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Neue Solidarität
Nr. 45, 4. November 2009

Der LaRouche-Plan zur Rettung der Weltwirtschaft

Von Lyndon LaRouche - Dritter und letzter Teil

Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 30. September 2009; wir veröffentlichen sie in mehreren Teilen.

II. Der Sieg erwartet uns auf dem Mars

Im Gegensatz zu den Tieren, die die Biosphäre bewohnen, zeichnen sich gesunde Vertreter der menschlichen Gattung gegenüber den niederen Lebensformen dadurch aus, daß sie schöpferische Fähigkeiten (nicht zu verwechseln mit bloßer „Cleverneß“) besitzen, die nur den Menschen eigen sind.

Was die verwandte Frage der Intelligenz angeht, liegt die Bedeutung des menschlichen Lebens nicht in seinen bisherigen Errungenschaften, sondern darin, daß man heute die Zukunft der Menschheit richtig vorbereitet.

Nehmen wir ein Beispiel aus dem richtigen Leben, um zu verdeutlichen, was ich damit sagen will:

Vor einigen Jahrzehnten wollte ich ergründen, warum ein beträchtlicher Teil der Unternehmensberater mit den besten Abschlußzeugnissen nach der Ausbildung in der Praxis häufig besonders schlechte Leistungen erbrachte. Ich entwarf dazu einen schriftlichen Test, den ich mit anderen relevanten Fakten ergänzte. Das Ergebnis läßt sich wohl am besten so zusammenfassen: „Volltreffer!“ Ein hoher Anteil jener mit den beeindruckendsten Vorschußlorbeeren „auf dem Papier“ schnitt relativ am schlechtesten ab, wenn man ihnen eine Aufgabe der Art stellte, wie sie in Edgar Allan Poes „Der entwendete Brief“ dargestellt ist.

Ich zog einige wichtige persönliche Vorteile aus meinen Bemühungen, hinter diese Art Geheimnis zu kommen.

Dr. Lawrence Kubies Untersuchungen über die schlechten Leistungen erfolgreicher Universitätsabsolventen in den Jahren nach ihrem Abschluß5 brachten mir etwas später den Gegenstand dieser Untersuchungen noch deutlicher ins Bewußtsein. Sie halfen mir entscheidend, ein tieferes Verständnis dieser Art von Menschen zu entwickeln, die trotz scheinbar herausragender Zeugnisse im Beruf versagte. Mir drängte sich dabei das Bild vom Fisch auf, der hochgebildet war, aber gerade deshalb ertrank, wenn man ihn ins Wasser warf.

Auch in späteren Jahren und Jahrzehnten stieß ich immer wieder auf die gleiche Form eines intellektuellen Versagens bei Personen, die auf dem Papier oder nach ihrem allgemeinen Ruf besonders qualifiziert erschienen. Mir wurde zunehmend klar, daß das Versagen „an der Front“ bei der Unternehmensberatung und vergleichbaren Aktivitäten gerade die Folge ebenjener vermeintlichen besonderen akademischen oder vergleichbaren Vorzüge war, die dazu geführt hatten, daß auf dem Papier außergewöhnliche Kompetenz bescheinigt wurde. Die Wahrheit war, daß diese Menschen so hart am Anschein von Erfolg gearbeitet hatten, daß sie den Schein mit der Wirklichkeit verwechselten, und genau diese Orientierung wurde zur Ursache ihres Scheiterns unter „Kampfbedingungen“. Kubies Daedalus-Papier von Anfang der sechziger Jahre6 über die von ihm identifizierte neurotische Störung des kreativen Prozesses zeigte, daß seine allgemeine Einschätzung des Problems der Neurose auch auf die spezielle Frage des Leistungsversagens im Bereich wissenschaftlicher Kreativität zutraf.

Dieses Phänomen des häufigen Versagens erfolgreicher Universitätsabsolventen ist zwar legendenumwoben, wird wissenschaftlich aber in der Regel kaum verstanden. Neider verwenden in dem Zusammenhang oft in falschem Sinne den Begriff „praktisch“ und werfen gedankenlos aufgeblasenen Wichtigtuern wie großen Wissenschaftlern gleichermaßen das Übel der Pedanterie vor.

In diesem Zusammenhang darf man nicht übersehen, welche Rolle die nach dem Zweiten Weltkrieg aufkommenden „Massenuniversitäten“ im Vergleich mit früheren Standards akademischer Bildung in klassischer Kultur und Wissenschaft spielte. Vorlesungen in riesigen Hörsälen und exerzierfeldähnliche Sitzordnungen in vortragssaalgroßen Kursräumen trugen hierzu bei. „Vorankommen“, anstatt wirklich seinen Geist zu entwickeln, trat immer mehr an die Stelle der Freude, in sich selbst Kreativität als Hauptmotiv des Lernens und vergleichbarer Aktivitäten zu erleben. Der Anteil an Betrügern unter den vermeintlich führenden Fachleuten innerhalb und außerhalb des heutigen akademischen Lebens ist sehr, sehr groß und ist rasch angewachsen, seit die „68er“ durch die Universitäten geschleust wurden und neue Generationen von Laputa-Dummköpfen herangezogen haben.

Die Versagertypen, die ich in den letzten Absätzen allgemein beschrieben habe, waren nicht so sehr intellektuelle Versager im formalen akademischen oder verwandten Sinn, sondern vielmehr moralische Versager.

Nachdem das zu diesem Thema gesagt ist, wende man nun die gleiche Art Störung auf den Fall des Menschen an, der seinen Lebensinhalt darin sieht, gesellschaftlich und finanziell „voranzukommen“, statt sein verstreichendes sterbliches Leben an dem Nutzen für die ganze Menschheit zu messen.

Hinauf bis in den Weltraum

Behalten wir unseren hypothetischen Fall der Vorbereitung zukünftiger regelmäßiger Flüge von Menschen zwischen Erdorbit und Marsorbit im Blick. Das mag einigen so vorkommen, als sollten sie sich darauf vorbereiten, bei einem großen Sportereignis im nächsten Jahr als Zuschauer in Jubelstürme auszubrechen. Tatsache ist jedoch: Sobald wir der Menschheit Technologien zur Verfügung stellen, die eine höhere reale Energieflußdichte pro Kopf und Quadratkilometer bedeuten, folgt daraus ein negentropischer Anstieg der Produktivität und des Lebensstandards der heutigen und zukünftigen Bevölkerung auf der Erde, auch dann, wenn man das Produkt dieser Anstrengung irgendwo außerhalb unseres Planeten abliefert.

In den USA gab es während des Zweiten Weltkriegs vergleichbare Erfahrungen. Der Krieg machte es erforderlich, das physische Produktivitätsniveau in den USA pro Kopf und pro Quadratkilometer auf eine höhere Stufe anzuheben. Zu Kriegsende hatten wir auf diese Weise einen realen Produktivitätsstand erreicht, der alles übertraf, womit man bis dahin gerechnet hatte. Das Problem war, daß nach dem Krieg unter Präsident Truman vieles von diesem Potential ganz schnell wieder zurückgeschraubt oder sogar ganz zerstört wurde. Der kriegsbedingte Zuwachs bestand nicht so sehr in kostspieligen Produkten für die Rüstungsanstrengungen, sondern in dem Potential, das wir in den Jahrzehnten nach dem Krieg hätten aufbauen können. So aber wurde nach Kriegsende vieles von den Kenntnissen unseres modernen Produktivpotentials, das man als Reinvestition in höheren Produktions- und Wachstumsraten pro Kopf und pro Quadratkilometer hätte bemessen können, verschleudert oder verdeckt.

Tatsache ist, daß bei Fortführung von Präsident Franklin Roosevelts Politik nach dem Krieg die imperialistische Macht des Britischen Empires beseitigt worden wäre. Wir hätten die Welt von der herrschenden britischen Oligarchie und „ihrem Empire“, zu dem sich Winston Churchill während des Krieges bekannt hatte, befreit. Sobald Präsident Franklin Roosevelt gestorben war, machten sich Truman und Churchill zusammen mit Roosevelts altem Gegner John Maynard Keynes daran, Roosevelts antiimperialistische Reformpläne für die Nachkriegszeit einzustampfen.

An dieser Stelle werden manche einwenden: „Aber wir mußten doch unsere militärischen Geheimnisse vor der Sowjetunion schützen!“ Das ist Unsinn: Bis Truman und der ungeheuer bösartige Bertrand Russell statt des verstorbenen Präsidenten Franklin Roosevelt das Sagen hatten, gab es keine Sicherheitsbedrohung durch die Sowjetunion! Wir in den Vereinigten Staaten hielten damals alle Macht der Welt in den Händen - auch weitgehend gegen die anglo-holländischen Interessen, die Benito Mussolini und Adolf Hitler an die Macht gebracht hatten, bevor die Briten 1940 erkannten, daß sie allen Grund hatten, die Folgen dieser Hilfestellung für Hitler zu bereuen.

Nach dem Krieg setzte erneut die britische Gewohnheit ein, die USA soweit wie möglich zu ruinieren. Dazu wurden Deutschland in zwei sich bekriegende Teile gespalten und neue, langwierige Landkriege in Asien in Gang gesetzt. Das Britische Empire gewann auf Kosten Amerikas seine Weltgeltung zurück, indem es uns zu Kriegen anstiftete, die wir eigentlich schon längst ehrenvoll und ordentlich gewonnen hatten. Auf britisches Geheiß fingen wir selbst neue Kriege an und machten uns unnötig Feinde, die zuvor den Wunsch geäußert hatten, als Partner mit uns zusammen eine nachimperialistische Weltordnung aufzubauen.

Es waren jedoch nicht nur die ganz offensichtlichen britischen Einflüsse, die uns dazu brachten, uns neue Feinde zu schaffen. Auch in der Sowjetunion arrangierte sich nach dem Tode Stalins, der Franklin Roosevelt bewundert hatte, Nikita Chruschtschow mit jenem Bertrand Russell, der öffentlich einen „atomaren Präventivschlag“ gegen die Sowjetunion gefordert hatte, um eine „Weltregierung“ zu schaffen. Meine Erfahrung mit Jurij Andropow und Gorbatschow in den achtziger Jahren war ähnlich. Entgegen solchen Leuten stützte sich die sowjetische Nachkriegsentwicklung großenteils auf die Akademie der Wissenschaften mit Personen, die sich am Vermächtnis des Akademiemitglieds W.I. Wernadskij orientierten.

Dies ist keineswegs bloße Spekulation, sondern eine Frage von Wissenschaft. Ich erläutere dies wie folgt:

Zu den großen Zeiten des Archytas und Platons herrschte in der Wissenschaft und Staatskunst der Platonischen Akademie das Prinzip der dynamis, das Gottfried Wilhelm Leibniz während seiner Arbeiten in den 1690er Jahren als Prinzip der Dynamik wiederentdeckte. Damals wie heute beruht die grundlegende Organisation der Gesellschaft, wie Percy Bysshe Shelley in seiner Verteidigung der Poesie betont, auf der geheimnisvollen, dynamischen Macht der sog. „öffentlichen Meinung“, die in einem Volk unter einer spezifischen qualitativen Kultur herrscht - entweder bestimmt von Kräften wie der klassischen Kultur und Wissenschaft in der platonischen Tradition, oder von den Abartigkeiten der Apollo-Dionysos-Tradition.

Wie Shelley in bezug auf die Vorstellung der Dynamik eines „großen Volkes“ einer bestimmten Kultur und seiner Zeit hervorhob, kann die Richtung, die wir der gesellschaftlichen Entwicklung geben, die Leidenschaften eines Volkes anspornen, je nachdem der Sache des Großen oder der des Bösen zu dienen. Ein wahrer großer Staatsmann oder Dichter wirkt auf diese Leidenschaften ein, um die höhere Dynamik des Willens der Bevölkerung einer Gesellschaft zu prägen. Deshalb können große Staatsmänner manchmal aus Feinden Verbündete machen - aber auch, wie Churchill und sein Nachläufer Truman es taten, aus Verbündeten Feinde machen.

Das Britische Imperium sucht uns zu zerstören, nicht indem es direkt Krieg gegen unser Territorium führt, sondern indem es uns korrumpiert, so daß wir uns selbst dumm und schwach machen. Das ist der Einfluß unseres „engsten, besten und ältesten Verbündeten“, wie Narren es sagen - jenes Britische Empire, dem es heute fast schon ganz gelungen ist, Amerika in die Selbstzerstörung zu treiben.

Neue Entschlossenheit für ein Mond-Mars-Projekt mit höchster Priorität zu wecken, kann unter den heutigen Völkern die größte Kraft des Guten entfesseln.

Historisch vergleichbar als Beispiel des Widerstandes gegen den britischen Mißbrauch Amerikas ist die Geschichte der Erschließung der Vereinigten Staaten durch Ausbau der Landwirtschaft und große wirtschaftliche Infrastrukturprojekte. Die USA unter den Präsidenten Lincoln und Grant sowie Franklin Roosevelt später sind in diesem Zusammenhang das Paradebeispiel.

Steigerungen von Produktivität und Reichtum, welche das Individuum bewirken kann, sind Ausdruck des Wesensunterschieds zwischen Mensch und Tier und prägen deshalb den moralischen Grundcharakter einer Nation. Und es gibt eine entgegengesetzte Politik mit einer entsprechenden moralischen Wirkung.

Ich will damit nicht „Leistungsanreizen“ das Wort reden. Nicht die Belohnung, die für besondere Leistungen versprochen wird, sondern der Nutzen für die ganze Gesellschaft ist der entscheidende „psychologische Gewinn“ für jeden einzelnen, der sich an dem pro Kopf und pro Quadratkilometer Landfläche meßbaren Fortschritt beteiligt. Es geht nicht um motivierende „Belohnungen“, sondern um den Gewinn durch die Gewißheit, den Sinn des eigenen gelebten Lebens zu erfüllen. Der Unterschied liegt darin, ob man sich selbst nur als ein Stück Vieh betrachtet, das auf besseres Futter hofft, oder ob man eben kein Rindvieh sein möchte.

Jeder von uns wird mit jeden Tag älter, Jahr für Jahr, und besonders zum Ende des Lebens hin stellt sich die entscheidende Frage, wie vor Jahrzehnten in einem berühmten L’il-Abner-Cartoon in The New Yorker: „Worum ging es hier überhaupt?“

„Die Gleichzeitigkeit der Ewigkeit“

Bereits in Die Wissenschaft der physischen Ökonomie sprach ich von der Persönlichkeit vom „Typ B“, die sich dadurch auszeichnet, daß sie den Zustand erreicht hat, in dem sich das menschliche Individuum vom Tier abhebt. Durch diese Unterscheidung gelangen wir zu einer klareren Erkenntnis über die wirkliche Bedeutung des Begriffs „Unsterblichkeit“ oder, in anderen Worten, einer „Gleichzeitigkeit der Ewigkeit“. Diese drückt sich speziell im schöpferischen Potential des Individuums aus, durch das sich Angehörige der Noosphäre von Tieren, Pflanzen und menschenähnlichen Geschöpfen aus dem „Silicon Valley“ unterscheiden.

Diese Unterscheidung ist nicht im übertragenen Sinne zu verstehen, sondern sie ist wesentlich. Die Identität des menschlichen Geisteslebens liegt in der Funktion der implizit bewußten schöpferischen Fähigkeiten, die nur dem Menschen eigen sind. Das ist die richtige Definition der „unsterblichen Seele“ jedes einzelnen. Dies hat eine präzise physische Bedeutung, wie dies beispielsweise an Johannes Keplers ureigener Entdeckung des Prinzips der universellen Schwerkraft in seiner Weltharmonik deutlich wird, der Albert Einstein noch eine tiefere Bedeutung gegeben hat.

Um es noch einmal zu betonen: Die ontologische Erkenntnis entdeckbarer, wirkender, universeller physikalischer Prinzipien ist diejenige arteigene Handlungsweise des menschlichen Individuums, das damit über die Grenzen seiner oder ihrer vergänglichen Existenz in der Biosphäre hinausreicht. Dieser Doppelcharakter der unsterblichen menschlichen Seele zeigt sich an den physischen Beweisen für die paradoxe Beziehung zwischen Sinneswahrnehmung und der Kenntnis physikalisch wirksamer universeller Prinzipien, auch wenn diese Wirkbeziehung rechtgläubigen britischen Liberalen unbekannt ist.

Ein Beispiel. Wenn wir die gesamte „Geschichte“ der Erkenntnisse wirksamer physikalischer Prinzipien, auf der jede neue experimentell belegte Entdeckung eines universellen physikalischen Prinzips beruht, sozusagen „auseinandernehmen“, sind wir gehalten, die Herkunft all dieser Entdeckungen auf extrem weit zurückliegende menschliche Erfahrungen zurückzuverfolgen. Ähnlich wird das, was wir heute vielleicht dem Fundus solcher Prinzipien hinzufügen, als Ausdruck unserer wirksamen Existenz bis in Generationen der fernen Zukunft weiterleben.

Deshalb wohnt das eigentliche Eigeninteresse der fleischgewordenen menschlichen Existenz nicht primär im sterblichen Körper einer Person, sondern in der „Gleichzeitigkeit der Ewigkeit“, wie einfühlsame Theologen die Wohnstätte der wirkenden menschlichen Persönlichkeit nennen.

Philo von Alexandria hätte dieser Vorstellung eines Wirkbereichs, den man „Gleichzeitigkeit der Ewigkeit“ nennen kann, zweifellos zugestimmt: Es ist die unendliche Schöpferkraft des in Genesis 1 bezeichneten Schöpfers wie auch jener, die in seinem Abbild geschaffen sind. Alle großen schöpferischen Denker, wie die christlichen Apostel Paulus und Johannes oder Philo von Alexandria, haben in dieser Frage ein solches Menschenbild zum Ausdruck gebracht.

Ein auf Prinzipien gestütztes Handeln für das Wohl der Menschheit muß notwendigerweise weit über das sterbliche Dasein hinausreichen. Unser Schicksal ist es, dazu beizutragen, daß das von uns bewohnte Universum zu dem wird, was es werden muß. Das ist das wahre „Streben nach Glückseligkeit“, das aus Leibniz’ Feder in die amerikanische Unabhängigkeitserklärung übernommen ist. Das spürt man auch in den leidenschaftlichsten gedanklichen Momenten im Werk Albert Einsteins und in der großartigen geistigen Schau von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854, dort vor allem den beiden Eröffnungsparagraphen und dem Schlußsatz.

Diese Leidenschaft muß jeder in sich selbst wecken - nicht nur um der Zukunft der Menschheit willen, sondern auch, um die Ziele der Menschen zu verwirklichen, die vor uns gelebt haben. Wahre Wissenschaft ist kein Ehrgeiz, sondern die Freude, sich der Mission hinzugeben, die der Menschheit in unserem Universum aufgetragen ist. Aus dieser Aufgabenorientiertheit erwächst die Stärke für die große Mission in unserem Sonnensystem, die unmittelbar vor uns liegt. Sie wird für die zukünftigen Generationen dieses Jahrhunderts, denen diese Arbeit aufgetragen ist, zur Quelle der Freude werden. Also auf zum Mars!

Zum Schluß: Verfassungsrecht

Es ist abzusehen, daß heftige Einwände gegen die Maßnahmen auftauchen werden, die ich zur Rettung der heutigen Volkswirtschaften vor dem weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch vorgelegt habe. Um die Hindernisse zu überwinden, die solche Einwände darstellen, verwende ich dieses Nachwort für eine allgemeine Widerlegung der beiden am wenigsten unglaubwürdigen dieser Argumente.

Betrachten wir nun die beiden wahrscheinlich zu erwartenden Haupteinwände systemischen Charakters gegen das, was ich oben als verfassungsrechtliches Grundprinzip einer Lösung für das schwere Dilemma unserer Republik und der ganzen Welt dargestellt habe. Die relevanten Einwände lassen sich nämlich auf zwei Bereiche reduzieren.

Um das Feld einzugrenzen, auf dem die Argumente durchgespielt werden, müssen wir drei philosophische Hauptkategorien definieren, die in den Gebräuchen der heute weltweit verbreiteten antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen europäischen Zivilisation verbreitet sind.

Den ersten dieser drei Bereiche könnte man als „neuzeitliche platonische Tradition“ bezeichnen. Die beiden dem entgegengesetzten Traditionen in Hinsicht auf das Grundprinzip, die systemische Relevanz für das vorliegende Argument haben, sind erstens das alte aristotelische Dogma, das sich auch in der Methode der Euklidischen aprioristischen Geometrie ausdrückt, und zweitens die empiristische Ideologie, die auch als „philosophischer Liberalismus“ bekannt ist und die sich auf den Einfluß Paolo Sarpis auf die weltweit verbreitete europäische neuzeitliche Zivilisation zurückführen läßt.

Um zu verstehen, warum die von den Verfechtern der beiden letzteren Positionen zu erwartenden Argumente abwegig sind, muß man verstehen, welche beträchtlichen praktischen Folgen die Unterschiede zwischen diesen drei Systemen haben. Es sind sich gegenseitig ausschließende Vorstellungen von vermeintlich rationalen universellen Wissenschafts- und Rechtssystemen.

Die in diesem Zusammenhang darzustellende Frage läßt sich wahrscheinlich am besten ausführen, indem man die entsprechenden Argumente und ihre Schlußfolgerungen in der folgenden Reihenfolge vorbringt.

Mein eigener Standpunkt unter diesen relevanten drei Kategorien in der modernen Zivilisation ist derjenige, den Kardinal Nikolaus von Kues für die Neuzeit entwickelt hat,7 auf den die Entdeckungen zahlreicher Wissenschaftler zurückgehen - darunter: Luca Pacioli, Leonardo da Vinci, Johannes Kepler, Pierre de Fermat, Christian Huyghens, Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen Anhänger im 18. Jahrhundert wie Abraham Kästner, Gotthold Lessing, Moses Mendelssohn, Friedrich Schiller, Percy Bysshe Shelley, die Kreise der Ecole Polytechnique um Gaspard Monge und Lazare Carnot sowie Carl F. Gauß und Bernhard Riemann und dessen Anhänger wie Albert Einstein und W.I. Wernadskij.

Im Gegensatz zu diesem wissenschaftlichen Erbe stehen Leute wie Karl Weierstraß, ein Rivale und systematischer Widersacher Riemanns, der entscheidend dazu beitrug, daß der seit dem Erscheinen seiner Grundlagen rücksichtslos verfolgte Georg Cantor schwach gemacht und schließlich gebrochen wurde. Dieser Widersacher war auch wesentlich für die Herausbildung der positivistischen Strömung von Ernst Mach und David Hilbert (die wiederum zu unterscheiden ist von der völlig verkommenen Abart des Positivismus um den abstoßenden Bertrand Russell und dessen unmoralische Anhänger).

Die klassische Schule Platons und seiner damaligen und heutigen Anhänger hatte und hat hauptsächlich diese beiden bekannten Gegner: erstens die Aristoteliker, u.a. erkennbar durch die betrügerischen Prämissen des reduktionistischen Apriorismus, wie in Euklids Überblick über frühere Entdeckungen antiker griechischer Geometer in seinen Elementen; und zweitens Paolo Sarpis abstruse Wiederbelebung des mittelalterlichen Irrationalisten Wilhelm von Ockham, dessen System auch mit dem Irrationalismus des neuzeitlichen Cartesianismus und anglo-holländischen Liberalismus verbunden ist, welcher dem anglo-holländischen liberalen Imperialismus und der imperialistischen Dogmatik des modernen Monetarismus zugrunde liegt.

Die wichtigen hier anzumerkenden Unterscheidungspunkte sind die folgenden.

Im Inneren der modernen Naturwissenschaft

Beschäftigen wir uns mit Albert Einsteins Verständnis und Ausweitung von Johannes Keplers außergewöhnlich schöpferischer Entdeckung eines allgemeinen Gravitationsgesetzes, das sich nur in einer vollständigen Lektüre und tiefen Betrachtung von Keplers gesamter Darstellung dieser Entdeckung in seiner Weltharmonik nachvollziehen läßt. Einstein lenkte unsere Aufmerksamkeit direkt auf zwei klassische Fälle. Auf der einen Seite stehen die antiken Erkenntnisse der Pythagoräer und Platons, auf der anderen das gegenläufige, gemeinsame System von Aristoteles und seinem Anhänger Euklid. Der dritte Fall ist das irrationalistische System, für das Sarpi, Galileo Galilei und ihre empiristischen Anhänger stehen, doch vorerst sollten wir uns mit den ersten beiden Argumentationsweisen beschäftigen: Platon contra Aristoteles. Kepler selbst hat dies wiederholt als zwei sich gegenseitig ausschließende Systeme in der Naturwissenschaft definiert.

Philo von Alexandria hat das klassische Argument über diesen Gegensatz zwischen der platonischen und der aristotelisch-euklidischen Anschauung in einer eigenen Erörterung treffend wie folgt zusammengefaßt.

Philo warnte die Juden zu Lebzeiten der bedeutendsten christlichen Apostel vor einer falschen Behauptung des Aristoteles, der für den Einfluß des Kults von Delphi stand. Philo warf Aristoteles vor, er habe zu unrecht behauptet, der Schöpfer verfüge nicht mehr über die Macht, das Universum zu verändern, nachdem er es einmal geschaffen hat.

Das gleiche von Philo angeprangerte Argument wurde später von Friedrich Nietzsche aufgegriffen, der es auf die Aussage zuspitzte: „Gott ist tot.“8

Der Aristoteles-Anhänger Euklid übernahm einfach die vorbildlichen Lösungen früherer Geometer des klassischen Griechenlands in seine Elemente, fügte diesen aber in Anlehnung an Aristoteles seine berüchtigten eigenen Apriori-Annahmen hinzu. Die hierdurch aufgeworfene Streitfrage der mathematischen Physik drückt sich u.a. dadurch aus, daß es dem Positivisten David Hilbert nicht gelungen ist, die unbewiesenen mathematischen Annahmen des 19. Jahrhunderts weiter zu lösen - insbesondere das von ihm formulierte 6. Problem,9 das direkt mit Philos Angriff auf die theologische Argumentation der Aristoteliker zusammenhängt.

Zur Bedeutung meines Gedankengangs hier ist zu sagen: Albert Einstein erkannte die höhere der beiden Schlußfolgerungen aus Keplers entscheidender Beweisführung für sein Prinzip der universellen Gravitation im Sonnensystem, wie Kepler dies insbesondere in der Weltharmonik ausführlich entwickelt. Einstein formulierte die höhere Bedeutung von Keplers ureigener Entdeckung des Gravitationsprinzips: daß das Universum endlich, aber nicht durch feste äußere Grenzen definiert ist. Um diesen Punkt der modernen Platoniker anders auszudrücken: Das Universum ist ein sich selbst begrenzender Prozeß ständiger anti-entropischer Schöpfung.

Der Angriff auf Cusanus

Das moderne liberale System Paolo Sarpis und seiner Anhänger ist eine etwas kompliziertere, strategische Angelegenheit.

Sarpis Begründung dessen, was als der moderne britische Liberalismus bekannt wurde, war ein Nebenprodukt der Konflikte seiner Zeit in dem Versuch, Europa in die Torheit des mittelalterlichen Aristotelianismus zurückzuführen - dieses Mal im Gewand des modernen europäischen Neo-Aristotelianismus.

Als vor allem im Zuge der Initiativen des Kardinals Nikolaus von Kues in Europa die ersten neuzeitlichen Nationalstaaten entstanden, kam es zu einer politischen Gegenreaktion, die von den Interessen der Habsburger mit ihren imperialen Ambitionen angeführt wurde. Diese Habsburger-Interessen bekämpften die Errungenschaften der ersten modernen Nationalstaaten, Frankreich unter König Ludwig XI. sowie der ihm in England folgende Heinrich VII. Der Wendepunkt in den Bemühungen, die Verbreitung des modernen, wissenschaftsorientierten Nationalstaates in Europa zu blockieren, war damit verbunden, daß die monetaristische Oligarchie Venedigs ihren Superspion Francesco Zorzi (auch als „Giorgi“ bekannt) nach England schickte, um es aus dem zwischen England, Frankreich und Spanien geschlossenen Frieden herauszubrechen.

In dieser Lage nahm Zorzi die Rolle des „Eheberaters“ Heinrichs VIII. ein. Seine Machenschaften eröffneten eine unterstützende Flanke für den venezianischen Agenten Kardinal Pole, einen Anwärter des Hauses Plantagenet auf den britischen Thron, und für einen anderen venezianischen Agenten, Thomas Cromwell, den ersten Earl of Essex.10 Die unmittelbare Folge dieses von Zorzi u.a. eingeleiteten Prozesses war die Auslösung eines Kriegszustands zwischen den drei betroffenen Monarchien von England, Spanien und Frankreich, die sich bis dahin an eine gegenseitige Friedenspolitik gebunden gefühlt hatten. In der Folge weitete sich dies mit der dynastisch motivierten Inquisition von Torquemada u.a. so weit aus, daß es aus Sicht der Historiker zur Zerstörung der europäischen Zivilisation durch quasi ununterbrochene Religionskriege von 1492 bis 1648 führte.

Im Zuge des Wechselspiels dieses Geschichtsabschnitts, zu dessen Anfang sich das Habsburgerreich die Trastamara-Dynastie von Sizilien und Spanien einverleibt hatte, traten Paolo Sarpi und sein irrationalistischer Kult des Liberalismus ihren Weg an, um zum vermeintlichen imperialen Herrscher der heutigen monetaristischen Welt aufzusteigen.

Allerdings trugen die Bestrebungen um eine Beendigung der Tyrannei der Religionskriege in Europa zwischenzeitlich unter Kardinal Mazarin und seinem Hauptverbündeten in Frankreich, dem großen Jean-Baptiste Colbert, erste Früchte. Sie schufen das Umfeld des Westfälischen Friedens von 1648 und dessen unmittelbare Folgen für Frankreich wie die unter Führung Colberts organisierte große Welle des wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritts.

In dieser Situation trat der venezianische Agent Abt Antonio Conti, die steuernde Hand hinter Voltaire, auf den Plan. Mit Hilfe von Isaac Newton, der Gestalt wissenschaftlicher Fälschung und Spezialisten für Schwarze Magie, spielte er eine zentrale Rolle bei den Bestrebungen, wirkliche Wissenschaft aus Europa zu verbannen. Die Machenschaften von Sarpis Nachfolgern gipfelten im Siebenjährigen Krieg, aus dem dann das Privatimperium von Lord Shelburnes Britischer Ostindiengesellschaft sowie die noch heute nahezu globale Hegemonie des pseudowissenschaftlichen Empirismus von Paolo Sarpi hervorging.

Die systematische Steuerung der historischen Entwicklung sowohl der europäischen Wissenschaft als auch allgemein der imperialistischen Geschichte auf der ganzen Welt seit 1492 hat das Phänomen des anglo-holländischen liberalen Empirismus sowie die heutige Rolle des britischen monetaristischen Weltimperiums hervorgebracht.

Sarpi contra Machiavelli

Um zu verstehen, was den Übergang von Aristoteles zur Doktrin des Ockhamismus unter Sarpis Führung auslöste, muß man sich die Wirkung des großartigen Werks von Niccolo Machiavelli zur Verteidigung der republikanischen Sache vergegenwärtigen, die dieser von Leonardo da Vinci, einem erklärten Anhänger des Kardinals Nikolaus von Kues, übernommen hatte.

Die Entstehung des britisch geführten, monetaristischen Weltsystems, das jetzt in ein neues finsteres Zeitalter abstürzt, war ein Produkt des Konflikts zwischen dem Erbe des großen ökumenischen Konzils von Florenz - das u.a. mit Filippo Brunelleschi und Nikolaus von Kues verbunden war - und der von Venedig angeführten mittelalterlichen, monetaristischen Fraktion. Die Bedeutung Cusas und seiner Tradition für die Naturwissenschaft und verwandte Bereiche machte ihn zur zentralen strategischen Figur, die seit jener Zeit bis zum heutigen Tage die großen strategischen Fragen der gesamten Geschichte der Neuzeit definiert. Der kritische Punkt in diesem Konflikt war mit der Zerschlagung der Republik Florenz erreicht. Das Werk eines früheren nachrangigen Führers dieser Republik, Niccolo Machiavelli, der bis heute übel verleumdet wird, nimmt bis heute in der europäischen Geschichte der Neuzeit eine Schlüsselfunktion ein.

Machiavellis Definition der entscheidenden Aspekte der Militärstrategie und der Auftragstaktik für die moderne republikanische Staatskunst liefert einen Schlüssel zum Verständnis dieser Geschichtsperiode von 1492 bis zum Westfälischen Frieden 1648. Wesentlich war vor allem die Bedeutung des wissenschaftlichen Fortschritts für den Erfolg bestimmter Veränderungen in Strategie und Taktik, deren relativ wichtigste Pioniere Frankreich unter Ludwig XI. und England unter Heinrich VII. waren. Die kulturell-philosophische Weltanschauung der moralisch unterlegenen Habsburger-Fraktion erwies sich von sich aus als unzulänglich, als das Werk des Nikolaus von Kues und seiner Nachfolger zunehmend Wirkung zeigte, und dies führte zu der großen strategischen Krise mit dem Konzil von Trient 1545-63. Die Kreise hinter Paolo Sarpi nutzten diese sich ihnen bietende Gelegenheit, und Sarpi schuf mit Hilfe seines Buches über die Arbeit des Konzils eine abstruse Variante des aristotelischen Dogmas, die er von Wilhelm von Ockham aus dem Mittelalter übernahm.

Das läßt sich wohl leichter verstehen, wenn man als Vergleich zur Gegenwart an die Krise denkt, die ab 1945 durch die Entwicklung der Atombombe und Wasserstoffbombe entstand.

Der Aufstieg der europäischen Zivilisation nach dem großen finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts hatte nicht nur die Geldmacht der monetaristisch-imperialen Oligarchie Venedigs zeitweilig geschwächt. Die Kirchenkonzile des 15. Jahrhunderts setzten einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung in Gang, und den Höhepunkt bildete das große ökumenische Konzil von Florenz. Dies ist verbunden mit der Wirkung revolutionärer wissenschaftlicher Entdeckungen wie denen von Filippo Brunelleschi und der Gründung einer systematischen neuzeitlichen europäischen Wissenschaft und Staatskunst vor allem durch Cusas Werke Concordantia Catholica (der moderne Nationalstaat) und De Docta Ignorantia (prinzipielle und revolutionäre Grundlagen der modernen universellen Wissenschaft).

Der Fortschritt der Naturwissenschaft sorgte in Verbindung mit den Initiativen Frankreichs unter Ludwig XI. und der vereitelten Initiative der Republik Florenz in der Staatskunst einen Impuls in der europäischen Zivilisation des 15. Jahrhunderts aus, der noch weiter wirkte. Die beste Verkörperung davon war das relativ kurzfristige Bündnis von Nationen, das sich „Liga der bewaffneten Neutralität“ nannte und dessen Sieg über das Britische Empire im 18. Jahrhundert die wesentlichen Voraussetzungen dafür schuf, daß sich die Vereinigten Staaten als ganz besondere Form einer verfassungsmäßigen Republik gründen konnten.

Die wichtigste strategische Mission des Britischen Empires seit jener Zeit besteht in der langfristigen Absicht, diese Vereinigten Staaten zu zerstören (was aber nur wirklich bewußte amerikanische Patrioten richtig verstehen).

Der große Religionskrieg von 1492-1648 entwickelte sich seit der Zeit der ersten transatlantischen Reise des Christoph Kolumbus aus einem Konflikt zwischen den Erbschaften zweier großer Kulturen - der republikanisch-platonischen und der monetaristisch-oligarchischen, aristotelischen Kultur. Die rebellierende platonische Fraktion hatte den ihr im wesentlichen „angeborenen“, strategischen Vorteil ihrer klassischen kulturellen Tradition des kreativen Genies in der Kunst und in der Wissenschaft. Diese damals moderne Tradition bot ihr auf die Dauer tendenziell einen strategischen Vorteil, auch wenn sie den zeitgenössischen oligarchischen Formen der global vorherrschenden, pro-aristotelischen Institutionen an reiner physischer Stärke oft unterlegen war. Die Natur dieses vor allem moralisch-intellektuellen, marginalen Vorteils der ansonsten quantitativ schwächeren republikanischen Seite schuf die Bedingungen der strategischen Krise, die sich im berühmten Konzil von Trient von 1545-1563 äußerte.

Der grundsätzliche Streitpunkt, der sich damit stellte, war der Konflikt zwischen Platon und Aristoteles - also der Konflikt zwischen dem Prinzip des wissenschaftlichen Fortschritts und dem Menschenbild des olympischen Zeus und des Aristoteles. Der vom großen ökumenischen Konzil von Florenz ausgehende moralische Vorteil des Strebens nach wissenschaftlichem und verwandtem Fortschritt hielt den innovativen Kampf der republikanischen Kräfte für die menschliche Freiheit in Gang. Der ironische Aspekt jener Zeit zeigte sich an vielen Aspekten der Kultur und Strategie, die eine inhärente moralische und wissenschaftliche Überlegenheit der republikanischen Gegner über die pro-aristotelische Seite belegen, als die republikanischen Kräfte die oligarchischen Kräfte um die von den Habsburgern angeführte imperiale Macht bekämpften.

Machiavelli, der nach dem Verlust seiner amtlichen Rolle in der Republik Florenz praktisch unter Hausarrest stand, nutzte seine Kreativität und seine Feder, um der Sache der Oligarchie noch lange nach seinem Tode gefährlich zu werden - im ganzen 16. Jahrhundert und danach, als sein Werk in der Militärwissenschaft des neuzeitlichen Europa hoch angesehen war.

Angesichts der Wirkung der Herausforderung Machiavellis an die Oligarchie wurde Paolo Sarpis Orientierung zu einem wesentlichen Faktor im Machtkampf gegen die imperialen Habsburger um die Führung der oligarchischen Sache. Sarpi positionierte sich und seine Anhänger sowohl gegen die klassische Wissenschaft der Anhänger des Kardinals Nikolaus von Kues als auch gegen die von den Habsburgern angeführte Fraktion der pro-aristotelischen Oligarchie.

Sarpi ließ unter einer reformierten Variante des Oligarchismus technische Neuerungen zu, arbeitete aber ebenso fanatisch wie die rückständige Fraktion der Habsburger darauf hin, das platonische Prinzip des wissenschaftlichen Fortschritts als solches auszumerzen. Das Resultat des Einflusses von Sarpi war dann die moderne, heidnische, behavioristische Form der moralischen Gleichgültigkeit, der anglo-holländische philosophische Liberalismus von René Descartes, Abbé Antonio S. Conti, Voltaire u.a.

Hieraus resultierte ein Patt zwischen den konkurrierenden Fraktionen in Europa, wobei der Ockhamsche Liberalismus im 17. Jahrhundert Großbritannien, die Niederlande und auch die von der Iberischen Halbinsel ausgehenden Siedlungen in Amerika übernahm. So blieb der Sache des republikanischen Fortschritts keine andere Möglichkeit, als über die Mayflower Company, die Massachusetts Bay Colony und später die „neo-machiavellistische“ Fraktion Benjamin Franklins einen wirklich republikanischen Nationalstaat in Nordamerika zu entwickeln. Dieser republikanische Staat nahm die kulturellen Errungenschaften Europas mit, aber ohne sich dabei Europas unmoralischen oligarchischen Traditionen zu unterwerfen.

Berücksichtigt man diese Geschichte der europäischen Zivilisation des 16. und 17. Jahrhunderts, so erkennt man die wahre Bedeutung Machiavellis für die Ursprünge der modernen republikanischen Militärstrategie (etwa der Freunde Friedrich Schillers) mit einer gezielten Nutzung von Wissenschaft und Ingenieurwesen.

Wissenschaft contra Effekthascherei

Der Kern des Übels bei dem erklärten Ockhamisten Paolo Sarpi, seinem Lakaien Galileo und ihrem Nachfolger Abbé Antonio S. Conti liegt darin, wie sie den Empirismus, den Betrug der anglo-holländischen „Liberalen“, anzettelten. Gegen ihre Rivalen, die erbärmlichen Aristoteliker, nutzten die Liberalen die Produkte echter Wissenschaft, die sie praktisch stahlen, um gegenüber den Aristotelikern Vorteile zu gewinnen und sie auszumanövrieren. Die Liberalen schrieben die Entdeckungen der Erben der Wissenschaft des Kardinals Nikolaus von Kues ab und behaupteten so z.B., sie hätten die Gravitation entdeckt, den Kalkulus und ähnliche Entdeckungen der Nachfolger Brunelleschis und Cusas, die sie in Wirklichkeit unterdrückten. Trotzdem beanspruchten sie sozusagen die Patente für diese abgeschriebenen Entdeckungen von Prinzipien. Auf diese Weise schusterten sie einen Betrug zusammen, den sie „Wissenschaft“ nannten, der aber in Wirklichkeit nichts mit wahrer Wissenschaft zu tun hatte.

Im Grunde war aber das Übel, für das die Anhänger Sarpis, Galileos und Contis standen, in letzter Analyse nichts anderes als das, was die Figur des satanischen olympischen Zeus aus Aischylos’ Der gefesselte Prometheus verkörperte. Was die Anhänger von Aristoteles und Sarpi gemeinsam haben, ist das Übel, auf das schon Philo von Alexandria hinwies; in seinem Angriff auf den quasi satanischen Betrug, der aus der Philosophie des Aristoteles kommend im Gewande der apriorischen Behauptungen in den Elementen des Euklid verankert ist.

Tatsächlich enden die Bemühungen der anglo-holländischen Liberalen, eine abstruse Abart wissenschaftlichen Fortschritts zu fördern, sobald die republikanischen Strömungen Kontinentaleuropas und Nordamerikas ihrer Meinung nach weit genug geschwächt sind - beispielsweise durch die unmoralische Ideologie des „Umweltschutzes“. So zeigt die Politik von Prinz Philip und seinem World Wildlife Fund, wie die Liberalen heute daran gehen, alles, was moderner Wissenschaft ähnelt, durch ihre „grünen“ Machenschaften auszumerzen.

Der große Giuseppe Verdi hat in die überarbeitete Fassung seiner Oper Othello einen von seinem Mitarbeiter Arrigo Boito hinzugefügten Monolog des Jago aufgenommen, der so als satanische Figur auf die Opernbühne gestellt wird. Die Absicht dabei war, einen Blick hinter die Fassade zu gewähren, so daß sich die Seele des Shakespearschen Jago zeigte. Im Wesentlichen ist dieser theatralische Versuch gelungen. Das Wesen der wahren venezianischen Seele steht quasi lebendig vor dem Publikum. Ich weiß das mit Sicherheit, denn meine ureigensten Feinde sind genau so - vom gleichen Charakter und mit den gleichen fanatischen Zielen für das Schicksal der Menschen und aller Nationen. Boitos Jago ist praktisch die Inkarnation der Rollen von John Maynard Keynes, von Prinz Philip vom World Wildlife Fund, und auch jenes verlogenen bösartigen Wichtels, des britischen Ex-Premierminister Tony Blair. Bei allen spürt man das Echo jenes Lord Shelburne, der auch schon den bösartigen Adam Smith und den satanischen Jeremy Bentham herbeizauberte.

 

Anmerkungen

5. Lawrence S. Kubie, The Neurotic Distortion of the Creative Process, The Noonday Press, New York, 1961, Nachdruck der Ausgabe von University of Kansas Press, 1958.

6. Siehe Lawrence S. Kubie, „The Fostering of Scientific Creativity”, Daedalus, Frühjahr 1962.

7. Nikolaus von Kues (1401-1461). Besonders Concordantia Catholica (worin er das Prinzip des modernen souveränen Nationalstaats entwickelt, 1433-34) und De Docta Ignorantia (die Begründung des allgemeinen Prinzips aller kompetenter Richtungen der modernen Naturwissenschaft, 1440).

8. Was soll’s. Wichtig ist, wie manchmal erwähnt wird, daß sowohl Aristoteles als auch Nietzsche tot sind.

9. David Hilbert, Mathematische Probleme. In: Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, mathematisch-physikalische Klasse. Vandenhoeck & Ruprecht 1900,3, S. 253-297.

10. Die Gottesanbeterin ist bekannt dafür, den Kopf ihres Liebhabers während des Geschlechtsaktes zu verspeisen. Nachdem Zorzi im Namen Heinrichs VIII. eine Scheidung bewirkt hatte, machte sich Heinrich daran, die Köpfe der Frauen, mit denen er geschlafen hatte, abschlagen zu lassen.

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Der LaRouche-Plan zur Rettung der Weltwirtschaft - 2. Teil
- Neue Solidarität 44/2009
Der LaRouche-Plan zur Rettung der Weltwirtschaft - 1. Teil
- Neue Solidarität 43/2009
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
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Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
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