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Neue Solidarität
Nr. 13, 31. März 2010

Lord Harris of High Cross

Dokumentation

Im Frühjahr 1996 entstanden die folgenden drei kurzen Interviews mit dem seither verstorbenen ehem. Direktor des Londoner Instituts für Wirtschaftsangelegenheiten (IEA), Lord Ralph Harris (1924-2006), und zwei der an seinem Rußland-Projekt Beteiligten, Dr. Ljubo Sirc und Wladimir Mau. Die Gespräche wurden von einem freien Journalisten geführt und dem Nachrichtenmagazin EIR zur Verfügung gestellt.

 

Frage: Sie hatten einigen Einfluß auf die Reformen in Rußland.

Harris: Wir lernten [Jegor] Gaidar und einige seiner Freunde kennen. Wir hatten sie hier, stellten sie [der damaligen Premierministerin Margaret] Thatcher vor, und ähnliches.

 

Frage: Sie sind der Vorsitzende des Internationalen Forschungszentrums für wirtschaftliche Transformation (ICRET) in Moskau.

Harris: Es ist eine durchwachsene Lage. Es gab einige sehr, sehr gute Momente, aber alles hängt in der Schwebe, weil die Wahl [die Präsidentschaftswahl 1996] bevorsteht, und man nicht weiß, ob Jelzin im Amt bleibt. Einige unserer Leute, wie Gaidar, wurden auch entlassen. Die Leute, die wir anfänglich am liebsten im Amt sehen wollten, mußten wegen des Drucks der Kommunisten und Linken fallengelassen werden.

 

Frage: Sie hatten Gaidar hier in London zu Gesprächen?

Harris: Ja.

 

Frage: Arbeitet ICRET noch?

Harris: Es arbeitet noch, gewissermaßen... Es herrscht in Rußland, soweit ich sehe, ein großes Postengerangel. Es gibt keinen klaren Kurs, wie ihn Thatcher hatte, wo die Dinge weitgehend durchschaubar sind. Man braucht eine gewisse Sicherheit, wenn man Unternehmen gründen und viel Geld von außen investieren will. Ich meine, man braucht mehr Sicherheit für die Besitzrechte und die Sicherheit der Investitionen, als man sie wohl derzeit in Rußland hat.

 

Frage: Könnten Sie mir etwas über die Wirkung Ihrer Ideen in Rußland sagen? Wie behaupten sich diese Ideen dort?

Harris: Ich habe Leute in Rußland getroffen. Ich konnte früher ihre Namen herunterrasseln, Namen wie [Konstantin] Kagalowskij und [Sergej] Wasiljew, und ich habe Burschen getroffen, die hatten einen so lebendigen Geist, waren so offen und liberal wie die Leute, die das IEA in London oder anderswo bilden. Ich habe Kerle getroffen, die etwas über [Friedrich von] Hayek wußten. Ich mußte es ihnen nicht erst sagen. Sie hatten Hayek und [Milton] Friedman und andere gelesen und waren sehr, sehr helle.

 

Frage: Woher hatten die diese Ideen? Frau Thatcher traf Herrn Gorbatschow, kurz bevor er an die Macht kam, und sagte: „Hier ist ein Mann, mit dem ich arbeiten kann.“ Hatten die Ideen des IEA dort eine Wirkung?

Harris: Die Kontrolle über die Publikationen war sehr streng. Die Leute, die ich dort traf, hatten Hayeks Weg zur Knechtschaft gelesen, aber heimlich, in zerlesenen fotokopierten Ausgaben. Es gab keinen größeren Strom von Publikationen, die ins Land kamen.

Es ist außergewöhnlich, aber ich glaube einfach, was das kommunistische System am Ende zum Einsturz brachte, das war letztendlich Star Wars [die Raketenabwehr SDI]. Ich glaube, sie hatten wirklich erkannt, daß sie bei dieser zentralisierten, geplanten Operation den Amerikanern nicht das Wasser reichen konnten. Ich wette, daß sich das am Ende herausstellen wird, wenn sich die ganze Geschichte entfaltet hat.