Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Neue Solidarität
Nr. 20, 19. Mai 2010

Rußlands Rolle als wissenschaftliche und wirtschaftliche Weltmacht

In einer Sonderausgabe des Wochenberichtes von LPAC-TV diskutierte der LPAC-Wirtschaftsredakteur John Hoefle als Moderator am 28. April mit dem Ökonomen Lyndon LaRouche und der Rußland-Redakteurin Rachel Douglas über die Frage: „Was ist Wert?“ Die Sendung ist auf englisch archiviert unter http://larouchepac.com/lpactv?nid=14306.

Zweiter und letzter Teil

Douglas: Ich erinnere mich, Lyndon, daß du 1995 bei einem Seminar in Moskau gesprochen hast, und du wähltest das Thema „Um die Wirtschaftskrise zu lösen, müssen wir die Mathematiker angreifen“. Deine Polemik richtete sich ganz subtil gegen Leonhard Euler und Eulers Argumentation in seinen „Briefen an eine deutsche Prinzessin“ für eine unendliche Teilbarkeit und gegen das Leibnizsche Konzept der Monade. Das war geschickt, denn Euler war ja viele Jahre lang in Rußland. Was war die russische Reaktion darauf?

LaRouche: Das Problem war die Kommunistische Partei, die einen sehr starken Einfluß auf die Führung der russischen Wissenschaft hatte. Es ist ähnlich wie bei dem Konflikt zwischen Wernadskij und seinen Gegnern -

Douglas: Oparin.

LaRouche: Oparin, ja. Oparin glaubte nicht an das Prinzip des Lebens. Er hatte nur eine Gelegenheit, bei der ihm erlaubt war, Wernadskij öffentlich, offen anzugreifen, aber inhaltlich war die Sache ganz klar! Man könnte sagen, seine Sicht der Menschheit war mechanistisch, seine Sicht der Chemie in Bezug auf das Leben war mechanistisch, ganz anders als bei Wernadskij. Und das Problem war, obwohl in Rußland Wernadskijs Name traditionell für viele Russen heilig ist, traten die Leute, die sonst Wernadskijs Namen hochhielten, selbst damals schon nicht mehr für die Methoden und Ideen ein, durch die er zu seinen Schlüssen kam.

Das ist das Problem, das Problem der Kommunistischen Partei! Und dieses Problem der Kommunistischen Partei Rußlands ist wie bei allen kommunistischen Parteien, daß Karl Marx ein Anhänger von Adam Smith war, und dieses Problem infizierte jeden, der sich für einen Marxisten hielt!

Douglas: Deshalb bin ich sehr froh, daß einer der großen Renner des letzten Jahres auf unserer russischsprachigen Internetseite ein Aufsatz von dir aus dem Jahr 1994 war, „Die Wissenschaft der physischen Ökonomie als platonische epistemologische Grundlage für alle Zweige des menschlichen Wissens“, den wir in Rußland unter dem Titel Physische Wirtschaft als Buch veröffentlicht hatten. Und eine der ganz großen Kapitelüberschriften lautet: „Smith, Ricardo, Marx: Ökonomen der Britischen Schule“. Das erlebte in den letzten Monaten einen großen Aufschwung an Popularität, und darin sehe ich ein sehr gutes Zeichen.

LaRouche: Sicher ist es das. Denn der Respekt für die Wissenschaft ist in der russischen Intelligenzia ziemlich stark, noch mehr als in den Vereinigten Staaten. Sie ist immer noch vorhanden, wird aber kaum finanziert. Die Russische Akademie der Wissenschaften und die Ukrainische Akademie der Wissenschaften sind beide Stellen, an denen dieses Denken bewahrt wurde. Und der Einfluß von Wernadskij ist ziemlich stark, denn schließlich beruhten die größten Errungenschaften der Sowjetunion auf der wissenschaftlichen Arbeit Wernadskijs. Wo immer die Institution wirklich wissenschaftlich war - im Gegensatz zu den soziologischen Typen -, hielt die Akademie der Wissenschaften Wernadskij sehr hoch. Alle mußten für Wernadskij sein, sonst wäre man nicht respektiert worden.

Die russischen Oligarchen: die „Außerirdischen“

Hoefle: Als die Berliner Mauer fiel und die Sowjetunion zusammenbrach, da glaubten viele, jetzt gäbe es eine „Friedens-Dividende“ - die Welt sei auf dem Weg in eine glänzende, bessere Zukunft. Aber statt dessen kamen die Briten mit ihrem kriminellen Apparat und finanzierten den Aufstieg der sogenannten „Oligarchen“ in Rußland, die in Wirklichkeit bloß Strohmänner für die eigentliche Oligarchie sind. Sie plünderten das Land aus und schufen Chaos, um das Land zu zerstören, damit es sich nicht als Nation neu formieren konnte. Und dann kam der Aufstieg Putins, der versucht, Rußland als Nation zu reformieren, und da sind die Briten dagegen.

LaRouche: Das Problem ist ziemlich einfach: Es gibt, wie ich schon sagte, eine ziemlich starke wissenschaftliche Tradition in Rußland. Das ist das Werk der Akademie der Wissenschaften, und das geht zurück bis ins 18. Jahrhundert, zu Zar Peter dem Großen, der ein großer Förderer wissenschaftlicher Unternehmungen war. Er lag zwar in anderen Dingen nicht immer richtig, aber in dem Punkt hatte er recht. Und die Bewegung, die daraus entstand, blieb erhalten. Leibniz persönlich hatte einen sehr großen Einfluß auf diesen Prozeß. Es gab also, trotz des Aspekts der Kommunistischen Partei, diese sehr starke wissenschaftliche Tradition in Rußland.

Dafür war weitgehend Stalin verantwortlich. Stalin war kein einfacher Charakter, aber im Gegensatz zu Bucharin und anderen hatte er, ähnlich wie die meisten Staatsführer Rußlands, die große Bedeutung der Wissenschaft verstanden: daß man einerseits ein politisches System haben konnte, aber andererseits eine wissenschaftliche Grundlage für dessen Existenz brauchte. Hinsichtlich der Wissenschaft waren Stalins Ansichten also durchaus anders und vor allem moralischer als in anderen politischen Fragen - wen er umbringen ließ usw.

Die Stalin-Tradition, die benutzt wurde, um die Verteidigungskapazitäten der Sowjetunion zu mobilisieren, war also, was den wissenschaftlichen Faktor angeht, sehr stark. In der Nachkriegszeit war der Wiederaufbau Rußlands vom Wissenschaftsmotor angetrieben. Das war also tief verwurzelt...

Andropow dagegen hatte, schon bevor er Rußlands Staatsführer wurde, als Nachfolger Chruschtschows einen bestimmten Prozeß eingeleitet, indem er talentierte junge Russen aus der Wissenschaft holte und sie nach London schickte, damit sie dort Finanzwirtschaft studierten. Das lief über die Russell-Kanäle. Tschubais ist dafür typisch: Die Leute wurden korrumpiert. Sie hatten ihre Basis intellektuell in Großbritannien und den Niederlanden --

Douglas: Und in Österreich.

LaRouche: Ja, Österreich.

Douglas: Habsburg! Denn das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) [bei Wien] spielte eine ganz zentrale Rolle dabei. Ich habe kürzlich ein Papier gelesen, das Tschubais 1990 verfaßte und am IIASA vortrug, in dem er beschrieb, was sie vorhatten, sei es in der Sowjetunion oder in Rußland. Er sagte: „Als erstes werden wir eine äußerst schmerzhafte Strukturreform haben und alle diese Industrien beseitigen, die wir nicht brauchen, und so die Frachtmenge für die Eisenbahnen reduzieren.“ Und dann beschrieb er im Grunde genau all das, was dann in den neunziger Jahren geschehen ist.

LaRouche: Das war Russells Politik.

Douglas: Und dann sagte er: „Wir werden das fehlende Element schaffen. Das fehlende Element in Rußland sind die Oligarchen.“ Er verwendete nicht dieses Wort, aber er sagte: „Wir müssen Leute aufbauen, die viel Geld haben und Firmengründungen etc. finanzieren können.“ Und das tun sie heute.

LaRouche: Ja. Diese Leute sind heute gegenüber Großbritannien loyaler als gegenüber Rußland. Wenn man an der Oberfläche kratzt, sieht man, daß ihre Ideologie britisch orientiert ist. Sie sind wie Außerirdische, wie die „Pod-Leute“ in dem Film aus den fünfziger Jahren [„Die Körperfresser kommen“]. Sie wurden übernommen und durch außerirdische Körperfresser ersetzt, die äußerlich aussehen wie sie. Diese Leute gingen nach Großbritannien und wurden dort wie durch irgendetwas Außerirdisches aus dem Weltraum völlig verändert und sind jetzt keine wirklichen Russen mehr. Sie sehen wie Russen aus, sie sprechen Russisch, usw., sie erscheinen wie Russen, aber es ist, als kämen sie von einem anderen Planeten und einem anderen Universum. Dann gehen sie zurück nach Rußland, wo sie wie Russen reden und auftreten, aber in Wirklichkeit wurden sie zu Feinden, die das Land, aus dem sie kommen, unterminieren.

Wenn man die alten Filme über die Körperfresser anschaut und dann diese Leute sieht, dann sagt man: „Diese Kerle sind Körperfresser! Die ganze Bande, alles Körperfresser!“

Wenn man die Geschichte Rußlands betrachtet, dann ist eines, was man aus dem 20. Jahrhundert am besten weiß, daß die Idee des Patriotismus in Rußland ziemlich klar definiert ist. Ein Russe, der anders denkt, würde nicht als Patriot betrachtet. Einige unserer bestinformierten Russen dieser Tradition würden sagen: „Dieser Soundso ist in Wirklichkeit ein Feind.“

Rußland ist ein Land des Atoms

Douglas: Und jetzt laufen diese Clowns herum und reden davon, ein neues Silicon Valley zu erschaffen. Dabei verschweigen sie, daß im Silicon Valley inzwischen die Hälfte der Büroflächen leer steht...

Und ein paar erfahrene Leute in Rußland sagen: „Moment mal! Warum brauchen wir ein solches Zentrum für Neugründungen, wenn wir in Rußland eine Tradition haben, die wir Akademgorodok - Wissenschaftsstadt - nennen. Das ist sehr stark auf die Entwicklung Sibiriens ausgerichtet, wo man eine Menge von Herausforderungen zu meistern hat.

LaRouche: Das Problem ist, daß die Briten Rußland hassen, und deshalb sind diese Leute Rußlands Feinde, auch wenn sie Russen sind - sie sind wirklich wie die Körperfresser.

Vor allem ist Rußland kulturell ein eurasisches Land. Es ist weder eine europäische Kultur noch eine asiatische. Es ist eine eurasische Kultur. Es hat ein riesiges Territorium, vom Pazifischen Ozean bis in den Norden, mit der Tundra, von der nur russische Spezialisten wissen, wie man dort die Rohstoffvorkommen richtig erschließen kann. Es hat also dieses Potential.

Südlich davon liegt die Mongolei, die gerade erst anfängt, sich aus ihrer Isolierung zu befreien. Da ist China, das jetzt aktiv wächst. Indien, Japan, Südkorea sind damit verbunden. Wir haben also Länder mit einer Menge armer Menschen, vor allem in China und Indien, aber man muß auf die Kernkraft setzen, auf Industrie und Wissenschaft! Und Rußland hat in diesem Rahmen eine besondere, natürliche Funktion. Es hat mit seinem Territorium und der Ausbeutung der Rohstoffe seit Jahrhunderten Erfahrungen, und Menschen, die eine solche gemeinsame Tradition in diesem Territorium verbindet. Auf dieser Grundlage kann man die Rohstoffe erschließen, die im Norden Rußlands, vor allem in Sibirien lagern, und die China und Indien in großen Mengen benötigen.

Die Atompolitik ist typisch: Rußland ist ein Atomstaat, eine atomare Macht! Und was wir heute überall in der Welt brauchen, ist ein Ausbau der Kernkraft. Rußland ist ein führendes Land in Asien, das Kernkraft liefert, insbesondere nach Indien, das eine lange Beziehung zu Rußland im Kernkraftbereich hat.

Douglas: Und jetzt auch mit China.

LaRouche: Und jetzt auch mit China!

So hängt die Existenz und das Überleben für China, Indien und die südasiatischen Nationen von der Kernkraft ab. Vor allem die Nationen, die eine hohe Bevölkerungsdichte haben, können ohne Kernkraft nicht überleben und die Armut, die dort jetzt herrscht, nicht überwinden. Hier gibt es ein organisches Interesse für Rußland als Nation und als ehemalige Supermacht. Jetzt ist es nur noch eine Quasi-Supermacht, eine Schatten-Supermacht, aber es hat immer noch diesen Charakter. Der patriotische Impuls in Rußland liegt in dieser erfolgreichen Tradition, mit der Rußlands Geschichte seit Anfang des 18. Jahrhunderts verbunden ist - die Entwicklung des Landes unter Peter dem Großen und danach. Das ist die Tradition. Es liegt in ihrer Natur, ein unabhängiges Rußland zu sein, das vom Charakter her den Vereinigten Staaten nahesteht.

Douglas: Und eine transkontinentale Nation ist. Denn der große Chemiker Mendelejew war auch ein Mann der Eisenbahnen, und ein antibritischer Ökonom. Sein Verbündeter Graf Witte setzte den Bau der Transsibirischen Eisenbahn nach amerikanischem Vorbild durch.

Jetzt gibt es dort kaum noch Menschen, und einige unserer Freunde in Rußland, die Patrioten sind, machen sich Sorgen über die Entvölkerung Sibiriens. Soweit ich weiß, leben heute zwischen dem Ural und dem Pazifik weniger als 20 Millionen Menschen; das ist, was die Bevölkerungsdichte angeht, ungefähr wie Australien! Man hat sogar vorgeschlagen, daß Rußland vielleicht seine Hauptstadt von Moskau in den Fernen Osten verlegen sollte. Aber was meinst du, wie sie mit der Frage der Bevölkerung und der Arbeitskräfte umgehen sollten?

Sibirien entwickeln

LaRouche: Ganz einfach. Zunächst einmal braucht man, um das sibirische Territorium zu erschließen, eine umfassende Infrastrukturentwicklung. Als die Sowjets daran arbeiteten, setzten sie vor allem auf die Wissenschaftszentren, um das zu fördern, und sie hatten besondere Projekte. Aber die Entvölkerung Rußlands nach dem Kollaps der Sowjetunion hat dieses Gebiet der Menschen beraubt, besonders, weil es vom übrigen Rußland abgeschnitten war. Ein Teil dieser Territorien ist recht gut bewohnbar. Es herrscht zwar im Winter ein recht „interessantes“ Wetter, trotzdem kann man es dort aushalten. Und dieses Gebiet ist für Rußland als Rohstofflieferant wesentlich. Nicht nur für Rußlands eigenen Verbrauch, sondern auch für seine Nachbarn. Einen Teil dieses Gebiets können nur die Russen erschließen. China kann es nicht - aber China braucht die Produkte! Die Russen können sie liefern. Auch Indien erhält sie von Rußland. Die Frage der Kernkraft ist ein Beispiel für diese Dinge.

So ist es die natürliche Tendenz Rußlands, eine patriotische Nation mit der eigenen eurasischen Orientierung zu werden. Traditionell ist das auch mit den Vereinigten Staaten verbunden, wo es einige ähnliche Herausforderungen gibt. Wenn man an Kanada und Alaska denkt, dann haben wir in Nordamerika die gleichen Herausforderungen wie sie dort in Rußland.

Die Grundidee ist die Entwicklung durch große Infrastrukturprojekte, ohne die man in solchen Ländern nichts aufbauen kann. Das ist ein ähnliches Problem [für Rußland und Nordamerika]. Die Bevölkerung verhungert, wenn man sie davon abschneidet, deshalb haben sie ein Interesse daran.

Sie haben auch wie wir ein Interesse an einem guten Verhältnis zu Europa. Europa ist eine Art Mutterland, das nie erwachsen geworden ist. Es wurde nicht vernünftig, sondern senil. Europa ist auf Rußland wie auf die Vereinigten Staaten angewiesen. Und wir wiederum brauchen Europa als Verbündeten bei der Entwicklung Afrikas und der Entwicklung der armen Regionen beispielsweise Südasiens. Wir haben also gemeinsame Interessen als unterschiedliche Nationalstaaten - denn man darf nicht die Kultur zerstören, indem man versucht, diese Kulturen zu vereinheitlichen. Man muß die jeweilige Kultur nutzen.

Und davor haben die Briten Angst! Sie wollen ein Weltreich, ein einziges Weltreich, das sich über den gesamten Planeten erstreckt, und wollen es gegen Marsianer oder irgendwas von außen abschotten, damit keine Fremden hereinkommen. Das ist die britische Politik.

Wenn Rußland weiterexistiert, wenn es nicht zerstört wird - und es kann sich nur selbst zerstören! -, dann kann das Britische Empire die Welt nicht beherrschen. So einfach ist das. Und darum geht es.

Hoefle: Und das gilt genauso für die Vereinigten Staaten.

LaRouche: Genau! Deshalb tun sie uns das alles an! Deshalb führten wir den Vietnamkrieg. Man hat uns da hinein getrieben, um die Vereinigten Staaten zu zerstören. Und genauso kam es auch. Und sie mußten einen Präsidenten umbringen, um dahin zu kommen - Kennedy. Aus diesem Grunde wurde Kennedy umgebracht! Denn Kennedy war gegen den Indochinakrieg.

Douglas: Er hatte sich in dieser Frage mit General MacArthur getroffen.

LaRouche: Nicht bloß getroffen, sie haben sich ausführlich beraten. „Keine Landkriege in Asien! Keine großen Landkriege in Asien!“ Und Kennedy hat sich daran gehalten. Deshalb haben sie dieses Problem „gelöst“, indem sie ihn einfach umbrachten. Einige Leute, die Freunde der Faschisten in Frankreich und Spanien waren, wurden dazu nach Mexiko geschickt; sie gingen über die Grenze, ermordeten den Präsidenten der Vereinigten Staaten, gingen wieder zurück über die Grenze und ließen einen Sündenbock zurück, der mit der ganzen Sache gar nichts zu tun hatte.

Hoefle: Und dann kam die Ausplünderung des produktiven Teils der US-Wirtschaft, die danach enorm zunahm, und die Invasion der Parasiten, der Wall-Street-Kreise. So wurde unsere Wirtschaft völlig von außen übernommen...

LaRouche: Ich denke, einer der Hauptschuldigen ist die Harvard Business School [Wirtschaftsfakultät der Universität Harvard]. Die Harvard Business School ist keine Lehranstalt, sie ist ein Krankheit.

Hoefle: Sie ist organisiertes Verbrechen. Wenn man ihre Netzwerke anschaut, dann könnte man das ganze nach dem RICO-Gesetz [Antimafiagesetz] vor Gericht bringen!

LaRouche: Eine RICO-Anklage gegen die Harvard Business School? Das klingt plausibel.

LaRouche als „zweiter Präsident“

Hoefle: Ja.

Wir sind an einem kritischen Punkt. Die Federal Reserve und das Finanzministerium haben enorme Geldmengen in die Rettungspakete gepumpt, und trotz all des Geredes und der Behauptungen Obamas, gegen die Machenschaften der Banken vorzugehen, läuft das alles immer weiter. Das stellt nun die Leute, die an Geld glauben, vor ein ernstes Problem, denn dieselbe Politik, die sie betreiben, um „das Geld zu retten“, macht das Geld kaputt. Was soll jemand tun, der Geld an sich als Wert betrachtet, und plötzlich kommt eine Hyperinflation, und das Geld hat keinen Wert mehr?

LaRouche: Am besten sollte ich für einige Wochen das Präsidentenamt übernehmen - nur so als vorübergehende Regelung, als „amtsführender Präsident“, oder als sein Statthalter oder Berater. Sagen wir einfach, ich bin „Sonderberater des Präsidenten“. Und wenn ich dann dort hineingehe und der Präsident fragt: „Was soll ich tun?“, antworte ich: „Ich werde Ihnen sagen, was zu tun ist. Ich weiß genau, was zu tun ist.“ Schließlich habe ich mich sehr lange mit all dem beschäftigt. Ich bin wahrscheinlich der führende Ökonom der Welt, was das Verständnis solcher Probleme angeht. Ich weiß genau, was zu tun ist. Ich kenne die Präzedenzfälle in der amerikanischen Geschichte, auf die man sich berufen muß! Ich habe die Verfassung verstanden und glaube an sie. Ich weiß, wie sie gemeint ist, ich weiß, wie sie entstand. Schließlich sind, wie man mir sagte, meine Vorfahren einst in Plymouth gelandet. Ich bin also ein „wirklicher Amerikaner“! Ich bin in diesen Dingen qualifiziert. Gebt mir ein paar Wochen im Weißen Haus, in denen ich berate, wer auch immer dann Präsident heißt, und wenn er zustimmt und mitmacht, dann werden wir wunderbar da heraus kommen! Ich weiß genau, was zu tun ist!

Hoefle: In Großbritannien werden sie völlig durchdrehen, wenn sie nur daran denken!

LaRouche: Mit Sicherheit! Sie haben Angst, mich umzubringen, weil sie fürchten, daß ich dann zu einer Art Heiliger werde und sie in dieser Gestalt weiter verfolge!

Douglas: Diese Verbindung zur jüngeren Geschichte ist so wichtig! Es gehört zu den besonders schönen Erfahrungen, wenn man Wernadskij liest, daß man ein viel besseres Gefühl für die Zeit bekommt. Er schreibt zur Noosphäre und zum menschlichen Denken gerne Sätze wie: „Erst in allerletzter Zeit“ ist dies oder jenes auf dem Planeten geschehen - und er meint die letzten 10 000 Jahre!

LaRouche: Ja, sicher! Das ist noch gar nichts! Wartet nur ab, bis ihr seht, was demnächst vom Basement [der Wissenschafts-Arbeitsgruppe der LaRouche-Jugendbewegung] kommt!

Douglas: Über die kosmische Strahlung?

LaRouche: Viel mehr! Alles wird sich ändern, was ihr bis jetzt geglaubt habt!

Das Universum ist kreativ

Douglas: Das wird einige in Rußland wirklich freuen. Denn so sehr dein Buch Physische Wirtschaft ein Renner auf unserer russischen Internetseite war, unser größter Renner des Jahres in Rußland ist unser Video aus dem Basement über das Mond-Mars-Projekt mit russischen Untertiteln. Für die Russen ist es ein Teil ihrer Kultur - wie du schon in Bezug auf die Wissenschaft sagtest -, daß sie sich selbst in den schlimmsten Zeiten für eine optimistische wissenschaftliche Idee begeistern können.

LaRouche: Der Punkt ist der: Wir werden jetzt die falschen Ideen von Aristoteles abschaffen. Das Universum als ein System ist schöpferisch, so wie Einstein Keplers Entdeckung beschrieben hat: Das physische Universum ist überall eine Form kosmischer Strahlung, es besteht nicht aus Teilchen, die durch einen leeren Raum hindurch in Wechselwirkung stehen. Es gibt keinen leeren Raum. Das Universum ist in seiner gesamten Ausdehnung erfüllt von kosmischer Strahlung. Und daraus entwickeln sich gewisse Dinge. Es beginnt mit einfachen Elementen und Chemie, und dann sieht man, wie sich durch bestimmte Vorgänge, die ähnlich aussehen wie Kernfusion - es ist ein ähnlicher Prozeß - alle anderen Elemente der Periodentafel bilden und entwickeln. Das Universum ist seinem Wesen nach schöpferisch. Aber nur die Menschheit ist bewußt, absichtlich schöpferisch!

Das Leben ist kreativ: Lebensformen entwickeln sich aus Lebensformen, höhere Lebensformen aus niedrigeren. Ein Universum in seiner abiotischen Form entwickelt sich, nicht nur durch Kernfusion. Die Fusion, in allen ihren Formen, ereignet sich überall im Universum. Das Universum ist schöpferisch! So gibt es eine übergreifende Gemeinsamkeit der drei Bereiche Wernadskijs [Lithosphäe, Biosphäre, Noosphäre]. Einstein drückt es in seiner Beschreibung von Keplers Werk so aus: Das Universum ist endlich, aber unbegrenzt. Es entwickelt sich immer weiter, das ist seine Natur. Und die Menschheit ist der bewußte, kreative Faktor in der Entwicklung des Universums: Das ist unser Universum! Es gehört uns. Wir sind seine Produkte, und es gehört uns.

Hoefle: Wir sind nicht bloß Umweltverschmutzer.

LaRouche: Die Umweltverschmutzer sind alle britisch.

Hoefle: Ja.

Douglas: Zur der Zeit, als Wernadskij damals über die Noosphäre schrieb, versprach er auch, wir würden später große Freude an der Entwicklung der zukünftigen „Kosmo-Chemie“ haben.

LaRouche: Ja, diese Dinge. Das war damals schon bekannt. Es war allen führenden Leuten, die an der physikalischen Chemie arbeiteten, bekannt, Leuten wie William Draper Harkins, dessen Name bei uns immer wieder auftaucht. Und die Idee eines „schöpferischen Universums“, des anti-entropischen, kreativen Universums, ist die Grundlage für dieses Denken.

Douglas: Das bringt uns zurück zu Bertrand Russell, denn er haßte diese Schule!

LaRouche: Ich weiß. Der Punkt ist der: Er war satanisch. Russell war buchstäblich satanisch. Man kann ihn nur verstehen, wenn man erkennt: „Das ist wirklich ein Kind des Teufels.“

Douglas: Und wenn wir Aristoteles loswerden, dann verschwindet „Dirty Bertie“ mit ihm, nicht wahr?

LaRouche: Richtig...

Hoefle: Diese Idee ist wirklich faszinierend: daß es unser Platz, unsere Rolle im Universum ist, an der Weiterentwicklung des Universums mitzuwirken und sie zu steuern. Das ist ein großer Gegensatz zu diesem Unsinn, den die Grünen und die verschiedenen Gruppen von Aristotelikern verbreiten. Ihre Macht hängt davon ab, diesen Prozeß aufzuhalten und uns in der mittelalterlichen Welt, die sie so sehr lieben, gefangen zu halten!

LaRouche: Genau das ist es. Das ist das Thema der Prometheus-Trilogie des Aischylos: diese Politik des Bösen, wie es in dem olympischen Zeus dargestellt ist. Das ist das Böse. Und das ist Aristoteles!

Douglas: Hier sehe ich gerade das Verderbliche an der Systemanalyse, daß sie als Wissenschaft getarnt ist. Sie wurde den Menschen in der Sowjetunion - einmal abgesehen von den direkten britischen Agenten - als etwas Wissenschaftliches verkauft: „Holen wir die Mathematik herein, seien wir ganzheitlich.“ Aber wenn man die Gründung des IIASA betrachtet, stellt man fest, wie richtig der Titel deines Aufsatzes war, den wir 1981 als Broschüre veröffentlicht haben - „Systemanalyse: Völkermord mit weißem Kragen“. Aurelio Peccei, der Gründer des mörderischen Club von Rom, hatte zwei weitere große institutionelle Projekte: Das eine war das IIASA, zu dessen Katalysatoren er gehörte; das andere war Prinz Philips World Wildlife Fund.

LaRouche: Ja, das war noch früher, mit Prinz Bernhard und Prinz Philip.

Douglas: Ja. Bernhard lebte damals noch, in den sechziger und siebziger Jahren.

LaRouche: Aber es war das gleiche Projekt. Es war ein britisches Projekt. Es war ein Projekt des Britischen Systems, der britischen Monarchie. Und die britische Monarchie ist bösartig. Denken wir nur an die Bösartigkeit, die man bei Prinz Philip sieht. Und das ist längst nicht nur Philip, das geht zurück auf den früheren Kronprinzen [Edward]...

Douglas: Der Herr der Inseln unter Königin Viktoria.

LaRouche: Er hat das geplant und vorbereitet, was man später den Ersten Weltkrieg nannte, und dadurch indirekt auch eine Politik in Gang gesetzt, die zum Zweiten Weltkrieg führte! Er brachte die Politik in Gang, die zur heutigen Lage des Planeten geführt hat. Man kann also zu ihm zurückgehen, als den Vorvater, die Verkörperung des Bösen in Bezug auf die britische Monarchie.

Viktoria war ein etwas anderer Fall. Ihr Sohn war wirklich bösartig. Er organisierte Bismarcks Sturz, er plante den Japanisch-Chinesischen Krieg, und er machte auch die britisch-japanischen Pläne, nach denen später der Angriff auf Pearl Harbor erfolgte.

Sie waren sich irgendwann nicht mehr ganz einig, aber Japan verfolgte diese Politik weiter. Der Angriff auf Pearl Harbor war das Resultat eines Abkommens zwischen den Briten und den Japanern in den zwanziger Jahren. Aufgrund dieses Abkommens wurde von diesem Punkt an die ganze japanische Marine für einen Angriff auf Pearl Harbor aufgebaut - mit britischer Unterstützung! Und dieser Dreckskerl Churchill und seine Genossen wollten bei ihrer Planung im Zweiten Weltkrieg eigentlich gar nicht, daß wir die Japaner im Pazifik schlagen. Sie wollten einen langen, endlosen Krieg. Roosevelt und MacArthur waren aber anderer Meinung, und deshalb warf MacArthur diese Pläne über den Haufen. Eine Menge Leute in der Marine und anderswo, die auf der falschen, der britischen Seite standen, wollten gar nicht, daß MacArthur damals so vorging, wie er es tat.

Hoefle: Denn das ganze war und ist immer noch ein Angriff auf den Nationalstaat.

LaRouche: Vor allem gegen die Vereinigten Staaten. Wir sind es, was sie am meisten fürchten. Sie konzentrieren sich ganz besonders darauf, unser Land zu korrumpieren, das haben sie schon immer getan. Zu viele unserer Bürger lassen sich korrumpieren und haben eine Schwäche für das britische System. Sie glauben nicht, daß die Queen böse ist, was bedeutet, daß sie etwas nicht verstehen, obwohl es direkt vor ihrer Nase ist.

Hoefle: Man kann sagen, wir haben ein Problem mit unseren eigenen Körperfressen. Denken wir an die Bushs, an Obama usw.

LaRouche: Richtig, genau. Benjamin Franklin hatte das gut verstanden. Er wollte all die Verräter auf ein Schiff packen und wegschicken, und es war ihm egal, ob das Schiff sinken würde. Aber er wurde in dieser Frage überstimmt, und das war ein Fehler. Man denke nur an die Leute in Massachusetts, die bei den Machenschaften der Britischen Ostindiengesellschaft mitmachten.

Douglas: Die Tories.

LaRouche: Ja. Man hätte sie auf ein Boot setzen und sie aus den Vereinigten Staaten hinausbringen sollen, so wie Franklin es vorhatte. Unsere Nation wäre viel sicherer, wenn wir das getan hätten.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Rußlands Rolle als wissenschaftliche und wirtschaftliche Weltmacht
- Neue Solidarität 19/2010
Zum Thema Wirtschaft: Es geht um die Menschheit! - Zweiter und letzter Teil
- Neue Solidarität 18/2010
Zum Thema Wirtschaft: Es geht um die Menschheit! - Erster Teil
- Neue Solidarität 17/2010
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (
BüSo)
Ältere Schriften von Lyndon H. LaRouche aus den Jahren 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache