Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 13, 31. März 2010

Dr. Ljubo Sirc

Dokumentation.

Dr. Ljubo Sirc, Commander of the British Empire, 1920 in Slowenien geboren, ist immer noch Ehrenpräsident des Forschungszentrums über kommunistische Ökonomien CRCE (heute Forschungszentrum über post-kommunistische Ökonomien). Es wurde als Ableger des IEA 1983 gegründet - in dem Jahr, in dem US-Präsident Ronald Reagan mit der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) Lyndon LaRouches Kriegsvermeidungspolitik übernahm. Lord Harris war Vorstandsmitglied des CRCE.

Frage: Wie haben Sie Wladimir Mau kennengelernt?

Sirc: Das ist eine lange Geschichte. Es ist die Geschichte unseres Zentrums. Sehen Sie, unser Zentrum wurde 1983 gegründet, wie starteten es mit Unterstützung des IEA.

Dann gingen wir nach Osteuropa. Für mich war das noch nicht möglich, weil ich in der jugoslawischen Politik eine Rolle gespielt hatte und immer noch befürchten mußte, daß man mich verhaften würde, wenn ich mich dort blicken ließ. Aber 1988 wurde ich erstmals nach Ungarn eingeladen, gerade weil sie einige meiner Schriften gelesen hatten, in denen ich die Sowjetunion kritisierte, und sie sagten, sie wollten mich genau aus diesem Grund bei ihrer Konferenz haben. Ich ging also hin und lieferte einen kritischen Bericht, worauf ein junger Mann zu mir kam, um mit mir zu sprechen. Das war Anatoli Tschubais. Innerhalb eines Jahres wurde ich auf diese Weise mit praktisch allen Reformern der Sowjetunion bekannt: Gaidar, Tschubais, sie alle. Und dieser Kontakt besteht natürlich immer noch.

[Hayeks Ideen] waren die ursprüngliche Verbindung, denn die Osteuropäer sind alle von Hayek begeistert, und ich persönlich hatte mit dem IEA in London zu tun, das mit der Mont-Pelerin-Gesellschaft verbunden war.

 

Frage: Welchen Einfluß hatte Ihr Zentrum auf die Reformen in Osteuropa?

Sirc: Wir alle waren überzeugt, daß man so schnell wie möglich handeln mußte. Der erste war [der spätere polnische Finanzminister Leszek] Balcerowicz. Mit Balcerowicz führte ich lange Gespräche.

Mit den Russen hatten wir lange und zahlreiche Treffen und Konferenzen. Einmal, 1992, haben wir uns alle getroffen. Aber zu dem Zeitpunkt waren sie schon an der Macht. Wir hatten in Indianapolis zwei Treffen, die vom Liberty Fund gefördert wurden, mit zwei amerikanischen Arbeitsgruppen - eines über internationalen Handel und eines über die eigentlichen Mechanismen der Reform. Es gab also ständig Gespräche.

 

Frage: Sie sagten, Sie hätten 1983 angefangen; aber die Reformen fingen ja erst viel später an.

Sirc: Die Reformen begannen erst 1989 richtig. Anfänglich hatten wir Kontakte mit den sogenannten „Dissidenten“, die, wie sich dann ergab, alle zu wichtigen Persönlichkeiten ihrer jeweiligen Länder wurden. Balcerowicz wurde Finanzminister. Die Russen waren alle Minister oder Premierminister oder stellv. Premierminister, oder sie hatten Verbindungen zu ihnen, das machte das Leben interessant. Wir hatte alle diese Kontakte, bevor sie an die Macht kamen. Diese Kontakte reichen weit zurück - mit Balcerowicz bis 1985, mit den Russen kamen sie etwas später.

Der Kontakt zu den Russen wurde dadurch hergestellt, daß wir ein Treffen in Ungarn besuchten, bei dem sie alle waren. Ich muß sagen, diese Gruppe russischer Reformer war recht gut organisiert - organisiert ist vielleicht zuviel gesagt, aber es war eine Gruppe von Leuten, die selbst Mitte der achtziger Jahre noch sehr jung war, zwischen 30 und 40 Jahren. Mitte der achtziger Jahre spürten sie, daß sich etwas tun würde, und sie wollten dafür bereit sein.

Aber natürlich gab es da auch einige ganz seltsame Leute. Gaidar beispielsweise war, als ich ihn traf, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Zeitung der Kommunistischen Partei.

 

Frage: Wo hatten diese Leute ihre Ideen her?

Sirc: Ich war völlig erstaunt, erstens über ihre Englischkenntnisse, und zweitens über ihre Kenntnis der, nennen wir es Westlichen Ökonomie. Ich hatte Diskussionen mit Boris Fjodorow, dem [späteren] Finanzminister. Er war mein Gast in Glasgow. Das muß 1986 gewesen sein. Und ich gratulierte ihm zu seinem guten Englisch. Sie alle hatten sich Englisch selbst beigebracht. Und er sagte: „Wenn Sie meinen, daß ich Volkswirtschaft an der Universität gelernt habe, dann liegen Sie wieder ganz falsch. Ich mußte mir die Bücher selbst suchen, um mich zu informieren.“

 

Frage: Wie kam diese Gruppe in Moskau zusammen?

Sirc: Es scheint, daß sie sich untereinander kannten. Und dann erweiterte sich der Kreis. Es gab eigentlich zwei Zentren: eines in Moskau und eines in St. Petersburg. Tschubais kommt aus St. Petersburg. Als sie Kontakt untereinander herstellten, schickten sie Tschubais bewußt für ein Jahr nach Ungarn, weil sie wissen wollten, was die Ungarn taten. In gewisser Hinsicht war alles halbwegs geplant.