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Neue Solidarität
Nr. 11, 17. März 2010

Wieviele Haitianer müssen noch
sterben, bis Obama gehen muß?

Aufbauprogramm. Eine Million Haitianer müssen aus der zerstörten Hauptstadt in flutsichere Landesteile umgesiedelt werden, bevor sich in der Regenzeit Seuchen ausbreiten können. Daß US-Präsident Obama solche Hilfe verweigert, ist ein Grund mehr, ihn abzulösen.

Am 22. Februar gab Lyndon LaRouche, handelnd wie es ein US-Präsident tun müßte, einen dringlichen Appell heraus: Das Pionierkorps der US-Armee müsse der Regierung Haitis helfen, bis zu einer Million obdachlose Haitianer aus der Hauptstadt Port-au-Prince in sichere Landesteile umzusiedeln. Seit dem Erdbeben vom 12. Januar, das mehr als eine Viertelmillion Todesopfer forderte, müssen diese Menschen in überfüllten Lagern zwischen den Trümmern leben.

LaRouche betonte, wenn nun die Regenzeit beginne, werde es in Port-au-Prince unter den gegenwärtigen Bedingungen Überschwemmungen und Erdrutsche geben. Der Abfall und die Fäkalien von mehr als 1,3 Millionen obdachlosen, verzweifelten Menschen in der Stadt und der unmittelbaren Umgebung werden diese zur Brutstätte für Seuchen machen. Die Menschen leben in den Straßen und Slums unter Plastikplanen im Dreck, und in den jetzigen Verhältnissen besteht keine Möglichkeit, die Exkremente zu beseitigen.

Dabei gab es schon vor dem Erdbeben in Haiti, das seit langem ein Opfer der britischen Globalisierungs- und Freihandelspolitik ist, keine einzige öffentliche Kläranlage. Jetzt wird es noch schlimmer.

Wenn wir nicht umgehend handeln, so LaRouche, herrschen in Haiti bald Bedingungen, unter denen sich Seuchen wie Dengue-Fieber, Cholera, Malaria und Typhus ausbreiten. Dabei sei Haiti ein Beispiel dafür, welche Zukunft die ganze Menschheit erwarte, wenn das gegenwärtige bankrotte, britisch-imperiale Finanzsystem nicht abgeschafft wird: Das sei das Gesicht des neuen finsteren Zeitalters. Wenn die Menschheit die moralische Stärke zum Überleben haben wolle, müsse man jetzt in Haiti handeln.

Um eine neue Runde von Massensterben und staatlicher Auflösung zu verhindern, müßten die USA mit Haiti in einem Abkommen beschließen, bis zu einer Million Menschen in sichere Gebiete außerhalb der überschwemmungsgefährdeten Niederungen an der Küste, wo auch Port-au-Prince liegt, in neue Wohnungen umzusiedeln. Dies müsse Teil eines auf 25 Jahre angelegten Programms zwischen Haiti und den USA sein, Haiti als moderne, industrialisierte Nation wieder aufzubauen.

LaRouche sagte, wenn Präsident Obama sich weigere, entsprechend zu handeln, betreibe er eine von London diktierte bewußte Politik des Massenmords. Für dieses Verbrechen, neben vielen anderen, müsse man Obama absetzen oder zum Rücktritt zwingen. „Wie viele Haitianer müssen sterben, bis klar wird, daß Obama aus dem Amt entfernt werden muß?“, fragte LaRouche.

Obama lehnt ab

EIR hat erfahren, daß hochrangige Politiker in den USA, die Haiti gut kennen, wenige Tage nach LaRouches Aufruf dem Weißen Haus einen ähnlichen dringenden Appell übermittelten, die US-Regierung müsse Haiti helfen, noch vor der Regenzeit Hunderttausende Menschen in höhergelegene, sichere Gebiete umzusiedeln. Auch die Regierung Préval in Haiti arbeitete an einem ähnlichen Plan und dachte dabei insbesondere an das zentrale Hochland, das etwa 100 km nördlich von Port-au-Prince liegt. Dies ist auch das Gebiet, in dem die US-Regierung unter Franklin Roosevelt in den dreißiger Jahren im Rahmen der Politik des „guten Nachbarn“ das Aufbauprojekt am Tal des Arbonite unterstützte.

Die Regierung Obama lehnte jedoch auf allerhöchster Ebene den Vorschlag sogleich ab. Sie will nichts in der Richtung tun - sollen doch die obdachlosen Haitianer in ihre alten Wohngebieten zurückkehren, vielleicht mit einem gespendeten Stück Plastik zur Erleichterung ihres Schicksals. Wie Nero, der in der Arena den Daumen abwärts dreht, verurteilte Obama Hunderttausende schwarze Haitianer zu Elend und Tod.

War es vielleicht bloß ein „Irrtum“? Eine falsche Einschätzung oder bedauerliche politische Bequemlichkeit? Mit Sicherheit nicht. Obama führte mit einem Federstrich kaltblütig die Politik des internationalen Völkermords aus, die das Britische Empire und sein Machtzentrum, die Inter-Alpha-Gruppe, ihm diktieren, wie er eine solche Politik schon in vielen anderen Bereichen betreibt: die tödliche Gesundheitsreform, die Zerschlagung der NASA, die schamlose Rettung der Wallstreet-Gangster usw.

LaRouche sagte daraufhin am 24. Februar: „Unsere Lösung für Haiti, wie wir sie erarbeitet haben, setzt vor allem eines voraus: Solange Obama Präsident ist, gibt es keine Hoffnung für Haiti. Entweder Haiti oder Obama, es geht nur eines von beiden.“ Er fuhr fort: „Haiti ist exemplarisch. Was in Haiti geschieht, enthüllt symptomatisch, was weltweit vor sich geht. Wir stehen vor den Iden des März - so oder so.“

Haiti: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Nachdem sie von der Entscheidung der Regierung Obama erfahren hatte, blieb der haitianischen Regierung nur noch die undankbare Aufgabe, die Welt am 26. Februar von ihrem „abrupten Kurswechsel“, wie es die Medien nannten, zu unterrichten. Die wohnungslosen Erdbebenopfer sollten in ihre alten Wohngebiete in Port-au-Prince zurückkehren - eben die Wohnungen, aus denen sie geflohen waren und die immer noch in Trümmern liegen.

Offensichtlich ist dieser vom kriminellen Nichthandeln der Regierung Obama verursachte Plan völlig verrückt und kann unmöglich funktionieren. Niemand, der vor Ort in Haiti arbeitet, glaubt daran. Trotzdem machen alle mit, als seien sie von der kommenden sicheren Katastrophe magisch angezogen. Ein Architekt aus dem Wiederaufbaukomitee der Regierung, Gerald-Emile Brun, faßte es so zusammen: „Alles muß vor Beginn der Regenzeit bewältigt sein, und das werden wir nicht schaffen.“ Der Leiter der UN-Stabilisierungsmission in Haiti, Edmond Mulet, stimmte ein: „Was das Erdbeben nicht zerstört hat, wird der Regen erledigen.“

Die Regenschäden sind aber keine unabwendbare Naturkatastrophe. Das Erdbeben vernichtete dieses Land, weil es nach jahrzehntelanger Ausbeutung durch die Wirtschaftspolitik des britischen Systems äußerst anfällig geworden war. Der Lebensstandard der zehn Millionen Einwohner wurde auf ein afrikanisches Niveau von Not und Elend reduziert, das man keinem Menschen zumuten sollte. 80% leben in Armut, die Arbeitslosigkeit beträgt 50-70%, 60% der Erwachsenen sind Analphabeten, und von Infrastruktur kann kaum die Rede sein. Der Holocaust in Haiti war nur eine Frage der Zeit.

Um es nochmals zu betonen: Die 250-300.000 Haitianer, die in unmittelbarer Folge des Erdbebens vom 12. Januar starben, waren schon seit Jahrzehnten durch die international erzwungene malthusianische Politik zum Tod verurteilt - viele noch bevor sie geboren wurden.

Wenn diese Politik beibehalten wird, führt das mit Sicherheit dazu, daß dieser schon früher angelegte, jetzt laufende Massenmord auch in den nächsten Wochen und Monaten andauern wird, mit vielleicht noch einmal einer Viertelmillion Todesopfern.

Um Haiti zu retten, müssen die Folgen dieser globalen Politik des Empires und der Inter-Alpha-Gruppe beseitigt werden. Es ist vielleicht die einzige Möglichkeit, den zahllosen verlorenen Menschenleben eine bleibende Bedeutung zu geben.

Konkret heißt das, daß man jetzt die akute Gefahr von Überschwemmung und Seuchen in Haiti bekämpft, aber gleichzeitig schon an den längerfristigen Bedürfnissen des Wiederaufbaus arbeitet. Dazu sollten die USA und Haiti eine auf 25 Jahre angelegte Partnerschaft für wirtschaftliche Entwicklung mit moderner Technik im Geiste Franklin Roosevelts eingehen.

Im Rahmen einer solchen Vereinbarung würden die Bevölkerung und die Arbeitskräfte Haitis wie Menschen und nicht mehr wie Vieh behandelt. Die bis zu 70% Arbeitslosen erhielten produktive Arbeitsplätze beim Wiederaufbau ihrer Nation in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurskorps der US-Streitkräfte und jungen US-Amerikanern, die in Gruppen wie den CCC-Korps der Ära Roosevelt Arbeit und Ausbildung erhalten.

* Haiti braucht eine Nahrungsmittelversorgung. Dazu muß man eine moderne Landwirtschaft, Küstenfischerei (eine ausgezeichnete Proteinquelle für ein unterernährtes Land) und Wiederaufforstung schaffen.

* Haiti braucht ein Gesundheits- und Bildungswesen, um qualifizierte, produktive Arbeitskräfte heranzubilden und zu versorgen.

* Haiti braucht moderne Infrastruktur, u.a. Hochgeschwindigkeitsbahnen für die gesamte Insel Hispaniola, die Haiti sich mit der Dominikanischen Republik teilt.

* Haiti braucht Wohnungen mit sanitären Anlagen, und dazu muß u.a. die Hauptstadt Port-au-Prince völlig neu aufgebaut werden.

* Haiti braucht reichlich Energie und sauberes Wasser, mit großen Wasserenergieprojekten, die gleichzeitig dem Schutz vor Überschwemmungen und der Bewässerung der Felder dienen, sowie Kernenergie aus schwimmenden Nuplex-Reaktoren, die man an der Küste installieren sollte.

Manche werden sagen, solche Pläne seien „zu hoch gegriffen“ - das werde nie funktionieren, in Haiti hätte noch nie jemand solche großen Visionen verwirklicht usw. Wer so redet, plappert damit bewußt oder unbewußt eine britische Lüge nach, mit der Haiti seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten faktisch in Sklaverei gehalten wird.

Die USA müssen jetzt Mitverantwortung dafür übernehmen, das Nachbarland zu retten, es zu industrialisieren, seine Jugend zu Wissenschaftlern und Künstlern zu erziehen, und es an der großen Menschheitsaufgabe der Kolonisierung von Mond und Mars zu beteiligen. Wie US-Präsident John F. Kennedy bei seiner Ankündigung des Mondlandeprogramms sagte: Wir tun so etwas „nicht, weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist“. Die Vereinigten Staaten sind das ihrem Anspruch als Nation schuldig, aber auch Haiti und seinem Befreier Toussaint L’Ouverture, der die erste freie Republik ehemaliger Sklaven in den Amerikas erkämpfte und dessen Bedeutung große US-Amerikaner wie Frederick Douglass, Abraham Lincoln und Franklin Roosevelt zu ihrer Zeit gut verstanden haben.

Lesen Sie hierzu auch den Aufsatz von Marcia Freeman auf den Seiten 5-6.

            Dennis Small

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Das Elend in Haiti ist keine Naturkatastrophe!
- Neue Solidarität 9/2010
Wie man Nationen und Menschen wieder aufbaut
- Neue Solidarität 6/2010