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Aus der Neuen Solidarität Nr. 12/2007 |
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Mitglieder der LaRouche-Jugendbewegung und BüSo-Kandidat Alexander Hartmann besuchten im Wiesbadener Oberbürgermeisterwahlkampf eine Moschee.
Drei Tage vor der Bürgermeisterwahl war die LaRouche-Bewegung in Wiesbaden in eine Moschee eingeladen, um dort den Bürgermeisterkandidaten Alexander Hartmann und die Arbeit der BüSo vorzustellen. Für die meisten von uns war es eine neue Erfahrung, an einem islamischen Gebet teilzunehmen. Es waren, einschließlich der Mitglieder der LYM, ungefähr hundert Besucher.
Nach der Predigt und dem Gebet wurden wir vorgestellt. Alexander Hartmann wurde nach vorne gebeten, um dort über sein Programm und die politischen Weltlage zu berichten. Wir konnten feststellen, daß islamische Gemeinden sehr politisch sind. Es kamen verschiedene Fragen auf, und um diese zu klären, wurden alle Anwesenden eingeladen, nach dem Schlußgebet im Aufenthaltsraum nebenan weiter zu sprechen.
So kam ein Teil der Gebetsbesucher mit uns in diesen Raum, wo wir von der LYM uns spontan entschlossen, drei Choräle aus der Motette Jesu, meine Freude von Johann Sebastian Bach zu singen. Jenny, ein LYM-Mitglied, erklärte den Anwesenden, daß Bach mit seiner klassischen Komposition die Bürger erheben und inspirieren wollte, indem er Musik auf einer ganz neuen, wissenschaftlichen Ebene komponierte. Jesu, meine Freude war schon vor Bachs Zeiten ein vielgesungenes, einstimmiges Kirchenlied. Bach griff es auf und verfeinerte es zu einer fünfstimmigen Motette, an der die Jugendbewegung jetzt schon über ein Jahr arbeitet.
Nachdem wir die Choräle gesungen hatten, konnte man an den Gesichtern erkennen, daß es den Hörern gefallen hatte, allerdings war die Stimmung ein wenig angespannt, da sie wahrscheinlich nicht so recht wußten, was sie nun damit anfangen sollten. Um das zu klären, bat Marcus, ein anderes LYM-Mitglied, um ein wenig Geduld und Aufmerksamkeit.
Er forderte die Sopranistinnen auf, alleine den ersten Teil des Chorals noch einmal vorzusingen. Sein Kommentar darauf war: “Das war ganz schön, nicht wahr? Aber merkt man nicht, daß da was fehlt? Es ist nicht so, daß der erste Sopran alleine häßlich klingt? Aber achten Sie darauf, was passiert, sobald eine zweite Stimme dazu kommt!“ Daraufhin wurde das gleiche noch einmal, nur diesmal mit der ersten und der zweiten Sopranstimme, gesungen. Die Muslime bestätigten, daß der Klang besser sei, aber sie wußten wohl immer noch nicht, worauf Markus hinaus wollte. Dieser forderte sogleich die dritte Frauenstimme, den Alt, auf, zusammen mit den beiden Sopranstimmen die erste Hälfte des Chorals zu singen, also dreistimmig. Ein Zuhörer sagte: “Ja, es klingt wieder ein bißchen besser, auch wenn mir diese Art von Gesang sehr fremd ist.“
Markus war mit ihnen einig und bestand darauf, daß sich alle diesen Teil noch zweimal anhören: einmal ergänzt durch den Baß und zu guter letzt mit allen fünf Stimmen. Das letzte Mal zeigte nun die Komposition, wie Bach sie in ganzer Klangfülle vollendete.
Marcus fügte hinzu: „Mein Ziel war es, Ihnen zu zeigen: Auch wenn z.B. Sopran und Baß unterschiedliche Stimmgattungen sind und jeweils eigene Melodien singen, müssen sich beide anpassen, wenn sie zusammen singen. Jede weitere Stimme verschönert das Stück. Das gleiche sollte für die verschiedenen Kulturen unserer Welt gelten. Es gibt so viele unterschiedliche Sprachen, Traditionen und Religionen, aus denen sich eine Vielzahl an verschiedenen Nationen entwickelt hat. Statt voreinander Angst zu haben, Kriege zu führen und sich somit immer fremder zu werden, sollten wir besser diese Vielfalt nutzen und unsere Stimmen zusammentun, um die gesamte Menschheit zu entwickeln und auf eine immer höhere Ebene zu bringen.“
Es war beeindruckend, zu sehen, wie die Diskussion unser Denken auf eine gemeinsame Ebene brachte, obwohl wir verschiedenen Kulturen angehören; jeder im Raum verstand, warum wir dazu Teile der christlichen Motette Jesu, meine Freude in einer muslimischen Gemeinde vorsangen, und schnell war die Anspannung im Raum verschwunden. Einer der Moslems fügte hinzu, es gebe in seiner Sprache ein Sprichwort, das besagt: „Mit einer Hand alleine läßt es sich nicht gut klatschen.“ Ein anderer Herr war begeistert von dem Gesang und schlug vor, zusammen eine alte islamische Musikkomposition einzuüben. Denn auch in seiner Sprache wurde die Idee des mehrstimmigen Gesangs schon vor Jahrhunderten praktiziert. Somit schaffen wir eine neue Grundlage für den von Nikolaus von Kues gesetzten Dialog der Kulturen, und das nicht nur auf der Ebene gemeinsamer Probleme, sondern der Prinzipien unserer Kulturen. Das mündete in mehrere Einzelgespräche über Politik und andere aktuelle Themen; man knüpfte noch Kontakte und hofft auf eine gute Zusammenarbeit zwischen den Kulturen.
Pia Maelzer
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