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Von Lyndon LaRouche
- Dritter Teil -
Die folgende Schrift vom 21. Juni 2009 bildet eine Fortsetzung zu LaRouches Schrift „Volkswirtschaft für Wissenschaftler“, die in unserer Sonderausgabe Nr. 30/2009 erschienen ist.
Ich mußte für meinen Widerstand gegen das, was man mir in diesem Bereich vorschreiben wollte, von meiner Jugend an bis heute einen gewissen Preis zahlen. Meine Erfahrungen in dieser ganzen Zeit haben jedoch gezeigt, daß diejenigen meiner Zeitgenossen, die diese zerstörerischen, axiomatischen und ähnlichen Grundannahmen akzeptierten, die ich glücklicherweise zu recht abgelehnt habe, einen viel beängstigenderen Preis in Form des Verlustes an schöpferischen Fähigkeiten gezahlt haben. Dieser Punkt wird durch den Umstand veranschaulicht, daß praktisch alle vermeintlich führenden Ökonomen - selbst die relativ besten unter ihnen - in den entscheidenden Aspekten der Prognosestellung gescheitert sind, wo ich einzigartigen Erfolg hatte.
Erfreulicherweise werden sich die wirklich intelligenten Wirtschaftsfachleute wohl zunehmend veranlaßt sehen, mit mir zusammenzuarbeiten, um die erforderlichen Maßnahmen zur Rettung unserer Nation und aller übrigen Nationen zustande zu bringen. Sobald ihnen das Prinzip der Sache klar ist, werden viele von ihnen von selbst entdecken, wie sie den Rest der Aufgabe ausführen können, weil diese Fähigkeiten in ihrem Inneren schon warten.
In der letzten Zeit, besonders seit ich am 25. Juli 2007 die unmittelbar drohende allgemeine Zusammenbruchskrise vorhersagte, hat sich mein Verhältnis zu führenden amerikanischen und anderen Ökonomen deutlich verbessert. Das war vor allem die Folge dieser Prognose, die ich im Rahmen eines internationalen Internetforums vorgelegt habe. Aber auch wenn die Bedeutung meines außergewöhnlichen Beitrags unter kompetenten Fachleuten inzwischen zunehmend anerkannt wird, sind doch die eigentlichen Gründe für den Erfolg meiner Prognosetätigkeit der letzten Jahrzehnte immer noch nicht adäquat verstanden worden. Das gilt selbst für die relativ besten unter denen, die ich meine „engsten Kollegen“ nennen würde. Es ist deshalb meine Pflicht, diesen Zustand zu verbessern, was eines der Hauptmotive zur Veröffentlichung der folgenden Ausführungen ist.
Um somit zu rekapitulieren, was ich eingangs des vorliegenden Kapitels geschrieben habe: Was mich vor den Fehlern meiner bedeutenderen Rivalen unter den Ökonomen bewahrte, war vor allem, wie ich hier erneut betonte, der Einfluß von Gottfried Wilhelm Leibniz auf mich seit meinem 14. bis 15. Lebensjahr und später, ab Januar-Februar 1953, das Werk Bernhard Riemanns, insbesondere seiner Habilitationsschrift von 1854.12 Das waren die unabdingbaren Voraussetzungen für alle meine Entdeckungen, die in meinen entsprechenden Beiträgen zur Umgestaltung der nationalen und weltweiten Wirtschaftspolitik zum Ausdruck kamen.
Die Folgen der unterschiedlichen Einstellung zu wissenschaftlichen Fragen im Bereich der physischen Ökonomie sind nicht zufällig. Das trifft insbesondere auf den Bereich mittel- bis langfristiger Wirtschaftsprognosen zu. In dieser Hinsicht ist nichts geheimnisvolles oder zufälliges - weder an meinen Erfolgen noch an den Mißerfolgen meiner nominellen fachlichen Rivalen.
So haben sich nicht zufällig alle meine Leistungen im Rahmen meiner Studien und Fortschritte auf dem Bereich der Wissenschaft der physischen Ökonomie abgespielt. Deswegen sind folgende Klarstellungen wichtig.
Das Scheitern der europäischen Ökonomen und ihrer amerikanischen Mitläufer - im Gegensatz zur patriotischen amerikanischen Tradition von Benjamin Franklin und Alexander Hamilton - wurzelt im wesentlichen darin, daß Kontinentaleuropa zunehmend der wirtschaftspolitischen Tyrannei der „liberalen“ Schule des 18. Jahrhunderts13 von John Locke, Adam Smith und Jeremy Bentham unterworfen wurde, seit Lord Shelburnes Britische Ostindiengesellschaft im Pariser Frieden vom Februar 1763 eine imperiale anglo-holländische Vorherrschaft sicherstellte. Diese Schule war unter dem anhaltenden Einfluß Paolo Sarpis und der von ihm übernommenen Methoden des mittelalterlichen Irrationalismus des Wilhelm von Ockham entstanden. Von Ockham stammt die spezifische Form des unmoralischen, blindwütigen Irrationalismus des heutigen anglo-holländischen Liberalismus. Bertrand Russell, der bösartigste Mann des 20. Jahrhunderts, Sarpi-Verehrer und Feind der Wissenschaft, der die Menschheit abgrundtief haßte, ist dabei immer noch der Inbegriff für alle Grundübel auf der Welt.
Das vorherrschende Dogma in der europäischen Kultur seit dem Aufstieg von Paolo Sarpis Liberalismus war die Annahme - etwa in Adam Smiths Theorie der moralischen Empfindungen von 1759 -, es gäbe im menschlichen Wissen keine wirklichen universellen physikalischen Prinzipien, sondern nur Verhaltensregeln ohne jedes Prinzip, die angeblich nur reiner Gewohnheit folgen. Die moralische Verkommenheit der Verfechter der „Verhaltensökonomie“ im Zusammenhang mit der auffällig pro-faschistischen Gesundheits- und Wirtschaftspolitik der Regierung Obama ist typisch dafür, was im schlimmsten Falle herauskommt, wenn die bösartigen Lehren von John Locke, Adam Smith und Jeremy Bentham ins naziähnliche Extrem getrieben werden.
Wer dagegen protestiert, Präsident Obamas Wirtschaftspolitik „Hitler-ähnlich“ oder „faschistisch“ zu nennen, der macht sich gleichsam intellektuell und moralisch an einem großen Verbrechen gegen die Menschlichkeit mitschuldig. Der faule Zauber des CO2-Handels - während Amerika gerade den kältesten Sommer seit langem durchmacht - ist praktisch Hitlers Massenmordpolitik im neuen Gewand.
Für die heutigen konsequenten Anhänger der Tradition von Locke, Smith und Bentham auf dem Feld der Wirtschaftspolitik - als deren Gegner ich gegenwärtig eine Hauptrolle spiele - drücken wirtschaftliche Prozesse keine wirklichen Prinzipien aus, sondern nur Konventionen, die auf gewohnten Überzeugungen ohne Rücksicht auf reale universelle Prinzipien beruhen. Daraus hat sich der verbreitete Einfluß eigentlich inkompetenter Methoden der statistischen Vorhersage entwickelt. Dort, wo meine Prognosen stets außerordentlich erfolgreich waren, haben praktisch alle meine Rivalen sämtlicher Richtungen als Prognostiker systematisch versagt.
Ironischerweise waren gerade ihre Überzeugungen ein Werkzeug der Zerstörung für die Zivilisation, was sich in der jetzt heraufziehenden Bedrohung für die gesamte Welt äußert. Durch das behavioristische Denken der Regierung Obama drohen nun die Vereinigten Staaten zum Teufel zu gehen.
Man kann sagen: Die Produktivität wächst sowohl mit der Energiemenge, die der Produktion und unmittelbar verwandten Aktivitäten zugeführt wird, als auch mit Steigerungen der Energieflußdichte der realwirtschaftlichen Prozesse pro Kopf und pro Quadratkilometer. Jede Maßnahme, die dazu führt, daß dieser „Energiewert“ pro Kopf und pro Quadratkilometer abnimmt oder auch nur stagniert, beschwört mehr oder weniger eine Katastrophe herauf - so wie die, die wir seit September 2007, tatsächlich aber bereits seit dem 1. März 1968 erleiden müssen.
Die jetzt grassierende Influenza-Pandemie ist nur ein Vorbote der noch viel verheerenderen Zustände, die überall um sich greifen werden, solange die derzeitige Richtung der Wirtschafts- und Sozialpolitik vor allem in Großbritannien und den USA nicht drastisch geändert und zusammen mit allen Überresten des Monetarismus weitgehend ausgemerzt wird.
Ohne dies gibt es für die jetzt abstürzende Weltwirtschaft keinen Ausweg aus dem allgemeinen physischen Zusammenbruch; dieser wird sich, so wie er seit etwa September 2007 läuft, ohne Unterbrechung fortsetzen, ausweiten und in allen Ländern der Erde immer weiter verschärfen. Das wird andauern, solange die jetzige Politik des imperialen Vereinigten Königreichs und dessen Marionette Präsident Barack Obama tonangebend bleiben bzw. bis die Weltordnung der Nationen tot ist, weil es nicht gelungen ist, jetzt oder in der unmittelbaren Zukunft den derzeitigen politischen Kurs der Regierung Obama zu beenden.
Ohne eine baldige, umfassende Abkehr von der Politik, auf die die gescheiterten Regime in England und anderswo derzeit so leidenschaftlich eingeschworen sind, wird es für die Menschheit keinen Ausweg aus der jetzt in Gang befindlichen Zusammenbruchskrise geben - nicht bis lange nachdem der Absturz der Zivilisation weltweit seinen Tiefpunkt erreicht hat.
Abgesehen von dieser ganz entscheidenden Einschränkung wird sich dieser vom imperialen London angeführte Zusammenbruch der Weltzivilisation von dem bereits sehr steilen Absturz zu einem allgemeinen, weltweiten neuen finsteren Zeitalter der ganzen menschlichen Gattung beschleunigen. Hinter den derzeitigen Plänen einer verbreiteten, bewußt völkermörderischen kultischen Doktrin, die sich „Globalisierung“ oder auch „Emissionshandel“ (Cap and Trade) nennt, steht die erklärte Absicht von Prinz Philip und seines World Wildlife Fund, mit gezielten Maßnahmen einen schnellen Rückgang der jetzt auf sieben Milliarden zugehenden Weltbevölkerung auf weniger als zwei Milliarden zu erreichen.
Die Ursachen menschengemachter Krisen wie dieser sind nicht „natürlich“ in irgendeinem vernünftigen Sinn dieses Begriffs. Sie sind die Frucht einer ausschließlich von Menschen gemachten, tatsächlich kriminell verrückten Politik, auf die sich allzu mächtige oligarchische Kreise der monetaristischen Herrschaft verlegt haben, die in der Gestaltung der Politik der mächtigsten Nationen und monetaristischen Institutionen heute den Ton angeben.
Wie an der derzeitigen sogenannten „Gesundheitspolitik“ der Regierung Obama besonders deutlich wird, ist die auf uns einstürmende allgemeine Zusammenbruchskrise der Menschheit die Folge einer psychopathologischen Politik, deren Einfluß auf den ganzen Planeten vor allem von der global-imperialen Geldmacht Großbritanniens und der Regierung des „Nero-ähnlichen“ Präsidenten Barack Obama als ihrer wichtigsten Marionette ausgeht.
In der kürzlich erschienenen Schrift Wirtschaftswissenschaft kurz gefaßt schilderte ich zusammenfassend die Grundeigenschaften der geistigen Wahrnehmungsprozesse des Menschen, die in ihrer Gesamtheit die Ressourcen darstellen, auf denen kompetente Wirtschaftsmethoden von nun an beruhen müssen. In dem Zusammenhang beschreibe ich dort auf neue und überzeugendere Weise als von anderen Fachquellen heute üblich den wesentlichen Unterschied zwischen dem menschlichen Geist auf der einen Seite und dem Verhalten aller niederen Lebensformen auf der anderen Seite. Das ist der spezifische Gegenstand, auf den dieser Abschnitt des vorliegenden Aufsatzes ausgerichtet ist.
Ich habe es schon bei früheren Gelegenheiten gesagt und geschrieben: Was bislang als Naturwissenschaft gilt, beschränkt sich hauptsächlich auf die Interpretation nichtlebender und lebender Prozesse, die in der Annahme untersucht werden, die menschliche Sicht dieser Prozesse sei, wie es heißt, „objektiv“. Wenn die Physik der eigenen menschlichen Rolle - also das tatsächliche geistige Verhalten des Menschen - untersucht werden soll, wird auch dieses gewöhnlich fälschlich nach einer Vorstellung vermeintlicher „physikalischer Objektivität“ definiert. Der eigentlich entscheidende subjektive Aspekt wird bei diesem irrigen, aber verbreiteten Ansatz praktisch a priori von jeder Überlegung ausgeschlossen, statt dessen wendet man nur die falsch verstandene objektive Physik nichtlebender und lebender Prozesse an.
Männer und Frauen haben sich vielleicht für ein bestimmtes Handeln entschieden, aber welche höhere Kraft über bloße Sinneswahrnehmung hinaus hat ihre Entscheidung bestimmt?
Zur Zeit ist der wichtigste Hintergrund aller Entscheidungen, daß sich die Welt im Endstadium einer allgemeinen Zusammenbruchskrise aller bestehenden Gesellschaften befindet. Ohne eine ausreichend radikale Abkehr von dem Denken hinter den Entscheidungen, das für das jüngste Verhalten der Regierungen besonders in der Wirtschaftspolitik verantwortlich ist, droht der Menschheit Unheil, das alles übersteigt, was sie in der Vergangenheit erfahren hat.
Es gab schon früher enorme massenmörderische Krisen ähnlich die, die aus der Fortsetzung der augenblicklichen politischen Trends des Vereinigten Königreichs und der Regierung Barack folgen würde, wovon jeweils Teile der Menschheit in verschiedenen Erdteilen heimgesucht wurden. Aber die gegenwärtige Krise ist der erste bekannte Fall, wo die gesamte menschliche Gattung einer solchen Bedrohung ausgesetzt ist. Schuld an dieser weltweiten Bedrohung ist die bösartige Politik der heutigen Londoner Imperialisten, die von den politisch einflußreichsten Einrichtungen Stellen beschlossen und auf dem gesamten Planeten rücksichtslos betrieben wird.
Für einen vernünftigen und gut informierten Menschen sollte an dieser heraufziehenden Gefahr jedoch nichts geheimnisvolles sein. Das Verderben, das jetzt über der Erde schwebt, ist kein unausweichliches Schicksal, sondern ein bewußt angestrebtes Resultat relativ weniger Monetaristen, die derzeit in den politisch-ökonomischen Systemen der mächtigen Nationen dieser Erde bzw. den monetaristisch-imperialen Kabalen innerhalb dieser Nationen das Sagen haben.
Die Torheit in der Moral und im praktischen Verhalten, die überall auf dem Globus unter Menschen aller Gesellschaftsschichten weit verbreitet erscheint, beruht im wesentlichen auf einem falschen Menschenbild. Die bedeutendsten Aspekte dieser Selbstzerstörung in den Vereinigten Saaten und in praktisch allen anderen führenden Nationen der Welt sind von ihren Ursachen her im wesentlichen psychologisch, damit aber keineswegs weniger real in ihren Folgen.
Die wichtigsten Grundannahmen hinter der Psychologie des Bösen in der heutigen Wirtschaftspolitik und verwandten Bereichen wurzeln in den empiristischen Methoden des anglo-holländischen Liberalismus. Man kann auch vom satanischen Kult des „schnöden Mammons“ oder euphemistisch „Monetarismus“ sprechen oder schlicht vom „philosophischen Liberalismus“, der vom Ockhamschen Irrationalismus des Vertreters der „Neuen Fraktion“ Venedigs Paolo Sarpi herstammt. Beispielhaft für dieses liberale Weltreich der sogenannten anglo-holländischen Monetaristen stehen die völlig irrationalen Lehren von Leuten wie John Locke, Adam Smith und Jeremy Bentham.
Die Theorie und Praxis dieses „Liberalismus“ muß als potentiell massenmörderische, pandemische Geisteskrankheit des jetzigen Weltwährungssystems betrachtet werden - als ein Erreger, der die öffentliche Meinung befällt, und eine Verblendung, die allen möglichen anderen Krankheiten der Menschheit Vorschub leistet.
Die physisch wirksamen, dynamischen14 Prozesse, die das Massenverhalten menschlicher Individuen bestimmen, sind entscheidend dafür, das wie und warum der heraufziehenden wirtschaftlichen und demographischen Zusammenbruchskrise des Planeten zu verstehen. Um das meist „lemmingartige“ Verhalten der heutigen Staatsführungen zu überwinden, müssen wir untersuchen, welche potentiell fatalen Meinungsfaktoren schuld daran waren, daß dieser Wahnsinn überhaupt auf die Menschheit losgelassen werden konnte - so wie es nach der Amtseinführung des Churchill-Verehrers Harry S Truman als US-Präsident am 13. April 1945 der Fall gewesen ist. Wir müssen der Sache ganz auf den Grund gehen, womit wir einen entscheidenden Punkt aus meiner Schrift Wirtschaftwissenschaft kurzgefaßt wieder aufgreifen.
Da die Generationen, die sich damals zum Kampf gegen Hitler erhoben, langsam aussterben, fehlt der Menschheit heute allgemein das Wissen und die Erinnerung bestimmter Prinzipien, die den menschlichen Geist irreführen. Deshalb toleriert man heute den Schwindel, in den das Britische Empire die USA mit Hilfe ihrer Marionette, des heutigen US-Präsidenten, einer Karikatur des narzißtischen römischen Kaisers Nero, hineingezogen hat.
Wir müssen insbesondere den wirklich schöpferischen und physisch wirksamen Prozessen, die gesundem menschlichem Denken entsprechen, unsere Aufmerksamkeit schenken. Die praktisch verrückte monetaristische und verwandte Politik, die jetzt die Bedingungen für die sich beschleunigende realwirtschaftliche Zusammenbruchskrise der Welt geschaffen hat, war nur deshalb möglich, weil das Prinzip menschlicher Kreativität im Zusammenhang mit den Errungenschaften der klassischen Kunst und Naturwissenschaft, auf denen der gesamte menschliche Fortschritt beruht, nicht verstanden wird.
Es ist Zeit, daß unsere Regierungsinstitutionen den gesunden Funktionen wie den Krankheiten des Geistes der Bevölkerung weit mehr Aufmerksamkeit schenken.
Im ersten, gewöhnlichen Fall begrenzt der einzelne seine persönliche Identität auf den groben, naiven Bereich seiner Sinneserfahrung. Im anderen Fall - der sich durchsetzen muß, wenn die Zivilisation diese Krise überleben soll - findet beispielsweise der schöpferische Wissenschaftler oder der fähige, wirklich kreative klassische Künstler seine persönliche Identität, indem er die Sinneswahrnehmungen als bloße Schatten der Wirklichkeit betrachtet; so erkennt nur das wirkliche (oder potentielle) wissenschaftliche oder künstlerische Genie das reale Universum.
Johannes Keplers ureigene Entdeckung des Prinzips universeller Gravitation, worüber er in seiner Weltharmonik berichtet, ist ein Beispiel für den Erfolg dieser von mir angeführten zweiten, höheren Eigenidentität.15
Johannes Keplers ureigene Entdeckung des Prinzips universeller Gravitation ist in vielerlei Hinsicht für die gesamte kompetente neuzeitliche Wissenschaft von einzigartiger Bedeutung, doch ein Aspekt der Methode, die er bei dieser Entdeckung verwendete, ist an dieser Stelle meines Aufsatzes von besonderem Interesse. Dieses besondere Interesse gilt dem Begriff „universelles physikalisches Prinzip“. Ein solches Prinzip läßt sich zwar durch einen mathematischen Ausdruck umreißen - so wie Kepler die mathematische Formel definierte, mit der man einen meßbaren Gravitationseffekt beschreiben kann -, kompetent ableiten läßt es sich aber nur auf andere Weise. Die physikalische Raumzeit unseres Sonnensystems (und darüber hinaus) wird offenbar vom universellen Gravitationsprinzip auf eine bestimmte Weise begrenzt. Diese das Sonnensystem begrenzende Krümmung der physikalischen Raumzeit definiert unser Universum als endlich und aus diesem Grund auf keinen Fall als „euklidisch“ in irgendeinem Sinn.
Keplers Entdeckung dieser mathematischen Beziehungen - die die Kreise um den einfältigen Sir Isaac Newton in offenem Betrug als ihre Entdeckung beanspruchten - mag bei manchen den Anschein erwecken, die Gravitation sei die Quelle der entsprechenden physikalischen Kraft. Tatsächlich ist der mathematische Ausdruck nur der Schatten des eigentlichen Prinzips, nicht dessen Wirksubstanz. In diesem Sinn hat auch Einstein in seiner berühmten Formulierung das besondere und eigenständige von Keplers Entdeckung gewürdigt.
Wie Einstein betonte, zeichnet sich die gesamte kompetente Naturwissenschaft seit Kepler durch eine bestimmte ironische Qualität aus, wie sie in Keplers Entdeckung des Gravitationsprinzips zum Ausdruck kommt. Die Wissenschaft der Neuzeit ist nur da kompetent, wo sie, wie Einstein, die entscheidende Bedeutung von Keplers Entdeckung in der Nachfolge des Nikolaus von Kues für die gesamte nachfolgende Naturwissenschaft berücksichtigt. Allerdings ist es, auch wenn dieser Bezug zu Kepler allgemein der Ausgangspunkt für kompetente moderne Wissenschaft sein muß, ebenfalls eine Tatsache, daß es in der physikalischen Raumzeit weitere Komplexitäten verwandter Qualität gibt, wie Carl F. Gauß durch seine Entdeckung der Umlaufbahn des Asteroiden Ceres gezeigt hat. Mit Gauß’ Erkenntnissen rückten diese Komplexitäten klarer in den Blickwinkel; daraus entwickelte sich der Tensor als Instrument der physikalischen Mathematik, wobei der Tensor nicht als rein mathematisches, sondern als physikalisch-experimentelles Werkzeug zu verstehen ist.16
Ich erläutere das allgemeine Prinzip, um das es hier geht.
Keplers ureigene Entdeckung des universellen Naturprinzips der im gesamten Sonnensystem wirksamen Gravitation ist noch heute die klassische Demonstration der geeigneten Methode, die Existenz eines wahren universellen physikalischen Prinzips nachzuweisen. Das ist der Grund, warum Albert Einstein bis zu seinem Lebensende Keplers Methode soviel Bedeutung in jeder zeitgenössischen kompetenten Naturwissenschaft zumaß. Meine Mitarbeiter und ich kommen immer wieder auf dieses „Kepler-Paradigma“ zurück. Für mich lag das Motiv dabei am häufigsten darin, den Unterschied zwischen der irreführenden Definition eines Prinzipienbeweises nach der britisch-empiristischen Methode - dem auf Ockhams Irrationalismus beruhenden Empirismus von Paolo Sarpi - und der richtigen Definition nach der entgegengesetzten, kompetenten naturwissenschaftlichen Methode deutlich zu machen. Diese kompetente Methode läßt sich am besten an Keplers Entdeckung der Gravitation und am Vermächtnis des Leibnizschen Wirkkonzepts des „Infinitesimalen“ aufzeigen, das gegenwärtig am besten an dem Riemannschen Erbe von Albert Einstein und W.I. Wernadskij zum Ausdruck kommt.
Eine typische Frage, die in dem Zusammenhang auftaucht, lautet somit: Was ist die physikalische Bedeutung des Leibnizschen Infinitesimals? Ist dieses „Infinitesimal“ nur ein Phantom? Oder ist es nicht vielmehr der zentrale Beweis für einen fatalen Fehler in der weithin gelehrten britischen Version der wissenschaftlichen Methode der Positivisten, deren Einfluß besonders auf Ernst Mach, Bertrand Russell und spätere Wissenschaftsverdreher in ihren Fußstapfen seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zurückgeht? Diese Frage ist entscheidend, um die wahre Natur wirklich gesunden menschlichen Denkens zu verstehen.
Anmerkungen
12. Die eigentliche Entdeckung eines wahren universellen Prinzips ist zwar die Leistung eines einzelnen Menschen, doch es wäre ein schwerer methodischer Fehler, deshalb davon auszugehen, daß die Entstehung und Nachwirkung dieser Entdeckung eine isolierbare individuelle Handlung sei. Das Prinzip der Dynamik (bzw. des Konzepts der dynamis aus der Antike) muß hierbei in Rechnung gestellt werden. Die Wissensentstehung um wahre Prinzipien ist ein ständiger Entwicklungsprozeß von Ideen aus vielen verschiedenen Beiträgen. Die Geschichte ist keine Abfolge von Ereignissen, sondern ein Prozeß der geistigen Selbstentwicklung von Personen und Generationen, der das geistige Leben aufeinanderfolgender Generationen verändert.
13. Locke starb bereits 1704, aber sein Einfluß durchzieht die britische imperiale Lehre innerhalb der USA bis auf den heutigen Tag.
14. Dynamik wird hier im Sinne von Gottfried Wilhelm Leibniz und von Percy Bysshe Shelleys Werk Verteidigung der Poesie von 1819 benutzt.
15. (An dieser Stelle erläutert der Verfasser, warum er Keplers lateinischen Werktitel Harmonice Mundi mit engl. The Harmonies of the Worlds übersetzt.)
16. Sky Shields Darstellung der auf dem Tensor-Konzept basierenden Methode, die Gauß bei seiner Entdeckung mehrerer Asteroidenbahnen verwendete, dient in meinem gesamten Aufsatz als vergleichender Bezugspunkt.