheit oder ein immer größerer Teil der Menschheit anfängt, wissenschaftlich zu denken, d.h., ihr Denken an verifizierbaren Grundsätzen orientiert, und desgleichen eben an den Prinzipien der großen klassischen Kunst, denn die sind genauso universell und genauso ewig wie wissenschaftliche Erkenntnis.

Deshalb ist der abschließende Panel unserer Konferenz genau diesem Thema gewidmet: Wie kann man helfen, wie kann man mit Hilfe der klassischen Kunst eine Idee des Menschen verwirklichen, die eben der Menschenwürde gemäß ist - der Mensch als kreatives Individuum, das durch das Zelebrieren der Schönheit eigentlich sein Menschtum findet? Und ich glaube, gestern abend, bei dem Musikteil, bei dem Konzert, hat jeder das empfunden, daß das eigentlich das ist, was uns zum Menschen macht...

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Wie man lernt, erhaben zu denken
- Neue Solidarität 14/2012
„Man kann ja doch nichts machen!“ - Doch, man kann!
- Neue Solidarität 13/2012
Die akute Kriegsgefahr stoppen!
- Neue Solidarität 13/2012
Stellungnahmen und Reden der BüSo-Vorsitzenden
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)