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Aus der Neuen Solidarität Nr. 16/2008

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Martin vergaß nie, daß er ein Mensch war

Die bekannte Bürgerrechtlerin und Vizepräsidentin des amerikanischen Schiller-Instituts, Amelia Boynton Robinson veröffentlichte anläßlich des 40. Jahrestages der Ermordung von Dr. Martin Luther King die folgende Erklärung.

4. April 2008, es ist der 40. Jahrestag der Ermordung von Martin Luther King. Dieser Tod war damals ein Schock für die Welt. Warum? Martin war ein Mensch, der mit Königen und Bettlern aß und nie vergaß, daß er ein Mensch war. Er war ein ganz gewöhnlicher Mann mit einer außergewöhnlichen Mission, von Gott ausersehen, die Seelen vieler Menschen zu berühren, damit sie ihr Leben veränderten.

Jeder von uns hat auf dieser Welt einen speziellen Platz für einen ganz bestimmten Zweck. Unser System brauchte Veränderung, aber diese Veränderung mußte von Individuen ausgehen, vor allem von Menschen voller Liebe ungeachtet ihrer Rasse, die an die unveräußerlichen und allgemeinen Rechte für alle und an das Gemeinwohl glaubten. Martin zeigte den Menschen, wie man alle lieben und im eigenen Herzen vergeben kann.

Als Dr. King noch lebte, stellte er sich der Brutalität gegen andere Menschen entgegen. In meiner Zusammenarbeit mit ihm verstand ich einige seiner Einstellungen, seiner Überlegungen und seine Stimmungen (vielleicht weil ich mit meinem ehemaligen Mann S.W. Boynton durch vergleichbare Situationen gegangen war.)

Einmal, am 50. Gründungstag der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, wurde ich gebeten, Dr. King zu einer Veranstaltung zu begleiten, wo er die Hauptansprache halten sollte. Die Präsidentin der WILPF sagte mir, ihn doch zu drängen, „gegen den Vietnam-Krieg” zu sprechen. Daraufhin stützte er sein Kinn auf die Hände und sprach lange 30 Sekunden kein Wort. Dann schaute er hoch und sagte mir: „Die Zeit ist noch nicht reif dafür.” Als er dann später, am 4. April 1967, seine Stimme gegen den Krieg erhob, nahm das der Feind als Signal, ihn zu töten. Er war politisch zu mächtig geworden. Die Reichen, die Armen, die Wohlhabenden und die Habenichtse - sie alle glaubten an ihn, und die Welt wäre politisch, moralisch und spirituell eine andere, wenn er weiter hätte leben können.

Gott verlor schließlich angesichts der Verleumdungen und der Fallen, die man für die Ermordung von Dr. King immer wieder stellte, die Geduld. Als am 3. April 1968, am Ende eines Marsches anläßlich des Streiks der Müllarbeiter in Nashville Unruhe ausbrach, war das der Anlaß, seine Arbeit zu diskreditieren. Aber es geschah etwas anderes: Gott öffnete das große Herz seines Dieners und gab ihm die Worte für seine berühmt gewordene letzte Rede ein: „Ich war auf dem Gipfel des Berges und habe das gelobte Land gesehen”. Danach wurde er aller Sorgen und Nöte entledigt, und Gott nahm ihn zu sich in sein himmlisches Reich.

Amelia Boynton Robinson, Vizepräsidentin des Schiller-Instituts

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Bürgerrechte für alle Menschen dieses Planeten
- Neue Solidarität Nr. 42/2007
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