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Neue Solidarität
Nr. 13, 31. März 2010

Wo sind „unsere Leute“ heute?

Im folgenden beschreiben wir die Karrierewege und derzeitigen Posten von Mitgliedern der in London ausgebildeten russischen Gruppe, die von Lord Harris und seinen Freunden als „unsere Leute“ bezeichnet werden.

Regierungs- und Staatsinstitutionen

Anatoli Tschubais. Jahrgang 1955. In den achtziger Jahren Professor am Wirtschaftsingenieur-Institut in Leningrad. 1991-94 Leiter des für die Privatisierung zuständigen Komitees zur Verwaltung des Staatseigentums. 1994-96 stellv. Ministerpräsident. 1996-97 Chef der Kremlverwaltung. 1997-98 stellv. Ministerpräsident und Finanzminister (1997). 1998-2008 Leiter des nationalen Stromversorgers United Energy Systems.

Derzeit: Chef des staatlichen Nanotechnik-Konzerns Rosnano (seit 2008). Mitglied im internationalem Beirat von JP Morgan (seit 2008).

 

Alexej Kudrin. Jahrgang 1960. Mitglied von Tschubais’ 1987 gegründetem Klub „Perestroika“ in St. Petersburg. 1990-96 Stadtrat von St. Petersburg. 1997-2000 Erster stellv. Finanzminister.

Derzeit: Finanzminister (seit 2000) und stellv. Ministerpräsident (seit 2007).

 

Wladimir Mau. Jahrgang 1959. 1991-92 Berater des damaligen Ministerpräsidenten Gaidar. 1993-97 stellv. Leiter von Gaidars Institut für die Wirtschaft in der Übergangszeit. 1997-2002 Leiter des Arbeitszentrums für Wirtschaftsreformen der russischen Regierung.

Derzeit: Rektor der Volkswirtschaftlichen Akademie der Regierung der Russischen Föderation (seit 2002).

 

Andrej Netschajew. Jahrgang 1953. 1991-93 Erster stellv. Wirtschafts- und Finanzminister, dann Wirtschaftsminister.

Derzeit: Präsident des staatseigenen Bank Russische Finanz-Gesellschaft (seit 1993).

 

Alexej Uljukajew. Jahrgang 1956. Arbeitete mit Gaidar in der Redaktion des Kommunist. 1991-94 Berater der Regierung Gaidar. 1994-96 und 1998-2000 stellv. Leiter von Gaidars Institut für die Wirtschaft im Übergang. 2000-2004 Erster stellv. Finanzminister.

Derzeit: Erster stellv. Zentralbankvorsitzender (seit 2004). Der Zentralbankvorsitzende seit 2002, Sergej Ignatjew, war in den neunziger Jahren ebenfalls stellv. Wirtschafts- und Finanzminister unter Gaidar und späteren Regierungen.

 

Sergej Wasiljew. Jahrgang 1957. 1991-94 Leiter des Arbeitszentrums für Wirtschaftsreformen der russischen Regierung. 1994-97 stellv. Wirtschaftsminister. 1997-98 stellv. Leiter des Finanz- und Wirtschafts-Stabes des Kreml. 1998-99 Vorstandsvorsitzender der Internationalen Investitionsbank. 2001-07 Mitglied des Föderationsrates und darin Vorsitzender des Ausschusses für die Finanzmärkte und den Geldumlauf. Vorsitzender (seit 2004) bzw. stellv. Vorsitzender (derzeit) der Ratingagentur NAUFOR (National Association of Securities Market Participants).

Derzeit: Stellv. Vorsitzender der Wneschekonombank (VEB), der staatlichen Bank für Außenwirtschaft (seit 2007). Die VEB ist die eigentliche „systemprägende“ Bank, die seit Herbst 2008 die Verteilung staatlicher Rettungspakete abwickelt.

Private Wirtschaft

Pjotr Awen. Jahrgang 1955. 1987-91 Vorsitzender des Staatskomitees für Außenwirtschaftsbeziehungen/Minister für Außenwirtschaftsbeziehungen. 1993 Gründer des Beratungsunternehmens Pyotr Aven’s Finances.

Derzeit: Präsident der Alfa-Bank (seit 1994).

 

Leonid Grigorjew. Jahrgang 1947. 1971-91 am Institut der Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen (IMEMO). 1991-92 Mitverfasser des „500-Tage-Plans“, stellv. Wirtschafts- und Finanzminister, Vorsitzender des Komitees für Auslandsinvestitionen. 1992-97 Berater der Rußlandabteilung der Weltbank. 1997-2001 Berater des Unternehmerverbands Russische Union der Industriellen und Unternehmer.

Derzeit: Präsident des Verbandes Unabhängiger Wirtschaftsanalysezentren (seit 2002).

 

Konstantin Kagalowskij. Jahrgang 1957. 1991-94 in verschiedenen Positionen der russischen Vertretung beim Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Im Vorstand der privaten Menatep-Bank (seit 1994) und des Ölkonzerns Jukos (1998-2002), den Menatep bei der Privatisierung zu einem Bruchteil des Werts erwarb. Seine Frau Natalia Gurfinkel-Kagalowskij spielte bei dem Geldwäscheskandal der Bank of New York 1999 eine Rolle. Kagalowskij zog dauerhaft nach London um, nachdem die russische Regierung 2003-04 gegen Jukos vorging und Konzernchef Michail Chodorkowskij im Gefängnis landete. 2004 organisierte er in England ein Konsortium, das erfolglos versuchte, der russischen Regierung Jukos abzukaufen.

Derzeit: Emigrant in London, führt einen Rechtsstreit mit seinem Partner in einem Mediengeschäft aus dem Jahr 2008, Wladimir Gusinskij - ein russischer Medienmagnat der neunziger Jahre, der ebenfalls das Land verließ (und jetzt eine doppelte Staatsbürgerschaft in Israel und Spanien hat).

Verstorben

Jegor Gaidar. 1956-2009. In den neunziger Jahren Wirtschaftsredakteur des kommunistischen Parteijournals Kommunist. 1991-92 Finanzminister. Juni-Dezember 1992 amtierender Ministerpräsident. 1993-94 stellv. Ministerpräsident und amtierender Wirtschaftsminister. 1990-2008 Leiter des Instituts für die Wirtschaft im Übergang. Verstarb im Dezember 2009 im Alter von 53 Jahren nach einem Herzanfall.

 

Boris Fjodorow. 1958-2008. In den achtziger Jahren am IMEMO. Mitverfasser des „500-Tage-Plans“. 1993-94 Finanzminister. 1994-2005 Gründer und Vorsitzender der Investmentbank United Financial Group. 2005-08 Vorsitzender von UFG Asset Management und UFG Private Equity. Verstarb im November 2008 im Alter von 50 Jahren in London nach einem Schlaganfall.