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Neue Solidarität
Nr. 51-52, 22. Dezember 2010

Jacques Cheminade zu Gast in Niger

Jacques Cheminade stellte in Niger sein Projekt der Wiederauffüllung des Tschadsees vor.

Jacques Cheminade, Vorsitzender von Solidarité & Progrès, und Christine Bierre, Chefredakteurin von Nouvelle Solidarité, waren Gast bei den Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der Republik Niger, in deren Verlauf sie vom 30. November bis zum 18. Dezember an einer Reihe von Veranstaltungen in der Hauptstadt Niamey teilnahmen.

Im Zentrum der Gedenkfeiern, deren treibende Kraft der nigrische UNESCO-Botschafter und ehemalige Kultusminister Inoussa Ousseini war, stand ein kämpferisches Programm für die nächsten 50 Jahre, das dem Land wieder Elan und eine Mission geben soll. Von morgens bis abends gab es Diskussionsveranstaltungen und Filmvorführungen über Themen wie Unabhängigkeit, die Rolle von Kultur und Filmkunst sowie auch über den Platz Afrikas in der Globalisierung.

Zu den wichtigen Veranstaltungen gehörte das 5. Afrikanische Forum des Dokumentarfilms, auf dem jedes Jahr die besten Dokumentarfilme junger nigrischer Cineasten in der Tradition des französischen Regisseurs Jean Rouch (1917-2004) ausgezeichnet werden, mit der Präsentation von Filmen und Archivmaterial über Afrikas Weg zur Unabhängigket und über den Kolonialismus, wie zum Beispiel die Klassiker Schlacht um Algier, Lumumba, Katanga Business, Hotel Ruanda und andere. Eine weiteres wichtiges Ereigis war eine Buchmesse mit 20.000 Werken, die vom französischen Verlag l’Harmattan zu einem nahe den Produktionskosten liegenden Preis angeboten wurden. Ungefähr 20 Prozent der Autoren dieses Verlages sind Afrikaner.

Welche Zukunft für Niger?

Vor einem internationalen Symposium, bei dem es um grundsätzliche Fragen wie „Afrika in der Globalisierung“ und „Welche Zukunft am Horizont für Niger im Jahr 2050“ ging, stellte Jacques Cheminade sein Projekt zur Wiederbelebung des Tschadsees vor. Seine Rede, die Sie sich auf der Webseite von Solidarité & Progrès (auf französisch) anhören können, wurde durch scharfe Worte Inoussa Ousseinis und eine sehr realistische Rede der nigrischen Gesandten beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, Frau Khardiata Lo N’Diaye, über den Mißerfolg der ersten 50 Jahre Unabhängigkeit eingeleitet.

„Besonders muß ich Jacques Cheminade danken“, erklärte Ousseini, der ihn am Vorabend schon der Regierung, dem diplomatischen Korps und ungefähr 800 Personen vorgestellt hatte, die sich im Kongreßzentrum zur Preisverleihung und Vorführung zweier Dokumentarfilme eingefunden hatten. Cheminade sei ein „brillanter Ökonom und französischer Politiker, der Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen gewesen ist. Aber, was noch viel erwähnenswerter ist, wir haben ihn eingeladen, weil er in seiner Jugend Gegner des Kolonialismus war, Streiter für die Unabhängigkeit Algeriens.

Wir haben ihn auch eingeladen, um ihm Gelegenheit zum Zusammentreffen mit einem Mann zu geben, den er sehr schätzt, den er aber nur von seinen Schriften kennt. Es handelt sich um einen nigrischen Polizisten, der während seiner Zeit an der Pariser Ecole de Guerre ein Memorandum über die Wiederbelebung des Tschadsees verfaßt hat. Jacques Cheminade bewunderte diese Arbeit, die Gegenstand seines Nachdenkens war, und erstellte Dossiers, die auf dem kürzlichen Kongreß über den Tschadsee in Ndjamena vorgestellt wurden und die dort geführten Diskussionen inspirierten.

Auf der Grundlage der von ihm gelesenen Schriften wollte er wissen, ob das Militär im Niger, und zwar besonders die Offiziere, so waren wie der Verfasser dessen, was er gelesen hatte. Er wollte wissen, ob der Niger dank seiner Armee und dank des militärischen Ingenieurswesens, das sich mit dem Bau von Brücken, Bewässerungsvorhaben und anderen Projekten befaßte, dabei war sich zu entwickeln?“

Ousseini unterstrich die Autorität Cheminades in Wirtschafts- und Finanzfragen und das Interesse des Niger, ihn in dieser Hinsicht zu bestärken: „Mit Herrn LaRouche in den Vereinigten Staaten war er 1995 der erste, der von der kommenden Krise sprach, die sich dann auch einstellte. Vor zwei Jahren war ich bei einer Veranstaltung in Deutschland - Herr LaRouche hatte nicht kommen können, aber seine Frau war anwesend -, und dort haben sie diese Krise angekündigt.“

Ousseini betonte die Wichtigkeit all dessen für den Niger, wo die Übergangszeit ihrem Ende zugeht: „Man wird bald Wahlen und einen neuen Staatschef im Niger haben, und ich sagte mir, es wäre sehr gut, wenn der zukünftige Staatschef des Niger diese Arbeiten über den Tschadsee kennen würde, denn wir wünschten uns immer, ein Staatschef, ein Politiker möge seinen Namen an eine Gemeinschaftsaufgabe binden... Da es im Niger aufgrund des Rückgangs des Tschadsees viele ausgetrocknete Tümpel gibt, wäre die Wiederauffüllung des Tschadsees für die Wirtschaft des Niger sehr interessant und vorteilhaft.“

Als erste ergriff Frau Lo das Wort und bestätigte den Mißerfolg der ersten 50 Jahre Unabhängigkeit. Anfangs sei das Entwicklungsniveau Afrikas und Chinas vergleichbar gewesen, sagte sie. Heutzutage aber hätten diese asiatischen Länder wie China und Vietnam auf internationaler Ebene eine Stimme - während in Afrika die Säuglingssterblichkeit nach wie vor zu hoch ist, zu viele Kinder nicht zur Schule gehen können und zu viele Bauern mit zu geringen Niederschlägen zu kämpfen haben. Die afrikanischen Volkswirtschaften seien abhängig von ausländischem Kapital und dem Export von Rohstoffen. Das rohstoffreiche Afrika - einschließlich seines großen Wasserkraftpotentials - brauche vor allem Selbstvertrauen, um diese Reichtümer zu entwickeln. Dieses Selbstvertrauen sei der grundlegende Reichtum, nicht die Rohstoffe. Abschließend forderte sie, daß die kommenden 50 Jahre die sein müssen, in denen „der schlafende Riese Afrika erwacht“.

Die Intervention von Jacques Cheminade kam gerade richtig, um auf die von Frau Lo gestellte Herausforderung zu antworten. Zunächst zeigte er, daß die finanzielle Plünderungspolitik des in der Londoner City und der Wallstreet beheimateten Empires die Ursache für die schreckliche Finanzkrise ist, die nicht nur in Afrika, sondern auf der ganzen Welt wütet. Danach zeigte er, wie nur das System eines an der Produktion ausgerichteten öffentlichen Kredits - mit Großprojekten wie der Wiederbelebung des Tschadsees - dafür sorgen könnte, daß die kommenden 50 Jahre nicht nur für Afrika, sondern für die ganze Menschheit zum Erfolg werden.

            Christine Bierre

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Dossier: Großprokjekte
- Neue Solidarität Online