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Neue Solidarität
Nr. 50, 15. Dezember 2010

LaRouches Ideen in China herzlich willkommen

China. Die Autorin hat kürzlich Festlandchina und Taiwan besucht und berichtet von einer beispiellosen Offenheit gegenüber den Ideen Lyndon LaRouches.

Während die transatlantischen Staaten ihr bankrottes Währungssystem mit einer hyperinflationären Politik zu retten versuchen, was in den zwanziger Jahren schon einmal in der Katastrophe endete, reagiert China auf die Krise, indem es seine bisher vornehmlich exportorientierte Politik auf den Aufbau der Realwirtschaft und besonders der Infrastruktur im Inland umstellt, um so Hunderte Millionen Menschen aus bitterster Armut zu befreien. Parallel dazu arbeitet China gezielt daran, seine Souveränität zu stärken.

Wie Lyndon LaRouche betont, ist diese Politik die einzig vernünftige - im Gegensatz zu den lautstarken Forderungen der internationalen Finanzwelt, China müsse seinen staatlich kontrollierten Wechselkurs aufgeben, um sich ebenfalls in den Inflationsrausch zu stürzen. Die nordatlantischen Nationen machen es falsch, China handelt richtig.

Seit der politischen Wende in China 1978 werden LaRouches Ideen in diesem Land übersetzt, verbreitet und diskutiert. Zwar dient China weiter als Billiglohnland für internationale Unternehmen, doch es kam auch ein anderer Prozeß in Gang, der dazu führte, daß Helga Zepp-LaRouche im Mai 1996 als Rednerin zu einem von der Regierung veranstalteten „Symposium über die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen an der euro-asiatischen Kontinentalbrücke“ in Beijing eingeladen wurde. Auf dieser Konferenz, auf der über 460 Fachleute und Diplomaten aus 36 Ländern zusammenkamen, stellte Frau Zepp-LaRouche die wichtigsten Ideen dar, die später in einem EIR-Sonderbericht mit dem Titel Die Eurasische Landbrücke veröffentlicht wurden.

Kurz danach verbreitete Lyndon LaRouche Anfang 1997 eine internationale Prognose, worin er feststellte, Asien würde noch im selben Jahr von einer Spekulationswelle überrollt werden. Politische Kreise in vielen asiatischen Ländern, vor allem aber in Beijing und Taipeh, wurden von LaRouches Prognose unterrichtet, und als der spekulative Angriff auf Asien Ende 1997 tatsächlich einsetzte, wuchsen der Respekt für ihn und die Offenheit gegenüber seinen Ideen weiter an.

Spätestens seit 2007, als LaRouche erklärte, das globale Währungssystem liege in seinem Todeskampf, und als der wirtschaftliche Zusammenbruch der transatlantischen Region zunehmend eskalierte, beschleunigt die chinesische Regierung den Ausbau der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur im ganzen Land. So baut China große Wasserprojekte (Drei-Schluchten-Damm, Nord-Süd-Wasserumverteilung u.a.), bis 2013 sollen 90% der Bevölkerung Anschluß an Schnellbahnstrecken (etwa 16.000 km) erhalten, und bis 2050 sollen 500 Kernreaktoren entstehen. Zu den langfristigen, übergreifenden Plänen gehören auch die Einrichtung von Siedlungen auf Mond und Mars, die Entwicklung der Kernfusion sowie Durchbrüche in weiteren Wissenschaftsbereichen.

Optimismus und Offenheit

Auf meiner jüngsten Reise aufs chinesische Festland und anschließend nach Taiwan, wo ich Vorträge hielt und private Termine wahrnahm, bin ich auf einen ansteckenden Optimismus und eine beispiellose Offenheit gegenüber den Ideen Lyndon LaRouches gestoßen.

Auch wenn die meisten wußten, daß in der globalen Finanz- und Wirtschaftslage etwas grundsätzlich falsch läuft, waren sie über das tatsächliche Ausmaß der realwirtschaftlichen Zerstörung in den Vereinigten Staaten und Europa schockiert. „Ich hatte keine Ahnung, daß der Niedergang so schlimm ist“, war die typische Reaktion. Für einen Chinesen, der all die großen Bauprojekte in seiner Umgebung sieht und dann erfährt, daß in den Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten kein Kernkraftwerk und keine Raffinerie mehr gebaut wurde, keine einzige Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke betrieben wird und sich jetzt wegen drakonischer Sparmaßnahmen immer schneller die Armut ausbreitet, ist das ziemlich unfaßbar.

Deswegen war man froh, etwas über die Ursachen, die Dringlichkeit und das Ausmaß der Krise sowie über das wirkliche Problem mit Obama (auch wenn die meisten ahnten, daß etwas mit ihm nicht stimmt), vor allem aber über LaRouches Lösungsvorschläge zu erfahren. Die Idee einer Weltlandbrücke, beflügelt durch das riesige amerikanische Wasserprojekt der North American Water and Power Alliance (NAWAPA), stieß bei meinen Gesprächspartnern auf uneingeschränkte Begeisterung: „Meinen Sie wirklich, das ließe sich für die gesamte Welt verwirklichen?“ Wenn ich sie dann bat, sich die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in China zu vergegenwärtigen, und ob sie dies vor 20 Jahren für möglich gehalten hätten, verstanden sie, was ich meinte. Es wurde klar, daß wir tatsächlich die gesamte Welt entwickeln können, wenn wir den Einfluß der Londoner City und der Wallstreet ausschalten.

Die Vorstellung einer weltweiten Wirtschaftsentwicklung ist der chinesischen Geschichte nicht fremd. In einigen Vorträgen zitierte ich Sun Yat-sens Ideen aus seiner im heutigen China fast unbekannten Schrift Über die internationale Entwicklung Chinas - und bin auf große Begeisterung gestoßen. In dieser Schrift stellt Dr. Sun eine grundlegende Entwicklungsperspektive für China dar, die heute mit Projekten wie dem Drei-Schluchten-Damm umgesetzt wird, und verbindet dies mit einer Entwicklungsperspektive für ganz Eurasien und Afrika.

Sun verfaßte diese politische Schrift nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags 1919 und sah darin - im Gegensatz zu Versailles - ein Programm für Frieden durch Entwicklung. Im Vorwort schreibt er, der Versailler Vertrag habe die Vorbedingungen für einen zweiten Weltkrieg geschaffen, und nur mit Hilfe eines gemeinsamen Prinzips gegenseitiger Entwicklung der Nationen, wie er es in seiner Schrift darstellt, könne ein weiterer Weltkrieg verhindert und der Frieden gesichert werden. Es wundert nicht, daß diese Ideen bei jungen chinesischen Intellektuellen Anklang finden, und der Zusammenhang mit LaRouches Programm einer Weltlandbrücke war offensichtlich - viele junge Chinesen fühlen sich Afrika und anderen armen Regionen der Welt verbunden.

Man spürt deutlich, wie die Entschlossenheit, die ganze chinesische Nation zu entwickeln, bei ihnen kulturellen Optimismus und einen gewissen berechtigten Stolz auslöst. Obwohl selbst noch Entwicklungsland mit einem hohen Anteil an Armen, ist China unübersehbar an der Zukunft und an Veränderung orientiert, und das bestimmt die kulturelle Weltsicht.

Bei meinem Besuch hatte ich die Gelegenheit, mit einem Hochgeschwindigkeitszug von Tianjin nach Beijing zu reisen. Auch bei einer Geschwindigkeit von 331 km/h fühlte man sich wie in einem Wohnzimmer: kein Rütteln, kein Lärm, und eine Reise, die noch vor drei Jahren drei Stunden gedauert hätte, war jetzt in einer halben Stunde vorüber. Wie bereits erwähnt, werden in einigen Jahren 90% der chinesischen Bevölkerung Zugang zu solchen schnellen Zügen haben. Man stelle sich vor, welche Wirkung das auf die Bevölkerung und insbesondere auf die jungen Menschen hat. Und für die gesamte Welt wird ein Zeichen gesetzt: Alles ist möglich!

Am 8. November beschrieb People’s Daily, das offizielle chinesische Regierungsorgan, wie Alan Greenspan als US-Zentralbankchef eine Blasenwirtschaft schuf, die der amerikanischen Industrie schwer zugesetzt hat, und am selben Tag wurde in einem Artikel im China Daily die erneute 600-Mrd.-Dollar-Geldspritze von Greenspans Nachfolger Ben Bernanke mit der Weimarer Republik 1923 verglichen, mit der Warnung, daß diese Politik zu Hyperinflation führe. In China ist man sich darüber bewußt, daß die Politik der Rettungspakete völlig verrückt ist und daß die gesamte Welt, China eingeschlossen, darunter leiden wird, wenn die transatlantische Region zusammenbricht. Deswegen ist das Interesse an LaRouches Lösungsvorschlägen groß.

Änderungen in Taiwan

Auch in Taiwan versteht man diese Realität. Noch vor zwei Jahren meinten führende Intellektuelle, Banker und Unternehmer, wenn man ihnen LaRouches Vorhersage von 2007 beschrieb, China werde mit Sicherheit überleben, was immer in den USA geschieht. Das hört man inzwischen nicht mehr. Sie sind sich sehr bewußt darüber, daß der Welt unmittelbar große Gefahr droht, eine Krise, die genauso auch China zerstören würde, und die meisten Gespräche drehten sich um die zentralen Inhalte von LaRouches Vorschlägen, aber auch darum, was man außerhalb der USA tun könne, um die Krise zu lösen.

In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen China und Taiwan erheblich verändert, es ist viel „normaler“ geworden. Es wurden nicht nur unzählige Familien wieder vereint, es sind auch Hunderttausende taiwanesische Unternehmer mit ihren Familien aufs Festland gezogen, Wissenschaftler besuchen Konferenzen und Seminare auf beiden Seiten der Taiwanstraße, und junge Leute können wahlweise an den zahlreichen Universitäten in Taiwan oder auf dem Festland studieren.

Seit der Einrichtung von Direktverbindungen vor einigen Jahren kann man jetzt zwischen wichtigen Städten Kontinentalchinas und Taiwans problemlos hin- und herfliegen, und mit der Einrichtung des Tourismus haben in den ersten neun Monaten diesen Jahres bereits über eine Million Festlandschinesen Taiwan besucht. Das hat sich bereits deutlich auf die Stimmungslage ausgewirkt, wo man in Taiwan jetzt ein viel deutlicheres Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem Festland verspürt. Zum Beispiel äußern die Menschen ihr Mißfallen darüber, daß vom Ausland Druck auf China ausgeübt wird, den Yuan aufzuwerten, und sie zeigen ihren Stolz und ihre Begeisterung über die Entwicklungsfortschritte der letzten Jahre.

Einer der Höhepunkte meines Besuchs in Taiwan war eine Einladung, an der Gedenkstätte für Sun Yat-sen vor einer Gruppe von 200 Menschen zu sprechen, die dort seines geistigen Erbes gedachten. Zu Beginn meiner Ausführungen über die Grundsätze hinter der Schaffung eines neuen Weltkreditsystems verwies ich auf das Konzept des „Gemeinwohls“, wie es Sun Yat-sen bekanntermaßen benutzt hatte. Im Raum entstand sofort eine Unruhe und einige zeigten auf das Banner über dem Podium hinter mir: dort war genau das gleiche Zitat wiedergegeben, das ich eben angeführt hatte.

Das hat seinen guten Grund, denn Dr. Sun, der Vater der chinesischen Republik von 1911, war von der republikanischen Tradition Amerikas, besonders der Abraham Lincolns, durchdrungen, genauso wie LaRouche. Dieses positive Vermächtnis und auch eine gemeinsame Geschichte des Widerstands gegen das Britische Empire bilden eine solide Grundlage für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und China, die für die Welt überlebenswichtig ist.

Leni Rubinstein