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Es ist eine Tatsache, daß alle Buchhalter und die meisten Volkswirtschaftler seit mehr als einem halben Jahrhundert immer wieder falsch gelegen haben, während alle Prognosen, die ich selbst in diesem halben Jahrhundert vorlegte, „ins Schwarze trafen“. Mein außergewöhnlicher Erfolg über diesen Zeitraum hinweg hat zwei Gründe. Nicht, daß ich ein besserer Buchhalter gewesen wäre, als sie es waren - der Unterschied liegt darin, daß ich Wirtschaft als Naturwissenschaft betreibe. Ich bin nicht allein. So zeigt beispielsweise in letzter Zeit eine wachsende Zahl maßgeblicher Spezialisten für Volkswirtschaft aus universitären und verwandten Bereichen ein tiefes Verständnis für die Gründe meines einzigartigen Erfolges. Auch Sie alle sollten diesen Gegenstand so beherrschen, wie wir es tun. Schon sehr bald kann Ihr Leben davon abhängen.
Unterdessen steht nun die Weltwirtschaft - jedenfalls ein sehr großer Teil davon, insbesondere West- und Mitteleuropa sowie Nord- und Südamerika - kurz vor einem weiteren Schritt in den Untergang, der alle Nationen erwartet, die sich weigern, ihren politischen Kurs so zu ändern, wie ich es hier herausstelle.
Wir ich bereits in zahlreichen früheren Veröffentlichungen berichtet habe, wurzelt meine über lange Zeit bewiesene überlegene Kompetenz in der Wirtschaftswissenschaft darin, daß ich schon in meiner Jugend die Narretei der sogenannten Euklidischen Geometrie verwarf und statt dessen Wirtschaft als einen Zweig der Leibnizschen Richtung in der Naturwissenschaft betrachtete.1
Ausgehend von dieser jugendlichen, antieuklidischen Faszination von Leibniz machte ich weitere Fortschritte in den Nachkriegsjahren, zunächst kurzfristig als Bewunderer, dann jedoch ab 1957-59 als Gegner der radikal positivistischen Methoden der Professoren Norbert Wiener und John von Neumann. Aus dieser Ablehnung heraus wurde ich ab 1953 zum Standpunkt der Habilitationsschrift von Bernhard Riemann aus dem Jahr 1854 bekehrt. Alle meine Wirtschaftsprognosen, angefangen mit einer kurzfristigen Vorhersage des Ausbruchs der relativ tiefen Rezession von 1957-59 für Februar-März 1957, beruhen auf der Sicht der Wirtschaftswissenschaft als Naturwissenschaft auf der Grundlage der Prinzipien Riemanns.
Die öffentlich zugänglichen Aspekte meiner Arbeiten als Prognostiker wurden einem breiteren Publikum bekannt, als eine langfristige Prognose, die ich bereits 1959-61 erstmals geäußert hatte, neu veröffentlicht wurde. Ich sagte voraus, daß wir für die zweite Hälfte der sechziger Jahre eine tiefe Rezession oder schlimmeres zu erwarten hätten, wenn in der Politik der USA nicht spätestens Mitte des Jahrzehnts bestimmte Kursänderungen vorgenommen würden. Der Mord an Präsident John F. Kennedy sorgte jedoch dafür, daß seine Nachfolger die schlimmstmöglichen Entscheidungen trafen. Diese von mir 1959-61 erstellte und später in den sechziger Jahren bekräftigte Prognose traf dann ein mit der Serie negativer Entwicklungen in der Realwirtschaft der USA in der Zeit von 1968-73, darunter den Maßnahmen der Regierung Nixon zur Zerschlagung der angeschlagenen Reste des Bretton-Woods-Systems ab August 1968.
Ich war damals der einzige bekannte Ökonom, der ein solches Entwicklungsmuster des Geschehens 1968 und danach vorhergesehen hatte. Dieser einzigartige Erfolg als Prognostiker unter den bekannten Ökonomen der Zeit führte dazu, daß ich durch eine Debatte mit einem führenden britischen Keynesianer, Abba Lerner, am New Yorker Queens College am 2. Dezember 1971 berühmt wurde. Er trug mir aber auch einen immerwährenden Haß von Abba Lerners Genossen vom geistig-moralisch verkommenen „Kongreß für kulturelle Freiheit“ ein, wie meinen lebenslangen skrupellosen Feinden Sidney Hook und John Train, was noch bis heute andauert.
Seit jener Zeit gab es drei wesentliche Unterschiede zwischen meiner Rolle in dieser Branche und denen, die man treffend die akademischen Alternativen der „Marke X“ nennen kann.
Erstens: Ich vertrete eine Vorstellung von physischer Wirtschaft, wie sie seit der Zeit der Massachusetts Bay Colony vor 1688 unter den Winthrops und Mathers das verfassungsmäßige Amerikanische System der politischen Ökonomie auszeichnet - das sogenannte Hamiltonische System, auf das sich unsere Bundesverfassung stützt.
Gleichzeitig war ich allerdings oft verbündet mit Menschen, mit denen ich hinsichtlich der Prinzipien der Volkswirtschaft nicht übereinstimmte, mit denen man sich jedoch praktisch bis zum einem gewissen Grad auf eine gemeinsame Sache einigen konnte. Das waren z.B. gewisse Marxisten, mit denen ich in bestimmten Fragen übereinstimmte - jedoch niemals in Hinsicht auf eine wirklich wissenschaftliche Methode. Meine Differenzen mit denjenigen, mit denen ich zeitweilig für ein gemeinsames Anliegen zusammenarbeitete, hatten stets diesen Charakter.
Zweitens: Ich habe immer betont, daß wirkliche Wirtschaft ihrem Wesen nach immer den Charakter einer physischen, realen Wirtschaft hat, nicht den eines monetären geldorientierten Systems. Ein Geldsystem ist ein notwendiges Hilfsmittel für Angelegenheiten im kleineren Bereich, doch Erfolg oder Scheitern einer Volkswirtschaft hängen ganz davon ab, was in ihr realwirtschaftlich getan oder unterlassen wird. Die unvermeidlichen schrecklichen Folgen rein geldorientierter Systeme lassen sich nur durch geeignete Gegenmittel wie die Verpflichtung auf feste Wechselkurse zwischen den Volkswirtschaften vermeiden.
Drittens: Ich habe immer betont, daß die Quelle realen Nettoprofits pro Kopf und Quadratkilometer in jeder Volkswirtschaft im typisch anti-entropischen Zusammentragen und Anwenden der Entdeckungen fundamentaler Naturprinzipien liegt.
Eine solide Form der Ökonomie des modernen Nationalstaates zeichnet sich dadurch aus, daß die eng verwandten Systeme von Währung und Kredit in mehr oder weniger festgelegten Größen gehalten werden und sowohl die Produktivkraft der Arbeit als auch des physischen Kapitals durch beabsichtigte Effekte des naturwissenschaftlichen und des klassisch-kulturellen Fortschritts gesteigert werden.
Einige führende Ökonomen der Welt verstehen inzwischen die Grundlagen und die Bedeutung der Methode, die in meiner weithin bekannten „Tripelkurve“ für die Wechselwirkung zwischen finanziellen, monetären und physischen Veränderungen zum Ausdruck kommt. Berücksichtigt man die Implikationen dieser „Tripelkurve“, so ergibt sich als notwendige Alternative eine „Doppelkurve“ als Mittel gegen die Risiken eines vom Monetarismus beherrschten Systems, das geprägt ist von diesen drei Funktionen der monetären, finanziellen und physischen Organisation einer Volkswirtschaft bzw. der Weltwirtschaft [vgl. S. 4, d. Red.].
Wie ich in verschiedenen Schriften bzw. mehr oder weniger weithin zugänglich an anderer Stelle betont habe, waren außer dem Sonderfall des Systems der amerikanischen Bundesverfassung von Franklin, Washington, Alexander Hamilton u.a. alle bekannten westasiatisch-europäischen Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme seit dem antiken Sumer und Babylon Formen einer supranationalen Herrschaft, die man zutreffend als Imperialismus definiert. Man kann sie auch als pro-imperialistische, monetaristische Systeme beschreiben, wie sie John Maynard Keynes und seine Bewunderer gefordert haben.
Im Gegensatz dazu steht das Amerikanische System, wie es in der Plymouth-Siedlung und der sich daraus entwickelnden Kolonie an der Massachusetts Bay in Neuengland unter der Führung der Winthrops und der Mathers geschaffen wurde. Dieses System stammte nicht von Flüchtlingen, sondern von Menschen, die implizit in die Fußstapfen des Kardinals Nikolaus von Kues traten, um die besten Früchte der europäischen Kulturen auf einen neuen Kontinent zu bringen, wo diese frei von den monetaristischen Übeln, für die damals wie heute noch die venezianisch-monetaristische Tradition steht, gedeihen konnten. Die entscheidende Besonderheit dieses Amerikanischen Systems, wie es sich durch die Grundsätze der US-Republik definiert, ist die, daß es sich um ein Kreditsystem handelt - im Gegensatz zu dem seinem Wesen nach imperialistischen monetären System, das seit Babylon, Kyros, dem Kult von Delphi und der venezianisch-imperialen Geldherrschaft bis zum heutigen Tag der herausragende Aspekt der unterworfenen Volkswirtschaften Europas geblieben ist.
Das krankhafte Element, das die Opfer wie etwa die G-8 oder die G-20 als Sklaven einer internationalen monetaristischen Tyrannei um London miteinander verbindet, ist die herrschende irrige Annahme, Geld an sich sei der Maßstab wirtschaftlichen Wertes. Das ist eine Illusion, die auch heute noch beispielsweise von professionellen Buchhaltern als Grundannahme ihrer Praxis vertreten wird. Diese Illusion hat den Irrweg der Narretei gepflastert, der die Menschheit schleunigst in den drohenden Untergang führt.
Betrachten wir die große Krise, die jetzt den gesamten Planeten erfaßt, von diesem unentbehrlichen Standpunkt aus: dem Standpunkt des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie. Das ist die Sichtweise, die jetzt alle finanziell-monetären Systeme in West- und Mitteleuropa, Nord- und Südamerika ablösen muß, wenn diese Regionen die nun unmittelbar vor uns stehenden, krisengeschüttelten Wochen und Monate überleben sollen.
Nennen wir diese dringend benötigte Alternative das „LaRouche-System“, mit dem Verständnis, daß dies im Prinzip das gleiche bedeutet wie das System des Kredits (der „Berechtigungsscheine“), das mit großem Erfolg, wenn auch nur relativ kurzzeitig, von der Massachusetts Bay Colony verwendet wurde, bevor sie von James II. und dann insbesondere vom üblen Wilhelm von Oranien daran gehindert wurde.
Denken Sie sich das, was ich hier und jetzt vorschlage, wie das Kreditsystem, das in Benjamin Franklins Vorschlag für eine „Papierwährung“ dargelegt wurde, und wie Alexander Hamiltons Vorstellung eines Kreditsystems. Das Ziel ist ein weltweites System fester Wechselkurse zwischen mehreren jeweils souveränen, entschieden antimonetaristischen, nationalen Kreditsystemen. Unter einem System zweier Funktionen (einem finanziellen Kreditsystem und einem physischen System) besteht dann der Wert des Geldes jeweils in dem, was das auf feste Wechselkurse gestützte Kreditsystem ihm als Wert zuweist.
Um das nochmals zu betonen: Wirtschaftlicher Wert definiert sich nicht nach irgendeinem errechneten Wert, der den Produkten einer souveränen Nation beigemessen wird; in letzter Analyse liegt der Wert seinem Wesen nach ganz in den Funktionen eines Kreditsystems mit festen Wechselkursen, nicht im Finanzsystem als solchem. Die Aufgabe des Systems fester Wechselkurse ist es, ein System zur Vergabe von Krediten bereitzustellen, das vor allem die fruchtbare Erweiterung der Arbeitsproduktivkräfte in jeder einzelnen der betreffenden souveränen Republiken fördert. Das können Kredite für die reale Produktion sein, insbesondere für technische Fortschritte, aber auch für die Steigerung des Entwicklungsgrads des physisch-kulturellen Potentials der Volkswirtschaften pro Kopf der Bevölkerung.
Der auf diese Weise durch ein Kreditsystem mit festen Wechselkursen definierte Begriff wirtschaftlichen Wertes liegt in der relativen Verbesserung der physischen Produktivkräfte der Arbeit pro Kopf und pro Quadratkilometer. Dies läßt sich heute pädagogisch am besten definieren, indem man diese Dinge in den Riemannschen Begriffen Albert Einsteins und des Akademiemitgliedes W.I. Wernadskij betrachtet, aber mit besonderem Gewicht auf Wernadskijs Ausführungen über die Rolle von Lithosphäre, Biosphäre und Noosphäre.
Allgemein heißt das, daß die „Energieflußdichte“ und die „realen Investitionen“ der Volkswirtschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer erhöht werden. Es bedeutet, daß die physische Grundinfrastruktur der Wirtschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer ausgebaut wird und daß die Arbeitsproduktivkräfte pro Kopf und Quadratkilometer der Volkswirtschaft als ganzer ebenfalls wachsen.
Dieses Wachstum wird durch eine Erhöhung der kreativen Arbeitsproduktivkräfte der Volkswirtschaft als ganzer bewirkt. Dies kann man praktisch auch an der qualitativen Steigerung der Energieflußdichte der betreffenden Investitionen messen, mit denen der physische Umsatz der produktiven Prozesse der Gesellschaft als ganzer pro Kopf und pro Quadratkilometer erhöht wird.
Alle Wertbemessungen müssen unter diesen genannten Vorbedingungen vereint werden. Dies läßt sich in der folgenden Aussage zusammenfassen: Eine fortgesetzte Steigerung der Energieflußdichte der produktiven Aktivitäten des Menschen pro Kopf und pro Quadratkilometer ist das wahre zugrundeliegende Maß für die Produktivkräfte der Arbeit - ein Maß des relativen Produktivitätsgewinns, der im wesentlichen durch Fortschritte der klassischen künstlerischen und wissenschaftlichen Kultur durch die Förderung der Zunahme der schöpferischen Geisteskräfte des einzelnen erreicht wird.
Bergbau, wie ihn der anglo-amerikanische „Kapitalismus“ beispielsweise in Afrika betreibt, ist im Prinzip nicht wirklich produktiv. Bergbau ist nur dann produktiv, wenn er den Wohlstand der Region steigert, in der er stattfindet. Ansonsten ist Bergbau ein Prozeß des Aufbrauchens (der „Ausbeutung“), wie dies in Afrika vor allem mit den britischen Aktivitäten bis heute der Fall ist.
Die Menschheit muß die Produktivkräfte der Arbeit steigern, indem sie die Kapitalintensität der Nettoinvestitionen in die Primärressourcen und die Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer steigert. Tut sie dies nicht, läuft das Verhalten der betreffenden Gesellschaft auf eine langfristige Verringerung der Produktivkräfte der Arbeit und der natürlichen Ressourcen hinaus. So wird beispielsweise durch die „Globalisierung“ die potentielle relative Bevölkerungsdichte des Planeten in massenmörderischer Weise gesenkt, indem die Produktion in weniger entwickelte Regionen verlagert wird, während gleichzeitig die zuvor schon entwickelten Regionen ruiniert werden.
Nehmen wir China als Beispiel.
Die Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft als Billiglohnproduzent für Dinge, die früher in Europa und Nordamerika hergestellt wurden, stützte sich auf die billigeren Arbeitskosten pro Kopf und Produktionseinheit in China, in der Produktion wie in der Bevölkerung. Es war im wesentlichen eine neue, globalisierte Variante der Ausbeutung unter dem alten, anglo-holländischen imperialistischen System. Die Folge war ein Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens der Welt auf das niedrigere Niveau, das wir z.B. seit 1966-68 in den USA und in jüngerer Zeit in einem teilweise industrialisierten China gesehen haben.
Als Abhilfe dagegen müssen die Investitionen in die Kapitalintensität und in die grundlegende Infrastruktur der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten und in China gleichzeitig gesteigert werden. Dies erfordert eine relativ langfristige, zunehmend kapitalintensive, produktive Kapitalbildung in diesen Nationen sowie gleichzeitig eine kapitalintensive Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit pro Kopf und pro Quadratkilometer des Territoriums mit hohen Energieflußdichten.
Man muß also festhalten, daß der Wert nicht im Bereich des finanziellen Austauschs als solchem liegt. Er kommt zwar zu einem gewissem Grade in den Umsätzen von Produktion und Handel zum Ausdruck, aber die gewünschte Wirkung ist eine Funktion der Technologie als einer im wesentlichen kapitalintensiven, von wissenschaftlichen Entdeckungen vorangetriebenen Entwicklung des gesamten Wirtschaftsprozesses.
Ein Beispiel. Die Produktion an und für sich hat eine entropische Wirkung, weil die relativ reichsten und am leichtesten zugänglichen Rohstofflager aufgebraucht werden und man auf weniger leicht zugängliche Ressourcen zurückgreifen muß. Deshalb benötigt man für ein Nettowachstum der Produktivität eine zunehmende Kapitalintensität, verbunden mit einer steigenden Rate des Fortschritts der angewandten Naturprinzipien, welche die Maß der relativen Erschöpfung mehr als ausgleicht. Diese kombinierte Funktion spiegelt die Rolle der Noosphäre im Sinne Wernadskijs wider.
Der wirkliche wirtschaftliche Wert ergibt sich aus der Betrachtung des relativen Werts, der durch die eben genannten funktionalen Beziehungen definiert ist.
Tatsächlich ist die Rate des relativen Fortschritts (nach Abzug des Verschleißes) ein Produkt der Wechselwirkung zwischen den Elementen der drei Kategorien Wernadskijs: der Lithosphäre (unbelebter Bereich), der Biosphäre (Leben) und der Noosphäre (menschliche Erkenntnis).
Entgegen allen Positivisten und ihren reduktionistischen Vorgängern ist das Universum nicht einem angeblichen Prinzip der allgemeinen „Entropie“ unterworfen. Der sogenannte „zweite Hauptsatz der Thermodynamik“ ist schlicht und einfach ein Betrug und eine Form der Pseudowissenschaft. Das Universum ist in allen drei Kategorien, die ich hier hervorgehoben habe, Lithosphäre, Biosphäre und Noosphäre, in jeder Hinsicht anti-entropisch. Im Bereich der Lithosphäre findet man ein Prinzip der Antientropie grob reflektiert in einer generellen Aufeinanderfolge von Phasen gesteigerter Antientropie, vergleichbar einem Begriff qualitativ ansteigender Niveaus der Energieflußdichte. Zweitens kommt unter den lebenden Systemen als Gesamtheit betrachtet eine biologische Antientropie zum Ausdruck. Drittens gibt es die schöpferischen Erkenntniskräfte der individuellen Persönlichkeit in dem Sinne, wie Leibniz „freie Energie“ in physikalischen Begriffen eines Prinzips der geringsten Wirkung definierte.
So liefern beispielsweise lebende Prozesse durch das Ansammeln bestimmter Gruppen von Mineralien entsprechend ihrer jeweiligen Natur der Menschheit mehr oder weniger reichhaltige Konzentrationen an dem, was wir als Erze nutzen. Der Mensch tendiert stets dazu, die relativ reichsten Vorkommen schneller zu verbrauchen, als sie wiederaufgefüllt werden, und das zwingt ihn, sich immer wieder auf Produktionsweisen mit wachsender Kapitalintensität und höherer Energieflußdichte zu verlegen.
Aus diesen und ähnlichen Überlegungen heraus definiert sich ein physikalischer Begriff der Antientropie, der uns seinerseits erklärt, in welcher Weise ein immer höheres Niveau der Antientropie die Grundlage für einen entsprechenden Begriff wirtschaftlichen Werts bildet.
Der Fortschritt der menschlichen Gesellschaft zu höheren Niveaus der „Antientropie“ ist auf seinem gesamten Weg markiert durch Erfahrungen, die man treffend als ein „Stoßen an die Obergrenzen“ des Fortschritts zum jeweiligen Zeitpunkt beschreiben kann. Schon bald nach dem Eintritt ins 20. Jahrhundert standen wir vor einer neuen „Obergrenze“ - der „Raumfahrt“. Typisch für diese Wende ist Albert Einsteins Korrektur des fehlerhaften positivistischen Elements in Hermann Minkowskis berühmter Erklärung.
Die Herausforderung durch die Raumfahrt im 20. Jahrhundert war in mancher Hinsicht etwas völlig neues. Dies betraf die höheren Ordnungen der physikalischen Prozesse im Zusammenhang mit der Chemie der Kernspaltung und der Kernfusion. Ansonsten war es im Prinzip ein weiterer Schritt in einer langen Reihe von Fortschritten in dem, was Akademiemitglied W.I. Wernadskij später als die Bereiche von Lithosphäre, Biosphäre und Noosphäre definierte, sowie dessen, was man als „konventionelle Chemie“ der früheren Jahrhunderte und Jahrtausende bezeichnen kann. Insbesondere die Kernspaltung und die Kernfusion waren ein fundamentaler Durchbruch - von oben nach unten! - gegenüber früheren Formen des Fortschritts.
Es war für bestimmte Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts leicht erkennbar, daß die Definition der Prozesse der Kernspaltung und Kernfusion einen qualitativen Durchbruch darstellte. Aber noch wichtiger war, daß diese Technologien stillschweigend den Menschen als Wesen definierten, das auch im Weltraum wirkt und nicht an die Regionen nahe der Oberfläche des Planeten Erde gefesselt ist.
So erreichte der Mensch schließlich den Mond, aber um diese Errungenschaft richtig zu definieren, müssen wir im Mond lediglich eine Stufe auf dem Weg zum Mars sehen. Johannes Kepler hätte dieser Gedanke sehr gefallen. Die bemannte Mondlandung brachte uns die Nachricht über große Vorkommen des Isotops Helium-3 auf der Mondoberfläche; damit war die Aussicht auf eine nur wenige Tage dauernde, relativistische Reise zur Mars-Umlaufbahn ein Thema. Wird der Mensch den bekannten und unbekannten Gefahren einer Reise in einem Raumfahrzeug auf einer relativistischen Bahn zwischen Mond und Marsumlaufbahn mit starker Beschleunigung/Verzögerung widerstehen können? Was genau ist die Beziehung zwischen dem elektromagnetischen und dem Gravitationsfeld? Was bedeutet dies für den Flug des Menschen auf einer solchen Flugbahn?
Wir Menschen sind damit funktionell Bewohner unserer Galaxie geworden, vorausgesetzt, daß wir die verbreiteten Illusionen der Sinnesgläubigkeit aufgeben und erkennen, daß es einen wirklich „leeren Raum“ nicht gibt, weder im Bereich unseres Sonnensystems noch unserer Galaxie noch dem Universum im ganz Großen. So können wir uns zwar vorstellen, Helium-3 als Antrieb für einen Beschleunigungsflug von wenigen Tagen zwischen einer Erdumlaufbahn und einer Marsumlaufbahn zu verwenden, aber wir haben noch nicht geklärt, wie solche relativistischen Flüge auf die durchschrittene physikalische Raumzeit wirken - auf die Mannschaft ebenso wie auf die Regionen der Raumzeit, die auf diesem Weg durchschritten werden.
Trotzdem: Wenn wir erst einmal die Herausforderung eines solchen Unternehmens von Menschen im Sonnensystem oder vielleicht sogar unserer Galaxie begrifflich erfaßt haben, hat der Mensch seine Vorstellung von sich selbst verändert - erhoben! -, indem er sich durch die so gestellten Aufgaben hindurchgearbeitet hat.
Die wichtigste dieser Überlegungen ist, wenigstens zum gegenwärtigen Zeitpunkt, der Begriff des Menschen von einer physikalischen Raumzeit statt bloßer Zeit an sich. Wir stehen davor, die Bedeutung davon zu verstehen, wenn auch bisher nur in begrenzter Weise, in grober Annäherung.
Die entscheidende Frage, die sich uns bei diesen Überlegungen aufdrängt, bezieht sich auf den grundsätzlichen Unterschied zwischen der Natur des Menschen und der Natur der Tiere. Das erfordert den folgenden Gedankengang.
Alle Prozesse im bekannten Universum sind ihrem Wesen nach kreativ. Das Universum selbst entwickelt sich insgesamt immer weiter aufwärts. Die chemische Zusammensetzung der Sonne und der Planeten entwickelt sich. Lebende Prozesse sind charakterisiert durch eine Aufwärtsentwicklung in jeder Hinsicht. Aber die menschliche Kreativität hat eine ganz besondere Qualität. In allen anderen Systemen, soweit wir sie als Systeme kennen, wirkt die Kreativität ohne den individuellen Willen. Bei der Menschheit ist das anders. Die eigentliche Kreativität des individuellen Menschen hat einen willentlichen Charakter. Diese Qualität der Vorsätzlichkeit der menschlichen Kreativität ist als Konzept der Idee des Schöpfers des Universums vergleichbar ist.
Diese Vorstellung, daß der einzelne Mensch Zugang zu einem Aspekt der menschlichen Natur hat, der mit der Natur des Schöpfers vergleichbar ist - ein Punkt, in dem Philo von Alexandria Aristoteles angriff -, definiert eine existentielle Qualität der menschlichen Kreativität als solcher. Einige christliche Theologen und andere haben über dieses Konzept geschrieben, hierin äußere sich etwas, was man die „Gleichzeitigkeit der Ewigkeit“ nennen kann.
Das bedeutet, daß diese Kreativität, die sich im ansonsten sterblichen individuellen Menschen äußert, für alle aufeinanderfolgenden Generationen, die an einem fortgesetzten schöpferischen Prozeß beteiligt sind, ontologische Wirksamkeit besitzt. Dieser Prozeß äußert sich jeweils in den einzelnen kreativen Menschen, umfaßt aber alle kreativen Prozesse dieses individuellen Menschen oder auch einer ganzen Gesellschaft. In dieser Hinsicht unterscheiden wir also zwischen der biologischen Existenz des individuellen Menschen, die nur vorübergehend ist, und der Natur wirkender schöpferischer Erkenntniskraft, die wir nicht mit dem Körper des Menschen verbinden, sondern mit seiner Seele. Es ist in anderen Worten die Vorstellung der Seele als einer wirkenden Existenz im Rahmen eines Prozesses universeller Entwicklung, den wir Gleichzeitigkeit der Ewigkeit nennen.
Beim Menschen ist der Körper also ein vorübergehender Ausdruck seiner eigentlichen Natur, nämlich der schöpferischen Kräfte, die mit dem menschlichen Geist verbunden sind. Das Individuum als kreative Persönlichkeit erscheint uns daher als Ausdruck eines kreativen Wesens - einer Person, die sowohl sterblich als auch ewig ist, im Sinne einer Gleichzeitigkeit des kreativen Prozesses in Zusammenhang mit der Existenz der Menschheit in diesem Universum.
Zur Verdeutlichung betrachte man Raffael Sanzios Gemälde Die Schule von Athen.
Betrachten Sie jede Figur auf diesem Gemälde. Notieren Sie zu jeder dieser Figuren den Ort, wo sie gelebt hat, und die Daten ihrer Geburt und ihres Todes. Betrachten Sie dann das Zusammenspiel zwischen diesen historischen Figuren, die Wechselwirkung der Ideen, im Guten wie im Schlechten.
Die wichtigste Lehre, die man daraus ziehen sollte, liegt in denjenigen Aspekten der Schule von Athen, die Einfluß darauf haben, welche Motive ein Mensch sich für den Sinn und Zweck der Resultate seines sterblichen Lebens auswählt. Es ist die Frage, welche unsterblichen Folgen unser sterbliches Leben haben soll, indem wir dieses Leben in Übereinstimmung mit dem Konzept eines universellen Prinzips der Kreativität als dem besonderen, wesentlichen Inhalt und eigentlichen Zweck des individuellen sterblichen Lebens eines Menschen leben.
Das Grundübel für die Menschheit liegt in den Ängsten, die aus mangelnder Beschäftigung mit der Bedeutung der Kreativität erwachsen. Ein Leben in der Erfüllung einer schöpferischen Bestimmung für die Menschheit ist letztlich der Unterschied zwischen einem Impuls zu unmoralischer Gier und dem ewig Erhabenen.
Das ist das wahre Geheimnis einer Wissenschaft der Wirtschaft.
Anmerkung
1. Die Entdeckungen der Konzepte, die Euklid schlecht nachahmte, stammten von kompetenten Autoritäten vor ihm, die in der Tradition der Sphärik arbeiteten, aber das apriorische Schema des Euklid ist ein Betrug. Eine kompetente Geometrie ist eine Geometrie der physischen Krümmung, wie etwa die Verwendung der Kettenlinie bei Filippo Brunelleschi und das damit verwandte universelle Prinzip der kleinsten physischen Wirkung von Gottfried W. Leibniz.