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Aus der Neuen Solidarität Nr. 48/2008 |
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„Wir stehen in der Endphase einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des internationalen Währungssystems“, warnte der amerikanische Ökonom Lyndon LaRouche bei einem Treffen mit Diplomaten in Washington. Aber die USA, Rußland, China und Indien könnten gemeinsam eine Lösung durchsetzen.
Bei einem privaten Treffen mit Diplomaten in Washington/D.C. erläuterte Lyndon LaRouche am 19. November die Lage in den USA vor dem Antritt der neuen Regierung im Januar. Es folgt der Wortlaut seiner Ausführungen:
„Das wichtigste ist, ein klares Verständnis davon zu haben, wo wir stehen. Es geht vor allem um die Frage, welche Politik die USA betreiben werden. Ich glaube, die USA wissen im Moment selbst nicht, welche Politik das sein wird. Es mag sein, daß einige in der amtierenden und in der zukünftigen Regierung eine grobe Idee davon haben, was sie tun wollen, aber ich glaube nicht, daß jemand von ihnen tatsächlich weiß, was zu tun ist. Sie mögen Vorstellungen davon haben, was sie vielleicht gerne als Ideen verwirklichen möchten, aber das wird sich schnell ändern, weil sich die Bedingungen urplötzlich ändern werden.
Eine Regierung scheidet aus dem Amt, die vollkommen bankrott ist. Sie hinterläßt ein Chaos, wie es noch keine Regierung in unserer Geschichte hinterlassen hat. Die Situation ist eigentlich ziemlich hoffnungslos. Die Endphase des internationalen Währungssystems ist angebrochen: Dieses System wird nicht mehr viel länger existieren. Ich rede von Wochen, als wahrscheinlichstem Fall. Bis Mitte Januar wird wahrscheinlich der französische Präsident etwas von sich hören lassen; ich glaube nicht, daß er schon genau weiß, was er tun will, aber er könnte etwas machen. Ansonsten sind aus Mittel- und Westeuropa keine großen Initiativen zu erwarten. Mit Sicherheit wird zum jetzigen Zeitpunkt nichts Nützliches aus Großbritannien kommen.
Wahrscheinlich bzw. möglicherweise - mit einem großen Fragezeichen - wird sich bei der ins Amt kommenden Administration in den USA etwas bewegen. Die Lage ist sehr kompliziert. Denn es gibt Absprachen, es gibt Interessen, es gibt Vorbereitungen und ich glaube nicht, daß irgendeiner der jetzt diskutierten Pläne funktionieren wird. Ich glaube, in dieser Zeit werden die meisten Pläne, die in Regierungskreisen gemacht werden, nicht funktionieren, weil das System sich sehr abrupt und dramatisch verändern wird.
Wir stehen in der Endphase einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des internationalen Währungssystems. Seit dem finsteren Zeitalter im 14. Jahrhundert hat es in der europäischen Geschichte bisher nichts Vergleichbares gegeben. Wir werden einen völligen Zusammenbruch des Systems erleben.
Die Lage ist dadurch noch komplizierter geworden, daß die Regierungen über lange Zeit gelogen haben. Auslöser der Krise waren nicht der Hypothekenkollaps in den USA oder andere Entwicklungen in England. Sie ist die Folge eines langen Trends spätestens seit 1968, der dazu führte, daß die Nixon-Administration das Bretton-Woods-System auflöste. Damit begann eine Phase der Instabilität, und die Schaffung des erweiterten Spotmarkts für Rohöl 1973 verschlimmerte das Problem.
Plötzlich kam es zu grundlegenden Veränderungen im Verhalten des Weltwährungssystems. Wir erlebten eine Phase der Deindustrialisierung in den USA und Europa, die sich nach 1989/1990 beschleunigte. Das waren grundlegende Veränderungen.
In der Tat ist die amerikanische Realwirtschaft seit dem Haushaltsjahr 1967/68 nicht mehr gewachsen. Es hat in den USA keinerlei physische Ausweitung mehr gegeben. In Europa war die Situation vergleichbar; und die Lage verschlimmerte sich nach dem Fall der Mauer, als Margaret Thatcher und der damalige französische Präsident François Mitterrand und George Bushs Vater die Bedingungen diktierten. Sie brachten Europa ins Trudeln: Deutschland ist infolgedessen realwirtschaftlich geschrumpft. Und seitdem sind West- und Mitteleuropa im wesentlichen unfähig zu handeln; Großbritannien geht auf eine schwere Krise zu.
Aus diesem Grund liegt der einzige Ausweg aus der Krise, weil es sich um eine Zusammenbruchskrise handelt, in der Errichtung eines neuen internationalen Systems, während das alte System einem Konkursverfahren unterzogen wird. Wie die meisten hier wissen, haben die USA ihrer Verfassung nach kein Währungssystem im Sinne eines Geldsystems. Die USA haben im Gegensatz zu den Nationen Europas ein Kreditsystem, kein Geldsystem. Alle Länder Europas sind zu unterschiedlichen Graden der Abhängigkeit Teilhaber eines internationalen Währungssystems, das von keiner Regierung kontrolliert wird. Zwar gibt es Vereinbarungen zwischen Währungssystem und Regierungen, aber es wird nicht von ihnen kontrolliert. Nach der amerikanischen Verfassung erfolgt indes die Ausgabe von Zahlungsmitteln und damit verbundener Kredite nur mit Zustimmung des Kongresses und durch Anweisungen der Regierung.
Deshalb ist unsere Währung, wenn unsere Gesetze beachtet werden, im wesentlichen eine Kreditwährung. Es ist die Währung der US-Regierung und die Währung der amerikanischen Bevölkerung. Die anderen Länder haben Währungssysteme im Sinne von Geldsystemen, an dem sie durch Abkommen der Regierungen teilhaben.
Deshalb ist das europäische System im Kern ein imperialistisches System, in dem Sinne, daß Europa durch ein Währungssystem beherrscht wird, das trotz aller Abkommen keinem Land zugehörig ist. Hierin setzt sich das alte venezianische System fort, unter dem eine durch venezianische Finanzinteressen verkörperte imperiale Macht seit ca. 1000 n.Chr. den Kredit und die Währung der Welt kontrollierte und wie ein Imperium auftrat. Dieses Finanzimperium schloß Abkommen mit Regierungen oder kontrollierte Regierungen direkt. Dieses System brach in der großen Krise des 14. Jahrhunderts zusammen. Seit der Zeit hat sich nichts grundlegend verändert: In Europa herrschen immer noch supranationale Geldsysteme, die Abkommen mit Regierungen eingehen.
Die Vereinigten Staaten nehmen unter den führenden Ländern eine einmalige Stellung ein, auch wenn de Gaulle zu seiner Zeit in die gleiche Richtung gehen wollte. Wir sind in dem Sinne einmalig, daß unsere Regierung gemäß der Verfassung einem Kreditsystem unterworfen ist.
Da nun das Weltwährungssystem, das sogenannte IWF-System, ein Geldsystem ist, ist dieses System hoffnungslos bankrott. Die Ursache des Problems war nicht irgendeine Hypothekenkrise. Die Ursache der Krise, die im Juli 2007 ausbrach, war die Folge des ausufernden Wachstums von Derivaten, die sich jetzt auf Billiarden Dollar an Außenständen belaufen! Den schnellsten Anstieg gab es unter dem ehemaligen Notenbankchef Alan Greenspan. Wir haben jetzt Billiardensummen an Dollar-Verbindlichkeiten, die weiter zunehmen. Dieses hyperinflationäre Monster frißt die Welt auf, und das beste, was wir machen können, ist, dieses armselige Monster zu erlösen: Durch ein staatliches Konkursverfahren, durch Verträge zwischen Regierungen, um ein neues internationales System zu schaffen, das auf einem Kreditsystem basiert, wie es die amerikanische Verfassung vorsieht.
Das bedeutet auch ein System fester Wechselkurse, wie es Roosevelt beabsichtigte, als er noch Präsident war. Was wir also tun müssen, ist, das ganze System durch Entscheidungen souveräner Regierungen einer Reorganisierung zu unterziehen.
Es gibt vier souveräne Regierungen auf der Welt, die absolut entscheidend für eine Initiative sind, an der sich dann auch andere Regierungen beteiligen können. Diese Länder sind die USA, Rußland, China und Indien. Wenn diese Länder sich darauf verständigen, das Währungssystem zu reformieren und es durch ein Kreditsystem zu ersetzen, können wir dieses Chaos sicher überleben. Wenn diese vier Länder sich einigen, und sie repräsentieren eine Machtfülle, die für die Durchsetzung dieser Reform absolut notwendig ist, wird auch Japan automatisch zustimmen, denn es ist in seinem eigensten Interesse. Korea wird mitmachen, weil es auch in seinem Interesse ist. Andere, schwächere Länder werden mitmachen; denn es ist auch in ihrem Interesse. Auf dieser Basis können wir ein System mit festen Wechselkursen schaffen, das erreichen kann, was das ursprünglich beabsichtigte System erreichen sollte. Mit einem Kreditsystem auf Basis dieser Vereinbarung können wir das bankrotte Währungssystem reorganisieren und sicherstellen, daß die unmittelbar notwendigen Vereinbarungen auch umgesetzt werden. Wir können damit beginnen, die Produktion auszuweiten und einige Probleme aus der Welt zu schaffen. Andere Probleme, die wir nicht sofort lösen können, werden auf die Zukunft vertagt, wie man das oft in einem Konkursverfahren macht.
Das ist momentan die einzige Chance, und dafür ist gute Diplomatie zwischen den USA, Rußland, China und Indien erforderlich. Dabei wissen wir, daß andere Länder froh sein werden, sich an einem solchen Bündnis zu beteiligen, wenn es erst einmal zustande gekommen ist. Ziel ist ein System fester Wechselkurse, denn wir werden langfristige Kreditverträge für große, langfristig angelegte Projekte aushandeln müssen - vor allem in Asien, wo es ganze Regionen gibt, in denen 70% der Bevölkerung extrem arm und unterentwickelt sind. Afrika ist potentiell ein großer, landwirtschaftlicher Produzent, der sein Potential aber wegen der herrschenden Bedingungen gar nicht umsetzen kann.
Wir müssen andere Bedingungen schaffen. Das bedeutet groß angelegte Infrastrukturentwicklung für die Energieversorgung, für Abwassersysteme usw., die es Afrika ermöglichen, wieder auf die Beine zu kommen. Diese Art langfristige Projekte sind notwendig; dafür sind Investitionen über zwei Generationen oder länger zum Aufbau von Verkehrsnetzen, Energiesystemen usw. erforderlich. Dann werden wir aus der Krise herauskommen.
Jetzt ist der Punkt erreicht, wo diese Art von Vereinbarungen und Diskussionen unter Nationen absolut unverzichtbar sind. Es ist völlig unmöglich, noch Kompromisse mit dem jetzigen System zu schließen, um überleben zu können. Alle Versuche eines Kompromisses werden scheitern, weil sie sofort ins Desaster führen! Wir haben Billiarden Dollar an Verbindlichkeiten, die alle kurzfristig fällig werden. Und daran hängt das ganze System. Nichts davon läßt sich einfach aufschieben. Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem wir sagen müssen: Diese Derivat-Verträge werden nicht bedient. Sie werden zunächst eingefroren. Wir werden zuerst die Realwirtschaft schützen. Dann werden wir eine Konkursreorganisierung durchführen, weil das im allgemeinen Interesse ist. Zuerst kommt das Gemeinwohl der Nationen und ihrer Bevölkerung.
Hierzu braucht man Macht, denn auch die Kräfte, die diese Krise über uns gebracht haben, verfügen über große Macht. Deshalb brauchen wir eine Kräftekonstellation, die stark genug ist, den Willen der Opposition zu brechen. Mit der erwähnten Kombination können wir es schaffen.
Das ist die Natur der Krise, mit der wir es zu tun haben.
In den USA wurde jetzt ein neuer Präsident gewählt, der bald sein Amt antreten wird, wenn man ihn nicht vorher umbringt. Wir leben in Zeiten, wo so etwas passieren kann; das wäre typisch für Krisenzeiten wie diese, die äußerst instabil ist. Die Kunst wird sein, die Institution der amerikanischen Präsidentschaft auf irgendeine Art und Weise dazu zu bringen, eine Vereinbarung mit Rußland, China und Indien, wie ich sie aufgezeigt habe, einzugehen. Und andere Länder mit einzubeziehen, die auch verstehen, was auf dem Spiel steht. Aber das Wichtigste ist, einen Machtblock zu bilden, der stark genug ist, den Widersand gegen die Reform zu brechen. An diesem Punkt stehen wir momentan. Alles andere ergibt sich daraus.
Wir leben in spannenden Zeiten. Der Monat Januar wird sehr interessant sein, falls es nicht schon vor Ende des Jahres zu einem völligen Einsturz kommt. Wir leben in einer solchen Welt. Es mußte so weit kommen, denn viel zu lange herrschte der Wahnsinn, und es wurden zu lange die verrücktesten Dinge getan. Jetzt hat uns jemand die Rechnung für all diese Dummheiten präsentiert. Es ist deshalb höchste Zeit, wie Regierungen zu handeln, unsere Verantwortung ernst zu nehmen und zu Vereinbarungen für eine Reform zu kommen, die allen Beteiligten eine gerechte, gangbare Perspektive eröffnet. Ich denke, das kann ziemlich einfach geschehen, wenn vernünftige Regierungen erkennen, wie gefährlich die jetzige Lage ist.
Ich danke Ihnen.“
Lesen Sie hierzu bitte auch: „Ersetzt das System, oder sucht euch einen neuen Planeten!“ - Neue Solidarität 48/2008 Was Obama in den ersten 100 Tage tun muß - Neue Solidarität 48/2008 Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts Was Lyndon LaRouche wirklich sagt - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees - in englischer Sprache |
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