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An Lyndon LaRouches Vortrag schloß sich wie üblich eine längere Diskussion an, in der LaRouche zahlreiche Fragen beantwortete; wir dokumentieren diese Debatte in dieser und der kommenden Ausgabe in Auszügen.
Frage von einem Autor eines bekannten Internet-Blogs in Rußland: Wir grüßen Sie an diesem Tag des Sieges [8.Mai], und unser Dank gilt Ihnen als Veteran dieses Krieges. Meine Frage an Sie ist für uns hier in Rußland äußerst wichtig, denn leider wird uns in solchen Fragen alles mögliche erzählt, nur nicht die Wahrheit. Ich möchte Herrn LaRouche schon jetzt mitteilen, daß seine Antwort auf diese Frage überall veröffentlicht werden wird, da dies in Rußland ein ganz heißes Thema ist, genauso wie Herr LaRouche selbst. Meine Frage ist: Was geht wirklich in Griechenland vor? Oder um es anders auszudrücken: Wer hat in Griechenland wirklich gewonnen, die Regierung oder die Bevölkerung, die so lautstark und beherzt protestiert?
LaRouche: Die Krise in Griechenland hat gerade erst begonnen. Der Umstand, daß das griechische Parlament die Forderungen der Europäischen Union offiziell geschluckt hat, bedeutet, daß sich die Krise jetzt in einer potentiell fatalen Weise zuspitzen wird. Denn daß sich Griechenland den EU-Forderungen gebeugt hat, ist eine existentielle Frage. Die Einschränkungen, die der griechischen Bevölkerung auferlegt werden, sind unbeschreiblich. Damit ist in dieser Unterregion Europas, auf dem Balkan, eine blutende Wunde aufgerissen worden, und diese Wunde wird lange offen bleiben, wenn nicht sofort etwas unternommen wird. Das ist wirklich kriminell.
Aber wie ich bereits erwähnte, das Entscheidende, was sich weltweit auf den Finanzmärkten und anderswo abspielt, ist der Zusammenbruch des Britischen Empire. Das Britische Empire ist kein Imperium des britischen Volkes. Es ist ein Imperium von Institutionen, die von ihrem Ursprung her venezianisch sind. Es ist wie der Apollokult von Delphi, der Europa beherrschte bis zur Zeit des Todes von Plutarch, jenes letzten Hohenpriesters des Apollokults von Delphi, der Rom beherrschte. Die Welt wurde fast immer von derartigen Kulten regiert.
Was die Briten in Europa verkörpern, ist eine Form des Imperiums, das aus der Delphi-Tradition stammt. Es hat mehrere Phasen durchgemacht, die Zwischenphase von der Zerstörung des Perserreiches bis zur Entstehung des Römischen Reiches und dann des Byzantinischen Reiches. Etwa um das Jahr 1000 folgte das venezianische Reich, das damals die Finanzen der Welt beherrschte. Noch heute ist Venedig ein steuernder Faktor im finanziellen Leben der Welt. Vor allem Italiener, die die Geschichte Italiens kennen, werden wissen, daß Venedig über seine verzweigten Seitenäste fast die ganze Welt mitbeherrscht. Es ist ein Finanzzentrum der Welt. Dasselbe Venedig verursachte im 14. Jahrhundert das finstere Zeitalter, indem es die Macht über das Geldsystem verlagerte. Das gleiche geschieht mehr oder weniger ähnlich auch heute.
Dieses internationale Finanzimperium hat inzwischen mit Alan Greenspans Hilfe einen Berg nomineller Geldschulden erzeugt, der alle Vorstellungen übersteigt. Niemand weiß, wie groß dieser Berg ist! Er wächst immer weiter, wie ein Krebsgeschwür. Die Welt kann mit diesen Schulden nicht weiterleben, doch die Leute, die dahinter stehen, wollen unbedingt die Macht darüber behalten.
Unter diesen Bedingungen gibt es eigentlich nur zwei Alternativen. Eine ist, so weiter zu machen, bis die Welt in die Luft fliegt, wie es unter früheren Imperien geschehen ist. So war es im neuen finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts, als 30% der Bevölkerung umkamen und anschließend eine völlig neue Form der Zivilisation entstand.
Das ist die Tendenz, die aus dem britischen Imperium kommt. Es herrscht über fast alle Währungssysteme der Welt. Deshalb muß man dieses Britische Empire zerstören, wenn man die Zivilisation retten will. Doch das Empire hat sich unter miesen Präsidenten wie George H.W. Bush, George W. Bush und jetzt Obama an der Macht festgesetzt; in ihrer Politik gibt es keinerlei Übereinstimmung mit den wirklichen Interessen der Zivilisation im allgemeinen oder der Vereinigten Staaten im besonderen.
Das System ist am Ende. Anstatt Griechenland zu erlauben, daß es sein Geldsystem reorganisiert, werden dem Land die Rettungsgelder Europas aufgezwungen. Doch die Schulden sind weitgehend ohne jeden Wert! Wenn also Europa, das selbst am Rande des Zusammenbruchs steht, hergeht und sich weitere unbezahlbare Schulden auflädt, die Griechenland niemals zurückzahlen kann, bedeutet das, daß Europa selbst implodieren wird. Und dahinter stehen die Briten.
Was die Briten im Augenblick am allermeisten fürchten, ist eine Glass-Steagall-Reform in den Vereinigten Staaten. Wenn die Vereinigten Staaten eine Glass-Steagall-Reform beschließen, wie sie derzeit vorangetrieben wird, dann ist das Britische Empire besiegt und wir sind gerettet.
Europa wird erst einmal einen Kollaps erleben, der aber vorübergehend sein könnte, wenn die Vereinigten Staaten mit Hilfe einer Rooseveltschen Reform wieder auf die Beine kommen. Dann ginge es wieder bergauf, und Europa und auch Rußland könnten gerettet werden. Dadurch könnten wir auch die Sicherheit Chinas, Indiens und anderer Teile der Welt gewährleisten. Selbst jetzt noch könnten wir diese weltweite Krise stoppen, wenn wir so vorgehen. Wenn wir die Glass-Steagall-Reform nicht durchsetzen, wie ich sie dargestellt habe, gibt es keine Hoffnung für eine menschenwürdige Existenz der Menschheit in der unmittelbaren Zukunft - beginnend mit dieser und der nächsten Woche. Was am Donnerstag passierte [der massive Börsencrash an der Wall Street am 6. Mai] war kein Zufall; das war eine gesetzmäßige Entwicklung in einem System, das kollabiert.
Im Mittelpunkt der Macht des künstlichen Geldes steht das Britische Empire. Es läßt sich in der Gruppe lokalisieren, die 1971 von Jacob Rothschild organisiert wurde, der Inter-Alpha-Bankengruppe. Sie ist das Zentrum der politisch-monetären Macht auf der Erde. All das steht kurz vor dem Kollaps, noch mehr nach den verpatzten Wahlen in Großbritannien, die ein weiterer Instabilitätsfaktor sind.
Wir müssen einfach klarstellen: „Ihr seid am Ende, und wir werden wieder ein US-Dollar-System einrichten. Wir werden all diese betrügerischen Schulden streichen. Wir werden die Banken so reorganisieren, wie es nach unserem Wissen erforderlich ist und wie es in der Vergangenheit schon einmal geschehen ist. Wir werden unseren Gesetzen folgen, die wir in unserer Verfassung und anderswo festgelegt haben. Wir wollen überleben! Und die Welt wird mit uns zusammenarbeiten, um das britische System durch ein System zu ersetzen, das sich mit den Glass-Steagall-Prinzipien deckt.“ So müssen wir verfahren.
Es ist auch kein Zufall, daß [dieser Börseneinbruch] jetzt passiert ist. Als ich die heutige Veranstaltung ansetzte, wußte ich, daß uns genau solch eine Entwicklung bevorstünde. Und genau das ist eingetreten.
Das Problem ist, daß die meisten, die sich Ökonomen nennen, nichts von Wirtschaft verstehen. Sie glauben nur an monetäre Systeme! Doch in einem monetären System sind Werte größtenteils künstlich. Die meisten heute auf der Welt geführten Geldwerte sind vollkommen künstlich. Und wenn diese Blase immer weiter aufgebläht wird, wird sie eines Tages platzen. Jetzt ist die Zeit des Platzens gekommen!
Ich wußte, daß dies etwa zu dieser Zeit passieren mußte; allerdings ist es jetzt zwei Tage vorher passiert. Daran ist nicht Zufälliges oder Überraschendes - die Geschichte ist eben so. Wenn Sie wie ich im Rahmen einer physischen Ökonomie statt irgendeiner unsichtbaren Pappmaché-Wirtschaft denken würden, dann wüßten Sie, daß wir am Ende angelangt sind. Das System ist am Ende und daran ist nichts Geheimnisvolles. Das Problem ist, daß die Leute an dieses verrückte System zuviel Wert binden. Sie machen sich davon abhängig. Sie meinen, es hätte einen Eigenwert, den es aber nicht hat. Es ist nur Papier - und häufig nicht einmal mehr das! Es ist nur noch ein elektronisches Rascheln irgendwo.
Alles hängt jetzt von der Glass-Steagall-Reform ab. Wenn wir das schaffen, werden wir überleben, dann werden die USA wieder eine Macht sein, um in Europa mit Nationen wie Deutschland, Rußland, Italien und Frankreich zu reden - selbst die Franzosen werden wahrscheinlich zustimmen. Wir fordern sie einfach auf, sich unserem System anzuschließen: „Besinnt euch wieder auf eure Souveränität als Nationalstaaten und schließt euch einem Übereinkommen mit uns an - wie Roosevelts Übereinkunft in Bretton Woods. Wir schaffen wieder ein System mit festen Wechselkursen, das auf unserer Tradition solcher Systeme basiert.“ Das wäre die Lösung!
Man muß aber wissen, daß gerade Rußland derzeit ein übles Geld- und Finanzsystem hat, das unter der Kontrolle von Piraten in der Karibik steht. Denen gehört Rußland aus der Ferne, und die armen Russen kommen an das Geld dieser karibischen Finanzpiraten nicht heran. Rußland wird ausgeraubt, und die Profite streichen die karibischen Piraten ein. Wir können Rußland zu Hilfe kommen. Wir können Abkommen mit den Regierungen Westeuropas und mit Rußland treffen. Auch China, Indien und einige andere Länder wären froh, solche Vereinbarungen abzuschließen.
Mit einer solchen Vereinbarung könnten wir ein neues internationales System schaffen, wie es Franklin Roosevelt in Bretton Woods anstrebte. Wenn wir unter diesen Bedingungen das tun, was ich umrissen habe, können wir überleben und wieder voran kommen. Dann sagen wir dem Britischen Empire bye-bye!
Frage der Moderatorin Debra Freeman: Eben rief deine Frau [Helga Zepp-LaRouche] aus Deutschland an. Sie wollte auf die dramatischen Entwicklungen aufmerksam machen, die sich gestern abend in Europa abgespielt haben. Offensichtlich ist die deutsche Bundeskanzlerin Frau Merkel unter ungeheuren Druck geraten und hat ihre bisherige Position in der Euro-Krise aufgegeben. Trotz allem möglichen technischen Beiwerk hat Deutschland jetzt im wesentlichen zugestimmt, die Rechnung für den Bailout nicht nur Griechenlands, sondern aller anderen angeschlagenen EU-Länder zu bezahlen. Das Hauptargument dafür sei, daß Deutschland das einzige Land sei, das noch die Mittel dafür habe. Es ist noch nicht klar, mit welchen Mechanismen das geschehen sollte, doch es heißt, alles müsse festgelegt sein, bevor die Märkte am Montagmorgen öffnen. Das wichtigste ist nach Helgas Auffassung jedoch, daß Frau Merkel ihre Position so deutlich geändert hat, und sie möchte, daß Du, Lyn, etwas dazu sagst.
LaRouche: Es ist bekannt, daß all das ausschließlich aus Großbritannien stammt. Ich möchte, daß ich damit öffentlich zitiert werde: Die ganze Operation kommt aus Britannien. Wie ich eben schon sagte, befindet sich das britische System in einer existentiellen Krise, und was am Donnerstag an der Wall Street passierte, ist ein Ausdruck dieser Existenzkrise des britischen Systems. Das britische System ist in sich bankrott, und es geht auch hier um die Inter-Alpha-Gruppe von Jacob Rothschild und seinen Freunden. Jacob Rothschild ist lediglich ein Laufbursche für die britische Monarchie und das Britische Empire. Zu dieser Bankengruppe gehören vor allem Banken aus Spanien, Portugal, Irland, England und einigen anderen Ländern. Wenn die Vereinigten Staaten sich tatsächlich für eine Glass-Steagall-Reform entscheiden, wie sie derzeit von den Senatoren McCain, Cantwell und anderen betrieben wird, dann fällt das Britische Empire augenblicklich auseinander. Um das geht es bei dieser Krise. Und unter diesen Bedingungen gehen die Briten über Leichen, wie sie es immer getan haben. Das Britische Empire befindet sich in einer existentiellen Krise; es kann nicht überleben, wenn in den Vereinigten Staaten ein Glass-Steagall-System eingerichtet wird. Das ist die Realität.
Frage der Moderatorin Debra Freeman: Es gibt weitere brandaktuelle Entwicklungen aus Deutschland. Das Handelsblatt hat geschrieben, daß Frau Merkel nicht nur dem Bailout für Griechenland zugestimmt hat, sondern daß ein hauptsächlich von Deutschland finanzierter Fonds eingerichtet werden soll, um auch alle anderen Länder finanziell zu stützen. Die Details dieses Plans sollten nicht vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen bekannt werden, aber noch vor Öffnung der Märkte am Montag in Kraft treten. Gleichzeitig hat das Bundesverfassungsgericht in Deutschland entschieden, den Antrag der fünf Professoren für eine einstweilige Verfügung gegen den Bailout abzuweisen. Somit scheint von allen Seiten ein ungeheurer Druck aufgebaut zu werden, um den verrückten Bailout durchzusetzen, der wahrscheinlich nicht funktionieren, sondern zu vollkommenen Zerstörung der deutschen Wirtschaft führen wird. Lyn, deine Stellungnahme dazu wird verlangt.
LaRouche: Dazu läßt sich nur eines sagen: Diese Operation in Deutschland wird offensichtlich von London gesteuert. Das ist keine deutsche Politik, sondern britische Politik. Aus diesem Grund sollten wir in den Vereinigten Staaten mit allem Nachdruck diese Reform vorantreiben: Zurück zu Glass-Steagall! Die Glass-Steagall-Reform wird das britische System zum Einsturz bringen. Wenn wir das britische System durch Einführung von Glass-Steagall zum Absturz gebracht haben, entstehen Bedingungen, unter denen die Briten all das nicht mehr durchsetzen können.
Wenn man jetzt in Deutschland versuchen sollte, innerhalb des Landes selbst eine Lösung zu suchen, wird das keinen Erfolg bringen. Es muß ein globaler Faktor ins Spiel kommen, denn das Britische Empire ist ein globales Empire, mit dem wir es zu tun haben. Wir, die USA, sind die einzige Nation, die derzeit in der Lage ist, dieses globale Imperium zu zerstören.
Wir brauchen dazu natürlich auch die Zusammenarbeit mit China, die wir unter den richtigen Umständen auch bekommen werden. Unter den richtigen Bedingungen werden auch Rußland und andere Nationen mitmachen. Wir könnten sogar auch mit dem Iran zusammenarbeiten, um nur ein Beispiel zu nennen. Diese Länder wollen die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, doch wir haben sie ihnen verweigert.
Präsident Obama wird das, was wir vorhaben, bis aufs letzte bekämpfen. Aber wenn wir Erfolg haben, läßt sich das ganze aufbrechen. Man muß strategisch denken und nicht bloß im Sinne eines bestimmten Medikaments für ein spezifisches Symptom. Man muß gegen die Stoßrichtung der Krankheit selbst vorgehen. Das geht nur mit einer sofortigen Glass-Steagall-Reform. Setzen wir sie rücksichtslos durch!
Auch in den anderen Fragen können wir gewinnen, wenn wir das tun. Die Möglichkeit besteht. Aber wir müssen darauf bestehen, daß sich jedermann dafür einsetzt. Jeder patriotische Amerikaner muß die Glass-Steagall-Reform unterstützen! Wer das nicht tut, wer sich nicht mit Leib und Seele dafür einsetzt, ist kein wirklicher Patriot. Es ist strategisch notwendig, um die Vereinigten Staaten zu retten. Wenn wir uns selbst durch dieses Vorgehen retten, werden wir die ganze Welt retten können. So arm und kläglich wir derzeit als Faktor in der Weltgeschichte sind, wenn die andere Seite noch weniger Ressourcen und Schlagkraft hat als wir, dann können wir gewinnen. Gehen wir also aufs Ganze, um zu gewinnen, und erteilen wir diesen Lumpenkerlen eine Lehre!
Frage einer prominenten amerikanischen Ökonomin: Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, an einer Veranstaltung der London School of Economics teilzunehmen. Die Einzelheiten der Veranstaltung sind hier nicht wichtig, es war eine Gedenkfeier. Es ergab sich, daß ich mit einigen Beamten des britischen Finanzministeriums an einem Tisch saß, und während des Gesprächs kam auch das Thema Glass-Steagall auf. Ich war nicht unbedingt überrascht, daß mein britischer Freund dagegen war. Aber was mich überraschte, war seine Äußerung, jeder Schritt in den Vereinigten Staaten, zum Glass-Steagall-Standard zurückzukehren, würde von Großbritannien und den europäischen Staaten als feindlicher Akt betrachtet. Ich versicherte ihm, daß wir einfach nur versuchten, unser eigenes Bankensystem wieder in Ordnung zu bringen, und sie bei unserem Denken überhaupt keine Rolle spielten. Ich fragte mich allerdings schon, warum sie deswegen so besorgt sind. Er sagte sogar, jemand vom britischen Außenministerium würde bei seinem Amtskollegen im US-State Department vorstellig werden, um diese Position zu verdeutlichen.
Ich habe somit zwei Fragen an Lyn. 1. Was ist hier eigentlich los? Und 2. Ist diese vom britischen Finanzministerium geäußerte Ansicht nur deren Meinung, oder sind auch andere europäische Nationen dieser Auffassung?
LaRouche: Diese Fragen sind für mich einfacher zu beantworten als für die meisten anderen Ökonomen, denn die meisten Ökonomen glauben an monetäre und statistische Systeme und werden immer auf dem falschen Fuß erwischt, wenn sie einen solchen Prozeß von außen beurteilen sollen. Mit statistischen Methoden, die man auf monetäre Systeme anwendet, läßt sich niemals adäquat vor bestimmten Entwicklungen warnen. Denn die Realwirtschaft ist eine physische Ökonomie und die tatsächlichen Werte einer Wirtschaft, die durch den Tauschprozeß, die Produktion usw. entstehen, sind letztlich physisch. Sie sind nicht formativ. Der Versuch, Bewertungen in Geldkategorien anzustellen, die mit der physischen Realität praktisch nichts zu tun haben, ist die Hauptursache der meisten Finanz- und ähnlichen Krisen.
Wer sich somit als Ökonom an der Finanzwirtschaft orientiert, ist wahrscheinlich inkompetent oder schlimmeres. An entscheidenden Punkten wird er die eigentlichen Entwicklungen übersehen. Er sieht nur Trends und daß Schwierigkeiten entstehen. Ja, sie sind verliebt in statistische Trends; das sind trendige Leute, aber sie verstehen nichts von realer Wirtschaft.
Eine reale Wirtschaft funktioniert auf der Grundlage physischer Werte. So entstehen große Diskrepanzen. Das, was für wahr gehalten wird, ist in Wirklichkeit weit von der Wahrheit entfernt. Das kann wegen der sozialen Trägheit lange Zeit so weitergehen - das ist alles an sogenannte Wirtschaftszyklen gebunden -, bis es dann zum Zusammenbruch kommt. Ein Beispiel hierfür ist derzeit der Zusammenbruch der Wassersysteme in vielen Städten im Osten der Vereinigten Staaten. Die Rohrbrüche in Boston sind dabei gar nichts außergewöhnliches, sie passieren überall. Warum? Weil der Zeitpunkt des physischen Zusammenbruchs der grundlegenden Wasserversorgung in den Kommunen der Vereinigten Staaten, besonders an der Ostküste, gekommen ist. So äußert sich die Krise. Industrien verschwinden, gehen einfach pleite. Die Arbeitskräfte sind nicht mehr ausgebildet, so daß nicht mehr produziert werden kann. Die Leute sind verdummt, sie sind nicht mehr in der Lage, irgend etwas herzustellen. Das Schulwesen kollabiert. Der erste Einschnitt kommt mit dem schlechten Unterricht, schlechten Klassenverbänden, schlechten Lehrbüchern usw. Früher oder später hat dann die physische Wirklichkeit dieser Dummheit, als einer Form der Massenerziehung, reale Folgen für die Wirtschaft. Genau das geschieht heute.
Man muß die physischen Konsequenzen von Trends, die monetäre Trends zu sein scheinen, untersuchen und sie als physische Trends begreifen, um zu verstehen, wo die Belastungsgrenzen und Krisen sich auf die Wirtschaft auswirken. Ich stelle solche Prognosen seit 1956 an, und mir ist dabei noch kein einziger Fehler unterlaufen. Fast alle anderen lagen immer daneben. Warum? Weil sie sich auf monetäre Statistiken und entsprechende Trendvorgaben verlassen, und eine Wirtschaft funktioniert eben nicht so. Wirtschaftsprozesse scheinen so zu funktionieren, weil monetäre Systeme ihre Spiele treiben. Es ist, wie wenn jemand im Hinterzimmer Monopoly spielt. Solange man nur Monopoly spielt, gibt es kein Problem. Aber in dem Moment, wo man sich etwas zu essen bestellt, wird es problematisch, denn dann braucht man echtes Geld. In einer solchen Lage befinden wir uns jetzt.
Das gesamte System, das britische System funktioniert so seit Jahrhunderten; alle glauben daran und bestätigen sich gegenseitig darin. Man hat sich eingerichtet, ähnlich wie beim organisierten Verbrechen. Wenn einer das System ändern will, wollen sie ihn umbringen; deswegen sind viele führende Leute im amerikanischen Finanz- und Bankensystem so sehr in das organisierte Verbrechen verstrickt. In vielerlei Hinsicht kann man in den USA nicht mehr zwischen den großen Finanzhäusern und dem organisierten Verbrechen unterscheiden. Was passiert, wenn jemand, der mit der Mafia arbeitet, etwas tut, was die Mafia verärgert? Peng! Weg mit ihm in den Fahrstuhlschacht - ohne Fahrstuhl! Genau das geschieht. Es hat sich eine Schreckensherrschaft ausgebreitet, die auch in der Wirtschaft als Kontrollfaktor wirkt. Es können Mordanschläge geschehen, es gibt sie.
Man muß verstehen, was eine physische Ökonomie ist. Man muß verstehen, daß die physische Ökonomie die Grenzbedingungen definiert, in denen monetäre Systeme operieren. Hierzu gehört auch, daß die Wasserversorgung in den amerikanischen Städten in epidemischen Ausmaßen zusammenbricht und auch das Bildungswesen am Ende ist. Was geschieht? Der Unterricht wird immer weiter zusammengestrichen. Wenn man den Unterricht kürzt, bedeutet das, daß die Kinder auf die Straße gesetzt werden. Was ist die Lage der Familien, die noch Kinder haben? Gewöhnlich arbeiten beide Elternteile. Die Folge ist, daß die Kinder sich selbst überlassen sind. Drogen und anderes kommen ins Spiel. Es baut sich immer mehr eine unproduktive Gesellschaft auf, von der wir jetzt eingeholt werden. Das bestimmende Problem ist hier also das Zusammenspiel zwischen physischen Konsequenzen und trägen politischen Entscheidungen.
Das britische System mit seiner in die Institutionen eingebauten Trägheit ist in vielerlei Hinsicht ein ziemlich schwerfälliges Ding. Das wird sich weiterhin auf das Verhalten führender Institutionen auswirken.
Die Dummheit der Queen kann dabei ein Faktor sein. Sie schrumpft ja immer weiter. Sie hatte einmal eine bestimmte Größe, doch jetzt ist sie ganz klein geworden. Das wirkt sich aus. Sie kann nicht mehr aufs Pferd steigen, und sie brachte doch bisher ihren ganzen Tag zu Pferde zu. Die Verhaltensweisen der Gesellschaft werden zu physischen Bedingungen. Große Krisen sind gewöhnlich die Folge eines Konflikts zwischen der Realität und den Verhaltensweisen bzw. den Bedingungen, die durch diese Verhaltensweisen entstehen. So funktioniert das alles.
Dieses britische System geht an seinen eigenen Eigenschaften zugrunde. Sein Untergang ist unvermeidlich. Nichts kann es retten. Und sein Untergang ist hochverdient. Die einzige Frage ist, ob wir mit ihm fallen oder ob wir uns wehren: „Hey, Freundchen, wir sind die Vereinigten Staaten, und du hast uns viel zu lange behelligt. Sieh zu, daß du einen netten kleinen Konkurs hinlegst, und wenn du genügend gedemütigt bist, werden wir wieder mit dir reden. In der Zwischenzeit wenden wir uns an deine Rivalen in Europa, besonders Deutschland und Frankreich, und werden mit ihnen einige Dinge entsprechend der Glass-Steagall-Politik vereinbaren. Sie werden anfangs etwas mürrisch reagieren, aber dann mit der angebotenen Alternative sehr glücklich sein.“ So sollte man an diese Dinge herangehen.
Aber ich erinnere noch einmal daran, daß die meisten Leute das Problem haben, daß sie nicht wie ich an physische Ökonomie, sondern an monetäre Systeme glauben. Wer aber an monetäre Systeme glaubt, der wird auch glauben, was in den Kommentaren der Finanzpresse steht. Er glaubt es, weil es scheinbar funktioniert. Alle scheinen sich einig, daß es funktioniert. Tatsächlich funktioniert es nicht, aber alle meinen, es funktioniere. Solange alle sich einig sind, scheint auch alles klar zu sein. Alle meinen, es gebe keine Krise. Doch dann - Bums! - ist die Krise da.
Frage eines Magazin-Redakteurs und eines Stabsmitarbeiters des US-Senats: Im Zuge der finanziellen Kernschmelze im letzten Jahr hat die US-Zentralbank Federal Reserve nach eigener Schätzung etwa 2,3 Billionen $ sogenannter Vermögenswerte angesammelt, die sie jetzt gerne wieder loswerden will. Es heißt, die Fed wolle all diesen Müll aus den Bilanzen streichen und zu einer Situation zurückkehren, wo sie höchstens noch über 1 Billion $ solcher „Einlagen“ verfügt. Die Frage ist, kann die Fed alle diese Papiere abladen, ohne daß es erneut an der Wall Street kracht?
LaRouche: Warum soll es an der Wall Street nicht krachen? Wir brauchen sie nicht, haben sie nie gebraucht.
Es geht allerdings um eine ganz spezifische Sache, die wir tun müssen. Es wird sich herausstellen, daß das Federal-Reserve-System bankrott ist. [Finanzminister] Geithner hat ganze Arbeit geleistet: Die Fed ist bankrott. Was ist da zu tun, und wie kann man das Federal-Reserve-System retten? Das Federal-Reserve-System muß in einer Dritten Nationalbank der Vereinigten Staaten, in einem Hamiltonischen Nationalbankwesen aufgehen. Da muß der ganze Müll hinein - wir werden ihn dort aussortieren.
Entscheidend ist: Wenn wir alle die betrügerischen nominellen Dollar-Forderungen abbauen und streichen, dann versetzen wir die Regierung in die Lage, unter einem Glass-Steagall-Standard wieder Kredite für produktive Zwecke zu vergeben und so das Land zu retten. Das richtet sich gegen das britische System, das kein Existenzrecht hat. Es gehört einer Spezies an, die schon längst ausgestorben sein sollte - eigentlich noch bevor sie entstanden ist. Wenn dieses System ausgeschaltet ist, ist die Lage zwar immer noch schwierig, aber handhabbar.
In dem Zusammenhang möchte ich etwas kommentieren, was in einer früheren Diskussion aufgekommen ist. Es ist eine wichtige Frage, deswegen greife ich sie auf. Warum sind plötzlich so viele sonst anrüchige Kreise der Finanzwelt für Glass-Steagall? Warum machen dieselben Organisationen, die noch vor einigen Wochen strikt dagegen waren, plötzlich eine Kehrtwende? Gegen was richtet sich jetzt ihr Raubtierinstinkt?
Sie reagieren so, weil sie wissen, daß das gesamte Weltsystem zusammenstürzt. Die Ereignisse vom Donnerstag sind ein Ausdruck davon. Weil sie das wissen, fühlen sie sich in dieser Lage gezwungen, respektabel zu erscheinen. Ausgerechnet diese Leute, denen man es zuletzt zugetraut hätte, machen kehrt, weil sie recht gut unterrichtet sind. Sie haben mitbekommen, daß das britische System einstürzt. Deswegen ist ihnen bewußt, daß auch sie auf dem Friedhof landen, wenn sie nicht auf sichere Distanz zu dem kollabierenden britischen System gehen. Sie wissen, daß das britische System in Europa am Ende ist, daß der Rettungsprozeß für Griechenland der Auslöser war, der das endgültige Versagen des gesamten britischen Systems nach sich zog. Infolgedessen will sich jetzt jeder in den Vereinigten Staaten, der nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, hinter den amerikanischen Patrioten gegen das Britische Empire einreihen. Wer will schon mit dem Empire untergehen? Deswegen werden alle urplötzlich patriotisch. Ausgerechnet diese Leute werden plötzlich ehrenwerte Männer und Patrioten.
Sie schließen sich der Sache an, weil sie merken, daß sie damit auf der Siegerstraße sind und ihnen gesagt wird, daß dies die Siegerstraße ist. Sie reihen sich auf unserer Seite ein. Ist das nicht peinlich für uns?