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Neue Solidarität
Nr. 35, 26. August 2009

Die Herrschaft des Naturrechts

Von Lyndon LaRouche
- Vierter Teil -

Die folgende Schrift vom 21. Juni 2009 bildet eine Fortsetzung zu LaRouches Schrift „Volkswirtschaft für Wissenschaftler: Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt“, die in unserer Sonderausgabe Nr. 30/2009 erschienen ist.

III. Zwei Auffassungen des menschlichen Geistes

In Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt bezog ich mich bei der Definition wirklicher Kreativität des menschlichen Individuums auf zwei alternative Möglichkeiten, wo das Individuum den „Ort“ seiner persönlichen Identität lokalisiert. In den meisten Fällen ist die persönliche Identität fälschlich mit einem blinden Verlassen auf die Sinne verbunden. Wahre menschliche Kreativität ist dagegen leider viel seltener, wahrhaft schöpferische Menschen findet man heute selbst unter führenden Wissenschaftlern sehr selten.17 Die Ursache dieses Problems ist die verbreitete, irregeleitete Tradition der vergangenen vier Jahrzehnte. Wahre Kreativität, wann und wo es sie gibt, ist typischerweise mit einer persönlichen Identität verbunden, die sich auf „ganz andere“ Erfahrungen stützt - nicht im Bereich formaler Mathematik, sondern, wie ich wiederholt an anderer Stelle betont habe, in einem Bereich poetischer Vorstellungskraft, wie diese sich im klassischen Englisch in Percy Bysshe Shelleys Verteidigung der Poesie, besonders in dem Schlußabschnitt dort, ausdrückt.

Tatsächlich zeigt sich jedoch selbst bei einem außerordentlich schöpferischen Menschen das immer noch vorhandene Kind im Mann, wenn das persönliche Identitätsgefühls von außen erkennbar von dem unteren der beiden genannten Zustände zu dem höheren verschiebt oder umgekehrt, je nachdem sich die Umstände verändern.

Wissenschaftliche Kreativität, wie in der klassischen Poesie und der Musik von J.S. Bach, Joseph Haydn, W.A. Mozart und Ludwig van Beethoven, wird in der heute vorherrschenden Billig-Unterhaltung und im zwischenmenschlichen Sozialverhalten systematisch ausgeschlossen. Tatsächliche Kreativität äußert sich nicht im Rahmen der Mathematik, sondern ist typisch für schöpferische Prozesse besonders in der klassischen künstlerischen Komposition, allen voran der klassischen Poesie. Es ist eine ironische Tatsache, daß die besten Wissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts, wie z.B. Albert Einstein, oft auch qualifizierte klassische Musiker waren, die sogar als Amateure Konzerte gaben. Der Rückgang aktiver Mitwirkung an klassischer Musik ist von einer ganz entscheidenden Bedeutung für den relativen Einbruch bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz bei den Nachkriegsgenerationen, von dem nur wenige außergewöhnliche Köpfe der heute lebenden, jüngeren Generationen eine Ausnahme bilden. Daß ich eine Organisation junger Erwachsener eingerichtet habe, in der besonderer Wert auf klassische Künste und Wissenschaft gelegt wird, ist Ausdruck meiner strategischen Absicht, die Einsicht zu fördern, welche entscheidende Rolle die klassische Kultur bei der Entwicklung eines Kerns vielversprechender junger Intellektueller in allen wichtigen Berufen heute einnimmt.

Wenn sich die entscheidende Wirkung der klassischen Kultur bei der Erzeugung schöpferischer Vorstellungskraft entfalten kann, hat das wunderbare Folgen für das allgemeine Gute.

Das Gegenteil sieht man bei dem moralischen Verfall der transatlantischen europäischen Kultur unter dem Einfluß des Existentialismus im allgemeinen und des Kongresses für Kulturelle Freiheit im besonderen: Der kulturelle Absturz im Bereich der klassischen Musik war für den allgemeinen kulturellen, moralischen und wirtschaftlichen Abstieg der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von entscheidender Bedeutung. Es ist eine der Hauptursachen für den heute verbreiteten moralischen, intellektuellen und wirtschaftlichen Verfall und den drohenden baldigen Untergang der weltweit verbreiteten europäischen Kultur.

Wenn man Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt und diese vorliegende Fortsetzung studiert, bleibt als Kernaussage beider Schriften, wenn sich der sprichwörtliche „Rauch gelegt hat“, dieser Punkt, den ich besonders betone: Kompetente Wissenschaft beruht auf der Erkenntnis, daß sich die noetische Fähigkeit des menschlichen Individuums, gültige Prinzipien zu entdecken, nicht in der Sprache der reinen Mathematik findet, sondern im Bereich der besten Beispiele aus klassischer Poesie und verwandten Kunstwerken. Die Beweise für diese Schlußfolgerung sind grundsätzlicher Natur und sprechen im Grunde für sich selbst - aber nur, wenn man sich mit der entsprechenden Aussage aus meiner früheren Schrift ausführlicher befaßt, so wie ich es auf den folgenden Seiten tue.

Wie ich in dem früheren Papier betonte, beginnt der Beweis mit der selbstkritischen Reflexion des Denkers über die ironischen Verhältnisse, die sich ergeben, wenn man das gleiche Phänomen von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet, so daß die persönliche Identität sich von der gewöhnlichen, einfacheren Sicht löst und auf einen höheren Ort erhebt. Typisch dafür ist Johannes Keplers ursprüngliche Entdeckung der universellen Gravitation, wobei das entscheidende war, daß er das Bild des Sonnensystems als verlängerte Vorstellung des sichtbaren Raumes und das andere Bild der musikalischen Harmonien im Geiste gegenüberstellte.18

Die Art des Problems, das einen ersten Einblick in die spezifisch menschliche Natur wahrer Kreativität hervorrufen sollte, zeigt sich auch in Gottfried Wilhelm Leibniz’ langem Ringen um die Vervollkommnung des „mathematischen Infinitesimals“ bei seiner ureigenen Entdeckung des Kalkulus.19 Sobald man bestimmte Grundtatsachen entsprechend in Betracht zieht, wird der Ursprung der Ironien des Leibnizschen Infinitesimals ganz deutlich, ähnlich wie vorher bei Keplers außergewöhnlicher Entdeckung des Gravitationsprinzips. Entscheidend sind die beiden Standpunkte persönlicher Identität - der mathematische und im Gegensatz dazu der klassisch-künstlerische.

In diesem Aufsatz baue ich auf dem auf, was ich bereits in Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt zur Frage dieser beiden alternativen Zustände persönlicher Identität geschrieben habe. Der Leser soll an dieser Stelle wissen, daß das gesamte Gebäude einer kompetent definierten Wissenschaft der physischen Ökonomie auf diesen Grundkonzepten ruht, die ich im folgenden Schlußkapitel dieses Aufsatzes rekapituliere und erweitere.

Das Kernargument

Um mit der Argumentation dieser Frage zu beginnen, wiederhole ich: In dem Maße, wie das Individuum die Erfahrung seiner Sinne als „selbstevident“ betrachtet, verbindet es seinen persönlichen Identitätssinn inhaltlich mit der Fehlannahme, Sinneswahrnehmungen zeigten die unmittelbare, „harte“ Realität des Universums. Entsprechend definiert ein solcher bedauernswerter Mensch sein „Selbst“. Das Opfer solcher Selbsttäuschung meint dann, es halte sich „nur an die Fakten“, die es vermeintlich selbst wahrgenommen hat, und an die damit verbundenen Empfindungen von Freude und Schmerz. Darin besteht der moralisch und klinisch krankhafte Geisteszustand der sogenannten „Behavioristen“ der sexuellen Ausrichtung der anglo-holländischen Liberalen. Solche Leute waren Patienten des Dr. Sigmund Freud oder hätten es sein sollen.

Ein ähnliches Phänomen tritt auf, wenn versucht wird, Talente in der klassischen Musiktradition Bachs heranzuziehen: Selbst technisch versierte Musiker erreichen nicht die Ziele der neuzeitlichen klassischen Musiktradition von Bach bis Brahms, nicht weil sie nicht wüßten, wie man singt oder Instrumentalwerke aufführt, sondern weil sie den eigentlichen Zweck ihrer Mission nicht verstanden haben. Solche Musiker scheinen technisch (nahezu) alles richtig zu machen, verfehlen aber das eigentliche künstlerische Ziel. Sie verstehen nicht, was wahre künstlerische Kreativität ist, wenn sie sich für eine bestimmte persönliche Identität entscheiden.

In dieser Hinsicht ist die Weltsicht großer klassischer Künstler und Denker wie jenen der platonischen Tradition oder wie Apostel Paulus mit seinem 1. Korintherbrief 1 und wirklich qualifizierter wissenschaftlicher Denker der Weltsicht naiver Reduktionisten und Spitzbuben wie den liberalen Anhängern von Paolo Sarpi bzw. Wilhelm von Ockham unmittelbar entgegengesetzt. Paulus schreibt an der angegebenen Stelle, durch die Sinne erfaßten wir die Welt „durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort“ - wie in einem weiten Abstand von der Realität des Universums, die sich in unseren Sinneseindrücken nur schlecht abbildet. Große wissenschaftliche Denker gehen also in ihrem Geist davon aus, wie es Paulus ausdrückt, daß man über Sinneserfahrungen nur die Schatten der Realität wahrnimmt, aber nicht die eigentliche Realität als solche erkennen kann. Daraus ergibt sich der naheliegende Gedanke, daß die menschliche Identität in der „Seele“ wohnt, und nicht in der tierischen Hülle, die diese Seele vorübergehend als körperliches Medium für ihr Wirken in den sterblichen Grenzen des Sinnesbereichs annimmt - wobei sie im wesentlichen Wernadskijs Noosphäre bevölkert.

Daher rührt die außergewöhnliche Kraft der geistlichen Werke der größten klassischen Komponisten, wie Johann Sebastian Bach und jenen, die seine Kunst fortführten, wie Haydn, Mozart, Schubert, Mendelssohn, Schumann und Brahms. Das Bemühen, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele auf die Bühne zu bringen, macht das Heilige in allen großen klassischen Musikwerken der Tradition von Händel, Bach, Mozart, Beethoven und Schubert aus, geistlichen wie weltlichen Kompositionen. Das bedeutet, daß die vielen verirrten Kinder der europäischen Zivilisation, die ihre Beziehung zur klassischen Bachtradition verloren haben, keinen Kontakt mehr zu ihrer eigenen Seele herstellen können.20

Fassen wir im folgenden zusammen, worum es hier wirklich geht.

Die Verbindung einer wirklich menschlichen Persönlichkeit zum Bereich der Sinne entsteht über die Leidenschaften, die das Verhalten im sterblichen Bereich der Sinne leiten. In diesem Bereich der Folgen dieser Leidenschaften stößt man auf den Streit des Guten gegen Übel wie aktuell z.B. die Kampagne der gegenwärtig moralisch verkommenen Regierung Obama für eine menschenfeindliche Gesundheitsreform und den Emissionshandel (Cap and Trade). Einigen wir uns an dieser Stelle nur auf den folgenden Einschub: Aus den Leidenschaften der Menschenliebe - wie der Hingabe an die Heiligkeit allen menschlichen Lebens in seiner vollen Länge und an die klassische Kultur - erwächst neben anderen wesentlichen Eigenschaften auch das moralische Motiv für wirkliche wissenschaftliche Kreativität. Die klassische Dichtung und verwandte Elemente im Kunstlied, die Johann Sebastian Bachs entscheidenden Beitrag zum Kontrapunkt anwenden, sind mit der beste, annähernd vollkommene Ausdruck der geordneten Leidenschaften des Erhabenen - wofür Ludwig van Beethovens Streichquartett Opus 132 das beste Beispiel ist -, den die uns bekannte menschliche Zivilisation bisher erreicht hat.21

Nichts von dem, was ich bisher in diesem Kapitel dargestellt habe, verdient das Beiwort „spekulativ“. Die Idee der Naturwissenschaft an sich beruht darauf, daß wahrhaft universelle Prinzipien nachweislich einen kausalen Ereignisablauf bestimmen. Diese Prinzipien sind so angelegt, daß man sie als solche mit den Sinnen nicht wahrnehmen kann, aber dennoch in dem für die Sinne scheinbar unzugänglichen Bereich nachweislich wirksam sind. Das nur von Kepler entdeckte universelle Gravitationsprinzip ist bis auf den heutigen Tag voll und ganz wirksam, auch wenn bösartige Empiristen alles tun, dieses großartige universelle Prinzip zu einer bloßen mathematischen Formel herabzuwürdigen.

Man muß zugeben, daß bestimmte wohlbekannte jüdische und christliche Traditionen kläglich gescheitert sind - so warnte schon Philon von Alexandria die Rabbiner seiner Zeit vor den Übeln des Aristoteles. Der Messias wird sich nicht darauf einlassen, sein Erscheinen nach irgendeinem Eisenbahnfahrplan zu richten, den sich jemand ausgedacht hat. Beispielsweise bestand die Mission der Apostel Paulus und Johannes keineswegs darin, sich dem Bösen geduldig zu fügen. Ehrliches Christentum oder die Absicht der Schöpfungsgeschichte des mosaischen Alten Testaments hat nie darin bestanden, Erniedrigung demütig zu ertragen, als wären wir friedliche Leibeigene unseres Grundherren. Einige, die behaupten, Christen zu sein, beten in Wirklichkeit vor dem Delphi-Schrein des olympischen Zeus und leugnen so in ihrer erbärmlichen, servilen Unterwürfigkeit die Existenz der menschlichen Seele, die sie angeblich so hochschätzen.

Nach dieser notwendigen Vorbemerkung sind wir bereit für unsere erneute Exkursion in den Bereich wahrer menschlicher Kreativität.

Eine allgemeine Schlußfolgerung ist, daß sich dem bewußten Menschen zwei unterschiedliche Optionen bieten, wenn es um den persönlichen Identitätssinn geht. (Nichts veranschaulicht das besser als eine Untersuchung der empirischen Unterschiede zwischen den drei bekannten Qualitäten des irdischen Seins der Menschheit: das Abiotische, die Biosphäre und die Noosphäre.) Eine der beiden Optionen ist die naive Vorstellung einfacher, falscher „Sinnesgewißheit“. Die andere ist der Intellekt von Wissenschaft und klassischer Kunst, der dort wohnt, wo die entdeckbaren Ideen universeller Prinzipien, die uns die Wirkprinzipien des realen Universums anzeigen, zuhause sind. Das sind die wissenschaftlichen Prinzipien von Kepler, Leibniz, Riemann, Einstein und Wernadskij: eigene Ideen, die sich nicht durch Sinneserfahrung als solche ausdrücken lassen, sondern die mit den Kräften verbunden sind - wie der von Kepler entdeckten Gravitation -, die von etwas ausgehen, was dem Ungebildeten als bloße Schattenwelt jenseits des für die Sinneswahrnehmung direkt Nachweisbaren erscheint.

In welchem Bereich möchten Sie wohnen? In einem Schattenland bloßer Sinneswahrnehmungen, oder als Bürger eines Bereichs, in dem universelle Prinzipien über das bloße Schattenland der Sinne herrschen? Jeder muß sich entscheiden, ob er etwas sein will, was im Grunde bloß ein sprechender Affe ist - wie Präsident Obamas Gefolge von „Behavioristen“ um Timothy Geithner, Larry Summers und Peter Orszag - oder als Alternative ein wahrhaft menschliches Individuum, das in der Zeit seines fleischlichen Daseins die Leidenschaft der Seele zum Ausdruck bringt.

Diese Überlegungen haben, wie ich weiter unten zeigen werde, entscheidende Folgen für die Kompetenz oder den Mangel an Kompetenz, auch wenn es darum geht, zwischen einer erfolglosen und einer potentiell erfolgreichen Wirtschaftspolitik einer Nation und zwischen den Nationen unterscheiden zu können.

Zwei Geisteszustände

Ich gehe jetzt auf die wichtigsten Punkte ein, die ich in Wirtschaftwissenschaft kurz gefaßt entwickelt habe.

Im einfachsten Fall ahmt das menschliche Individuum bzw. dessen Kultur die Tiere nach, wahrscheinlich insbesondere die Affen. Dabei ist das Verhalten weitgehend durch Reaktionen auf Sinneswahrnehmungen „vorprogrammiert“. Tatsächlich ist der Mensch kein Affe, und sicherlich auch keine Kreatur, die im „Silicon Valley“ erfunden wurde. Kein Menschenaffe könnte willentlich die potentielle relative Bevölkerungsdichte seiner Art erhöhen, wie es der Mensch praktisch universell tut. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen einer Gesellschaft, deren Wissen sich nur auf Sinneswahrnehmungen stützt, und einer Gesellschaft, die grundsätzlich auf wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt ausgerichtet ist und die sich den Verboten des olympischen Zeus aus Aischylos’ Der gefesselte Prometheus widersetzt. Eine prometheische Kultur, wie sie in Genesis 1 bekräftigt wird, drückt das Wesen unserer Gattung in seiner nahezu natürlichsten Form aus.

Der vielleicht typischste Ausdruck aufgabenorientierter Kreativität des Menschen ist die Navigation auf hoher See anhand jahrhundertelanger oder längerer astronomischer Zyklen, wenn man dies als Beispiel für einen relativ natürlichen Zustand menschlicher Kultur betrachtet, wie man es in den Spuren des Wissens sehr alter maritimer Kulturen finden kann.

Als der damalige Höhepunkt der Vergletscherung überschritten war und der Wasserspiegel der Weltmeere um etwa 150 Meter anstieg - nach Abkühlungsperioden, wie unser Planet heute eine erlebt -, zogen die maritimen Kulturen landeinwärts entlang der anfangs riesigen Flüsse und siedelten sich in den Ufergebieten an. Jetzt, wo unseren Ländern eine neue „kleine Eiszeit“ droht,22 richtet sich unsere Aufmerksamkeit mit der gleichen Dringlichkeit, die den Fortschritt der Menschheit unter der Herrschaft der Seefahrerkulturen der Vorzeit hervorbrachte, auf die anderen Regionen unseres Sonnensystems - und sogar auf das größere Ganze der von uns bewohnten Galaxis sowie darauf, daß noch fernere gigantische, supragalaktische Entwicklungen schon heute auf die Menschheit ausstrahlen.

Was wir Männer und Frauen unserer heutigen Zeit an unserem vergänglichen Sein - wie die Menschen der Vergangenheit - am höchsten schätzen, ist der Beitrag, den wir mit diesem Leben als höhere Hingabe zum Unsterblichen leisten. Was jeder in sich selbst am meisten schätzen sollte, ist die Ehrfurcht vor der vergangenen Geschichte, die unser Leben erst ermöglicht hat, und das Vermächtnis, das wir selbst für die kommenden Jahrmillionen hinterlassen wollen. Dies sollte uns die Zuversicht verschaffen, daß sich die Möglichkeit eröffnet, während unserer unausweichlich sterblichen biologischen Existenz einen Beitrag dazu zu leisten, daß die Zukunft gesegneter wird als die Gegenwart. Wenn wir uns davon leiten lassen, suchen wir in uns nach Eigenschaften, die eine Zukunft schaffen können, die besser ist, und Menschen, die mehr Gutes tun können, als jemals zuvor.

Genau hier stoßen wir auf die entscheidende Frage, für welchen persönlichen Identitätssinn wir uns entscheiden.

Wie ich schon in der vorangegangenen Schrift betont habe, steht auf der einen Seite das menschliche Individuum, dessen persönliche Identität sich mehr oder weniger auf die Niederungen der sinnlichen Gewißheit beschränkt, was mit einer gewissen Selbsterniedrigung verbunden ist. Auf der anderen Seite steht jenes edlere menschliche Bewußtsein, das Sinneseindrücke lediglich als von der Realität geworfene Schatten auffaßt.

Diese beiden Geisteszustände definieren sich mit Blick auf die ironische Beziehung der schöpferischen menschlichen Fähigkeiten zu der fiktiven Welt der Sinneswahrnehmung, wie ich hier erneut unterstreichen möchte.

Wie ich in Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt betont habe, sind Sinneseindrücke im Grunde bloße „Meßdaten“. Diese Daten sind kein direktes Abbild der Realität, sondern wie Schatten, die durch die Aktivität des entsprechenden Sinnesorgans geworfen werden. Wenn der Mensch dann diese „Zählerablesung“ mit dem realen Universum verwechselt, geht er in seinem Selbstverständnis von der Annahme aus, daß das, was die Instrumentenanzeige sagt, unsere Wirkbeziehung zum realen Universum wiedergebe. Nennen wir dies Selbstverständnis „A“.

Wenn wir hingegen akzeptieren, daß diese Schatten lediglich Schatten der Realität sind, entsteht eine Bindung zum Universum dieser Realität. Unser Selbstverständnis ist dann nicht an diese bloßen Schatten, sondern an das Universum als ganzes geknüpft: Selbstverständnis „B“.

Im ersten Fall bezieht sich die Person auf das Universum der Schatten, welche „A“ als seine Realität gewählt hat. Bei der zweiten Option „B“ ist es das unsichtbare Universum, von dem die wahrgenommenen Schatten ausgehen, das unsere Bindungen bestimmt.

Wie ich ebenfalls bereits in Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt geschrieben habe, bestimmt der psychologisch-emotionale Unterschied zwischen Selbstverständnis „A“ und „B“ die Rolle menschlicher Kreativität im Universum, die Wernadskijs Noosphäre definiert. Hier stoßen wir auf die Grundidee der von Leibniz inspirierten klassischen europäischen Aufklärung von J.S. Bach und Friedrich Schiller, wie sie sich in der Schlußpassage von Percy Bysshe Shelleys Verteidigung der Poesie ausdrückt.23 Hier liegt auch das entscheidende Prinzip kompetenter Naturwissenschaft und Wirtschaft.

Ein kurzer Rückblick

Wie ich in früheren Schriften wiederholt betont habe, gibt es ein gemeinsames Prinzip aller wegweisenden Köpfe der neuzeitlichen Wissenschaft, wie Filippo Brunelleschi, Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Johannes Kepler, Pierre de Fermat, Gottfried Wilhelm Leibniz und in jüngerer Zeit Bernhard Riemann und seine wichtigsten Gefolgsleute Albert Einstein und W.I. Wernadskij.

Die Gründungsprinzipien einer erfolgreichen neuzeitlichen Naturwissenschaft stammen eindeutig von dem großen Renaissancedenker Kardinal Nikolaus von Kues in De Docta Ignorantia, doch es gibt zwischen dem Wirken des Cusaners und Brunelleschis in der Zeit bis zum großen ökumenischen Konzil von Florenz mehr als nur eine Übereinstimmung. Das häufig übersehene, zentrale wissenschaftliche Element bei der Konstruktion der Kuppel von Santa Maria del Fiori, die von Brunelleschi entworfen und unter seiner Leitung gebaut wurde, ist das physikalische Prinzip der Kettenlinie, ohne welches der Bau nicht möglich gewesen wäre.

Die Kettenlinie, manchmal auch Seilkurve genannt, ist keine formal geometrische, sondern eine physikalische Kurve. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Grundlagen der neuzeitlichen europäischen Physik, u.a. auch für das von Leibniz und Jean Bernoulli entwickelte universelle physikalische Prinzip der geringsten Wirkung. Die physikalischen Eigenschaften der Kettenlinie wurden mit wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit von dem berühmten Cusanus-Anhänger Leonardo da Vinci untersucht, der die Physik durch seine Darstellung der Funktionsbeziehung von Kettenlinie und Schlepplinie einen großen Schritt nach vorne brachte. Das Werk von Brunelleschi, Cusanus und Leonardo verbindet ein nahezu genetisches, antieuklidisches Prinzip mit Archytas’ Verdoppelung des Würfels in der Antike, wie auch später mit den grundlegenden Beiträgen Bernhard Riemanns, der in seiner Habilitationsschrift von 1854 die formale Geometrie durch eine physikalischen Geometrie ablöste.

Die Grundtatsache ist, daß Brunelleschi und Nikolaus von Kues die einzig kompetente Richtung der neuzeitlichen Naturwissenschaft begründeten - die Physik der nichteuklidischen physikalischen Geometrie. Ihre Widersacher, wie die Anhänger von Aristoteles und Euklid und von Paolo Sarpi, der den längst verwesten geistigen Leichnam des Wilhelm von Ockham wiederauferweckte, haben hingegen seit inzwischen mehr als einem halben Jahrtausend kläglich versagt.

Die zentrale Rolle physikalischer Kurven

Der Unterschied zwischen sogenannten „natürlichen“ physikalischen Kurven (wie der Kettenlinie) und formal-geometrischen Kurven des im Kern betrügerischen Systems von Aristoteles und seinem Anhänger Euklid ist für einen stichhaltigen, experimentellen Beweis der wahren Natur des menschlichen Geistes von entscheidender Bedeutung.

Um der Klarheit willen muß man hier zur Kenntnis nehmen, daß Aristoteles ein übler Lügner gewesen ist, über dessen Philosophie auch Philo von Alexandria sagte, sie entbehre jeder Wahrheit (die einzige Ausnahme sind vielleicht geeignete Methoden für politische Giftmorde). Ich beziehe mich hier auf die betrügerischen, aprioristischen Grundannahmen der Euklidischen Geometrie.

Bernhard Riemann hat in seiner Habilitationsschrift von 1854 das gesamte sophistische Dogma, das mit dem Vermächtnis der aristotelisch-euklidischen Geometrie verbunden war, umgestürzt. Dies war der Höhepunkt einer langen Widerstandsbewegung gegen den geisttötenden Betrug von Aristoteles und Euklid, die physikalische Realität müsse unbedingt mit einem Raum-, Zeit- und Materiebegriff verbunden sein, der sich mit den ontologischen Grundannahmen der Sinnesgewißheit deckt. Die Existenz physikalischer Geometrien, die experimentell real sind, aber die aprioristische Tradition im Zusammenhang mit dem Schwindel von Aristoteles und Euklid diskreditieren, ist der eigentliche Streitpunkt zwischen den kompetenten Wissenschaftlern der Neuzeit und den heidnisch-religiösen Dogmen von Mathematikern bis heute. Die entsprechende Experimentalphysik liefert die entscheidenden Beweise dafür,24 daß es physikalische Zustände gibt, welche die aristotelisch-euklidischen Behauptungen in den Bereich von Märchen außerhalb der realen Welt verbannen. Die Rolle der Kettenlinie in naturwissenschaftlichen Fragen ist typisch dafür.

Der Basement-Gruppe der LaRouche-Jugendbewegung ist vor kurzem in diesem Zusammenhang eine wichtige Demonstration gelungen: Sie konstruierte ein physikalisches Modell, das die Entdeckung der Bahn des Asteroiden Ceres in getreuer Anlehnung an die Konstruktionsanweisungen von Carl F. Gauß nachbildet.25 Die Demonstration zeigt schlüssig, daß Gauß’ Entdeckung nur außerhalb der Grenzen eines aristotelischen Apriorismus möglich war, d.h. in einem Tensor-Raum vollkommen außerhalb der aristotelisch-euklidischen oder newtonischen Legenden.

Identität „A“ ist rein fiktiv; eine Identität, die „B“ entspricht, ist deshalb wissenschaftlich unabdingbar.

Betrachten wir das Material, das ich bereits in Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt vorgelegt habe. Daß eine strenge Auslegung der Euklidischen Geometrie den entscheidenden physikalisch-experimentellen Beweisen nicht standhält - und das wiederholt -, beweist, daß die aprioristischen aristotelisch-euklidischen Annahmen samt der modernen Perversionen des Empirismus nichts mit der Realität zu tun haben. Die Existenz und Bedeutung physikalischer Kurven, die nicht axiomatisch geometrischen Ursprungs sind, sind entscheidend, um eine wahrhaftige Abbildung des Universums oder zumindest unserer praktischen Beziehung zu diesem zu entdecken. Das ist die „hereditäre“ Bedeutung des von Leibniz und Bernoulli entdeckten universellen physikalischen Prinzips der geringsten Wirkung. Entscheidend sind die Erkenntnisse der größten Anhänger Bernhard Riemanns wie Einstein und Wernadskij, und früher die des Archytas, der rein konstruktiv den Würfel verdoppelte,26 worauf der große Eratosthenes besonders hinwies.

Identität „B“: die rechtzeitige Korrektur

Wie ich schon in Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt betonte, ist die wichtigste Erkenntnis der experimentellen wissenschaftlichen Praxis, so auch in meiner Wissenschaft der physischen Wirtschaft, daß die Funktionen der Sinneswahrnehmungen nur Schatten des Universums um uns herum sind. Sie sind weder wahr noch falsch - wir dürfen nur nicht den Fehler begehen, sie für falsche Interpretationen, die wir unseren Erfahrungen vielleicht häufig überstülpen, verantwortlich zu machen. Sobald wir davon ausgehen, daß es kein direkter Blick auf die Wirklichkeit an sich ist, sondern vielleicht nur ihr Schatten, bleiben wir wenigstens relativ vernünftig und stehen mehr oder weniger auf festem Boden für die Praxis.

Wie alle kompetenten Überlegungen über die experimentelle wissenschaftliche Arbeit nahelegen, müssen wir die Fähigkeiten unserer Sinne genauso behandeln wie alle anderen nützlichen Informationen, die wir durch Meßinstrumente erhalten. Wir müssen nach Widersprüchen in den Wahrnehmungen unserer verschiedenen Sinne suchen, so wie Kepler bei seiner ureigenen Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation in der Ordnung unseres Sonnensystems. Wir müssen uns auf diese widersprüchlichen Resultate stützen, um praktisch zu beurteilen, was an unserer Wahrnehmung bloß Einbildung ist und was sich daran bestätigen läßt. Man muß die Informationen, die uns die verschiedenen natürlichen oder künstlichen Formen der Sinneswahrnehmung liefern, auf Widersprüche überprüfen und einander gegenüberstellen.

Anstatt eine bestimmte Art der Sinneswahrnehmung als Beweis eines Prinzips zu betrachten, muß man also die sich widersprechenden Botschaften der unterschiedlichen Erfahrungen des gleichen Ereignisses untersuchen. Auf diese Weise entdeckt man das Prinzip, das sich hinter all diesen scheinbar widersprüchlichen, aber sich überschneidenden Erfahrungen verbirgt. Der entscheidende Punkt hierbei ist, daß für die Fähigkeit, die Widersprüche zwischen den verschiedenen Sinneseindrücken zu überbrücken, eine Instanz notwendig ist, welche die Erfahrung (Identität „A“) von der Identität des menschlichen Geistes der individuellen Person (Identität „B“) trennt bzw. mit ihr verbindet.

So vertraut der relativ barbarische Mensch auf die Sinne, während der wirklich wissende Mensch sich darauf konzentriert, wie die Widersprüche in den betreffenden Sinneswahrnehmungen aufgelöst werden können. Dazu führt er lange Untersuchungen durch, mit der Absicht, auf diese und keine andere Art die Natur des von uns bewohnten Universums (und seinen gegenwärtigen Zustand) zu entdecken.

Man darf aber die Beobachtung, die ich gerade angeführt habe, nicht zu vereinfacht verstehen, so als betreffe dies nur die Erfahrungen eines einzelnen Menschen. Weisheit liegt nicht in den individuellen Erfahrungen, sondern in der Geschichte der Interaktion des Menschen mit seiner Kenntnis der Evolution der Erfahrungen. Der ernsthafte Denker muß daher die Disziplin haben, sich über die einfachen Sinneswahrnehmungen der individuellen Erfahrung zu etwas erheben, was Theologen als „Gleichzeitigkeit in der Ewigkeit“ bezeichnen. In anderen Worten, statt naiv davon auszugehen, daß die „Zeit“ die Geschichte des Universums in Form einer Chronologie enthält, müssen wir von einer physikalischen Raumzeit ausgehen. Die Erkenntnisse Albert Einsteins und anderer verpflichten uns, dies so zu betrachten, statt in Raum und Zeit unabhängige Faktoren zu sehen, die einen unveränderlichen Rahmen für unsere Erfahrungen bilden.27

Das ist der Unterschied zwischen einem wirklichen Historiker, der sich wissenschaftlich mit vergangenen Zeiten befaßt - wie mein lieber Freund und Mitarbeiter Graham Lowry - und jenen bloßen Chronisten, die heute ihren Platz eingenommen haben.28 Nicht, daß ehrliche Chronisten nicht auch unverzichtbar wären, aber sie verstehen gewöhnlich nicht das Prinzip der Geschichte an sich als einen Prozeß, der wissenschaftlichen Gesetzen folgt, die naturwissenschaftlichen Prinzipien vergleichbar sind. Meine eigenen Studien über die realwirtschaftlichen Wurzeln der europäischen Kultur seit der Zeit des antiken Sumer bis heute veranschaulichen dies. Ebbe und Flut der kulturell bestimmten Zu- und Abnahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte von Kulturen, Völkern und Nationen sind die eigentliche Grundlage der historischen physischen Raumzeit im Werk des kompetenten Historikers. Definiert wird diese Grundlage anhand des Begriffs der Wirtschaft als Ausdruck dieser Gezeitenströme in der physikalischen Raumzeit.29

Diese historischen Ströme der Kulturen liefern die Beweisgrundlage für Percy Bysshe Shelleys These in seiner Verteidigung der Poesie. Um das Thema dieser Schrift, wie es dort im Schlußabschnitt zusammengefaßt wird, angemessen aufzufassen, sollte man erkennen, daß damit genau das gleiche Prinzip der Dynamik erläutert wird, das Gottfried Leibniz in den 1690er Jahren in die neuzeitliche Naturwissenschaft einführte.

Die reduktionistischen Anhänger Paolo Sarpis und seines Lakaien Galileo Galilei, wie z.B. der Betrüger Rene Descartes, präsentieren eine grundsätzlich inkompetente Sicht der Naturwissenschaft, die bei hohlen Köpfen naheliegt - nämlich eine Begeisterung für Objekte, die ewig in einem leeren Raum und in der Zeit umherschweben. Leibniz dagegen verwarf diese falsche kartesische Vorstellung, indem er das antike, klassisch griechische Konzept der Dynamis aus der Antike auf seine Weise wiederbelebte. Dieses bildet seither die Grundlage der einzigen kompetenten Auffassung der physikalischen Raumzeit. Seit Leibniz sein Konzept der modernen Dynamik präsentierte, hatten nur die umwerfenden Anfangsparagraphen der Habilitationsschrift Bernhard Riemanns von 1854 eine noch durchschlagendere und wunderbar tiefe Wirkung für den Fortschritt der Wissenschaft. Für die heutige Menschheit hat nur die Weiterentwicklung dieses Konzepts der Riemannischen Dynamik durch Albert Einstein und W.I. Wernadskij eine vergleichbar grundlegende und aktuelle Bedeutung.

Die ganz wesentliche Bedeutung der Argumentationslinie der letzten Absätze für den unmittelbaren Zweck dieses Kapitels liegt in der Natur und Rolle des Prozesses, der zwischen den Sichtweisen des Selbstverständnisses „A“ und „B“ liegt und sie voneinander unterscheidet.

Das Prinzip des Experiments

Bei naiven Menschen herrscht die Sinnesgewißheit über ein Königreich erbärmlich unwissender Untertanen - die faschistischen, behavioristischen  Lakaien in der Regierung Obama sind typisch für diesen verkommenen, „instinktiven“ moralischen Zustand. Das Opfer einer solchen Illusion begibt sich in eine unmittelbare, im Grunde heidnische und unmoralische Abhängigkeit von seinen eigenen Sinnen und Gelüsten - von seiner Wahrnehmung mehr oder weniger befriedigender Empfindungen von Lust und Schmerz. Hier haben wir den Fall jenes Typs, der bei dem Grundprinzip des Selbstverständnisses „A“ herauskommt.

Wie ich bereits an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten betont habe, wird ein Mensch auf einem natürlichen, gesunden Entwicklungszustand der individuellen Persönlichkeit das Verhalten und die Meinungen des Behavioristen verachten und in ihnen Opfer ihrer eigenen viehischen Verkommenheit sehen. Sie haben keine wirkliche Moral, sondern in letzter Analyse nur einen Ersatz für Moral in den eigenen verkommenen Gelüsten. Der Narziß will bekommen, „was ich will“, statt Befriedigung in dem zu finden, was er anderen geben kann. Das ist der Mechanismus, der bei Hedonisten wie Friedrich Nietzsche oder dem verkommenen römischen Kaiser Nero als Ersatz für eine wirklich menschliche Moral dient.

Den Unterschied zwischen diesem verkommenen Individuum und einer moralischen Person erkennt man - jedenfalls am nachhaltigsten -, wenn man bei ihnen die Verarbeitung der Sinneswahrnehmungen klinisch betrachtet. Was ist das System und die funktionale Beziehung des individuellen Menschen zur Erfahrung der Sinneswahrnehmung? Hier ist der funktionelle Unterschied zwischen Typ „A“ und Typ „B“ am leichtesten zu lokalisieren.

Man kann und sollte an diesem Punkt dieser Schrift sagen, daß das Resultat einer sorgfältigen Betrachtung des Unterschiedes zwischen diesen beiden Typen in dem Menschenbild liegt, wo Mann und Frau als nach dem Ebenbild des Schöpfers geschaffen aufgefaßt werden, wie dies in Genesis 1 oder z.B. den Briefen der Apostel Paulus und Johannes definiert ist.

Der viehische Mensch sieht in den Sinneswahrnehmungen die unmittelbare Realität; Typ ,B’ sieht das Objekt der Sinneswahrnehmung als ein schattenhaftes Symptom der wirksamen Präsenz einer ungesehenen Realität. Auf diese Art wird aber nicht nur das empfangen, was aus der Wahrnehmung abgeleitet wird, diese Erkenntnis führt auch zu einer Reaktion auf das erkannte Wirken der ungesehenen Realität des von uns bewohnten Universums.

Die Beziehung von Typ „A“ zu der Realität der gleichen Erfahrung ist absolut und prinzipiell anders als die von Typ „B“ - so, wie ich diesen Unterschied in Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt definiert habe. Typ „B“ entspricht der spezifisch dynamischen, wissenschaftlichen Anschauung, wie der von Leibniz, Riemann, Einstein und Wernadskij.

Kehren wir für einen Augenblick zurück zu Percy B. Shelley und betrachten ihn von diesem Standpunkt aus.

Die Revolution in der Definition der modernen Naturwissenschaft, die Gottfried Leibniz ab den 1690er Jahren lieferte, ist als Vorstellung identisch mit der These zu betrachten, die Shelley im abschließenden Absatz seiner Verteidigung der Poesie formuliert:

„Die Poesie ist der getreueste Herold, Begleiter und Gefolgsmann, wenn es gilt, ein großes Volk wachzurütteln, damit es eine Veränderung zum Besseren in seinen Anschauungen und Einrichtungen bewirke. In solchen Zeiten zeigt sich eine gesteigerte Kraft, tiefe und glühende Ideen über den Menschen und die Natur mitzuteilen und zu empfangen. Die Menschen, denen diese Kraft innewohnt, mögen oftmals in vielen Zügen ihres Wesens wenig augenfällige Übereinstimmung mit jenem Geist des Guten zeigen, dessen Werkzeug sie sind. Aber selbst während sie ihn verneinen und ihm abschwören, sind sie doch gezwungen, der Macht zu dienen, die auf dem Thron ihrer eigenen Seele sitzt. Es ist unmöglich, die Werke der berühmtesten Autoren der Gegenwart zu lesen, ohne von jenem elektrischen Funken ergriffen zu werden, der in ihren Worten glüht. Sie messen den Umfang und loten die Tiefe der menschlichen Natur mit einem alles umfassenden, alles durchdringenden Geist und sind selbst vielleicht am aufrichtigsten erstaunt über seine Offenbarungen; denn es handelt sich weniger um ihren eigenen als vielmehr um den Geist der Zeit. Dichter sind Priester einer unbegriffenen Inspiration; Spiegel riesenhafter Schatten, die die Zukunft auf die Gegenwart wirft; Worte, die sagen, was sie selbst nicht verstehen; Trompeten, die zum Kampfe blasen und nicht empfinden, was sie eingeben; sie sind die Kraft, die selbst nicht bewegt wird, aber andere bewegt. Dichter sind die nicht anerkannten Gesetzgeber der Welt.“

Diese Passage aus Shelleys Werk ist auch ein Echo des Konzepts der Dynamik, das Leibniz gegen das kartesische Übel zur Geltung brachte.

Die Menschen sind keine Partikel, aus denen der Gesamtprozeß, in dem wir leben, zusammengesetzt ist. Wir sind ein Ausdruck davon, was unser Denken und Verhalten in ihrer Wirkung auf das Ganze steuert. Eine Ausnahme bilden nur wenige, die über dieser Ebene stehen - etwa die Menschen, die qualifiziert sind, eine Gesellschaft aus selbstverschuldeten Gefahren herauszuführen, die es deshalb geben muß. Wir, die wir dieser Herausforderung gerecht werden, den Typ „B“ zu verkörpern, sind als einzige in der Lage, die Gesellschaft vor dem selbstverschuldeten Untergang zu bewahren, und das gilt heute für die ganze Welt. Das ist das Prinzip der sozialen Dynamik, das eine Gesellschaft moralisch in die Lage versetzt, Nöte wie jene, die gegenwärtig die gesamte Welt erfassen, zu überwinden.

Deshalb sage ich, um der Menschheit willen: Schließen Sie sich jetzt den Reihen des Typs „B“ an!

wird fortgesetzt


Anmerkungen

17. Der Verweis auf das Versagen sogar von heutigen „führenden Wissenschaftlern“ bezieht sich auf den immer rascheren Rückgang des Anteils tatsächlich produktiver Mitglieder der Gesamtheit der Beschäftigten in Europa wie auch in Nordamerika besonders seit 1967-68. Infolge des Zusammenbruchs der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur schrumpfte der Anteil von Landwirten, Industriearbeitern, (wirklichen) Wissenschaftlern und Ingenieuren und vergleichbaren Berufen unter den Beschäftigten. Immer mehr Menschen werden nur noch in irgendwelchen Tätigkeiten von zweifelhaftem realwirtschaftlichem Wert beschäftigt gehalten. Wirkliche Wissenschaft spielt in der Beschäftigung keine grundlegende Rolle mehr, während gleichzeitig pseudowissenschaftliches Gehabe zunehmend als Arbeitskraft gerechnet wird. In der Gesamtbevölkerung ist die Vorstellung einer Wissenschaftsmission, sogar bloße technische Kompetenz verloren gegangen.

18. Das gleiche wird an den Pythagoräern deutlich, die besonders auf die Sphärik, den Hauptvorläufer der europäischen Wissenschaft, Wert legten, wie sich an dem hervorgehobenen Konzept des pythagoräischen Kommas zeigt.

19. Niemand, der moralisch unverdorben ist, sollte so dumm sein, ernsthaft zu meinen, der närrische Sir Isaac Newton habe den Kalkulus oder das Prinzip der Schwerkraft entdeckt. Die Nachbeter des törichten, betrügerischen René Descartes im 18. Jahrhundert wie Antonio Conti und der widerwärtige Voltaire behaupteten, das Leibnizsche Infinitesimal bezöge sich nur auf „imaginäre“, eingebildete Zahlen - wie es Abraham de Moivre und D’Alembert taten oder wie der bewußte Betrüger Leonhard Euler aus opportunistischen Gründen log. Doch ohne das wirkliche Infinitesimal gäbe es keinen wirklichen Kalkulus, sondern nur die einfältigen unendlichen Reihen, die Newton von seinen Hintermännern beigebracht bekam. Die Tatsachen sind eindeutig. Mein Schluß ist, daß Euler - wie viele „politikbewußte“ Opportunisten der Wissenschaft heute - zu intelligent war, um ein einziges Wort von dem zu glauben, was er über das Leibnizsche Infinitesimal sagte, aber auch zu karrierebewußt, um die Wahrheit zu sagen.

20. Aus diesem Grund äußerte ich einst meinen Ärger über Lotte Lehmanns künstlerisch schlampige Regieanweisungen an den Tenor, der unter ihrer Spielleitung die Kerkerarie des Florestan in Beethovens Fidelio sang. Beethovens Absicht, in dem sich entfaltenden Musikdrama einen Wendepunkt zum Erhabenen zu schaffen, wurde ins Gegenteil einer abstoßenden existentialistischen Travestie verkehrt. Die Beziehung zwischen der weltlichen Wirklichkeit und der Unsterblichkeit der Seele innerhalb der Gleichzeitigkeit der Ewigkeit ist der Bezugspunkt aller klassischen Kunstwerke und der Bereich wahrer künstlerischer und verwandter menschlicher Kreativität, wie auch aus dem 1. Korintherbrief 13 des Apostels Paulus hervorgeht.

21. Meine Erkenntnisse über Opus 132, das Teil von Beethovens Zyklus später Streichquartette von Opus 127 bis Opus 135 ist, verdanke ich den hervorragenden Einsichten von Norbert Brainin, dem berühmten Primarius des Amadeus-Quartetts. Unsere Bekanntschaft begann Ende der siebziger Jahre, als Brainin auf eine in Paris verteilte Erklärung reagierte, worin ich öffentlich gegen die erschreckende romantische Fehlinterpretation von Beethovens Florestan-Arie zu Beginn des zweiten Aktes der Oper Fidelio unter der Regie von Lotte Lehmann protestierte. Daraufhin trafen wir uns und wurden bald feste Freunde und arbeiteten eng zusammen. Als das Amadeus-Quartett 1987 zu Ehren meines 65. Geburtstages spielen wollte, mußte wegen des unerwarteten Todes des Bratschisten Peter Schidlof nicht nur dieser Auftritt abgesagt werden, das Quartett konnte auch den Vertrag zu der bereits begonnenen Einspielung sämtlicher Beethovenschen Streichquartette nicht mehr einhalten. Beethovens Absicht in diesem Werk geht in typischer Weise von den tatsächlichen Leidenschaften des menschlichen Seins aus, die in dem traumähnlichen Bereich der Seele liegen; er versuchte, ein Gefühl für die Bedeutung jener Schatten zu vermitteln, welche die Realität der Seele auf den Bereich der Sinne wirft. Da die Veröffentlichung der neuen Reihe nicht zustande kam, durften wir die neue Einspielung von Opus 132 nicht erleben, welche, wie ich aus Gesprächen mit Norbert Brainin wußte, ein revolutionärer Fortschritt in der Erkenntnistiefe gegenüber allen vorherigen Aufführungen dieses Werks gewesen wäre. Brainins Tod war ein großer Verlust für die Menschheit.

22. Entgegen den Lügen von Leuten wie Prinz Philip und seinem Laufburschen und ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore gibt es derzeit kein Syndrom „globaler Erwärmung“. Die Welt ist bereits in die deutliche Abkühlungsphase einer „kleinen Eiszeit“ eingetreten.

23. Bzw. das vergleichbare Argument Friedrich Schillers.

24. Grundlegende physikalisch-biochemische Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Arbeiten von William Draper Harkins, W.I. Wernadskij u.a.

25. Auf Grundlage solcher schlüssiger experimenteller Belege gibt es keinen Zweifel daran, daß Gauß Jonas Bolyai u.a. vollkommen zu recht davon in Kenntnis setzte, daß er selbst bereits in den 1790er Jahren den Beweis für ein wahres antieuklidisches physikalisches Prinzip geführt hatte, was sich deutlich von dem schwachen, gescheiterten Versuch einer sogenannten „nichteuklidischen“ Geometrie durch Lobatschewskij u.a. unterscheidet. Gauß stand offensichtlich unter dem Eindruck, daß sein Lehrer, der große Mathematiker Abraham Kästner, Euklid ablehnte, doch Gauß war offensichtlich noch einen Schritt weiter als Kästner gegangen. Die Rekonstruktion von Gauß’ Entdeckung der Umlaufbahn von Ceres läßt keinen weiteren Zweifel an den entsprechenden Verhältnissen.

26. Wer die Euklidische Geometrie nur von innen in Frage stellt, ist entweder intellektuell feige oder einfach inkompetent. Solche Leute wie Lobatschewskij betreiben - zumindest anscheinend - den hoffnungslosen Versuch, ihr angebliches Universum innerhalb der Grenzen ihrer eigenen systemisch inkompetenten Annahmen in Frage zu stellen. Sobald wir die Wissenschaft von solchen Irrtümern befreit haben, wie es mit Riemanns Habilitationsschrift erfolgt ist, können wir uns nur noch auf experimentelle Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien stützen, wie es Einstein und Wernadskij getan haben, anstatt den Betrügereien wie den aristotelisch-euklidischen Verdrehungen oder den Anhängern des Sophisten Bertrand Russell in der sogenannten „Kopenhagener Schule“ zu glauben.

27. Siehe Hermann Minkowskis berühmte Erklärung von 1907 über das Ende von „Zeit an sich und Raum an sich“.

28. Graham Lowry, How the Nation Was Won, Band I (EIR, Washington 1987). Die Vollendung des zweiten Bandes von Grahams Werk wurde von einem gewissen Fernando Quijano und seinem opportunistischen Lakaien Webster Tarpley verhindert. Wichtig anzumerken ist auch, daß der Verfasser von Treason in America, Anton Chaitkin, gegen den Betrug von Quijano und Tarpley in den Jahren 1990-98 protestierte.

29. Im Fall von Anton Chaitkins Werk definiert der Titel seines Hauptwerks, Treason in America, ziemlich genau einen Phasenraum, der die weitere Aufmerksamkeit klassischer Historiker erfordert.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die Herrschaft des Naturrechts - Teil 3
- Neue Solidarität Nr. 4/2009
Die Herrschaft des Naturrechts - Teil 2
- Neue Solidarität Nr. 33/2009
Die Herrschaft des Naturrechts - Teil 1
- Neue Solidarität Nr. 32/2009
Volkswirtschaft für Wissenschaftler: Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt
- Neue Solidarität Nr. 30/2009
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
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