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Neue Solidarität
Nr. 20, 13. Mai 2009

Prinz Charles wirbt für Entvölkerung

Soeben hat der britische Thronfolger Charles eine sich über zwei Kontinente erstreckende Tour beendet, auf der er sich für eine CO2-Reduzierungspolitik einsetzte, die sich mit den Entvölkerungszielen des WWF deckt. Er tat das delikaterweise mit einem privaten Airbus A319, dessen CO2-Ausstoß allein für seine Flüge von Italien nach Deutschland fast fünfmal so groß ist wie der durchschnittliche jährliche CO2-Ausstoß pro Kopf!

Obschon die globalen Netzwerke des Britischen Empire alles taten, um eine positive Berichterstattung über Charles' Tour sicherzustellen, erfuhren Charles und Camilla an einigen Orten eine rauhere Behandlung. Die zehntägige Reise war vorbereitet worden durch Tony Blair, Nicholas Stern und andere Quacksalber des Klimawandels in Washington. Sie umfaßte Chile, Brasilien, Ekuador, die Galapagosinseln, Italien und Deutschland. Mit gewöhnlich nur Staatsoberhäuptern eingeräumten Ehren empfangen, verkündete Charles seinen Zuhörern, es blieben nur noch 99 Monate Zeit, um „die Erde zu retten“, und machte die industrielle Revolution für den Klimawandel verantwortlich.

In Italien sprach er vor Parlamentsmitgliedern in Rom, traf den Papst, den Staatspräsidenten und Unternehmer. Bevor er nach Berlin flog, stoppte er in Venedig, wo mit dem WWF verbundene Vereine eine Zeremonie abhielten, in deren Verlauf sie ihn mit dem „Nachhaltigkeits-Preis 2008“ bedachten.

Charles’ öffentliche Phrasendrescherei provozierte mehrere italienische Medienvertreter dazu, ihn so zu behandeln, wie er es verdient. Die Tageszeitung Il Giornale ernannte ihn zum „Nostradamus“, die römische Tageszeitung Libero zu „Seine Traurigkeit“, und die Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore sprach von ihm als „Ikone der Tweed-Ökonomie“ in einer Anspielung auf die linksliberalen Tweedträger. In einem Kommentar zu Charles’ Behauptung mit den „99 Monaten“ bemerkte Libero, vor nicht allzu langer Zeit habe er noch von 19 Monaten gesprochen: „Heute nahm er sich etwas mehr Zeit und verlängerte den Katastrophenpunkt um 80 Monate.“ Und weiter: „Auf jemanden wie ihn, der aus seinem Aston Martin mit kraftvollem 6-Liter-Motor eine Klapperkiste macht, indem er ihn auf Wein- und Käsereste [für Biosprit] umrüstet, kann man gut und gern verzichten.“

Unter der Überschrift „Charles, Prinz des Ökoblödsinns“ heißt es in Libero: „Der Prinz wiederholt und verstärkt den schlimmsten grünen Blödsinn. Als Zeuge für seine Sache ist er ein bißchen komisch.“ Schließlich sei die Temperatur in den letzten acht Jahren trotz steigender CO2-Mengen konstant geblieben. „Das sollte gründlich untersucht werden, weil es die Dimensionen der globalen Erwärmung betrifft, ein Phänomen, das die Medien mit Allgemeinplätzen aufbauschen, während unter den Wissenschaftlern Zweifel und Skepsis zunehmen.“ Dank seines „inkohärenten Para-Umweltschutzes“ zahle Charles weniger Steuern, da er sich in der Steuererklärung als „Landwirt“ bezeichne.

Das gleiche Argument verwendet Il Sole 24 Ore in einem kurzen Bericht, der sich über die Linke in Italien lustig macht, die „versucht, aus dem Prinzen einen Guru zu machen, wobei sie vielleicht vergessen, daß britische Aristokraten hohe ,grüne’ Subventionen erhalten, die dazu beitragen, daß arme Bauern in der Dritten Welt ruiniert werden. Mit dem Resultat, daß ,der Prinz, der nie König wird’, eher eine Ikone der Tweed-Ökonomie als der Grünen Wirtschaft wird.“

Il Giornale schreibt ironisch, wer „im Buckingham-Palast lebt“, könne sich „eine Hochzeitsreise nach Rom und Venedig für zwei Geschiedene“ leisten. „Der Prinz schlägt eine ökologische Schlacht; überall, wo er auftaucht, redet er davon - in Australien, in London. Der Wecker habe geklingelt: In 99 Monaten komme der Weltuntergang. Das tat er auch gestern, in einem Italienisch im Stil von Oliver Hardy.“ Offenbar trat Charles auch beim Papst ins Fettnäpfchen, so Il Giornale, weil er dort betonte: „Johannes Paul II. fehlt uns sehr.“

sas