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Die folgende Schrift mit dem Untertitel „Was Ihr Buchhalter nie verstanden hat“ erschien im englischen Original am 17. April 2010; wir veröffentlichen sie in mehreren Teilen.
Einige werden mich vielleicht zur Vorsicht mahnen: Wer etwas zu wissenschaftlichen oder verwandten Prinzipien sagen wolle, wie ich es hier tue, der solle seine Argumente vortragen, ohne dabei über Behauptungen seiner vermeintlichen Rivalen „herzuziehen“. Man darf es aber bei der wissenschaftlichen Arbeit beispielsweise in der Medizin oder der Wirtschaftswissenschaft nicht unterlassen, auf gefährliche Krankheiten hinzuweisen. Diese Anforderung gilt auch für das vorliegende Thema.
Im Gegensatz zu der delphischen antiken Gestalt des Aristoteles und ebenso im Gegensatz zu den bewußt prinzipienlosen empiristischen (oder positivistischen) Lehren von Paolo Sarpis Verehrern in der Neuzeit müssen wir das gesamte Universum, das der menschlichen Erfahrung zugänglich ist, als grundsätzlich „kreativ“ oder, technisch ausgedrückt, als „anti-entropisch“ betrachten.
Das bedeutet, daß alle Lebensformen ebenso wie alles Unbelebte als Produkte eines allgemeinen Prozesses der Anti-Entropie entstanden sind; selbst die Existenz der Phänomene, die wir gewöhnlich als tote Materie betrachten, ist von einer qualitativ anti-entropischen Kraft geprägt. Mit dem Auftreten der Menschheit unter den Geschöpfen unseres Planeten kam etwas absolut Neues zu dem Bestehenden hinzu, und dieses Prinzip Menschheit erscheint wie aus dem ersten Kapitel der mosaischen Schöpfungsgeschichte abgeschrieben: ein Prinzip schöpferischer, willentlicher Entscheidungen zur Weiterentwicklung der menschlichen Fähigkeiten mittels jener neuen Erschaffungen, die durch die der menschlichen Gattung eigenen Grundeigenschaften möglich werden. Dies ist ein Begleitumstand der richtigen Einstellung, die uns den Zugang zum Wissen um jene Absicht verschafft, welche der richtigen Vorstellung von der geistigen Unsterblichkeit des Menschen zugrunde liegt.
Diese Idee drückt eine spezifisch menschliche Eigenschaft aus - allerdings wird diese Vorstellung heute häufig grundsätzlich abgelehnt. Trotzdem weist uns dieses Konzept auf die Eigenschaft hin, die den Menschen besonders auszeichnet: die willentliche anti-entropische Eigenschaft, die einzig der menschlichen Gattung zukommt. Das ist das eigentliche Wesen aller bewußten qualitativen Fortschritte des Menschen hinsichtlich der Absichten und Errungenschaften in seiner sozialen Erfahrung. Der Mangel an entsprechenden, wahrhaft universellen, wissenschaftlichen Prinzipien - wie er für den Reduktionismus der Aristoteliker und der Positivisten gleichermaßen typisch ist -, ist die typische Ursache der häufig ungeheuerlichen Inkompetenz, die sowohl in der Wirtschaft als auch bei den meisten Ökonomen der Welt heute noch herrscht.
Nachdem das vorausgeschickt ist, macht es die Absicht hinter unserer Darstellung des Konzepts der „Geheimwirtschaft“ erforderlich, daß wir die Diskussion des Themas auf eine höhere konzeptionelle Ebene verlagern: Wir müssen weg von dem verbreiteten Unsinn, dem Geld einen wirtschaftlichen Wert zuzuschreiben, und statt dessen zu geeigneten realen, physischen Maßstäben gelangen, um die Wirkung des Umgangs der Gesellschaft mit Geld zu beurteilen.
Ich wechsle deswegen jetzt unser Augenmerk von einer durch Geld definierten Wirtschaft auf eine qualitativ höhere Begriffsebene, zu den physikalischen Vorstellungen, die auf längere Sicht immer über das Schicksal von Nationen entscheiden. Diese physikalischen Vorstellungen sind für die bloßen Sinne nicht sichtbar, doch man erkennt sie an Wirkungen, die von den Staatsführungen der Nationen bis heute nur selten verstanden wurden: der Wirkungen der speziellen höheren Geisteskräfte des menschlichen Individuums.
Ich erläutere nun den Übergang vom Sinnlichen zum Erhabenen, anhand der folgenden vorläufigen „Definitionen“ und ähnlicher Begriffe.
Adam Smith hat die Bösartigkeit seines Systems in einer entscheidenden Passage seiner Theorie der moralischen Empfindungen von 1759 selbst zugegeben; ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich auf seine entsprechenden Absichten hinweisen. Und heute beteuert nahezu die Gesamtheit aller Buchhalter, Ökonomen, Finanzexperten und Wirtschaftsführer, daß sie selbst Adam Smiths Irrlehre anhängen. Derzeit haben nur ganz wenige unter den Spezialisten für Wirtschaftsfragen auch nur eine dürftige Vorstellung, nach welchen Grundprinzipien eine Realwirtschaft tatsächlich funktioniert. Die Resultate des Wirkens dieser Buchhalter und auch der meisten sogenannten Ökonomen lassen sich an der jetzt mit ganzer Wucht hereinbrechenden globalen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise ablesen.
So liefert uns die überwältigende Mehrheit der ausgebildeten Ökonomen wie auch die intellektuell verkümmerte Buchhalterzunft selbst ständig Nebenprodukte desselben alten, verbreiteten Wahns hinter Smiths verrückter Lehre.
Gerade wegen dieser Gewohnheiten, die häufig auf Adam Smith, aber auch auf die Fehler der marxistischen Variante der Smith-Anhänger zurückgehen, durchläuft die Welt nun schon seit Jahrzehnten Veränderungen, die auf den jetzt hereinbrechenden größten Kollaps der Finanz- wie der Realwirtschaft in der gesamten neuzeitlichen Geschichte zulaufen. Untersuchen wir den Fall Adam Smith in diesem Licht.
Smith war zwar durch und durch ein Betrüger, war dabei aber auf perverse Weise „ehrlich“ bei der Darlegung seiner verrückten Illusionen, die von seinen leichtgläubigen Opfern, wie dem Adam-Smith-Fanatiker Karl Marx und den Wall-Street-Ideologen von heute übernommen wurden. Ich möchte dazu insbesondere auf das verweisen, was Smith selbst in einer wichtigen Passage seiner Theorie der moralischen Empfindungen von 1759 geschrieben hat.
Und zwar handelt es sich um folgenden Absatz:
„Hunger, Durst, die Leidenschaft, welche die beiden Geschlechter vereinigt, die Freude am Vergnügen und die Furcht vor Schmerz veranlassen uns, diese Mittel um ihrer selbst willen einzusetzen, ohne irgendwelche Rücksicht darauf, ob sie auf jene wohltätigen Ziele hinführen, welche der große Lenker der Natur durch sie herbeiführen wollte.“
Hiermit beschreibt Adam Smith den Kern der weithin akzeptierten, aber bösartigen und falschen Vorstellung von „Geld“, die bis heute auf der ganzen Welt gang und gäbe ist.
Diese weit verbreitete Gier nach Geld als solchem oder etwas Entsprechendem ist die Leidenschaft, aus der heraus sich die leichtgläubigen, wirtschaftlich ahnungslosen Bewunderer der Wall Street und der Threadneedle Street an die Illusion klammern, das Zahlungsmittel namens „Geld“ oder die aus ihm entstehende Kauf- und Konsumkraft wäre das Maß für ein politisches Wertesystem, mit dem man eine Nation oder Gruppen von Nationen regieren könnte. Die Geschichte zeigt: Bei den meisten Menschen ist das Endresultat meistens, daß ihr Urteilsvermögen, welches sie ansonsten zur Selbstregierung hätte befähigen können, sehr darunter leidet.
Dieser spezifische Mangel an Urteilsvermögen in bezug auf die Vorstellung von „Reichtum“, wie ihn die Gefolgsleute Adam Smiths an den Tag legen, ist mehr als alles andere die Ursache der moralischen und sonstigen Desorientierung ganzer Nationen.
Eine solche geistige Verwirrung zeigen auch alle im amerikanischen Kongreß, die Präsident Barack Obamas mörderische Gesundheitsreform und verwandte wirtschaftspolitische Entscheidungen mittragen; die vielleicht noch wohlwollendste Charakterisierung der fehlgeleiteten Mitglieder dieses Gremiums mag die sein, daß man sie wenigstens vorübergehend als geistig unzurechnungsfähig betrachtet. Das Resultat ist: Je mehr sie von ihrem Glauben an die Selbstheilungskräfte des Marktes und des Geldes beherrscht werden, desto ruinöser wirkt ihr Verhalten für die gesamte Gesellschaft, selbst wenn es um Dinge geht, die eigentlich einfache wirtschaftliche Tatsachen sein sollten.
Im Neuen Testament wird davon berichtet, daß Petrus einmal eine bestimmte einfache Tatsache abgeleugnet hat. Wie er das tat, sollte uns an gewisse Mitglieder des US-Kongresses und andere erinnern, die leider keine Heiligen sind, aber wie er die ihnen eigentlich bekannte Wahrheit einfach abstreiten, und das nicht nur, bis der sprichwörtliche Hahn dreimal gekräht hat, sondern die ganze derzeit für die Zivilisation immer dunkler werdende Nacht hindurch.
Man betrachte die Massachusetts Bay Colony des 17. Jahrhunderts in der Zeit, als ihre inneren wirtschaftlichen Angelegenheiten noch von direkter britischer Diktatur frei waren. Man untersuche, wie sich dieser Commonwealth von Massachusetts entwickelt und seine eigene Währung für die Kreditvergabe benutzt hat.
Diese Erfolge dauerten an, bis die britischen Tyrannen kamen, um alles zu ruinieren, und diese Methoden unterdrückten. Ein politisches System des Geldumlaufs ist notwendig, aber nur, solange man es als Kreditsystem einsetzt und es nicht wirtschaftlich mißbraucht, indem man es als Maß für Reichtum verwendet. Ich verweise hier nachdrücklich auf den qualitativen Unterschied zwischen dem vermuteten wirtschaftlichen Wert, der oft durch bloßes Geld ausgedrückt wird, und dem durch die physische Ökonomie verkörperten realen Wert. Während Währungssysteme den Wert physischen Reichtums mit Hilfe von Geld zu messen vorgeben, würde jede kompetent geplante Volkswirtschaft umgekehrt den Nutzen einer Währung nach Maßgabe der physischen Eigenwerte beurteilen, die sich am besten vom Standpunkt der Wegbereiter einer wirklichen anti-positivistischen physikalischen Chemie wie Dmitri Mendelejew, Max Planck, William Draper Harkins, W.I. Wernadskij und Albert Einstein ableiten lassen. Derzeit laufen Bemühungen, Mendelejews Prinzip des Periodensystems vom relativ fortgeschritteneren Standpunkt eines universellen Systems kosmischer Strahlung neu zu durchdenken, und dies wäre der richtige Ansatz, um heute tiefere Einsichten in die Prinzipien der physischen Ökonomie zu entwickeln.14 Betrachten wir als Hintergrund einige historische Beispiele, angefangen mit Karl dem Großen:
Karl der Große schuf den Vorläufer der neuzeitlichen Wirtschaftssysteme. Ausdruck hierfür waren seine umfangreiche realwirtschaftliche Bestandsaufnahme, sein lokales Verwaltungssystem in wichtigen regionalen Zentren und seine revolutionäre Entwicklung von Binnenwasserstraßen.
Karls Reformen waren der Präzedenzfall für den Ausbau der großen Binnenwasserstraßen aus Flüssen und Kanälen als entscheidende Schritte hin zur neuzeitlichen europäischen Wirtschaft und dann zur Umsetzung vergleichbarer Reformen in den Vereinigten Staaten. Die Binnenwasserstraßen waren die Vorbereitung auf den Sprung zu den revolutionären transkontinentalen Eisenbahnnetzen, zuerst in den Vereinigten Staaten und dann die transkontinentalen Eisenbahnen Eurasiens.
Heute dürfte die Möglichkeit kombinierter Massentransportsysteme mit Magnetbahnen zur Verbindung der großen Kontinente der Welt einen Großteil des Frachtverkehrs über die Meere hinfällig machen. Durch diesen modernen Nachfolger des traditionellen Eisenbahnverkehrs werden große Teile des Seefrachtverkehrs technisch und damit wirtschaftlich überflüssig werden.
Veränderungen wie diese verdeutlichen ein allgemeines Prinzip, das auch bei der zukünftigen Erschließung von Orten im nahen Sonnensystem wie Mond und Mars zum Ausdruck kommen wird, sobald früher oder später in diesem noch jungen Jahrhundert entsprechende Planungen und Arbeiten beginnen werden. Die typischen Probleme, die zum Zwecke des Transports und Lebens im nahen Sonnensystem - und später auch weiter entfernt - überwunden werden müssen, sind schon im Zusammenhang mit Entwicklungen später in diesem Jahrhundert absehbar. Dabei sollte man erkennen, daß der Aufbau einer grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur schon immer darauf hinauslief, anstelle einer vermeintlich „natürlichen“ Umgebung eine „bewohnbare“, „künstliche“ Umgebung zu schaffen, um das menschliche Leben und Handeln zu bestimmten Zeiten der Existenz unserer Gattung zu verbessern oder sogar erst zu ermöglichen.
Schauen wir beispielsweise zurück auf die Zeitspanne seit dem Beginn der letzten großen Eiszeit vor etwa zehntausend Jahren. Während einige Teile der menschlichen Bevölkerung in den Lebensgewohnheiten einiger unveränderter, relativ kleiner, eisfreier Regionen stecken blieben, entwickelten sich anderswo große transozeanische Seekulturen. Mit den für die Schiffahrt erforderlichen Sternenkarten, ohne die diese maritimen Kulturen nicht existieren konnten, entstand erstmals die Vorstellung einer an den Sternen ablesbaren funktionierenden Existenz eines tatsächlich bestehenden Universums. Ein Echo davon sind Artefakte wie die Große Pyramide von Gizeh und das physikalische Wissen der Sphärik, wie es mit dem sog. Platonischen Jahr und Platons pythagoräischen Vorgängern verbunden war.
Ähnlich wichtig sind die Beweise dafür, daß Menschen schon ganz früh Feuerstätten benutzt haben. „Feuer“ ist ein entscheidender Beleg für den uralten Unterschied zwischen Mensch und Affe sowie für „humanes“ Handeln, spätestens seit der legendäre Zeus seinen barbarischen Bann gegen den wissenschaftlichen Fortschritt der Menschheit - wie heute Kernspaltung und Kernfusion - erklärte. Der Mensch als schöpferisches Wesen im Abbild des großen Schöpfers verwirklicht sich darin, daß er „künstliche Umgebungen“ schafft, die wir manchmal „Infrastruktur“ nennen, wovon der Fortschritt und sogar schon der Fortbestand einer zivilisierten Gesellschaft abhängt.
Daher ist es ein typischer Ausdruck des Bösen, wenn versucht wird, bestimmte notwendige Formen menschlichen Fortschritts - wie z.B. Maßnahmen für qualitativ höherwertige Energieversorgung einer verbesserten Infrastruktur - zu verhindern. Fortschritt beruht stets auf steigender Kraftversorgung der Menschheit, die sich allgemein durch die notwendige Steigerung der Energieflußdichte der vom Menschen eingesetzten Kraftquellen definiert. So war es schon immer, angefangen mit der Entdeckung verbesserter Einsatzmöglichkeiten des Feuers bis hin zu dem heute zwingend notwendigen Standard der Kernspaltungs- und Kernfusionsenergie, verbunden mit Fortschritten in der Astronomie für eine Erkundung und zukünftige Besiedlung des nahen Weltraums.
Wir müssen nun die Voraussetzungen für die Errichtung von Produktionsstätten auf dem Mond schaffen, die zur Vorbereitung menschlicher Flüge zu anderen Planeten und Sternensystemen unserer Galaxie erforderlich sind, damit wir den kerkerähnlichen Begrenzungen unserer irdischen Wohnstätte entkommen können. Gleichzeitig müssen wir uns auch der Herausforderung schwächerer Gravitationsfelder und den Herausforderungen von Flügen mit stetiger Beschleunigung/Abbremsung und Leben auf dem Mars stellen. Wir müssen also praktisch für den interplanetaren Weltraum das gleiche tun wie die großen Seefahrer der letzten großen Eiszeit, als sie die Astronomie als praktische Wissenschaft entdeckten, wie das, was Karl der Große für den Aufbau der europäischen Binnenwirtschaft leistete, wie das, was wir bei der Erschließung des Territoriums von Nordamerika und dann bei der Verwirklichung der Idee des transkontinentalen Eisenbahnnetzes in Nordamerika taten, und das, was wir heute in Angriff nehmen müssen, um ein praktisch durchgehendes weltweites Transport- und Infrastruktursystem zu entwickeln, angefangen mit dem Bau eines Bahntunnels unter der Beringstraße. Dann gilt es, unseren Mond zu erschließen und die Geheimnisse von Flügen durch die großen Weiten kosmischer Strahlung zu lüften, wie sie uns bei der Beförderung von Menschen von und zu den Wohnstätten auf dem Mars erwarten.
Nach dem bisher in diesem Kapitel Gesagten halte ich uns für gut vorbereitet, um direkt den eigentlichen Gehalt dessen anzupacken, was ich uns jetzt in diesem Bericht vorlegen will.
In meiner Antwort auf zwei zusammenhängende Fragen, die mir bei meinem Internetforum am 8. Mai gestellt wurden, sprach ich die wesentlichen Prinzipien an, die darüber entscheidenden, ob die höheren Ordnungen des menschlichen Geistes erfolgreich funktionieren. Was ich damals entwickelte, erfaßte noch nicht die gesamte Bandbreite eines Feldes, was für viele, selbst hochgebildete Leute immer noch ziemliches Neuland ist. Was ich bei dieser Gelegenheit äußerte, betraf jedoch schon in grundlegenden Umrissen die Prinzipien hinter einer erfolgreichen Anwendung der schöpferischen Erkenntniskräfte des menschlichen Geistes.
Bei dieser Frage, die auch im nächsten Kapitel dieses Berichtes behandelt wird, sollte der Leser auch von Platons berühmtem, oft erbittert umstrittenen Dialog Parmenides ausgehen. Das dort behandelte Problem läßt sich am besten folgendermaßen umreißen.
Gehen wir wie folgt vor: In erster Einschätzung stützt sich das menschliche Wissen über das Universum, das wir bewohnen, einschließlich unserer eigenen Haut, auf die Wahrnehmungen unserer Sinnesorgane. Aber wenn wir dieses Universum um uns herum, nur so wie es uns diese eigene Sinneserfahrung präsentiert, verstehen möchten, liefert uns keine der unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen allein nachweislich richtige Angaben über die reale Welt, die wir zu bewohnen meinen. Was wir nach erster Einschätzung aus einer so organisierten Erfahrung heraus glauben könnten, zeigt uns noch nicht, was an den verschiedenen einzelnen Sinneswahrnehmungen wahr oder falsch ist.
Hier liegt der Ursprung der Unwissenheit sämtlicher Anhänger und Nachfolger z.B. von Euklid und von Paolo Sarpi, dem Gründer des Liberalismus der heutigen Empiristen und Positivisten. Ein wissenschaftlich kompetenter Anspruch auf Erkenntnis muß grundsätzlich auf anderen Wegen gesucht werden.
Die brauchbarste Demonstration dieses Problems für die neuzeitliche Gesellschaft liegt im Schaffen der beiden wichtigsten Begründer der modernen Naturwissenschaft, die wir kennen: erstens Filippo Brunelleschi, der zur Zeit der Florentiner Goldenen Renaissance das physikalische Prinzip der Kettenlinie als Mittel entdeckte, die sonst praktisch nicht konstruierbare Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz zu bauen, und zweitens Kardinal Nikolaus von Kues, der allgemeiner das Grundprinzip aller kompetenten modernen Physik entdeckte. Zu den bekanntesten Anhängern des Nikolaus gehören Christoph Kolumbus, der Cusas Aufforderung folgte, auf der Suche nach neuen Kontinenten die Ozeane zu überqueren, und auch Leonardo da Vinci, der aus dem Verhältnis zwischen Ketten- und Schlepplinie die Funktion der Schlepplinie darstellte. Die wichtigste Entdeckung nach dem cusanischen Werk machte dann jedoch Johannes Kepler, der den gesamten späteren Fortschritt in den Naturwissenschaften ermöglichte.
In dem Zusammenhang sind vor allem zwei Aspekte an Keplers Vorgehensweise bei seiner ureigene Entdeckung der universellen Gravitation zu beachten: erstens das Prinzip der elliptischen Planetenbahnen und zweitens das universelle Gravitationsprinzip. Ersteres ist als der Vorläufer zu betrachten, welcher der letzteren Entdeckung den Weg ebnete. Alle wesentlichen Entdeckungen dieser Prinzipien waren in Keplers Schriften in allen Einzelheiten dargestellt und weitgehend auch im damaligen England verfügbar, bevor der Betrüger Isaac Newton seine albernen Behauptungen aufstellte, die sich seither in allen Grundfragen neuzeitlicher Wissenschaft als sachlich falsch erwiesen haben.15 Heute ist an Keplers Werk besonders hervorzuheben, daß uns seine ureigene Entdeckung der universellen Gravitation zeigt, wie wir dem dunklen Kerker entfliehen können, in den viele heutzutage ihren Geist einsperren, indem sie sich in ihrem Verhalten auf bloße Sinneswahrnehmung verlassen. Durch die ironische Gegenüberstellung der [musikalisch] harmonischen Ordnung des Sonnensystems und des damit kontrastierenden visuellen Bildes der um die Sonne verlaufenden Planetenbahnen gelang Kepler die Lösung des Rätsels, wofür Albert Einstein ihn rühmte - Einsteins Aussage, Kepler zeige uns ein Universum, das immer endlich, aber nie begrenzt ist.
Um nun schnell zu der Frage zu kommen, was Einsteins Verständnis von Keplers Genie, über das ich gerade geschrieben habe, für die gesamte moderne Wissenschaft bedeutet, vergleiche man Keplers ureigene Entdeckung der universellen Gravitation mit Dmitiri Mendelejews Vorstellung des Periodensystems der Elemente für die physikalische Chemie. Oder auch mit der heutigen Erkenntnis, daß wir weiter voranschreiten müssen, um die großen Leistungen Mendelejews und W.I. Wernadskijs sowie die verwandten Leistungen Einsteins und anderer Begründer einer anti-reduktionistischen physikalischen Chemie fortzuführen.
Keplers erfolgreiche Auflösung des ansonsten unentrinnbaren Widerspruchs zwischen der visuellen und harmonischen Wahrnehmung der Anordnung des Sonnensystems veranschaulicht deutlich und beispielhaft, wie sich der menschliche Geist von den kerkerähnlichen Begrenzungen eines Systems einzelner Sinneswahrnehmungen befreien kann.
Kein menschliches Sinnesorgan und kein wissenschaftliches Instrument liefert uns ein wahrhaftiges Abbild des Universums unserer Erfahrung. Vielmehr ist es das Zusammenspiel einander widersprechender Sinneswahrnehmungen - durch die Sinnesorgane, die wir von Geburt an besitzen, wie durch jene, die wir als wissenschaftliche Instrumente geschaffen haben -, was uns zur Entdeckung relativ universeller experimenteller Wahrheiten führt.
Doch nicht nur das. Der große Trugschluß bei den heute gewöhnlich herrschenden Vorstellungen von Volkswirtschaft liegt in dem verbreiteten Irrglauben, der Wert der Produkte menschlicher Anstrengungen ließe sich auf eine intellektuell und moralisch verkommene Verdrehung der gesellschaftlichen Realität reduzieren - eine Verzerrung, die uns glauben macht, monetäre statistische Phänomene seien ein zulässiges Maß relativen wirtschaftlichen Wertes. So gesehen ist das „Mammon-Evangelium“ von Adam Smith und heute die reine Anbetung des Goldenen Kalbs und noch viel schlimmeres, wie die Geschichte der sogenannten „Geldwirtschaft“ so reichlich bestätigt. Statt dessen brauchen wir einen moralischen Maßstab wissenschaftlicher, nicht monetärer Wahrheit.
Die hier von mir eben angestellten Überlegungen zeigen, wie wichtig Platons Parmenides heute für die Ausbildung sachkundiger wissenschaftlicher Denker ist. Kurz gesagt: Wahre Wissenschaft beginnt damit, die Widersprüche in den stets falschen simplen Deutungen einzelner grober Sinneswahrnehmungen aufzulösen.
Betrachten wir deshalb als nächstes den Unterschied zwischen dem, was die meisten Menschen fälschlicherweise aus der Beziehung des Gehirns zur bloßen Sinneswahrnehmung zu wissen meinen, und dem nützlicheren, höheren Standpunkt, wo der Geist die „Ebene“ der sinnlichen Erfahrung überwindet und die Ebene der universellen Naturprinzipien erreicht, wie ich sie wiederholt mit Verweis auf Brunelleschi, Nikolaus von Kues, Kepler, Gottfried Wilhelm Leibniz, Bernhard Riemann u.a. aufgezeigt habe. Den letzteren dieser beiden gegensätzlichen Standpunkte - Sinneswahrnehmung contra höhere Sichtweise - habe ich in den oben erwähnten Antworten auf die letzten beiden Fragen meines Internetforums herausgestellt.
wird fortgesetzt
Anmerkungen
14. Siehe Peter Martinson, „Towards a New Periodic Table of Cosmic Radiation”, EIR, Vol. 37, No. 16, 23. April 2010.
15. Es wurde nie ein tatsächlich faktischer Gegenbeweis für das vorgelegt, was ich gerade über diese Angelegenheit geschrieben habe. Es gibt nur Professoren und andere Opportunisten, die nach dem Motto leben: „Wes Brot ich eß’, des häßlich Lied ich sing’“. Leider gibt es unter den Akademikern noch heute solche Opportunisten im Überfluß. Trotz alledem bleiben Fakten der Wissenschaftsgeschichte Fakten.