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Neue Solidarität
Nr. 48, 25. November 2009

Mit Schiller gegen die Medienblockade

Dänemark. Auch wenn die Massenmedien die Weltwirtschaftskrise im Kommunalwahlkampf nicht zur Kenntnis nehmen wollten, sind die „Freunde des Schiller-Instituts” inzwischen vielen Dänen ein Begriff.

„Die Freunde des Schiller Instituts”, ein Ableger der LaRouche-Bewegung in Dänemark, nahmen am 17. November an den Kommunalwahlen in Kopenhagen, Århus und Halsnæs und zum ersten Mal auch an den Bezirkswahlen in zwei Bezirken teil. Tom Gillesberg, der Vorsitzende des dänischen Schiller-Instituts, war Spitzenkandidat für die Freunde des Schiller Instituts in Kopenhagen und im Hauptstadtbezirk, in Århus und im Bezirk Mittel-Jütland hatten wir zwei weitere Kandidaten. Unser Ziel war, die Idee, daß nur ein Kreditsystem uns aus dem wirtschaftlichen Kollaps retten kann, als Keim in den Köpfen der dänischen Bevölkerung zu säen. Dementsprechend war unsere Kampagne konzipiert. Die Freunde des Schiller Instituts erhielten bei der Kommunalwahl in Kopenhagen 83, in Århus 53 und in Halsnæs 16 Stimmen, bei den Bezirkswahlen im Hauptstadtbezirk aber 522 Stimmen (0,1%) und 269 in Mittel-Jütland, obwohl wir in diesen Bereichen nicht ganz so aktiv waren.

Der Wahlkampf fing vielversprechend an, da eine der größten Fernsehstationen den Wahlkampf damit eröffnete, die Spitzenkandidaten der kleinen Parteien live in einer Morgensendung zu interviewen, darunter auch Tom Gillesberg. Auch in kleineren, lokalen Fernsehsendern in Århus und Halsnæs wurde über die Kampagne der Freunde des Schiller-Instituts berichtet. Allen Kandidaten wurde es ermöglicht, sich auf der Internetseite des dänischen nationalen Radiosenders vorzustellen. Ansonsten haben die Medien aber unseren Wahlkampf hysterisch ignoriert - obwohl unser Wahlplakat während des ganzen Wahlkampfs unübersehbar war. Durchschnittlich haben täglich etwa 500 neue Leute unsere Wahlkampf-Homepage besucht, an den ersten beiden Tagen, nach den Fernsehberichten, waren es sogar bis zu 2000.

Durch unseren Straßenwahlkampf bekamen wir viele Reaktionen von der Bevölkerung auf unsere Kampagne direkt mit, und wir stellten fest, daß die meisten Dänen inzwischen die Freunde des Schiller Instituts und Tom Gillesberg kennen, vor allem wegen der Parlamentswahlen von 2007, wo wir vor dem Finanzkrach warnten und für den Bau der Magnetbahn mobilisierten. Viele Dänen befürchten, daß wir wieder Recht haben, diesmal mit unserer Warnung vor der Unmittelbarkeit des Wirtschaftskollapses, obwohl alle Medien zur Zeit behaupten, die Wirtschaftskrise sei schon fast überwunden, wobei man aber durchaus damit rechnet, dass sich das im produzierenden Gewerbe gar nicht bemerkbar machen wird. Im Windmühlenbau hat schon jeder siebte Arbeiter seinen Arbeitsplatz verloren.

Nach Angaben der Medien war dieser Wahlkampf der bisher langweiligste überhaupt. Es gab kaum Debatten, bei vielen Wahlveranstaltungen war die Teilnahme peinlich niedrig. Aber es ist nicht so, daß die Medien nichts zu berichten gehabt hätten: unsere Mobilisierung auf der Straße und in den S-Bahnen, wo wir singend auftraten, weckte sehr viel Begeisterung in der Bevölkerung, und unsere Botschaft, daß nur ein neues Kreditsystem Dänemark retten kann, erregte sehr viel Aufsehen. Die Medien haben aber mit allem Mitteln verhindert, daß darüber debattiert wurde - denn schließlich seien das ja lokale Wahlen und das schlimmste der Wirtschaftskrise sei bald überstanden.

Man findet aber trotz der Hysterie der Medien ein größeres Interesse für die wirkliche politische Situation in der Bevölkerung. Als wir am Wahltag Plakate vor den Wahllokalen aufhingen, sprachen uns Leute darauf an, wie denn ein neues Kreditsystem durch Kommunalpolitik verwirklichen werden solle, oder wie so ein Kreditsystem denn funktioniere.

Auch unsere Wahlveranstaltung am 13. November zeigte das Interesse. Obwohl wir nur eine kurze Woche für diese Veranstaltung mobilisiert hatten, kamen 22 Gäste, darunter elf ganz neue Leute, vor allem junge Leute, die wir erst kurz zuvor auf der Straße oder an den Universitäten getroffen hatten. Diese Veranstaltung war ganz ungewöhnlich: Sie war in zwei Teile gegliedert, wovon der eine Teil die politische Lage behandelte. Über sie sprach unser Spitzenkandidat Tom Gillesberg. Anschließend stellten sich alle Kandidaten vor.

Nach einer kurzen Diskussion folgte dann der zweite Teil: ein Schillerfest zu Ehren des 250. Geburtstags von Friedrich Schiller, mit Musik, Gedichten und einer kurzen Rede von Tom über Schillers Bedeutung für Dänemark. Wir hatten dabei die Ehre, gleich drei Gäste zu haben, die Nachkommen der Schillerfamilie sind und die sich sehr geehrt fühlten, daß Schiller auch heute noch eine so große Bedeutung hat. Die Teilnehmer der Veranstaltung waren von dem, was gesagt wurde, und vom kulturellen Teil so angetan, daß sich die Veranstaltung am Ende in viele Gesprächskreise auflöste und die Diskussionen so noch ein paar Stunden weitergingen.

Am Tag vor der Wahl gab es dann doch noch Medienberichte. Selbst die Zeitung Information, die Lyndon LaRouche erfahrungsgemäß haßt, brachte einen Artikel über unsere Teilnahme an den Wahlen. Sie schrieb, daß Tom Gillesberg den Finanzkrach vorhergesehen habe, und wenn man dieses Mal ungewöhnlich wählen wollte, sei er der richtige Kandidat dafür.

Die Zeitung Politiken, eine der größten Zeitungen des Landes, bemerkte, daß in diesem Wahlkampf falsche Plakate aufgehängt wurden. In Dänemark bekommen alle Parteien und Wahllisten einen Buchstaben zugeteilt, damit alle nach dem Alphabet auf den Wahllisten stehen. Den Freunden des Schiller Instituts wurde entsprechend dem Wahlrecht der Buchtstabe T zugeteilt, aber am 11. November tauchte plötzlich an strategischen Stellen in Kopenhagen ein anderes Wahlplakat mit der Liste T auf, was gesetzeswidrig ist.

Auf diesem Wahlplakat war ein häßlicher Mann abgebildet, der am ganzen Körper tätowiert ist, mit dem Text: mehr Pracht auf den Straßen. Nach näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß das falsche „Wahlplakat“ Reklame für ein Mittel gegen Erbrechen nach einem Kater ist und von einer Gruppe organisiert wurde, die sich Kaktus nennt. Wir haben damals sofort bei der Polizei eine Anzeige erstattet, die wir zusammen mit einer Presseerklärung auch der gesamten dänischen Presse zuschickten, worauf aber keiner reagierte. Erst am Tag vor der Wahl griff Politiken dann das Thema auf und warnte, daß das Plakat der Liste T eine Fälschung sei - ohne aber zu erwähnen, daß es eine richtige Liste T gab!

Am Wahltag selbst muß dann wohl auch jemand in der Redaktion der Zeitung Berlinske Tidende Gewissensbisse bekommen haben, da sie auf ihrer Internetseite ein großes Bild mit 3-4 verschiedenen Wahlplakaten brachte. Das erste dieser Plakate war das von Tom Gillesberg, mit der Bildunterschrift: Tom Gillesberg ist auf der Liste T zu finden.

Keine Presse der Welt kann die Wahrheit über den wirtschaftlichen Kollaps für längere Zeit unterdrücken, die Wahrheit kommt früher oder später doch heraus - und bei der Geschwindigkeit des wirtschaftlichen Verfalls wohl eher früher als später. Unser Wahlkampf hat auf jeden Fall die Idee eines neuen Kreditsystems als Lösung für den wirtschaftlichen Kollaps in den Köpfen der Bevölkerung eingepflanzt. Was sich daraus entwickelt, wird von der wirtschaftlichen Lage und unserer internationalen Mobilisierung abhängen.

Feride Istogu-Gillesberg

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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