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Von Lyndon LaRouche
- Vierter und letzter Teil -
Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 11. Februar 2011, wir veröffentlichen sie in mehreren Teilen. Der Untertitel lautet „Wenn Statistikern Lügen lieber gewesen wären“.
Der beste Ausgangspunkt für einen Überblick über die physikalische Ökonomie an diesem Punkt der Wirtschaftsgeschichte der Welt ist wohl Cody Jones’ etwa 40minütiges LPAC-Video, worin das speziell Anti-Entropische der Ordnung des Lebens auf der Erde zusammengefaßt ist. Cody behandelt dort die „Geschichte“ der globalen Chemie einzelliger Lebensformen, von der Vorgeschichte des Eisens über die biologisch bestimmte Geschichte der Entwicklung einer Sauerstoffumwelt bis zum Entstehen der schützenden „Ozonschicht“, die das heutige Leben auf der Erde und andere Funktionen bestimmt.
Um diese Darstellung einiger Höhepunkte der fortschreitenden Entstehungsgeschichte des Lebens auf der Erde richtig einzuordnen, sollte man einen anderen Gang einlegen und beispielsweise untersuchen, wie die Prozesse in den Sonnenumlaufbahnen zur „polarisierten“ Kernfusion von Elementen jenseits des Eisens führten, bis hin zu relevanten Beobachtungen von Carl F. Gauß und dessen Vorläufer Johannes Kepler über wichtige Aspekte des Aufbaus und der chemischen Zusammensetzung des Planetensystems der Sonne.
Schon solche vorläufigen Betrachtungen belegen, daß das Universum, wie wir es kennen, von seinem Grundcharakter her anti-entropisch ist. So gehört zu seinen Grundmerkmalen, daß die Schöpfungsordnung zu immer höheren anti-entropischen Organisationsstufen strebt, und zwar in allen drei Kategorien (Lithosphäre, Biosphäre und Noosphäre) des bekannten Aufbaus des Sonnensystems und seiner Prozesse.
Um diese erste vorläufige Übersicht über die aufgezählten exemplarischen Eigenschaften abzuschließen, sollte man dann insgesamt bedenken, daß das Sonnensystem nicht nur eine relative späte Erscheinung am Rande unserer Galaxis ist, sondern daß das Leben auf der Erde auch bekanntermaßen auf bestimmte Weise von Prozessen dieser Galaxis gesteuert wird.
Entgegen dem verlogenen „Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik“ ist das Universum, soweit wir es diesbezüglich kennen, grundlegend anti-entropisch. Der Mangel an Beweisen, die einen gegenteiligen Schluß zuließen, ist geradezu erschreckend.
Damit ist der Gedankengang in dieser Hinsicht aber noch nicht am Ende. Man betrachte genauer W.I. Wernadskijs Nachweis der qualitativ ontologischen Unterscheidung zwischen der Lithosphäre (des offenbar niedrigsten bekannten Seinszustands auf der Erde), der Biosphäre (dem Bereich der Pflanzen und Tiere, die für das Leben stehen) sowie der höheren Seinsordnung auf der Erde, die sich als willentliches noetisches Verhalten ausdrückt, welches im Gegensatz zu anderen tierartigen Lebensformen nur bei der Menschheit bekannt ist.
Wenn man die Frage so angeht, stößt man durch die Fakten auf zwei besonders erstaunliche Feststellungen. Erstens, daß die physikalische Chemie von Lebensprozessen sich nicht vollständig durch annähernd vergleichbare, nichtlebende Prozesse erklären läßt. Zweitens, daß außer dem Menschen bisher kein Lebewesen bekannt ist, welches willentlich eine qualitativ höhere Verhaltensstufe über dem Bereich von Lithosphäre und den allgemeinen Lebensprozessen erreichen kann, und daß kein Bereich der Biosphäre vom Wirken der Noosphäre ausgenommen ist.
Im Rahmen dieser Systeme, die im wesentlichen noetisch sind, sind alle derzeit bekannten Seinsqualitäten schöpferisch; aber nur die Menschheit ist willentlich schöpferisch in einer Weise, die für den menschlichen Geist verstehbar ist.
Die vorangegangenen Überlegungen ergeben verschiedene universell begrenzende, wechselseitige Bedingungen für die wirtschaftliche Praxis. Allerdings verfügt nur der Mensch über potentielle Erkenntniskräfte, und bisher wird nur sehr schlecht verstanden, wie man diese menschlichen Geisteskräfte zur Weiterentwicklung einer Gesellschaft bewußt einsetzen kann.
Der wichtigste Aspekt des menschlichen Lebens, der die Menschheit grundsätzlich von den Tieren unterscheidet, ist in dem gewöhnlich falsch verstandenen Begriff der „menschlichen Seele“ ausgedrückt. Tatsächlich hat dieser Begriff überhaupt nichts Phantastisches. Der Mensch ist das einzige bekannte Lebewesen, das tatsächlich universelle physikalische Prinzipien bewußt definiert. Es liegt in der Natur dieser Prinzipien, daß die Entdeckung eines solchen Prinzips immer Ausdruck der persönlichen Identität des menschlichen Entdeckers ist, und diese wirkt als aktive Kraft noch lange nach dem Tod des Entdeckers weiter.
Deshalb ist es besonders tragisch, daß sehr verbreitete Traditionen, wie die des Aristoteles oder der liberalen Nachfolger Paolo Sarpis, die Existenz solcher Prinzipien grundsätzlich leugnen. Diese Tradition der Ignoranz ist wohl das Teuflischste, was ein kläglich fehlgeleitetes menschliches Individuum erleiden kann.
Aus dieser Darstellung ergeben sich für unsere Diskussion die allgemeinen Voraussetzungen für den relativen Erfolg oder Mißerfolg menschlichen Fortschritts unter verschiedenen kulturellen Vorbedingungen. Dieser letztere Aspekt der experimentellen Resultate, die die volkswirtschaftliche Praxis von Gesellschaften betreffen, bildet den Kernpunkt der benötigten Abhandlung einer wissenschaftlichen Praxis der physischen Ökonomie an dieser Stelle.
Am Beginn eines kompetenten Ansatzes für eine Wissenschaft der physischen Ökonomie sollte immer die Absicht stehen, endlich mit dem barbarischen Aberglauben an eine völlig falsche Vorstellung von „Infrastruktur“ aufzuräumen, wo man davon ausgeht, daß auf der Grundlage einer „Bodenrente“ oder „Grundrente“ irgendwelche Bauten errichtet werden, die den Produktionszielen dienen. Eine so primitive Vorstellung läßt auf Überreste unmoralischer Traditionen schließen, wo heidnische Götter über die Normalsterblichen herrschen - das sogenannte „oligarchische Modell“.
Abstoßender als das ist nur noch die oligarchische Weltsicht, die in der Menschheit eine Art Viehherde sieht, die darauf wartet, nach Gutdünken des Weidelandbesitzers geschlachtet zu werden. Insbesondere wir Amerikaner haben seit langem mehr als genug von europäischen und anderen Gesellschaftssystemen, die auf solchen verkommenen Relikten einer rohen Vergangenheit beruhen - auch wenn damals beim Zusammenschluß der früheren Kolonien zu Bundesstaaten einer Republik die „Grundrente“ vorübergehend in gewissem Maß toleriert wurde, weil es das kleinere Übel war gegenüber der Alternative, einigen dieser ehemaligen britischen Kolonien ihren zwar unvollkommenen, aber doch gerechtfertigten Anspruch auf Mitgliedschaft in unserer Republik zu verweigern.
Kinder dürfen solange Kinder sein, bis sie fähig sind, Verantwortlichkeiten eines Erwachsenen zu übernehmen. Doch auch wenn diese Regelung über Krippe und Spielplatz hinaus beibehalten wird, muß man hoffen, daß diese Kinder irgendwann doch heranwachsen, um zu gegebener Zeit größeren Herausforderungen gewachsen zu sein.
Anstelle von „Infrastruktur“ sollte man lieber den Begriff „Plattformen“ benutzen, vorausgesetzt man versteht unter „Plattformen“ das gesamte Umfeld, innerhalb dessen die ständig verbesserten Lebens- und Produktionsbedingungen der Menschen nach physikalischen Prinzipien definiert werden, beispielsweise durch eine ständige Steigerung entsprechender „Umwelten“, definiert durch eine zunehmende Energieflußdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer Landfläche.
Um den Bürgern das Prinzip nahezubringen, das zur Definition solcher Fortschritte in den menschlichen Lebensbedingungen wichtig ist, wollen wir nun die Rolle des „Feuers“ und dessen heutige Entsprechung in den praktischen Lebensumständen untersuchen.
Der Mensch ist das einzige bekannte Lebewesen, das sich das Feuer mit Freuden zunutze macht. So ist beispielsweise der kompetente Archäologe bei der Begutachtung „archäologischer“ Fundstätten gehalten, zur Unterscheidung zwischen Mensch und Menschenaffen nach Hinweisen auf die Nutzung von „Feuer“ zu suchen, bzw. nach entsprechenden Werkzeugen, die in irgendeiner Weise auf Eigenschaften von „Feuerbringern“ schließen lassen. Von solchen ersten Anfängen muß man zu komplexeren Kriterien fortschreiten, wobei wir in der Geschichte von der Gegenwart auf die ferne Vergangenheit zurückblicken. Dabei sind wir zu der Erkenntnis genötigt, daß die Verbesserung der menschlichen Überlebensbedingungen stets mit Fortschritten in Richtung einer zunehmenden „Energieflußdichte“ einhergeht: beispielsweise von Brennholz und ähnlichem zu Holzkohle, dann zu Kohle, zu Gas, zu Erdöl und funktionell Vergleichbarem und dann in einem Sprung nach oben wie durch eine Schallmauer zur höheren Chemie radioaktiver Wirkungen wie Kernspaltung und Kernfusion.
Die gezielte Entdeckung und Entwicklung von Brennstoffen und vergleichbaren Ausdrucksformen der Energieflußdichte sind entscheidende Faktoren in der Fähigkeit der Menschen, fortzuschreiten oder auch nur Rückschritte in den Lebensumständen zu vermeiden, und die Produktivität pro Kopf zu steigern. Das entscheidende Maß hierfür ist bis heute eine gesellschaftliche Arbeitsteilung, mit der das Äquivalent der physisch definierten Kapitalintensität der menschlichen Lebens- und Produktionsbedingungen zunimmt. Diese muß nicht nur allgemein steigen, sondern die reale Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer Querschnittsfläche muß schneller steigen als die aufgewendeten Kosten zur Aufrechterhaltung einer (negentropisch) steigenden Kapitalintensität der Lebens-, Kultur- und Produktivitätsumstände.
Zum Beispiel: Die Menschheit hat bei der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte der Gesellschaft inzwischen einen Entwicklungsstand erreicht, an dem keine Energiequelle unterhalb der Kernspaltung und Kernfusion als Standardanwendung tolerierbar ist, wenn die Gesellschaft nicht degenerieren will - in der wahrsten Bedeutung des Begriffs „degenerieren“.
Bevor wir zur Frage der allgemeinen Wirtschaftspolitik kommen, betrachten wir einige weitere Faktoren der Veränderung, die berücksichtigt werden müssen, bevor wir abschließend definieren können, warum die bisherigen gängigen Vorstellungen von „Infrastruktur“ aufgegeben werden müssen. Beginnen wir diese Diskussion mit dem von mir verwendeten Begriff „Plattformen“, der die heute mehr als wertlose Vorstellung von „Infrastruktur“ vollkommen ersetzen soll.
Ein Beispiel:
Seitdem die Tennessee Valley Authority (TVA) gegründet und der Hoover-Damm gebaut wurde, besteht die vordringlichste politische Änderung in Hinsicht auf die „Plattformen“ darin, die Kernkraft in Kombination mit sehr großen wasserwirtschaftlichen Systemen - insbesondere „Süßwasser“-Systemen - zum Vorreiter der zivilisatorischen Entwicklung zu machen. Das größte solcher Entwicklungsprojekte, das sofort in Gang gesetzt werden könnte, ist das schon vor langer Zeit geplante Projekt der Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz (NAWAPA), das weltgrößte Wasser- und Energieprojekt, dessen erste Baustufen im Grunde sofort eingeleitet werden könnten.
Das von der Parsons Company geplante NAWAPA-Projekt sollte bereits 1964 umgesetzt werden, US-Präsident Lyndon Johnson wollte damit beginnen, sobald das Engagement der USA im Indochinakrieg „abgeschlossen“ wäre. Die wichtigste Änderung gegenüber den Plänen von 1964 für die heutige Umsetzung ist eine Einbeziehung der Kernenergie in größerem Umfang, was unbedingt zu empfehlen ist. U.a. ist es dringend erforderlich, Wasser in den USA, Kanada und Nordmexiko besser zu nutzen, indem Wasser aus dem Norden, das sonst ungenutzt ins Meer abfließen würde, umgeleitet wird. Mit NAWAPA wird ein Teil dieses Wassers für einen gewissen Zeitraum umgeleitet, um unterwegs auf seiner Reise durch die Lande nützliche Dienste zu leisten, bevor es schließlich doch noch seinen ursprünglich gesuchten Weg ins Meer findet.
Die Hauptbedeutung des NAWAPA-Projekts in Verbindung mit Kernkraft liegt darin, daß es neue Entwicklungsphasen auf der Erde anstoßen wird, die ihrer Natur gemäß als Katalysator und Sprungbrett einer umfangreichen industriellen Entwicklung als Grundlage ernsthafter praktischer Schritte zur Kolonisierung des erdnahen Weltraums dienen werden.
Zweifellos muß sich die Menschheit darauf einrichten, im „Weltraum“ Siedlungen zu gründen, die NASA hat ja bereits extraterrestrische Aktivitäten des Menschen unternommen. Jedoch sollte es erst einmal das unmittelbare Ziel sein, den erdnahen Weltraum beherrschen zu lernen, bevor wir uns an die umfangreiche extraterrestrische Besiedlung machen. Ähnlich wie bei NAWAPA ist unsere erste Aufgabe nicht die Kolonisierung als solche, sondern die Schaffung angemessener menschlicher Lebensbedingungen. Die Rolle des Menschen liegt in seiner Mission für die Zukunft der Menschheit, und weniger darin, „draußen“ Immobilienobjekte zu sammeln.
Die Eroberung des erdnahen Weltraums findet ihre entsprechende Bezugsgröße in den beiden größten Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Wirtschaft heute, nämlich a) die Erhöhung der spezifischen Energieflußdichte von Kraftwerken, wofür derzeit Indiens mehr als gerechtfertigter Ausbau der Kernenergie sowie Chinas Entwicklung von Kernkraft und Kernfusion typisch sind, sowie b) die Inangriffnahme großer Wasserprojekte wie NAWAPA, das sogar noch bei weitem größer sein wird als der Dreischluchtendamm in China. In Zentralasien warten in diesem Zusammenhang mit die größten Aufgaben für eine solche Entwicklung; auch in Afrika sind massive Entwicklungsanstrengungen erforderlich. Ein verwandtes Entwicklungsprojekt, die Schließung der Darièn-Lücke in Südamerika, die bereits US-Präsident William McKinley anstrebte - im Gegensatz zu dem nichtsnutzigen Theodore Roosevelt -, gehört ebenfalls zu den größten Chancen auf der Welt heute.
Um es noch einmal anders auszudrücken: Die Zukunft der Menschheit auf der Erde ist nicht von natürlichen Rohstoffen abhängig, sondern von der Schaffung, wie manche es nennen würden, „unnatürlicher“ Ressourcen, die die Menschheit für Missionen im Weltall braucht. Statt uns einzubilden, wir würden nur bestehende Wasservorräte aufbrauchen, sollten wir mit der gleichen Einstellung wie bei der Raumfahrt daran gehen, die Lebensbedingungen auf der Erde zu gestalten. So wird uns mit einem Großprojekt wie NAWAPA bei der gleichen Wassermenge auf der Erde scheinbar weitaus mehr Wasser zur Verfügung stehen: Wir müssen die Bedingungen schaffen, die für die Mission des Menschen auf und jenseits der Erde erforderlich sind, und sie immer weiter verbessern.
In ähnlicher Weise müssen wir die Verantwortung übernehmen, alle für das menschliche Leben auf unserem Planeten höherveredelten Rohstoffe zu schaffen und zu steuern. Der Mensch hat enorme Möglichkeiten, die Bedingungen auf der Erde - die viele Verantwortliche beim Blick auf die heutigen Trends in Furcht versetzen - zu beherrschen. Über diese Möglichkeiten hinaus muß der Mensch Anstrengungen unternehmen, um die Zukunftsperspektiven für den erdnahen Weltraum und darüber hinaus zu entwickeln.
Wenn wir wirklich bei Verstand sind, bedeutet dies, daß wir kurz davor stehen, Kraftquellen auf der Erde und in nahegelegenen Teilen des Sonnensystems in einem Ausmaß zu beherrschen, welches die Vorstellungskraft selbst der allermeisten, die sich heute für gut informiert halten, sprengen würde.
NAWAPA ist unter all jenen Projekten, die das unmittelbare Sprungbrett der Menschheit für unsere Zukunft im Sonnensystem bilden, das Hauptprojekt.
Es muß in der unmittelbar vor uns liegenden Zeit das Ziel sein, eine neue Generation junger Menschen für solche großen Projekte auszubilden, und das in einer Größenordnung, die unserem Bewußtsein für die Aufgabe des Menschen in den Grenzen dieses Sonnensystems gerecht wird. Das ist das beispielhafte Konzept für die Schaffung von „Plattformen“ mit den Bedingungen für zukünftiges menschliches Leben.
Bei dieser Herangehensweise geht es im erdnahen Weltraum nicht darum, auf neuen Territorien zu landen; wir schaffen eine neue Umwelt in der Tiefe in einem Teil von dem, was als ontologisch höhere Form der physikalischen Raumzeit entwickelt wird. Das ist die Bedeutung jener Sprungbretter des menschlichen Fortschritts, die wir „Plattformen“ nennen sollten.
Alles das ist machbar. Dies sind die Träume alter Menschen, die sich an der Vorstellung einer Zukunft erfreuen, die sie selbst zu schaffen versuchen, soweit sie es durften und konnten. Man tut es, damit aus den verbleibenden Generationen im Verlauf dieses Jahrhunderts und danach immer erfolgreichere Erwachsenengenerationen werden.
Wie aus dem erwähnten Video von Cody Jones hervorgeht, ist ein sehr großer Teil der „Rohstoffe“, auf deren Ausbeutung das Leben auf der Erde angewiesen ist, dadurch entstanden, daß unzählige Lebewesen diese Stoffkonzentrationen, die wir heute allmählich als notwendige Ressourcen aufbrauchen, aufgebaut haben. Ein Phänomen ist dabei, daß die lebenden Prozesse, die scheinbar die Vorkommen solcher Stoffe erschöpfen, auf deren relativer Fülle die derzeitige Lebensvielfalt beruht, wiederum selbst immer wertvollere Ressourcen schaffen. Wenn sie die Ressourcen nutzen, heben sie diese mit dem Äquivalent höherer Energieflußdichten auf ein höheres Niveau - die Entwicklung der Kernspaltung und der Kernfusion verdeutlicht das am besten. Verfolgt man dies nach oben in der Kette von den Tieren zu den Menschen und innerhalb der Menschheitsentwicklung, so sieht man, daß die Energiemenge, die notwendig ist, um die relative Erschöpfung der „gewünschten“ Ablagerungen produzierter chemischer Verbindungen auszugleichen, in Einheiten mit steigender Energieflußdichte zunehmen muß.
Der produktive Prozeß, von dem das menschliche Leben abhängt, erfordert also eine relative Energiezunahme, selbst um nur eine konstante Rate des Energieverbrauchs, in der Menge wie auch in der relativen Intensität, beizubehalten. In diesem Sinne nimmt die Bedeutung der Existenz der Lebensprozesse, gemessen an den Resultaten, die für die Nutzung durch menschliches Leben pro Kopf und pro Quadratkilometer Oberfläche und Volumen erzielt werden, ständig weiter zu.
Für die Menschheit ergibt sich daraus folgendes Bild: Im Mittelpunkt eines bestimmten definierten Umfangs an Aktivitäten steht ein Prozeß, der es erforderlich macht, daß der Umfang der erforderlichen „Kapital-Ressourcen“ pro Person ständig zunimmt. Das ist nicht nur erforderlich, um die Erschöpfung von Rohstoffen bzw. einem Äquivalent davon auszugleichen, die praktisch in ihrem relativen und absoluten physischen Wert ersetzt werden müssen, auch die Energiemenge pro Einheit dazu notwendiger menschlicher Aktivität muß zunehmen.
So gesehen ergibt sich das Bild, daß eine steigende Energieflußdichte pro Kopf und pro räumlicher Wirkeinheit erforderlich ist, selbst um nur einen relativ konstanten „Lebensstandard“ beizubehalten und um das menschliche produktive Potential zu erhalten, das einen gewissen konstanten Fortschritt in den menschlichen Lebensbedingungen und ihrem Potential pro Kopf usw. sicherstellt.
Praktisch ist es daher für das Fortbestehen des Universums notwendig, daß der Teil des Universums, den wir (oberflächlich betrachtet) bewohnen, an Intensität und Umfang ständig zunimmt. Die Kreativität, die die charakteristische Wirkeinheit eines solchen Prozesses sein muß, definiert die notwendige Beziehung der Menschheit zum Universum insgesamt. Was die Menschheit Tag für Tag und Generation zu Generation erfährt, ist ein anti-entropischer Prozeß dieses so beschreibbaren Typs.
Betrachtet man, was ich eben als allgemeine Vorstellung eines universellen Prozesses beschrieben habe, von dem der Fortbestand der Menschheit für unser Universum abhängt, so eröffnet sich das Bild eines beständig anti-entropischen Universums. Dies ist vorläufig als die entscheidende Bedingung zu betrachten, von der menschliches Leben in diesem Universum abhängt.
Allerdings sind zwei qualitativ verschiedene Formen des Lebens in Betracht zu ziehen. Die eine ist ein beachtlich fixer Genotyp für die Menschheit, jedenfalls in Hinsicht auf die Menschheit mit den Eigenschaften einer bewußt-willentlich kreativen Gattung oder einem Äquivalent, das nach unserer derzeitigen Kenntnis dieses „Prototyps“ als menschliche Existenz definierbar ist. Die Alternative sind Lebensformen, die anscheinend vergleichbar fixe Verhaltensmerkmale verkörpern, die aber nicht notwendigerweise einen permanenten Platz im Schicksal zukünftiger Entwicklungen innerhalb der „Plattformen“ der voranschreitenden Wirtschaft einer Gesellschaft haben müssen.
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Damit berühren wir den Bereich der Wirkungen, die eine allgemeine, sinnvolle Unterscheidung zwischen Gut und Böse definieren.
Zum Beispiel: Gab es einmal Beuteltiere mit menschlichen Eigenschaften? Könnte man sich eine Frau mit einer menschenähnlichen Erkenntniskraft vorstellen, die ihren Liebhaber derselben Gattung im Beutel trägt - vergleichbar mit einem Schnabeltier? Es gibt bestimmte Arten von Fragen, wie diese, die sich nicht beantworten lassen. Manchmal muß man sie aber dennoch stellen, um bestimmte Dinge nicht aus dem Blick zu verlieren. Wenn man nicht versteht, was unmöglich erscheint, wie kann man dann richtig beurteilen, was real sein könnte? Wer mehr wissen will, findet in den einleitenden Bemerkungen in Abschnitt 3 von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift13 einige sinnvolle Hinweise für solche grundlegenden Fragen.
Nach all dem und mehr läßt sich festhalten, daß der Mensch die einzige uns derzeit bekannte Gattung ist, die nicht nur kreativ im strengsten ontologischen Sinn der „Schöpferkraft“ ist, sondern bei der kreatives Handeln als willentliche Entscheidung auftritt, oft als Folge artikulierter Überlegung. Nicht nur ist der menschliche Genotyp dank eines solchen Potentials willentlich schöpferisch; alles Leben und verwandte Bereiche auf der Erde und im dem menschlichen Wirken zugänglichen erdnahen Weltraum können Nutznießer dieses kreativen Potentials der menschlichen Gattung sein. Deshalb hat die Menschheit das Potential, eine ständige, sogar unsterbliche Gattung im Universum zu sein bzw. zu werden, und diese Dauerhaftigkeit kann sich auch auf die anderen Gattungen in dieser Region und in gewisser Weise sogar jenseits davon auswirken. Die menschliche Teilhabe an der Ewigkeit existiert selbst für die, die schon gestorben sind.
Das hat eine weitere, sehr bedeutsame Implikation. Die materiellen Beziehungen in der physikalischen Raumzeit entsprechen genau einer Qualität von Gleichheit zwischen Lithosphäre, Biosphäre bzw. Noosphäre. Das menschliche Dasein ist nicht bloß ein einfacher Ausdruck äußerer Bedingungen, die über die menschliche Gattung bestimmen, sondern die menschliche Gattung übt durch ihre Gegenwart einen wirksamen Einfluß auf die physikalische Raumzeit aus, in der unsere Gattung entweder unmittelbar lebt oder indirekt wirkt.
Diese Überlegungen bringen uns nun zum olympischen Zeus aus Aischylos’ Prometheus-Trilogie.
Homer und der große Dramatiker Aischylos nach ihm beschreiben uns in ihren antiken griechischen Werken und Traditionen das sogenannte „oligarchische Prinzip“, das von Aristoteles und den zeitgenössischen Vertretern des achämenidischen Imperialismus vertreten wurde. Dabei wird unterschieden zwischen den „Göttern“, d.h. den oligarchischen Tyrannen, und der praktisch viehähnlichen sozialen Klasse der gewöhnlichen Sterblichen - eine sklavenartige Klasse, wie sie uns aus Aischylos’ Der gefesselte Prometheus bekannt ist.
In Quellen des antiken Griechenlands hat die Vielzahl vermeintlicher „Götter“ im Zusammenhang mit der transozeanischen Seefahrerkultur oft die Bezeichnung „Olympier“; sie herrschen über ihre gefangenen Sklaven, die „Landratten“. In der bekannten Darstellung von Aischylos’ Der gefesselte Prometheus besteht das größte Verbrechen dieser „Landratten-Untertanen“ darin, sich Wissen über die Nutzung des „Feuers“ anzueignen - so wie heutige, kulturell heruntergekommene Kreise die „Kernkraft“ verdammen.
Dieses bösartige „oligarchische Prinzip“ war dann die Gesellschaftsform des Römischen Reiches, als der ersten der vier Phasen dieses Imperiums: dem ursprünglichen Rom, Byzanz sowie seiner altvenezianischen und dann neuvenezianisch-britischen Inkarnation. Dieses Reich verkörpert im Prinzip noch heute das antike oligarchische Modell des maritimen Herrschaftssystems des olympischen Zeus. In dem prometheischen Kampf darum, die Macht des Feuers und der Gerechtigkeit in die Hände von Republiken zu legen, steht nun der größte Unterdrücker der ganzen Menschheit, dieses imperiale monetaristische System, das schon seit vor dem alten Rom fast überall auf der Welt herrscht, am Rande des Untergangs.
In dem Augenblick, in dem dieser Bericht geschrieben wird, erleben wir den rapiden Zerfall dieses alten Reiches in seiner modernen imperial-monetaristischen Form, vor allem im gesamten Bereich der transatlantischen Welt. Die Überreste eines faulenden Britischen Empire lösen sich auf, genauso, wie es Percy Shelley in seinem Bild des ruinierten Ozymandias beschreibt. In diesem Moment liegt das Schicksal der ganzen Menschheit in den Händen jener, die den Marsch aus dem zerfallenden Gebäude des imperialen Monetarismus in eine Zukunft anführen, in der die Erneuerung von Franklin Roosevelts Glass-Steagall-Gesetz eine Kraft entfalten wird, die sich auf die anderen Nationen ausbreitet. Das ist die letzte Hoffnung auf eine sichere Welt für die heutige Menschheit.
Anmerkungen
13. Aus dem dritten Abschnitt von Riemanns Habiliationsschrift von 1854: „Nach diesen Untersuchungen über die Bestimmung der Maßverhältnisse einer n-fach ausgedehnten Größe lassen sich nun die Bedingungen angeben, welche zur Bestimmung der Maßverhältnisse des Raumes hinreichend und notwendig sind, wenn Unabhängigkeit der Linien von der Lage und Darstellbarkeit des Linienelements durch die Quadratwurzel aus einem Differentialausdrucke zweiten Grades, also Ebenheit in den kleinsten Teilen vorausgesetzt wird.“