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Neue Solidarität
Nr. 25, 17. Juni 2009

Das wirkliche „neue Bretton Woods“:
Ein dollargestützter globaler Wirtschaftsaufschwung

Von Lyndon LaRouche
- Zweiter Teil -

Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 1. Mai 2009.

I. Kreditsystem contra monetaristisches System

Nehmen wir den Fall einer von offenbar qualifizierten Leuten geleiteten Firma oder Volkswirtschaft wie unter den Regierungen in den USA oder Europa heute, die aber trotzdem beständig weiter absinkt. Die erste Hypothese des fachmännischen Beraters wird dann sein, daß die Ursache des drohenden Konkurses, weswegen man ihn von außen hinzugezogen hat, in eingefahrenen „Managementmethoden“ oder Unternehmenszielen liegt, an die sich die Firmenleitung klammert, weil sie axiomatisch davon ausgeht, daß diese nicht die Ursache des Problems sein können. Man wird häufig feststellen, daß der Fachmann von außen, der sich auf diese Weise in „heiliges Land“ vorwagt, mehr oder weniger von Anfang an dieser richtigen Untersuchungshypothese folgt.

Um eine kompetente Darstellung von Lösungsvorschlägen, die mit meinen Erfahrungen als höchst erfolgreicher Wirtschaftsprognostiker übereinstimmen, in den angemessenen Rahmen zu stellen, können einige autobiographische Bezüge als Ausgangspunkt dienen, wobei man immer von der Arbeitshypothese ausgehen sollte, daß die Ursache für das Verhängnis von Imperien, Nationen oder anderen großen Unternehmungen immer in systemisch falschen Strategien oder Wahrnehmungen gelegen hat, an die diese sich klammern, als seien es die bestgehüteten Geheimnisse ihrer Tradition, oder die sie einfach nur irrigerweise für den garantierten Weg zum Erfolg halten.

Bei solchen Fragen sollte man vorsichtshalber immer davon ausgehen, daß die öffentliche Meinung, auch wenn sie amtlich ist, gewöhnlich falsch ist. Meine erste allgemeine Wirtschaftsprognose für die US-Wirtschaft erstellte ich im Sommer 1956, als ich zutreffend voraussagte, daß die USA wahrscheinlich bis etwa Februar-März 1957 in eine schwere Rezession stürzen würden; niemand sonst in den Unternehmer- und Wirtschaftskreisen, mit denen ich damals zu tun hatte, sah das voraus. Als Ursache der Probleme erkannte ich in dieser zutreffenden Vorhersage einerseits die Grundsätze des wichtigsten Wirtschaftsberaters der Regierung Eisenhower, Arthur Burns, und andererseits den massiv steigenden Einfluß der leichtgläubigen Anhänger wirtschaftlicher Taktiken im Zusammenhang mit dem radikal positivistischen Denken, für das die unglaublich inkompetente „Spieltheorie“ von Morgenstern und von Neumann typisch war.11

Wenn eine Unternehmensleitung oder Regierung voller Überzeugung erklärt: „Das ist unsere Tradition...“, ist das oft gleichbedeutend damit, einen Abschiedsbrief als wirtschaftlicher Selbstmörder zu unterzeichnen. Wenn dem nicht so wäre, würden sie sich nicht so hartnäckig an Prinzipien klammern, die sie selbst für probat halten, in Wirklichkeit aber gescheitert sind.12 Wenn man sich diesen Aspekt der Sache einmal klargemacht hat, folgt der Rest für den Lernenden von heute zwar nicht ganz ohne Schwierigkeiten, aber die Anstrengungen laufen dann doch viel mehr in eine angemessene Richtung.

Nichts ist für den inzwischen fünf Jahrzehnte anhaltenden Niedergang und nun akut drohenden Zerfall der Volkswirtschaften Europas und der USA politisch mehr verantwortlich als die Überzeugung, der Fortschritt Amerikas beruhe auf dem Glauben an den anti-Hamiltonischen und anti-Rooseveltschen „Freihandel“ - den Kult, dem sowohl Adam Smith als auch sein erklärter Anhänger Karl Marx anhingen.

Um zu verstehen, warum meine Entdeckungen und Methoden mich zu meinen inzwischen jahrzehntelangen außergewöhnlichen Erfolgen bei der langfristigen Wirtschaftsprognose führten, sollte man sich nicht so sehr mit dem oft hochtrabenden äußeren Auftreten meiner Konkurrenten beschäftigen, sondern mit der oft harten Wahrheit, daß sie entweder völlig unfähig sind oder in anderen Fällen einfach nicht erfolgreich arbeiten können. Die notwendige Herangehensweise beginnt oft damit, sich mit einigen recht elementaren historischen Wahrheiten zu befassen. Ich folge dieser historischen Methode im Laufe dieses und der folgenden Kapitel dieser Schrift.

Es bedeutet eine große emotionale Herausforderung, zu versuchen, die festgestellten Ursachen eines Mangels bei entsprechenden Fachleuten und anderen zu verstehen und zu korrigieren. In solchen Fällen besteht die Belastung oft darin, daß man manchmal sogar sehr bekannte Ökonomen oder andere Fachleute zwingen muß, weitverbreitete und tief verwurzelte, aber falsche Überzeugungen aufzugeben - was besonders bei Uneinsichtigen mit großem Einfluß und umfangreichem Fachwissen oder einfach nur mit großer politischer Macht zutrifft.

Wenn man die Streitigkeiten der letzten Zeit unter den Prognostikern betrachtet, ist es eine recht simple Tatsache, daß meine Errungenschaften als Vertreter des „Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie“, wie es Alexander Hamilton einst taufte, die Grundlage meiner ziemlich außergewöhnlichen Erfolge bei der sogenannten „Langzeitprognose“ geworden sind - während die gängigeren europäischen oder amerikanischen Varianten der Wirtschaftsprognose niemals wirklich über längere Zeit Erfolg hatten. Sie hatten bestenfalls die Beständigkeit von „Daumenschätzungen“, die vielleicht für kurze Zeit richtig erscheinen oder sogar triumphieren mögen, sich aber über mehr als bloß kurze, lokale Zeitspannen hinaus als katastrophal erweisen. Dagegen hat sich wiederholt erwiesen, daß meine Autorität auf längere Sicht immer wieder erfolgreich war und bisher eine Ausnahmeerscheinung ist, wenn man die bekannte Geschichte dieses Fachgebietes betrachtet.

Somit besteht meine Aufgabe in dieser Schrift im Kern darin, einige der wichtigsten und leichter faßlichen praktischen Fragen hinsichtlich richtiger und falscher Prognosestellungen deutlich zu machen.

So gab es in der Zeit seit Präsident Franklin Roosevelts Tod einige Perioden, wo gerade eine Wirtschaftspolitik, die Leichtgläubigen besonders erfolgreich erschien, die Ursache der nächsten schweren Wirtschaftskrise war. Ihr trauriger Fehler muß darin gesehen werden, daß jene, die sich zeitweise bis zur Euphorie mitreißen ließen, felsenfest davon überzeugt waren, daß die „Erbse“ des Nußschalenspiels genau unter dem Hütchen verborgen sein müßte, auf das sie zeigten. Das Hütchen war wohl da, wie sie zur Untermauerung ihrer Behauptung betonten, doch was sich unter diesem Hütchen befand oder nicht befand, das war eine ganz andere Frage. So verwandelte sich die momentane Begeisterung des leichtgläubigen Opfers in tiefe Trauer, als sie ärmer, nur leider meistens nicht klüger nach Hause gingen. Die Methode des ständigen Ausposaunens von ökonomischen „guten Nachrichten“ war entsprechend fast immer ein Trickbetrug, bei dem sicher war, daß der Gewohnheitsspieler vom letzten Mal, auch wenn sich er vorübergehend die Finger verbrannt hatte, bei der nächsten Gelegenheit wieder voller Vertrauen einen Einsatz wagen würde. Das Resultat war aber wieder das gleiche wie beim vorigen politischen Kandidaten oder beim falschen politischen Rezept, auf das er früher schon hereingefallen war!13

Daher sagen wir den weniger Leichtgläubigen und Klügeren: Ich unterscheide zwar sehr wohl zwischen der relativ begrenzteren Autorität attraktiver Annäherungen und den gegenteiligen, tieferen naturwissenschaftlichen epistemologischen Fragen, aber letztlich sind es immer die tiefergehenden, längerfristigen Dinge, auf die man in der gegenwärtigen Krise zurückgreifen muß, so wie es bei erfolgreichen Vorhersagen für den entscheidenden längeren Zeitraum von zwei oder mehr Generationen in die Zukunft immer sein muß. Nicht die Statistik, sondern die Politik bestimmt die Zukunft.

Nachdem all dies berücksichtigt ist, muß man sagen: Die häufigste Ursache des Scheiterns von Volkswirtschaftlern wie auch von führenden Politikern ist, daß sie das große Prinzip, das den Menschen vom Affen unterscheidet, nicht wirklich verstanden haben.

Noch einmal Percy Shelley

Der folgenreichste Aspekt der Sache ist hier, daß ein mangelndes Verständnis der Rolle schöpferischer Prozesse in der eigenen geistigen Entwicklung bzw. der anderer nicht bedeutet, daß schöpferisches Potential gar nicht existierte und sich nicht auch gelegentlich selbst bei Personen äußert, die sich dessen kaum bewußt sind. Vielmehr läßt sich beobachten - Shelley weist in seiner Verteidigung der Poesie nachdrücklich darauf hin -, daß in außergewöhnlichen Augenblicken wahrhaft schöpferische Impulse in Menschen ohne deren Wissen erfolgreich Früchte tragen können, auch wenn sie selbst gar nicht näher begreifen, wie dieser Erfolg in ihnen zustande kam. Man sollte diesen Absatz bei Shelley auch so verstehen, daß beispielsweise das gewöhnliche Versagen der Ökonomen nicht bedeutet, daß es in unser Gattung allgemein keine menschliche Erkenntniskraft gäbe, sondern nur, daß sie in der Bildung und verwandten Persönlichkeitsentwicklung der entsprechenden Personen und Institutionen heute oft und teilweise radikal unterdrückt wird.

Ein Beispiel.

In früheren Zeiten, vor zwei oder mehr Generationen, als die klassische (im Gegensatz zur empiristischen) Bildung noch ernst genommen wurde, war es für die Förderung des Schöpferischen in Schülern oder bei anderen Menschen entscheidend wichtig, daß der Lehrer bzw. die andere betreffende Person sich darauf konzentrierten, die Symptome eines kreativen Impulses beim Schüler hervorzurufen und zu erkennen. Dieser Augenblick durfte auch nicht vorübergehen, ohne daß die Aufmerksamkeit der Schulklasse bzw. anderen Beteiligten darauf gelenkt wurde, „wo“ und in welcher Weise genau sich dieser schöpferische Impuls im Schüler gerade geäußert hatte.

Das Phänomen der Schöpferkraft, die nicht bei Tieren, sondern nur im Menschen existiert, ist unter allen Erwägungen über die Natur und Resultate realwirtschaftlicher Prozesse die entscheidende. Jede kompetente Beschäftigung mit Volkswirtschaft als Wissenschaft hängt ganz von diesem speziellen Aspekt ab, den beispielsweise die Profession der Buchhalter heutzutage überhaupt nicht kennt. Der Fortbestand einer zivilisierten Menschheit hängt von diesem Prinzip der Kreativität ab.

Die Fakten, die dies beweisen, liegen zwar eigentlich auf der Hand. Für unsere Zwecke hier ist es jedoch wesentlich, daß wir zu einem gemeinsamen Verständnis gelangen, „wie“ und „warum“ die Frage der Kreativität meine bisher ziemlich einzigartigen Erfolge bei der Wirtschaftsprognose möglich gemacht hat. Ohne dieses besondere Augenmerk fehlt der Diskussion über die Bedeutung des Schöpferischen bei der Wirtschaftsprognose der wichtigste praktische Ausdruck zum Nutzen der Gesellschaft - ihre beabsichtigte Funktion, im Gegensatz zum bloß „Zufälligen“.

Meine persönlichen Erfahrungen

Zur Entwicklung meiner eigenen schöpferischen Fähigkeiten, worüber ich schon bei früheren Gelegenheiten berichtet habe, ist folgendes zu sagen.

Soweit ich die Wurzeln meines relativen Erfolges gegenüber mutmaßlich konkurrierenden „Meinungsmachern“ in der Profession der Volkswirtschaftler aus heutiger Sicht beschreiben kann, beginnt dies mit meinem ersten bewußten Erlebnis, wo ich eine „andere Ansicht“ über Kreativität hatte, als dies in der Schul- und Hochschulbildung, mit der ich es als Jugendlicher und junger Erwachsener zu tun hatte, vorgegeben wurde. Ich erlebte dies zum ersten Mal in meiner ersten Unterrichtsstunde in ebener Geometrie, als ich die axiomatischen Apriori-Annahmen des Unterrichtes ablehnte. Diese Ablehnung wurde hauptsächlich dadurch ausgelöst, daß ich vorher die Bauarbeiten an der nahegelegenen US-Marinewerft in Charlestown studiert hatte, wo mir die außergewöhnliche physikalisch wirksame Bedeutung der physikalischen Geometrie für den Entwurf von Tragstrukturen deutlich geworden war. Der Eiffelturm in Paris veranschaulicht, wie wichtig es ist, sich auf physikalische statt auf Euklidische Geometrie zu verlassen. Die axiomatischen (d.h. a priori) Annahmen der Euklidischen Geometrie sind inhärent falsch.

Es ist an dieser Stelle auch relevant, daß meine Ablehnung der Schulgeometrie und einiger verwandter Dinge, auf die ich hauptsächlich im Mathematik- und Physikunterricht in der Schule stieß, bei mir schon von Jugend an einen ständig wachsenden Appetit auf alle in englischer Übersetzung verfügbaren Werke von Leibniz hervorrief. Als älterer Jugendlicher wählte ich Immanuel Kant als entsprechenden Gegenspieler zu Leibniz, um bei den so entstehenden Streitfragen Vergleiche anzustellen, und führte so durch das immer neue Erforschen der leichter zugänglichen Arbeiten der beiden einen inneren Dialog.

Dies führte schließlich - ich würde sagen, unausweichlich, oder vielleicht nach einem „Erbprinzip“, wie es den Samen mit der Pflanze verbindet - zu meiner entscheidenden Einsicht in die Bedeutung von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift aus dem Jahr 1854 - eine Einsicht, die sich  mir etwa hundert Jahre nach Veröffentlichung seiner Arbeit erschloß; das war Anfang 1953, und war für mich wie eine Offenbarung.

Gleichzeitig hatte ich viel mit der Frage von Innovationen bei der Planung des Produktionsprozesses zu tun - in beträchtlichem Maße durch Fragen, die sich im praktischen Umfeld meiner Familie stellten -, wozu sich noch eine Faszination mit klassischer englischer Dichtung gesellte. Diese Kombination scheinbar so unterschiedlicher Einflüsse ließ mich immer mehr Wert auf die Bedeutung wirklich schöpferischer Neuerungen in der Produktion realen Reichtums legen. Mir wurde zunehmend klar, daß es einen Unterschied gab zwischen bloßer handwerklicher Geschicklichkeit und einer ganz besonderen handwerklichen Fähigkeit im Zusammenhang mit der Entdeckung und Umsetzung universeller Prinzipien - etwa Prinzipien der Naturwissenschaft, aber auch der klassischen Komposition in der Tradition J.S. Bachs -, und daß man diesen Unterschied deutlich herausarbeiten mußte.

Insofern denke ich, daß es beinahe unvermeidlich war, daß mich dieser Prozeß zu Bernhard Riemann führen würde, der in seiner Habilitationsschrift eine absolut revolutionäre Veränderung in der Definition der naturwissenschaftlichen Methode vollzog. Aus ähnlichen Gründen wurden mir bei meiner Arbeit als Unternehmensberater die mehr oder weniger gängigen Standardmethoden der Buchführung und die üblichen statistischen Methoden der Wirtschaftsprognose mehr und mehr zuwider.

Wenn ich heute die vielfältigen Erfahrungen meines Lebens mit der alten, immer wiederkehrenden Auseinandersetzung über die Natur und Ziele der Wissenschaftsmethode Revue passieren lasse, muß ich sagen: Zu versuchen, selbst sehr fähige Wissenschaftler in die Lage zu versetzen, eine, wie man es nennen könnte, „unmittelbare Einsicht“ in Kreativität als solche zu gewinnen, ist mit die schwierigste Aufgabe überhaupt. Das gilt sogar für die Mehrheit der führenden Wissenschaftler, die ich kenne, und diese Aufgabe ist heute im allgemeinen sehr viel schwieriger als noch vor zwei Jahrzehnten.14 Die heutigen Wissenschaftler geben schöpferische Versuche viel schneller auf, als ihre Kollegen es vor zwei oder drei Jahrzehnten getan hätten. Nur die tiefere leidenschaftliche Sorge, die durch das beängstigende Ausmaß der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise hervorgerufen wird, könnte heute jene breitere Entschlossenheit auslösen, die den ontologischen Charakter menschlicher Kreativität an sich verdeutlicht.

Das „Basement-Projekt“

Im Rahmen dieses Vorhabens kam vor etwas weniger als einem Jahrzehnt die Zeit, in der ich das „Basement-Projekt“, wie es meine Mitarbeiter nennen, in Gang setzte, nämlich die Einsetzung von Arbeitsgruppen im Keller des Gebäudes, in dem mein Büro lag.15 Getragen wurde das Projekt hauptsächlich von qualifizierten Mitgliedern dieser Arbeitsgruppen selbst, jungen Leuten, die vorwiegend unter den mutmaßlich reiferen und besonders engagierten Köpfen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ausgewählt wurden. Die Forschungsprojekte entsprachen von der Dauer her etwa vier Semestern zusätzlicher Bildung, in denen die jungen Leute gründlich und systematisch die Entdeckungen Johannes Keplers und das Hauptwerk von Gauß durcharbeiteten. Es begann damit, Keplers außergewöhnliche, ureigene Entdeckung des universellen Prinzips der Gravitation nachzuvollziehen, so wie Kepler dies in seiner Weltharmonik beschreibt.

Diese Erfahrung bildete für die Studenten dann die Grundlage für die Beschäftigung mit grundsätzlicheren Fragen im Zusammenhang mit dem Werk Bernhard Riemanns und seiner wichtigsten Nachfolger wie Max Planck, Albert Einstein und Akademiemitglied W.I. Wernadskij.

Das Programm läuft nun im Bereich der Riemannschen Physik weiter, in ähnlicher Weise wie ein vorangegangenes Programm über einige wichtige Arbeiten von Carl F. Gauß. Das Ziel ist die Entwicklung einer Arbeitsmethode für vergleichbare weitere Arbeiten über den kombinierten Bereich der Entdeckungen von Bernhard Riemann und dessen Nachfolgern wie Max Planck sowie der entscheidenden Rolle Albert Einsteins. Diese Wissenschaftler verkörpern beispielhaft den Kern des Widerstands gegen die morbide Dekadenz der positivistischen Ideologie, wie sie sich zuerst z.B. bei Ernst Mach und später bei dem satanischen Bertrand Russell entwickelt hat. Im Mittelpunkt steht dabei für mich und für meine jungen Mitarbeiter, was dies für die Wissenschaft der physischen Ökonomie bedeutet.

Der Kern dieser anhaltenden Arbeiten macht laufend weiter Fortschritte.

Wie Akademiemitglied W.I. Wernadskij gezeigt hat, muß in der Wirklichkeit der heutigen Welt jede kompetente Lehre und Praxis einer Wissenschaft der physischen Ökonomie im wesentlichen darin bestehen, als Wissenschaftszweig die Riemannsche physikalische Biochemie der willentlichen menschlichen Eingriffe in die Entwicklungsrichtung des Verhältnisses zwischen Mensch und Universum zusammenzufassen. Dabei muß man ganz grundsätzlich von den ersten beiden Absätzen und dem Abschlußsatz von Riemanns Habilitationsschrift von 1854 ausgehen. Das heißt, ohne (allen voran) Kepler, Leibniz und Riemann und ohne Riemanns Nachfolger wie Max Planck, Albert Einstein und Wernadskij ist unter den gegenwärtigen, krisengeschüttelten globalen Umständen keine kompetente Ausbildung für die professionelle Beschäftigung mit der Wirtschaftswissenschaft denkbar.

Damit soll auch betont werden: Es gibt zwar unter den aktiven Ökonomen beispielsweise in Europa, Nord- und Südamerika eine nicht unerhebliche Minderheit, die in ihrem jeweiligen Bereich kompetent und wichtig, oft sogar unverzichtbar ist, aber selbst von diesen besten Praktikern geht fast keiner den tieferen naturwissenschaftlichen Grundlagen der Thematik nach. Selbst unter den relativ Besten fehlt bei fast allen (aber nicht allen) ein systematisches Verständnis der entscheidenden Grundfragen bei der Suche nach Wegen zur Abhilfe für die gegenwärtige, sich beschleunigende Zusammenbruchskrise der Weltwirtschaft. Eine Hauptursache ihres Scheiterns in der Hinsicht liegt darin, daß sie die Geschichte des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie nicht einmal in ihren funktionellen Grundzügen kennen und oft gar nicht kennen wollen. Darum dreht sich die Herausforderung, mit der wir uns an dieser Stelle beschäftigen.

Konkret haben wir es heute mit einem weitverbreiteten Mangel an Verständnis der US-Verfassung und des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie zu tun - nicht nur bei europäischen, sondern auch bei hochrelevanten amerikanischen Professoren und Politikern. Sogar US-Amerikaner wurden akademisch soweit „gehirngewaschen“, daß sie sich auf den Standpunkt der falschen axiomatischen Annahmen der Ideologen der Britischen Ostindiengesellschaft wie Adam Smith und Jeremy Benthams Leuten stellen und das Amerikanische System angreifen, statt sich auf die Beweise für die Absurdität der Grundannahmen des britischen imperialistischen Denkgebäudes einzulassen. Ein großer Teil dieser Gehirnwäsche beruht dabei weniger auf Unkenntnis des Themas als auf der Popularität krasser Lügen.

Bei den Ausnahmefällen verhältnismäßig kompetenter aktiver Berufsökonomen von heute ist das häufigste Problem, daß sie, da sie gewöhnlich eine gutbezahlte Stellung in diesem Beruf innehaben, ihre fachliche Betätigung auf das konzentrieren, was die Institutionen ihrer Ausbildung oder die Kunden, die ihre Waren kaufen, von ihnen verlangen. Im Mittelpunkt stehen für sie meistens die Fragen, die mit ihrem Broterwerb zusammenhängen, d.h. wie man das Arbeitsprodukt liefert, das der Markt für ihre Dienstleistung von ihnen verlangt, weniger die Gebote ihrer Wissenschaft an sich.16 Trotzdem wird, wenn eine Krise wie die jetzige zuschlägt, das Mißtrauen ernsthafter Ökonomen geweckt.

Nach meiner persönlichen Erfahrung besteht die größte Hoffnung für die Zunft der Ökonomen darin, daß die „Abnehmer“ ihres Produktes, wie der US-Kongreß oder die Parlamente in Europa, viel klüger werden, als sie es heute sind. Wenn die Kunden nach Intelligenterem verlangen, werden die Ökonomen selbst sich den erregten Forderungen eines besser informierten und erzürnten Marktes sicherlich anpassen.

Bis dahin sei klugen Fachleuten in dieser Krise dringend geraten, sich hier und jetzt mit einer angemessenen Annäherung an die nötige Expertise, wie sie in dieser Schrift zum Ausdruck kommt, vertraut zu machen.

Die unverzichtbare Rolle der Kreativität

Das oben erwähnte „Basement-Programm“ wurde bewußt mit einem Programm für klassische Musik gekoppelt, als dessen ersten Dreh- und Angelpunkt ich J.S. Bachs Motette Jesu, meine Freude ausgewählt hatte. Mein Hauptmotiv, im Rahmen einer politischen Vereinigung parallel zur naturwissenschaftlichen Ausbildung ein solches Programm durchzuführen, lag darin, die Wurzel individueller Kreativität ausfindig zu machen, die auch in den Naturwissenschaften zum Ausdruck gelangt. Dies verlangt konkret eine vorrangige praktische Beschäftigung mit dem grundlegenden Ausdruck des Schöpferischen, wie er ganz wesentlich im Bereich der klassischen Künste, aber gewöhnlich sicher nicht in der breiten „Massenunterhaltung“ von heute zu finden ist.

Kreativität äußert sich beispielhaft in den verschiedenen Formen klassischer Ironie in der Dichtung und ganz besonders in den Prinzipien Johann Sebastian Bachs, wie sie klassische Komponisten der Bach-Tradition treulich anwandten - darunter seine Söhne ebenso wie Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven usw. bis Johannes Brahms. Das Bild von Albert Einstein, wie er in der Ära vor Hitler in der großen Synagoge von Berlin im Gottesdienst Geige spielt, ist für die Erforschung der positiven Entwicklung des modernen Deutschland und seine wissenschaftliche wie kulturelle Tradition nicht irrelevant. Dabei hatte in der Zeit bis Hitler der Einfluß des großen neuzeitlichen Platonikers Moses Mendelssohn und seiner weitverzweigten Verwandtschaft für große Teile der deutschsprachigen Welt in den Bereichen der Musik und grundlegender naturwissenschaftlicher Fortschritte eine ganz beträchtliche Bedeutung.

Ein Beispiel. Seit nunmehr gut sechs Jahrzehnten beziehe ich mich immer wieder - wie der Leser auch hier bemerken wird - auf das Werk von Percy Bysshe Shelley, allem voran seine außergewöhnliche Verteidigung der Poesie und dort wiederum besonders den letzten Absatz. Wenn man daran arbeitet, vertonte klassische Poesie zu singen, ist man am besten darauf vorbereitet, den Ort im menschlichen Geist zu finden, von dem der schöpferische Genius aller Wissenschaft und Kunst im wesentlichen herrührt. Der klassische gesungene Kontrapunkt, wie ihn das Werk Johann Sebastian Bachs und seiner Nachfolger bis Johannes Brahms für die modernen Sprachen beispielhaft verkörpert, bildet die Quelle, aus der das Wasser der Kreativität in die Flüsse und Meere klassischen naturwissenschaftlichen Fortschritts strömt. Daraus muß der resultierenden Anstieg der produktiven Arbeitskraft der Menschheit pro Kopf und pro Quadratkilometer Landfläche sichergestellt werden.

Der Verlust streng ausgeübter klassischer künstlerischer Komposition und Aufführung ist ein typischer Ausdruck des moralischen und geistigen Verfalls, dem die transatlantische Welt seit der Zeit von Präsident Franklin Roosevelts Tod am 12. April 1945 zunehmend ausgesetzt ist. Ein beträchtlicher Teil des wirtschaftlichen und sonstigen Ruins, allem voran bei den Nationen der transatlantischen Gemeinschaft, wurzelt in der üblen Dekadenz populärer Trends im künstlerischen Ausdruck, ganz besonders bei den existentialistischen Strömungen, wofür Die autoritäre Persönlichkeit von Theodor Adorno u.a. (1950) und dessen Gegenstück im profaschistischen Kongreß für kulturelle Freiheit (CCF) typisch waren.17

Daher bildet die Förderung inhärent satanisch-dionysischer sogenannter „existentialistischer“ Rituale in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute, z.B. durch den prosatanischen Kongreß für kulturelle Freiheit, eine wichtige Triebfeder für den miteinander verbundenen moralischen und realwirtschaftlichen Verfall, unter dem der ganze Planet heute leidet.18

Mit diesen etwas ausholenden, eigentlich aber kurz gefaßten Bemerkungen, mit denen ich dieses Kapitel des Hauptteils dieser Schrift eingeleitet habe, kommen wir zu den folgenden Feststellungen.

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

11. John von Neumann und Oskar Morgenstern, Theory of Games & Economic Behavior (dt. Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten), mehrere Auflagen seit 1944. Ich stieß auf ihre Arbeiten, als ich im Januar 1948 ein Besprechungsexemplar von Norbert Wieners Kybernetik in die Hände bekam, worin dieser unverhohlen die Existenz menschlicher Kreativität leugnet. Aufgrund dieser Quacksalberei hatte David Hilbert zuerst den radikal positivistischen Russell-Jünger Norbert Wiener und später auch den Russell-Zögling John von Neumann aus seinem Seminar in Göttingen verwiesen, weil er ihnen zurecht bösartige wissenschaftliche Inkompetenz vorwarf. Hieraus entwickelten sich meine lebenslangen Bemühungen, die Rolle der Kreativität im Bereich der physischen Ökonomie zu untersuchen, sowie meine außergewöhnliche Überlegenheit bei der Erstellung langfristiger Wirtschaftsprognosen.

12. Der Leser sollte nicht übersehen, daß eine Regierung erfolgreich eine Politik behaupten kann, die sie selbst in den Ruin treibt, was zu dem offensichtlichen Ergebnis führt, daß sich die überstimmte Opposition dieser Politik gerechtfertigt sieht. Welche Rolle würden Sie selbst vorziehen? Es dürfte Ihnen nicht schwer fallen, meine Wahl zu erraten.

13. So verhielt es sich auch bei dem Schwindel um die „Infrastruktur“, mit dem der New Yorker Bürgermeister eine zeitlang im Namen der Rockefeller-Stiftung hausieren ging.

14. Es gibt wahrscheinlich keine überzeugendere Demonstration für dieses Problem, als sich die Vielzahl ansonsten zuverlässiger Professoren aus dem naturwissenschaftlichen Bereich zu betrachten, die Gründe für die unsinnige Behauptung anführen, daß nicht Johannes Kepler, sondern Sir Isaac Newton das Prinzip der Gravitation entdeckt hätte. Die meisten Wissenschaftler glauben, was nach außen als ihre Meinung gelten soll, selbst wenn es überwältigende Gegenweise dagegen gibt. Soviel zu der sogenannten „peer review“ in den heutigen akademischen Bordellen!

15. Das Projekt kam in Reaktion auf universitäre Erscheinungen zustande, auf die ich im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes 1999-2000 aufmerksam wurde. Ein in Kalifornien aufgrund dieses Phänomene eingeleitetes Bildungsprogramm war der Auftakt für weitere Projekte, die ich später an der amerikanischen Ostküste initiierte. Wenn ich an das Jahr 2000 zurückdenke, und damit dann die erheblich schlechtere Bildungsqualität junger Leute einer entsprechenden Altergruppe heute - aufgrund der Folgen von MySpace, Facebook, Twitter usw. - vergleiche, so muß man zwangsläufig erkennen, wie tief und breit der kulturelle Pessimismus und Verlust an schöpferischem Geistespotential junger Leute nach acht Jahren unter der Regierung George W. Bush gediehen ist.

16. Oftmals leidet die Allgemeinheit selbst sehr unter den Produkten, für die sie sich nach Maßgabe des vermeintlichen gängigen Geschmacks entschieden hat, was sich u.a. bei der Zustimmung der Öffentlichkeit zur Führung unsinniger Kriege oder beim systemischen Persönlichkeitsverfall des gewohnheitsmäßiger Cannabis-Konsumenten zeigt.

17. Ich beschäftige mich mit diesem wichtigen Thema am Ende des III. Kapitels.

18. Dieser moralische Niedergang in der Zeit nach 1945 war mehr als ein Anklang an den ähnlichen moralischen Zusammenbruch nach dem Ersten Weltkrieg, besonders in Europa. Der Kongreß für kulturelle Freiheit und die Veröffentlichung von Die autoritäre Persönlichkeit verkörperten eine noch radikalere Form der moralischen und geistigen Entartung als das Entstehungsmuster des europäischen Faschismus in den zwanziger und dreißiger Jahren.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Das wirkliche „neue Bretton Woods“: Ein dollargestützter globaler Wirtschaftsaufschwung - 1. Teil
- Neue Solidarität Nr. 24/2009
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
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