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Neue Solidarität
Nr. 11, 17. März 2010

2010 drohen weltweit Hungersnöte - auch wegen Biotreibstoffen

Der Leiter der UN-Ernährungsorganisation (FAO), Jacques Diouf, sagte dem Sender Voice of America am 3. März, die Lage auf dem Weltgetreidemarkt sei derzeit ähnlich prekär wie während der Nahrungsmittel-Preiskrise 2007-08. Damals kam es in 30 Ländern zu Unruhen, weil die Menschen sich keine Nahrungsmittel mehr leisten konnten, schätzungsweise 40 Mio. Menschen starben 2008 weltweit an Hunger und Unterernährung.

Aus Nordkorea gibt es bereits Berichte über gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Arbeitern, die versuchten, einen Zug mit Nahrungsmitteln aus Südkorea zu plündern. Wie die Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) Lena Savelli mitteilte, erhalten von den vorgesehenen 6,2 Mio. nur 2 Mio. Menschen in Nordkorea Nahrungsmittelhilfe, und auch diese nur unvollständige Rationen an Kraftnahrung. Das WFP warnt, ohne zusätzliche Spenden müsse die Hilfe für Nordkorea ab Juli eingestellt werden.

Wie Voice of America berichtete, waren die Gründe für die Preissteigerung seit 2007 laut UN-Experten hohe Energiepreise, erhöhte Nachfrage nach Biotreibstoffen, geringe Getreidevorräte und schlechte Wetterverhältnisse in den Erzeugerländern. Nun drohe weltweit eine weitere Runde der Preissteigerungen für Energie und Nahrung.

Diouf sagte, Landwirte in vielen Entwicklungsländern hätten ganz einfache Bedürfnisse: Bewässerung, bessere Lagermöglichkeiten, Ertragssteigerung mit Hilfe von Dünger und hochwertigem Saatgut. Gerade diese Hilfen würden aber von den entwickelten Ländern verweigert, die statt dessen sogar Land in der Dritten Welt kaufen, um dort die Nahrungsmittelerzeugung zu beenden und es statt dessen für Biotreibstoffe zu nutzen.

Ein neuer Bericht der Dritte-Welt-NGO Actionaid mit dem Titel „Mahlzeiten je Gallone“ (Meals per Gallon) liefert wichtige Informationen über diese verrückte Politik. Die EU plane immer noch, bis 2020 in Europa 10% des Treibstoffs aus erneuerbaren Energien, fast ausschließlich Biotreibstoffen, zu besorgen.

In dem Abschnitt des Berichtes zu den „Folgen für Nahrungsmittelpreise und Hunger“ heißt es: „Biotreibstoffe waren, konservativ geschätzt, für 30% der weltweiten Preissteigerung bei Nahrungsmitteln im Jahr 2008 verantwortlich. Man schätzte 2008, daß die Nahrungsmittelkrise schon 100 Mio. Menschen zusätzlich in die Armut und etwa 30 Mio. Menschen in den Hunger getrieben hatte. Es wird vorausgesagt, daß die Nahrungspreise bis 2020 nochmals um 76% steigen könnten, wenn alle angestrebten Ziele für Biotreibstoffe erreicht werden. Schätzungsweise 600 Mio. mehr Menschen könnten dann wegen industrieller Biotreibstoffe Hunger leiden.“

Und weiter: „Das Ausmaß an Landraub ist erstaunlich. In nur fünf afrikanischen Ländern wurden 1,1 Mio. ha auf industrielle Biotreibstoffe umgestellt - ein Gebiet von der Größe Belgiens. Der gesamte dort erzeugte Biotreibstoff geht in den Export. Unternehmen aus der EU haben in Entwicklungsländern bereits mindestens weitere 5 Mio. ha Land für Biotreibstoff gekauft oder beantragt - ein Gebiet größer als Dänemark.“

Die mörderischen Absichten hinter der Biotreibstoff-Politik werden sehr deutlich, wenn es in dem Bericht heißt, um das 10%-Ziel der EU zu erfüllen, müßten bis zu 17,5 Mio. ha Land in Entwicklungsländern aufgewendet werden, das ist weit mehr als die Hälfte der Größe Italiens.

sas