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Neue Solidarität
Nr. 51-52, 22. Dezember 2010

Ein "deutscher" Amerikaner besucht Nordrhein-Westfalen

Vortragsreise. Harley Schlanger, der Sprecher des LaRouche-Aktionskomitees für die westlichen Bundesstaaten der USA, besuchte im Rahmen seiner Europareise auch Nordrhein-Westfalen, um über die Lage in Amerika und die Bedeutung der klassischen deutschen Kultur zu berichten.

Im alten Rathaus der Stadt Münster blickt eine Sammlung großer Portraits auf jeden Besucher, der dort den Friedenssaal betritt - manche mit einem Lächeln, manche mit ernstem Blick, manche auch mit erhobenen Augenbrauen, als wollten sie den Betrachter mahnen, aus der Geschichte zu lernen. Für Harley Schlanger, Sprecher für Lyndon LaRouche und altgedienter amerikanischer Patriot, war die Besichtigung dieses Saales wie ein Schritt zurück in die eigene Geschichte. Hier in diesem Saal waren etliche europäische Staatschefs zusammengekommen, um den Westfälischen Frieden zu unterzeichnen, nachdem sie jahrzehntelang verlustreiche Kriege geführt hatten, und verpflichteten sich nun gegenseitig dazu, im Interesse der anderen zu handeln. Aus dieser Idee entwickelten sich später die Gedanken, die der Rebellion der amerikanischen Kolonien gegen das Britische Empire und der Unterzeichnung der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika zugrunde lagen.

Harley besuchte Nordrhein-Westfalen, um dort bei drei Veranstaltungen in Dortmund, Aachen und Köln zu sprechen, Unterstützer zu treffen und seinen Gesprächspartnern einen ungeschönten Überblick über die Realität des zusammenbrechenden Britischen Empires aus der Sicht eines Amerikaners zu geben - und nicht zuletzt, um ihnen den Kampfgeist zurückzugeben, damit sie ihren Pessimismus überwinden und sich der BüSo anschließen. Damals war es kein Pessimismus, der die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens und der amerikanischen Verfassung veranlaßte, aber was heute in der amerikanischen Bevölkerung vorherrscht, ist Pessimismus. Und jeder wahre Pessimist behauptet natürlich, er sei bloß Realist.

Haben die Amerikaner das auch von den Deutschen übernommen? Nein. Der Pessimismus ist die Folge davon, daß man tatenlos zusieht, wie die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Kultur immer weiter zerstört werden. Dazu zerstört das Vorherrschen von Verlogenheit und Feigheit unter den führenden Politikern und Massenmedien das Vertrauen in die Politik und in Ideen für die Zukunft. Doch Harley begann seine Vorträge mit der Bemerkung, er sei trotz der gegenwärtigen Krise Optimist! Um zu verdeutlichen, wie das geht, präsentierte er seinen Zuhörern zuerst einen knappen Überblick über die Übel des britischen Finanzempires sowie die wahre Geschichte von US-Präsident Barack Obama als britischer Marionette. Dann zog er den großen Bogen der historischen Ereignisse der letzten 80 Jahre und beschrieb die besondere Rolle Lyndon LaRouches und seiner Bewegung als Anführer des Widerstands gegen die Politik des Empire, um seinen Hörern ein Gefühl für den Kampf zu geben, den es zu führen gilt. So war es nur natürlich, daß dann die Frage kam: „Wie gewinnen wir diesen Kampf?“

Als Antwort auf diese Frage erwies er sich als großer Liebhaber der klassischen Kultur und Wissenschaft in Deutschland und beschrieb den ständigen Kampf der deutschen Denker, Ökonomen, Komponisten und Staatsmänner, die im Dialog mit den Gründern und führenden Köpfen der Vereinigten Staaten standen, um die beiden Nationen mit dem höchsten industriellen und kulturellen Niveau aufzubauen, das die Welt bisher gesehen hatte. „Diese Kultur ist immer noch in Ihnen“, sagte er, „und Ihr Pessimismus und Ihre Verzweifelung kommen von der vorsätzlichen Zerstörung der Geisteshaltung dieser Kultur.“

Harley hatte im Lauf der Woche nicht nur Münster besucht, sondern auch die großartigen Kathedralen in Köln und Aachen, das Geburtshaus von Ludwig van Beethoven und eine Maschinenfabrik in Velbert. Er bezog sich auf diese Orte und ihre Geschichte, um seine Hörer zu begeistern, weil sie Zeugnisse sind für das wahre Prinzip der physischen Wirtschaft. Physische Wirtschaft - das ist die Idee der bewußten, kreativen Entwicklung der Menschheit, die von einer Generation auf die nächste übergeht und sich in solchen Dingen zeigt wie der Schaffung von Wasserwegen unter Karl dem Großen, der industriellen Entwicklung am Rhein und im Ruhrgebiet und dem Schutzzollsystem Friedrich Lists, und das nirgendwo auf der Welt besser zur Anwendung kam als in Deutschland und den Vereinigten Staaten. Und so, wie ein klassischer Architekt oder Ingenieur eine bahnbrechende Idee in die Tat umsetzt, so schafft ein klassischer Komponist sein musikalisches Werk, um seine Hörer moralisch zu bilden und frei zu machen für die Entfaltung ihrer eigenen Kreativität. Der Bau von Infrastruktur und eines Kunstwerkes sind in diesem klassischen Sinne ein und dasselbe.

Deshalb forderte Harley seine Hörer auf, sich vom Pessimismus zu befreien und groß zu denken. Denn die in den letzten 40 Jahren geschaffene, falsche Fassade der Wirtschaft zerfällt vor unseren Augen, und die Glaubwürdigkeit der BüSo wächst mit jedem Euro, den die Regierungen den hoffnungslos bankrotten privaten Banken nachwerfen. Der Euro tauge eigentlich nur als Ziel für Schießübungen, und wer es schaffe, die Mitte aus der Münze herauszuschießen, der könne die verbleibenden Ringe, als Beweis für seine Zielsicherheit und seiner Verachtung für dieses Symbol der Unterdrückung, als Kette um den Hals tragen. Harley fragte alle Gäste der Veranstaltungen, ob sie für die Beibehaltung des Euro oder für die Wiedereinführung einer souveränen Währung für Deutschland seien - 100% waren für die Rückkehr zur D-Mark.

Dieses Ergebnis stand natürlich auch unter dem Gesamteindruck der Ideen, die Harley vorgetragen hatte. Denn wie kann man wissen, ob die D-Mark die Lage irgendwie verbessern wird, wenn man kein Gefühl für das Prinzip hat, das eine menschliche Wirtschaft vom Wucher unterscheidet: eine souveräne Wirtschaft für die souveräne Entwicklung souveräner Nationen souveräner Völker, die durch die „westfälische“ Idee der gegenseitigen Entwicklung geeint sind.

Genau diese Absicht präsentierte der erste amerikanische Finanzminister Alexander Hamilton in seinem „Bericht über die Manufakturen“, den er dem US-Kongreß am 5. Dezember 1791 vorlegte. Für das gleiche Prinzip stand auch Friedrich List, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Hamilton-Anhänger Henry C. Carey zusammenarbeitete, am Beginn der schnellen Entwicklung des modernen Deutschland. „Worauf warten wir also? Auf wen warten wir, um diese Entscheidungen zu fällen? Wie viele Bündel der neuen Broschüre über die Götterdämmerung für den Euro können Sie verteilen helfen?“, forderten Harley und die Aktiven der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) die Anwesenden auf.

Alle Gäste dieser Veranstaltungen wurden zu einem Konzert der LYM am letzten Tag von Harleys Besuch eingeladen, Die Mitglieder der LYM sind sehr engagiert darum bemüht, sich neben der politischen Arbeit auch die Schönheit der klassischen Kultur zu erarbeiten. Harley eröffnete das Konzert mit einer bewegenden Rede über den Kontrapunkt in der klassischen Musik und beschrieb, wie alle großen Komponisten die Prinzipien der klassischen Schönheit der Schöpferkraft in der Musik zur Anwendung brachten. Er sagte: „Der heutigen Popmusik fehlt das. Sie will bloß die Sinne des Körpers bewegen, aber nicht die Kreativität auf den Nächsten ausrichten.“ Bach und seine Nachfolger entdeckten, daß der menschliche Geist nicht darauf beschränkt ist, eine musikalische Stimme zu hören, sondern 2, 3, 4, 5 oder mehr unabhängige Stimmen gleichzeitig verstehen kann, die sich in einer Weise verändern, die die Gesamtidee deutlich macht, und dies zeige, wie der menschliche Geist arbeitet - im Gegensatz zu den kurzfristigen Eindrücken der Sinnesorgane, die eine humanistische Idee für die Zukunft ausschließen.

Zweieinhalb Stunden lang präsentierte die LaRouche-Jugendbewegung dann eines der Violin-Doppelkonzerte J.S. Bachs, Mozarts Chorstück „Ave Verum Corpus“, Arien aus Mozarts Opern „Die Zauberflöte“ und „Die Entführung aus dem Serail“, Rossinis „Barbier von Sevilla“ und Händels „Messias“, Lieder von Beethoven, Schubert, Schumann, Mendelssohn, und das berühmte Duett des Don Carlos und des Marquis Posa aus Verdis „Don Carlos“. Außerdem wurde Schillers Gedicht „Der Ring des Polykrates“ vorgetragen. Wo sonst auf der Welt findet man eine politische Bewegung, die in ihrer Arbeit auf die Schönheit der Klassik setzt?

Für die vielen Gäste der beiden Veranstaltungen mit Harley wurde all das, was Harley über die klassische Kultur als politischer Kraft für eine neue Renaissance sagte, vollkommen klar. „Wenn Frau Merkel versuchen würde, eine solche Schönheit zu schaffen, hätten wir innerhalb weniger Wochen Vollbeschäftigung“, sagte einer von ihnen.

Was ist die zugrundeliegende, verborgene Idee, die die Generationen dazu bewegt, über ihr eigenes Leben hinauszuschauen? Und ist es möglich, den Gang der historischen Ereignisse zu ändern, egal wie alt man physisch ist? Wenn der Pessimismus überwunden ist, sollten sich diese Fragen von selbst beantworten, denn durch Optimismus können wir unsere Erfindungskraft freisetzen, den Staatshaushalt reorganisieren und die produktiven Kapazitäten Deutschlands und aller übrigen Länder entwickeln.

Harley kam, um den deutschen Bürgern seine Liebe zur klassischen Kultur zu zeigen, in der ein großer Teil der Lösung für die existentiellen Probleme der Welt liegt. Dieser „deutsche“ Amerikaner rät uns: „Hören Sie auf, Pessimist zu sein“ - seien Sie für die Zukunft, was die Optimisten der Vergangenheit für uns waren. Schließen Sie sich uns an, finden Sie den „amerikanischen“ Deutschen in sich selbst, und mobilisieren Sie jetzt mit der BüSo! Man hat nur dann eine Nation, wenn man sie bewahrt.

Benjamin Lyllof

Lesen Sie hierzu bitte auch:
„In unserer gegenwärtigen Tragödie gibt es eine Lösung“
- Neue Solidarität 48/2010