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Konferenz II. Bei der NAWAPA-Konferenz am 4. Dezember in Kennewick/Bundesstaat Washington ging es nicht zuletzt um die Frage, wie man die Kenntnisse der Aufbau-Generation an die junge Generation weitergeben kann, damit diese das NAWAPA-Programm realisieren kann.
Man kann sich kaum einen besseren Ort für die erste Konferenz über das NAWAPA-Projekt im Nordwesten der USA vorstellen als die „Drei-Städte-Region“ Kennewick, Richland und Pasco im Bundesstaat Washington. In dem Gebiet am Zusammenfluß von Yakima, Snake und Columbia River gibt es eine reiche Landwirtschaft, aber auch die Nuklearanlagen von Hanford, wo schon seit 70 Jahren an Kerntechnik gearbeitet wird. Die Konferenz fand am 4. Dezember in Kennewick statt, mit fünf Vorträgen über verschiedene Aspekte des Projektes: Maschinenbau, Städtebau, Kernkraft (zum Betrieb der Pumpwerke) und das Prinzip der staatlichen Kreditschöpfung in den Vereinigten Staaten. Nicht zuletzt gab es einen leidenschaftlichen Appell an Amerikaner der älteren Generationen, bei den ersten Schritten zur Verwirklichung des NAWAPA-Projektes Hilfe und Anleitung zu geben, wie ein Großvater seinen Enkeln wichtige Kenntnisse vermittelt.
Dave Christie vom LaRouche-Aktionskomitee LPAC stellte zunächst die Redner vor und merkte an, daß diese Konferenz nicht im luftleeren Raum stattfinde, sondern sie sei Teil eines internationalen Kampfs für Entwicklung und gegen das Britische Empire und dessen Politik der Globalisierung und Industriezerstörung.
Christie stellte dann Michael Kirsch vom „Basement“-Wissenschaftsteam der LaRouche-Bewegung vor, der das NAWAPA-Projekt koordiniert. Kirsch berichtete über die Geschichte des Ausbaus der Infrastruktur im amerikanischen Binnenland und dessen Bedeutung für die Entwicklung der Vereinigten Staaten als Nation und ihrer Unabhängigkeit vom Britischen Empire. Dann zeigte er, warum das vom ersten US-Finanzminister Alexander Hamilton entworfene System staatlicher Kreditschöpfung durch eine Nationalbank Erfolg hatte, im Gegensatz zu dem gescheiterten britisch-venezianischen System des wucherischen Monetarismus. Dieses „Amerikanische System“ schöpfe Kredit, um die wirtschaftliche Entwicklung und damit die Zukunft der Nation zu finanzieren.
Kirsch betonte, im NAWAPA-Projekt müßten verschiedene Generationen zusammenarbeiten, denn selbst wenn die jungen Generationen sich zum Ziel setzten, das NAWAPA-Projekt zu bauen, würden ihr die dazu notwendigen Kenntnisse fehlen. Er appellierte an die Vertreter der älteren Generationen, die noch selbst an Großprojekten mitgearbeitet haben, das NAWAPA-Projekt in Gang zu bringen, damit ihr Wissen nicht mit ihrer Generation ausstirbt, sondern an die Jugend weitergegeben wird.
Kirsch führte dann Keith Smith ein, den früheren Vorsitzenden der Gewerkschaft der Maschinisten im Süden des Bundesstaats Washington, einen pensionierten Techniker des kerntechnischen Komplexes Hanford, dessen Berater er immer noch ist. Smith betonte, daß aufgrund der Größenordnung für das NAWAPA-Projekt neue Maschinen entworfen werden müssen. Man könne nicht einfach die existierenden Anlagen maßstabgerecht vergrößern, dabei würden eine ganze Reihe komplexer Probleme auftreten. Er sagte auch, man müsse dringend eine neue Generation von Maschinenbauern ausbilden, was etwa fünf Jahre dauere, denn viele der jetzt noch aktiven Fachleute stünden vor der Pensionierung.
Nach dem Vortrag fragte Kirsch Terry Bates, einen anderen Redner und Leiter verschiedener großer Industrieprojekte, ob er dazu etwas sagen wolle, und es entwickelte sich ein interessanter Austausch zwischen Bates und Smith über die Frage exponentieller Veränderungen bei linearer Größenveränderung.
Bevor Bates seine eigene Rede hielt, wurde noch ein Vortrag von Dr. Allen Salzberg eingespielt, der vor der Veranstaltung aufgenommen worden war. Salzberg hat kürzlich in Idaho für den Kongreß kandidiert und setzt sich besonders für die Weiterentwicklung der Kernkraft ein - gerade in Idaho, das eine lange Geschichte der Nutzung von Kernkraft hat. Er begann seine Laufbahn als Raketenforscher, arbeitete später als Analyst für die Rüstungsindustrie, wechselte dann jedoch das Fachgebiet und wurde Arzt. Nach seiner Pensionierung bewarf er sich für den Kongreß, um sich für die Kernkraft einzusetzen, denn wie er sagt: „Ohne Energie gibt es keine Zivilisation.“ Salzberg beschrieb modulare Reaktorkonzepte, u.a. den S-PRISM-Reaktor von GE/Hitachi, die so robust seien, daß man sie auch in schwierigem Gelände wie den Sawtooth-Bergen (Idaho) einsetzen könne, wo im Rahmen des NAWAPA-Projektes riesige Pumpanlagen entstehen sollen.
Danach ging Terry Bates auf Fragen der Stadtentwicklung ein. NAWAPA erfordert eine Menge menschlicher Aktivität in abgelegenen Gebieten, wo es bisher keine Siedlungen gibt. Bates erklärte, man dürfe nicht einfach Siedlungen „auf die grüne Wiese“ setzen, sondern müsse sie von vornherein gut planen - z.B. die Nutzung industrieller Prozeßwärme vorsehen, den Autoverkehr aus den Stadtzentren heraushalten und die Größe der Städte und der sie umgebenden Orte und Dörfer aufeinander abstimmen. Der Hauptzweck seines Vortrages sei es, eine Diskussion anzuregen - und es gab eine Menge Diskussionen, einen intensiven Gedankenaustausch mit dem Publikum, in dem sich zahlreiche qualifizierte Leute befanden.
Der Eisenbahningenieur Hal Cooper schloß die Vortragsrunde ab. Er erläuterte den Zusammenhang zwischen dem Bau von Eisenbahnnetzen und der Erschließung von Rohstoffvorkommen, wobei er darauf hinwies, wo es im Bereich des NAWAPA-Projektes solche Vorkommen gibt. Der Bau entsprechender Eisenbahnen sei die einzige Möglichkeit, diese zu erschließen. Cooper wirbt seit langem für den Bau eines Eisenbahntunnels unter der Beringstraße, um das eurasische Eisenbahnnetz mit dem des amerikanischen Kontinents zu verbinden. Er machte in seiner Rede immer wieder treffende Bemerkungen über die Versuche der britischen Oligarchie, Entwicklung überhaupt zu verhindern.
Der vielleicht interessanteste Teil der Konferenz war die Wechselwirkung zwischen den Rednern und dem Publikum. Während der gesamten Konferenz herrschte ein intensiver Austausch, der schließlich in eine Diskussion darüber mündete, wie man andere für diese Ideen gewinnen könne.
LPAC