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Von Elodie Viennot
Elodie Viennot von der LaRouche-Jugendbewegung hielt bei der Essener Schiller-Feier den folgenden Vortrag.
Aufgelöst haben sich die Illusionen der Leute, die Helga Zepp-LaRouche und ihrem Mann Schwarzmalerei vorgeworfen haben. Das Finstere Zeitalter, vor dem die beiden gewarnt haben, zeigt eine weitere Seite seines häßlichen Gesichts: die Menschheit ist durch eine radikale Pandemie gefährdet. Der Grippe-Experte der Weltgesundheitsorganisation hat eine düstere Prognose gestellt: die Schweinegrippe, die alle Kontinente gefährdet, könnte ein Drittel der Menschheit infizieren. Wie Viele daran sterben werden, wagt er nicht zu sagen. Neben dem Notausbau der Infrastruktur für die notwendigen Sanitäreinrichtungen auf der ganzen Welt liegt die Hoffnung der Menschheit angesichts einer so irreversiblen Katastrophe in der Massenproduktion eines neuen Impfstoffs.
Die gesamten Industrie- und Chemiekapazitäten der Welt werden notwendig sein, um diese Herausforderung anzupacken. An vorderster Stelle und sofort sollte das industrielle und chemische Potential Deutschlands und insbesondere des Ruhrgebiets mobilisiert werden.
Und dennoch, wie oft kommt es vor, daß wir Bürger auffordern, sich dem Kampf anzuschließen für das Land, um eine Mission zu erfüllen - und wie oft hören wir das Gejammer: „Wir können nichts ändern!” oder: „Warum kämpfen? Es bringt ja sowieso nix!” „Es gibt ja doch keine Garantie, daß es was bringt.”
Louis Pasteur, der Mann, dem wir die Entdeckung des Impfstoffes zu verdanken haben, hatte selbst auch mit Leuten zu tun, für die alles sicher und klar sein mußte, bevor sie etwas machten, oder bevor sie sich auch nur erlaubten, darüber nachzudenken. Hier sei zitiert, was er ihnen sagte:
„ ...Eine dieser Ideen von oberflächlicher und verdächtiger Offensichtlichkeit provozierte den mit einem hervorragenden Geist begabten Psychologen zu der Aussage:
,Schon vor einer ganzen Weile kam ich zu dem Schluß, daß, falls jemand ausschließlich klare Ideen hätte, dieser definitiv ein Tor wäre. Die wertvollsten Konzepte, die der menschliche Geist in sich trägt, finden sich im hinteren Bühnenraum, im Dämmerlichte - und um diese verworrenen Ideen, deren Verbindungen wir nicht fassen können, wirbeln die klaren Ideen - sie breiten sich aus, entwickeln sich und steigen empor. Wäre diese Verbindung abgeschnitten, so verlören die exakten Wissenschaften selbst ihre Großartigkeit, die in geheimer Verbundenheit mit anderen unendlichen Wahrheiten, welche wir erahnen, gründet.’
Die Griechen hatten diese geheimnisvolle Macht, dieses Unsichtbare der Dinge verstanden. Sie sind es, die uns einen der schönsten Ausdrücke unserer Sprache überliefert haben - das Wort Enthusiasmus, Begeisterung: Ein Gott in uns.
Die Größe menschlicher Handlungen bemißt sich an der Inspiration, die sie zum Leben erweckt. Glücklich derjenige, der in sich selbst einen Gott trägt, ein Ideal des Schönen, und diesem folgt: dem Ideal der Kunst und der Wissenschaft, dem Ideal des Vaterlands, dem Ideal der Tugenden des Evangeliums! Das sind die lebendigen Quellen großer Gedanken und großer Handlungen.“
Friedrich Schiller überreicht die höchste Auszeichnung in der Schönheit denjenigen Geistern, die, wie Pasteur, diesen Idealen folgen und das tun, was richtig ist, ohne das Gefühl von trauriger Resignation, die dabei entsteht, wenn man nur „seine Pflicht erfüllen muß”, sondern aus freien Willen heraus, weil es ihr innigster Wunsch ist. Als Schiller darüber mit seinem Freund Körner diskutierte, erzählte er eine alte Geschichte neu:
„»Ein Mensch ist unter die Räuber gefallen, die ihn nackend ausgezogen und bei strenger Kälte auf die Straße geworfen haben.
Ein Reisender kommt an ihm vorbei, dem klagt er seinen Zustand und fleht ihn um Hülfe an. ,Ich leide mit dir', ruft dieser gerührt aus, 'und gerne will ich dir geben, was ich habe. Nur fordere keine andern Dienste, denn dein Anblick greift mich an. Dort kommen Menschen, gib ihnen diese Geldbörse, und sie werden dir Hülfe schaffen.' -,Gut gemeint', sagte der Verwundete, ,aber man muß auch das Leiden sehen können, wenn die Menschenpflicht es fordert. Der Griff in deinen Beutel ist nicht halb soviel wert als eine kleine Gewalt über deine weichlichen Sinne.’ «
Was war diese Handlung? Weder nützlich, noch moralisch, noch großmütig, noch schön. Sie war bloß passioniert, gutherzig aus Affekt.
»Ein zweiter Reisender erscheint, der Verwundete erneuert seine Bitte. Diesem zweiten ist sein Geld lieb, und doch möchte er gern seine Menschenpflicht erfüllen. ,Ich versäume den Gewinn eines Guldens', sagte er, ,wenn ich die Zeit mit dir verliere. Willst du mir soviel, als ich versäume, von deinem Gelde geben, so lade ich dich auf meine Schultern und bringe dich in einem Kloster unter, das nur eine Stunde von hier entfernt liegt.' -,'Eine kluge Auskunft', versetzt der andre. ,Aber man muß bekennen, daß deine Dienstfertigkeit dir nicht hoch zu stehen kommt. Ich sehe dort einen Reuter kommen, der mir die Hülfe umsonst leisten wird, die dir nur um einen Gulden feil ist.'«
Was war nun diese Handlung: Weder gutherzig, noch pflichtmäßig, noch großmütig, noch schön. Sie war bloß nützlich.
»Der dritte Reisende steht bei dem Verwundeten still und läßt sich die Erzählung seines Unglücks wiederholen. Nachdenkend und mit sich selbst kämpfend steht er da, nachdem der andre ausgeredet hat. ,Es wird mir schwer werden', sagt er endlich, ,mich von dem Mantel zu trennen, der meinem kranken Körper der einzige Schutz ist, und dir mein Pferd zu überlassen, da meine Kräfte erschöpft sind. Aber die Pflicht gebietet mir, dir zu dienen. Besteige also mein Pferd und hülle dich in meinen Mantel, so will ich dich hinführen, wo dir geholfen werden kann.' - ,Dank dir, braver Mann, für deine redliche Meinung', erwidert jener, ,aber du sollst, da du selbst bedürftig bist, um meinetwillen kein Ungemach leiden. Dort sehe ich zwei starke Männer kommen, die mir den Dienst werden leisten können, der dir sauer wird.'«
Diese Handlung war rein (aber auch nicht mehr als) moralisch, weil sie gegen das Interesse der Sinne, aus Achtung fürs Gesetz unternommen wurde.
»Jetzt nähern sich die zwei Männer dem Verwundeten und fangen an, ihn um sein Unglück zu befragen. Kaum eröffnet er den Mund, so rufen beide mit Erstaunen: ,Er ists! Es ist der nämliche, den wir suchen.' Jener erkennt sie und erschrickt. Es entdeckt sich, daß beide ihren abgesagten Feind und den Urheber ihres Unglücks in ihm erkennen und dem sie nachgereist sind, um eine blutige Rache an ihm zu nehmen. ,Befriedigt jetzt euren Haß und eure Rache', fängt jener an, ,der Tod und nicht Hülfe ist es, was ich von euch erwarten kann.' -,Nein', erwidert einer von ihnen, 'damit du siehst, wer wir sind und wer du bist, so nimm diese Kleider und bedecke dich. Wir wollen dich zwischen uns in die Mitte nehmen und dich hinbringen, wo dir geholfen werden kann.' - ,Großmütiger Feind', ruft der Verwundete voll Rührung, 'du beschämst mich, du entwaffnest meinen Haß. Komm jetzt, umarme mich und mache deine Wohltat vollkommen durch eine herzliche Vergebung.' - ,Mäßige dich, Freund', erwidert der andere frostig. ,Nicht weil ich dir verzeihe, will ich dir helfen, sondern weil du elend bist.' -,So nimm auch deine Kleidung zurück', ruft der Unglückliche, indem er sie von sich wirft. ,Werde aus mir, was da will. Eher will ich elendiglich umkommen, als einem stolzen Feind meine Rettung verdanken.'
Indem er aufsteht und den Versuch macht, sich wegzubegeben, nähert sich ein fünfter Wanderer, der eine schwere Last auf dem Rücken trägt. ,Ich bin so oft getäuscht worden', denkt der Verwundete, 'und der sieht mir nicht aus wie einer, der mir helfen wollte. Ich will ihn vorübergehen lassen.' - Sobald der Wandrer ihn ansichtig wird, legt er seine Bürde nieder. ,Ich sehe', fängt er aus eignem Antrieb an, 'daß du verwundet bist und deine Kräfte dich verlassen. Das nächste Dorf ist noch ferne, und du wirst dich verbluten, ehe du davor anlangst. Steige auf meinen Rücken, so will ich mich frisch aufmachen und dich hinbringen.' - ,Aber was wird aus deinem Bündel werden, das du hier auf freier Landstraße zurücklassen mußt?' - ,Das weiß ich nicht, und das bekümmert mich nicht', sagt der Lastträger. ,Ich weiß aber, daß du Hülfe brauchst und daß ich schuldig bin, sie dir zu geben.'«
Nun haben: 1. Alle fünf helfen wollen. 2. Die meisten haben ein zweckmäßiges Mittel dazu erwählt. 3. Mehrere wollten es sich etwas kosten lassen. 4. Einige haben eine große Selbstüberwindung dabei bewiesen. Einer darunter hat aus dem reinsten moralischen Antrieb gehandelt. Aber nur der fünfte hat unaufgefordert und ohne mit sich zu Rat zu gehen geholfen, obgleich es auf seine Kosten ging. Nur der fünfte hat sich selbst ganz dabei vergessen und ,seine Pflicht mit einer Leichtigkeit erfüllt, als wenn bloß der Instinkt aus ihm gehandelt hätte’.
Aus diesem Grunde ist das Maximum der Charaktervollkommenheit eines Menschen moralische Schönheit, denn sie tritt nur alsdann ein, wenn ihm die Pflicht zur Natur geworden ist.“
Der fünfte Reisende ist nicht zwischen Pflicht auf der einen Seite und Leidenschaft auf der anderen Seite hin und hergerissen; was er in Freiheit will und was die Notwendigkeit von ihm verlangt, ist nicht verschieden voneinander. Er ist das, was Schiller eine Schöne Seele nennt. Nun, wieviele Leute können Sie als Schöne Seele bezeichnen? Und Sie selbst? Und trotzdem ist es klar, daß es, wenn wir, und viele mehr, keine Schönen Seelen werden, niemanden geben wird, der unsere Gesellschaft verteidigt, der eine echte Zukunft für die Menschheit verteidigen wird! Wenn es nicht die Schönen Seelen sind, die den Ausgang dieser Krise entscheiden, wer wird es wohl sein?
Aber Nein! Statt dessen sind zu viele Menschen mit dem Rechnen beschäftigt… der Berechnung von Kosten und Gewinn. Was springt für mich heraus, wenn ich die BüSo unterstütze? Und was würde ich dabei verlieren? Ist es das wirklich wert?
Und dort, ähnlich anderen Reisenden, laufen viele auf ihrem Weg schnurstracks an der Herausforderung mit blindem Gehorsam vorbei und vermeiden es, darüber nachzudenken.
Nun, bei so wenigen Schönen Seelen die Sie kennen, mögen Sie denken, daß unser Schicksal bereits besiegelt ist. Doch Friedrich Schiller hat sein ganzes Leben für diesen Moment gekämpft, um in solch einer großen Krise die Tore für ein Goldenes Zeitalter zu öffnen. Martin Luther King hat einst gesagt, daß wir nur in der Nacht die Sterne sehen können. Nun ja, heute, da wir dem schlimmsten Abgrund gegenüberstehen, muß sich die Menschheit zusammenraufen und das werden, was sie schon immer sein sollte. In seiner Jugend, hatte Schiller schon ein klares Bild, der menschlichen Fügung:
„Soviel wird, denke ich, einmal fest genug erwiesen sein, daß das Universum das Werk eines unendlichen Verstandes sei und entworfen nach einem trefflichen Plane.
So wie es durch den allmächtigen Einfluß der göttlichen Kraft aus dem Entwurfe zur Wirklichkeit hinrann, und alle Kräfte wirken, und in einander wirken, gleich Saiten eines Instruments tausendstimmig zusammenlautend in einer Melodie: so soll der Geist des Menschen, mit Kräften der Gottheit geadelt, aus den einzelnen Wirkungen Ursache und Absicht, aus dem Zusammenhang der Ursachen und Absichten all den großen Plan des Ganzen entdecken, aus dem Plane den Schöpfer erkennen, ihn lieben, ihn verherrlichen oder kürzer, erhabner klingend in unseren Ohren: der Mensch ist da daß er nachringe der Größe seines Schöpfers, mit eben dem Blick umfasse die Welt, wie der Schöpfer sie umfaßt - Gottgleichheit ist die Bestimmung des Menschen.”
Was wir gewöhnlich sehen, entspricht eher der Ähnlichkeit des Teuflischen!
So war es auch bei Schiller, als die Guillotine Tag und Nacht in den Straßen von Paris erklang, Als Europa Opfer scheußlicher Kriege wurde, schrieb Schiller, daß
„... man, um jenes politische Problem in der Erfahrung zu lösen, durch das ästhetische den Weg nehmen muß, weil es die Schönheit ist, durch welche man zu der Freiheit wandert...
Wenn also auf das sittliche Betragen des Menschen wie auf natürliche Erfolge gerechnet werden soll, so muß es Natur sein, und er muß schon durch seine Triebe zu einem solchen Verfahren geführt werden, als nur immer ein sittlicher Charakter zur Folge haben kann...
so kann dies nur dadurch bewerkstelligt werden,... daß also seine Triebe mit seiner Vernunft übereinstimmend genug sind (, um zu einer universellen Gesetzgebung zu taugen)...
Nicht genug also, daß alle Aufklärung des Verstandes nur insoferne Achtung verdient, als sie auf den Charakter zurückfließt; sie geht auch gewissermaßen von dem Charakter aus, weil der Weg zu dem Kopf durch das Herz muß geöffnet werden. Ausbildung des Empfindungsvermögens ist also das dringendere Bedürfnis der Zeit, nicht bloß weil sie ein Mittel wird, die verbesserte Einsicht für das Leben wirksam zu machen, sondern selbst darum, weil sie zu Verbesserung der Einsicht erweckt...
Alle Verbesserung im Politischen soll von Veredlung des Charakters ausgehen - aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln? Man müßte also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt, und Quellen dazu eröffnen, die sich bei aller politischen Verderbnis rein und lauter erhalten.“
Wie er bereits früher sagte:
„... [es ist] die Dichtkunst beinahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bunde beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt...
Ehe noch die Wahrheit ihr siegendes Licht in die Tiefen der Herzen sendet, fängt die Dichtungskraft ihre Strahlen auf, und die Gipfel der Menschheit werden glänzen, wenn noch feuchte Nacht in den Tälern liegt.“
Schiller sagt uns, daß wir, wenn wir die Welt zu dem machen wollen, was sie sein sollte, uns selbst und viele andere in der Kunst, besonders in der Dichtkunst ausbilden müssen. Daß wir eine Fähigkeit entwickeln können für etwas, was Schiller bezeichnet als, „der schönste, edelste Trieb in der menschlichen Seele, die große Kette der empfindenden Natur, nichts anders als die Verwechslung meiner Selbst mit dem Wesen des Nebenmenschen,” das heißt, „die allgemeine Liebe.” Und nur dann würden wir die Menschen werden, die die Welt „so wie sie sein sollte” bevölkern, um das endlich möglich zu machen.
Sie mögen skeptisch sein und sagen, daß immer noch so viele darauf beharren, störrisch geizige „Buchhalter“ zu sein, na ja, sie mögen nicht länger so bleiben wollen, wenn sie sehen, wohin diese Einstellung führt: während der wirtschaftliche Zusammenbruch voranschreitet, ist die furchtbare Kostenbesessenheit zurückgekommen und geht über in den Gesundheitssektor, wo menschliche Leben reduziert werden auf den Preis ihrer Behandlung, die Kranken und Alten zu „nutzlosen Essern“ werden, die man loswerden will, denn sie kosten zu viel. Tatsächlich, während diese Budget-Besessenen über das Bett des kranken Menschen schauen, sagen sie „wir können nichts machen,“ „warum es versuchen? Es bringt ja sowieso nix,“ und ziehen den Stecker raus.
Also laßt uns nicht geizig sein und den Stecker für die Menschheit rausziehen, sondern laßt uns statt dessen massenhaft Schillers Impfstoff produzieren!