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Neue Solidarität
Nr. 22, 2. Juni 2010

Frontbericht vom Massenstreik

Massachusetts. Der Bericht eines Wahlhelfers von einem Wahlkampfeinsatz für die LPAC-Kandidatin Rachel Brown in einem kleinen Ort in Massachusetts zeigt die explosive Stimmung in der US-Bevölkerung.

Ein großer Teil des Wahlkreises von Rachel Brown, die Barney Frank, den Vorsitzenden des Finanzdienstleistungsausschusses im Repräsentantenhaus, herausfordert, besteht aus relativ dünn besiedelten Gebieten, in denen es relativ schwierig ist, mit Straßenaktionen eine größere Zahl von Menschen zu erreichen. Der folgende Bericht eines Wahlhelfers von Brown zeigt, daß es trotzdem möglich ist, auch in solchen Regionen zum „Stadtgespräch“ zu werden.

„Wir packten unseren Lautsprecherwagen und fuhren in den Wahlkreis, um dort eine Straße mit einem daneben liegenden Parkplatz zu finden... Hier hielten wir eine Weile an, aber da die Dame, der dieser Parkplatz gehörte, und ihr Ehemann, der zufällig Landtagsabgeordneter war, sich an dem Obama-Plakat mit dem Hitler-Bärtchen störten, mußten wir einen anderen Platz finden. Schließlich fand ich einen, und noch während ich den Jeep parkte, auf dem ein riesiges Schild mit der Aufschrift ,Setzt Obama ab!’angebracht war, hielt ein Mann neben mir an und wollte alle unsere Schriften haben. Er war von seiner Frau geschickt worden, die uns zuvor gesehen hatte, und war losgefahren, um uns zu suchen.

Wir fanden einen idealen Platz: einen öffentlichen Parkplatz mit einem kleinen Bürgersteig daneben, wo wir unseren Infostand aufbauten. Es gab keinerlei Fußgänger. Wir stellten alle unsere Standschilder für Rachel auf, und hielten weitere Schilder hoch: „Halten Sie an, um Obama zu stoppen!“ und „Setzt Glass-Steagall wieder in Kraft!“ Die Reaktionen waren enorm. Wir waren zu dritt, aber zeitweise hätten wir auch noch mehr sein können, weil immer wieder Autofahrer anhielten, um mit uns zu reden. In den fünf Stunden, die wir dort waren, stoppten mindestens 40 Autofahrer, von denen 30 ihre Telefonnummer gaben und 15 sofort spendeten. Den ganzen Tag über zeigten uns nur etwa fünf Vorüberfahrende den Mittelfinger. Man spürte richtig, daß wir auf die ganze Stadt einwirkten, denn etliche Leute riefen ihre Bekannten an, um sie zu uns zu schicken.

Ein Beispiel: Ema bekam die Adresse einer jungen Frau aus dem Ortsvorstand der Republikanischen Partei, den wir zwei Tage zuvor über unsere Kampagne für das Glass-Steagall-Gesetz informiert hatten. Davon hatte sie zwar noch nichts gehört, aber sie war begeistert, „wirkliche Demokraten“ zu finden - also Leute, die sich Franklin Roosevelts Mission zueigen machen. Zehn Minuten später kam ihr Freund, um seine Adresse zu geben. Noch während er da war, kamen zwei Frauen, die sich aus dem Sportstudio kannten. Sie alle wollten mithelfen, die Absetzung von Obama zu erreichen und die Nation wieder in Arbeit zu bringen. Eine halbe Stunde später kam der Chef des Freundes, um 20 Dollar zu spenden und zu diskutieren, wie man die Patrioten in Massachusetts wirksam dafür organisieren könne, daß sie die Verräter hinauswerfen.

Eine Dame hielt an, die uns schon eine Woche zuvor gesehen hatte, als wir einen ähnlichen Wahlkampfeinsatz gemacht hatte. Damals war sie in Eile, denn sie wollte ihre Hunde zum Zahnarzt bringen; nun nahm sie sich die Zeit, mit uns über die Glass-Steagall-Politik zu sprechen - nicht bloß als eine Maßnahme zur Regulierung der Banken, sondern als eine Reaktion gegen die britische Politik des Zusammenbruchs und des Völkermords. Sie erinnerte sich dann daran, daß sie uns schon früher am Postamt gesehen, aber sich damals nicht für unsere Sache interessiert hatte. Nun gab sie ihre Adresse; drei Stunden später brachte sie uns einen Scheck über 50 Dollar.

Ein anderer Mann, der anhielt, um mit uns zu reden, war ganz begeistert über unser riesiges Schild für die Absetzung von Obama und sagte, er sei ein persönlicher Freund eines demokratischen Kongreßabgeordneten aus Massachusetts. Wir informierten ihn über unsere Mobilisierung für das Glass-Steagall-Gesetz, und er versprach, sofort das Büro des Abgeordneten anzurufen und ihm zu sagen, daß er für den Antrag stimmen solle. Er kaufte ein Ticket für Rachels Wahlveranstaltung. Zwei Sekunden später, als Ema schon wieder zum Tisch zurück ging, hupte er und bat um ein zweites Ticket, damit er einen Freund mitbringen könne.

Den ganzen Tag über hielten immer wieder Leute an, weil sie etwas tun wollten. Einige hatten vom Glass-Steagall-Kampf gehört, einige kannten auch Lyndon LaRouche, aber was die Leute am meisten bewegte, war die Tatsache, daß wir ein Bild Obamas mit einem Hitler-Bärtchen hatten, und da wollten sie mitmachen. Sie wollten es ,denen da oben’ im Kongreß und in der Regierung zeigen. Man könnte meinen, daß wir es nur mit rechten Republikanern zu tun hatten, aber weit gefehlt: Kaum einer störte sich daran, daß Rachel in der Vorwahl der Demokratischen Partei antritt, manche, wie die oben erwähnte Frau, freuten sich sogar, daß es jemanden gibt, der noch die wertvolle Tradition der Demokraten verteidigt. Insgesamt sammelten wir 230 Dollar, und wir sind sicher, daß in diesem kleinen Städtchen, wo jeder jeden kennt, nun auch wir jedem bekannt sind.“

alh