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Bauernprotest. Am 19. Oktober demonstrierten rund 5000 Landwirte in Luxemburg gegen die Agrarpolitik der EU. David Faku von der LaRouche-Jugendbewegung berichtet.
Eine explosive Streikwelle, bestehend aus rund 5000 europäischen Milchbauern, erfaßte am 19. Oktober Luxemburg, wo die EU-Agrarminister bezüglich der Milchquoten tagten. Ähnlich wie in den USA entsteht nun auch in Deutschland ein Massenstreikprozeß, der weit über die Frage der Landwirtschaftspolitik hinausgeht.
Auch die BüSo und ihre französische Schwesterpartei Solidarité et Progrès nahmen an der Demonstration vor dem EU-Landwirtschaftskommissariat teil, wo die Landwirte mit 1000 Traktoren die Straßen sperrten - und die Landwirtschaftsminister damit einsperrten. Die Aufgabe, die sich die BüSo gestellt hat, ist, die einzelnen Interessengruppen dafür zu gewinnen, daß sie gemeinsam für ein neues Weltfinanzsystem kämpfen, in dem die Berufsgruppen, die gesellschaftliche Werte schaffen (Ärzte, Industriearbeiter, Ingenieure usw.) belohnt werden - und nicht die Diebe (Spekulanten) eines verrückten Systems -, und dadurch ein Abgleiten des Protests in sinnlose Gewalt zu verhindern. Die Reaktionen der Demonstranten gegenüber den BüSo-Aktivisten waren sehr positiv, da viele Landwirte jedes Vertrauen in die Bauernverbände verloren haben und dies mit Aufklebern wie Verkauft uns nicht zum Ausdruck brachten.
Die Stimmung war extrem angespannt, und die Polizei hatte jede Menge zu tun, um die Situation zu entschärfen. Die Verzweiflung und Wut der Landwirte, die erleben, wie ihre Existenz durch eine Wirtschaftspolitik zerstört wird, die einem Feudalsystem wohl am ähnlichsten kommt, war offensichtlich. Die Polizisten bekamen den Volkszorn einiger Landwirte zu spüren, indem diese Bierflaschen, Eier oder Silvesterkracher auf sie schmissen und permanent Reifen und Stroh anzündeten.
Als Hilfe für die Landwirte wurde ein 280-Millionen-Milchfonds von der EU-Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer Boel präsentiert, der den Landwirten ab dem Jahr 2010 zur Verfügung gestellt werden soll. Das einzig mögliche Resümee des EU-Agrarministertreffens in Luxemburg lautet: „Dummheit schützt vor Strafe nicht!“ Jeder Versuch, ein durch Finanz- und Nahrungsmittelkartelle kontrolliertes Freihandelssystem aufrecht zu erhalten, läuft praktisch auf Völkermord hinaus. Eine Wirtschafts- und Agrarpolitik, die nicht ihren eigentlichen Zweck erfüllt, den Wohlstand der Bevölkerung und die Entwicklung der Staatengemeinschaft, in den Vordergrund zu stellen, sollte umgehend abgeschafft werden!
So, wie es am 9. Oktober 1807 geschah, als der Freiherr vom Stein das sogenannte Oktoberedikt verkündete, mit dem die preußischen Bauern aus der Erbuntertänigkeit befreit und durch eine Landreform zu Herren der Höfe wurden, die sie bewirtschafteten. Die Bauern wurden freie Staatsbürger und Grundbesitzer, womit die Feudalzeit endete. Die geistigen Fesseln eines Klassensystems, die der Menschheit Jahrtausende auferlegt waren, wurden zerbrochen, und für die Landwirtschaft begann eine Epoche des rasanten technologischen Fortschritts.
Heute, 202 Jahre später, wo mit einem gnadenlosen Preiskrieg erneut versucht wird, der Landwirtschaft wieder eine Feudalstruktur aufzunötigen, erleben wir eine Rebellion der produzierenden Landwirte. Die Forderungen seitens der Landwirtschaftsverbände, wenigstens kostendeckende Erzeugermilchpreise von 40 Cent zu erhalten, wurden ignoriert und abgelehnt. Viele Milchbauern erklärten uns, daß sie bei einem Erzeugerpreis von ca. 20 Cent keine Chance haben, ihre Produktionskosten zu decken, und unter solchen Bedingungen in den nächsten Wochen bzw. Tagen aufgeben müssen. Was die Bauern brauchen, sind keine Almosen seitens der EU, sondern ein neues Handels- und Wirtschaftssystem, in dem die Erzeuger faire Preise erhalten.
Der Landwirt muß durch die Einführung von Paritätspreisen geschützt werden. Dies bedeutet: Er muß einen kostendeckenden staatlich garantierten Produktionspreis erhalten, der zusätzliche Neuinvestitionen in die Modernisierung seines Landwirtschaftsbetriebs zuläßt. Das Herstellen von Biotreibstoffen, der Bau von Windmühlen und ähnliche grüne Hirngespinste müssen hingegen sofort unter Strafe gestellt werden. Sie machen nicht nur energiewissenschaftlich keinerlei Sinn, sie vernichten obendrein noch in primitivster Art und Weise Nahrungsmittel. Nur die Anwendung von neuen Technologien ermöglicht es uns, die wachsende Weltbevölkerung gesund zu ernähren.
Die Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens (Patentanmeldung 14.09.1910) beispielsweise revolutionierte die Landwirtschaft völlig. Mit der Synthese von Ammoniak gelang es Fritz Haber, die Stickstoffvorräte der Luft anzuzapfen. So wurden sie für die chemische Industrie nutzbar gemacht und konnten via Kunstdünger in die Nahrungskette eingespeist werden.
Auch Henry Carey erkannte: „Das Gesetz des menschlichen Lebens muß als in Harmonie mit dem Schöpfers stehend angesehen werden. Sind Krieg und Seuche notwendig, um die Fehler des Schöpfers auszugleichen, oder hat der Schöpfer die Zeugungstendenz so angepaßt, daß sie die Mittel zur Verbesserung der menschlichen Fehler gewährt? Kein Beispiel im ganzen Naturreiche, in welchem das Gesetz des Subjekts die Harmonie des Schöpfungsplanes stört. Nicht die göttliche Ordnung, sondern die menschliche Unordnung ist es, die das irdische Leben des Menschen in eine so enge Periode der Nützlichkeit und des Genusses beschränkt.
Die Produktion besteht in der Leitung der Naturkräfte zum Dienst des Menschen. Um die Herrschaft über die Natur zu erlangen, muß der Mensch zuerst die Verfügung über seine eigenen Kräfte erwerben. Identität der physischen und der sozialen Gesetze.“
Dies bedeutet zum Beispiel in der Nahrungsmittelproduktion das Verhalten, die Lebensweise von Tieren zu studieren und entsprechende Zuchtbedingungen zu schaffen, unter denen die Tiere leben können. Anstatt die Weltmeere zu leeren, ist der geistig kreative menschliche Geist in der Lage, Zuchtanlagen zu bauen und die Meeresbedingungen zu simulieren und gleichzeitig die Erträge zu erhöhen.
Um solche Zuchtmethoden anzuwenden, brauchen wir nicht nur eine Bankenreorganisierung und Investitionspläne, sondern auch eine Schutzzollpolitik, wie sie Bismarck am 12. Juli 1879 einführte. Das Ziel eines Schutzzollsystems ist es nicht, seine Steuereinnahmen durch Zölle zu erhöhen, sondern ein harmonisches Produktivitätsniveau aufzubauen und zu entwickeln.
Durch die Globalisierung hingegen bildete sich ein Handelssystem, basierend auf Monokulturen, in dem keine Nation dieses Planeten heute wirkliche Nahrungsmittelsicherheiten besitzt und die Kartelle 85% von Nahrungsmittelhandel und -verarbeitung kontrollieren und entscheiden, wer essen darf – und wer nicht.
Eines ist klar, wenn wir die produktiven Familienbetriebe und die dazugehörigen Maschinenbauproduzenten nicht schützen, verlieren wir nicht nur Nahrungsmittelproduzenten, sondern einen generationsübergreifenden Wissensschatz. Diesen Wissensschatz hingegen zu entwickeln ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen, um den Welthunger ein für alle mal zu beenden.
David Faku