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Aus der Neuen Solidarität Nr. 10/2007 |
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Von Lyndon LaRouche
- 4. Teil -
Der folgende Aufsatz erschien auf Englisch am 22. Dezember 2006. Darin beschreibt Lyndon LaRouche ein wichtiges, aber in Vergessenheit geratenes Instrument jeder langfristigen Entwicklungspolitik: den Investitionshaushalt.
Wenn der neue US-Kongreß am 4. Januar 2007 zu seiner Eröffnungssitzung zusammentritt, warten viele vertagte Aufgaben auf ihre Umsetzung, von denen die meisten so schnell wie möglich erledigt werden sollten. Alle diese Bemühungen drehen sich um das zentrale Thema, die erforderliche Form eines US-Investitionshaushaltes zu definieren und einzurichten. Ohne einen solchen investiven Haushalt ist unsere Republik nicht länger überlebensfähig.
Der Grundsatz, der den Entwurf und die Anwendung eines wirklichen Investitionshaushaltes leitet, drückt die Prinzipien der physischen Ökonomie und nicht eines monetären Systems an sich aus. Auch wenn die Praxis des Investitionshaushalts vor allem in früheren Zeiten in anderen Bereichen der Haushaltsführung berücksichtigt wurde, ist das maßgebliche Prinzip im wesentlichen ein US-Markenzeichen. Sie war gängige Management- und Investitionsphilosophie in den USA seit 186123, bis es zu den wüsten „Deregulierungs“- Reformen kam, die die Trilaterale Kommission unter Führung des nationalen Sicherheitsberaters der Carter-Regierung, Zbigniew Brzezinski, vorantrieb.24
Um die technische Frage hiervon zu verdeutlichen, muß besonders hervorgehoben werden, daß der unter der Trilateralen Kommission eingeschlagene radikale und ruinöse Wandel der US-Politik ein Ausdruck davon war, daß Brzezinski schon Ende der 60er Jahre dafür eintrat, die amerikanische Wirtschaft von ihrer traditionellen Ausrichtung in die Phantasiewelt der „Informationstheorie“ und „künstlichen Intelligenz“ zu führen, was als Brzezinskis Idee eines „technotronischen“ Zeitalters hingestellt wurde.25
Es sollte in diesem Zusammenhang hinzugefügt werden, daß mit der Verabschiedung der schlicht und einfach verrückten Kemp-Roth-Gesetze von 1982 und den wilden Verdrehungen, die in den Jahreswirtschaftsberichten der US-Zentralbank und des Weißen Hauses ausgekocht wurden, sich auch noch die letzten Überreste wirtschaftlicher Vernunft aus der vorherrschenden Staatsdoktrin und der allgemeinen Steuer- und Investitionspraxis verflüchtigten.
Die Weigerung des sowjetischen Generalsekretärs Juri Andropow, das am 23. März 1983 von US-Präsident Ronald Reagan unterbreitete Angebot einer Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) zu diskutieren, beschwor nicht nur den späteren Kollaps der Sowjetwirtschaft herauf, sie machte auch die praktisch letzte Möglichkeit zunichte, die amerikanische Wirtschaft wieder zu einem Wissenschaftsmotor zu machen, mit dem es möglich gewesen wäre, die in den 70er Jahren eingetretene wirtschaftliche Fehlentwicklung und ähnlichen Unsinn rückgängig zu machen.26
Als Preis all dieser politischen Fehler hat unsere Republik schwer gelitten, besonders die Familien in den achtzig Prozent der unteren Einkommensklassen, und es besteht die unmittelbare Aussicht, daß sämtliche Familienhaushalte bald noch viel schlechter dran sein werden. Wenn wir nicht zu dem zurückkehren, was die politische Praxis eines Investitionshaushalts erfordert, gibt es keine Hoffnung auf die Erhaltung unserer Republik in der vor uns liegenden Zeit, und das führte auch den eurasischen Kontinent garantiert in ein neues finsteres Zeitalter. Der Wahnwitz nimmt schon zu lange seinen Lauf, um noch länger toleriert zu werden. Es ist Zeit, daß auch der US-Kongreß unsanft auf die Realitäten der gegenwärtigen globalen Situation gestoßen wird.
Soviel zum Hintergrund, jetzt zur Kernaussage des Investitionshaushaltes:
Der Anteil einer Investition, der innerhalb eines Haushaltsjahres als verwendet betrachtet werden kann, ist jener Anteil, der physisch verbraucht wurde. Man darf die Investitionsbilanz nicht als laufende Kosten rechnen, nachdem das abgezogen wurde, was im entsprechenden laufenden Jahr verbraucht wurde. Wenn dementsprechend Staatsausgaben für Investitionsprojekte über eine Spanne mehrerer Jahre alle im selben Jahr gerechnet werden, in welchem die Ausgaben dieses Projekts bewilligt wurden, ist dies eine grob inkompetente Bewertung sowie eine Quelle potentieller Katastrophen, wenn derart törichte Praktiken fortgesetzt werden. Wenn wir weiter fortfahren würden, selbstverständlich so zu tun, als wären staatliche Gelder, die als Modernisierungsinvestition im öffentlichen oder privaten Sektor bewilligt wurden, laufende Ausgaben, wäre unsere Volkswirtschaft längst zu etwas viel Schlimmerem als einer Wirtschaftsdepression verurteilt, nämlich einem generellen Kollaps wie jenem, welchen das mittelalterliche Europa als „neues finsteres Zeitalter“ erlebte.
Wir müssen sofort das Kreditvolumen, das die US-Regierung als einzige Instanz bereitstellt, die dazu von unserem Verfassungssystem befugt ist, in einer Weise ausweiten, daß der gesamte für das jeweils folgende Jahr bewilligte Betrag erheblich jenen Betrag übertrifft, der im jeweiligen laufenden Haushaltsjahr verbraucht wurde. Das ist eindeutig eine verzwickte, aber unerläßliche Aufgabe - eine Arbeit, die man „in der bestmöglichen Art und Weise“ durchführen muß, wie sich mein inzwischen verstorbener, mutiger russischer Freund Professor Taras Muraniwskij auszudrücken pflegte, dessen Stimme ich immer noch im Kopf habe.
Die „bestmögliche Art und Weise“ bedeutet hier, daß die Zinsbelastung auf die ausgegebenen Geldmittel sehr moderat sein sollte, in der Größenordnung von 1-2% einfacher Verzinsung, und daß die Akkumulation zusätzlichen realen (physischen) Kapitals die dadurch geschaffene Nettostaatsverschuldung bei weitem übertrifft. Dies bedeutet wiederum, daß sich die Bewilligung entsprechender Staatsausgaben nicht auf „Dienstleistungen“ konzentrieren darf - außer als vorübergehende soziale Entlastungsmaßnahme im öffentlichen Interesse. Unter keinen Umständen darf in spekulative Anlageformen investiert oder dürfen nationale Einkommensströme in Glücksspiel, in den Drogenkonsum oder ähnliche Verschwendungen abgezweigt werden. Der Zuwachs realer, physischer Produktion des Landes muß die zunehmende Staatsverschuldung übersteigen.
Das bedeutet natürlich ein entsprechend starkes Gebot zur Erhöhung kapitalintensiver Investitionen, die wiederum die physische Produktivität der Volkswirtschaft als ganzer steigern. Die Investitionsbilanz zielt darauf ab, daß öffentliche Ausgaben für die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur eine Größenordnung von gut 50% erreichen, wozu besonderes Gewicht auf wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt in der physischen Produktion und damit einhergehenden Investitionen gelegt werden muß. Die Steigerung der physikalisch bestimmten Arbeitsproduktivkräfte sollte dabei absolut, nicht prozentual, gemessen werden und sollte technologischen Fortschritt statt Arbeitsintensität ausdrücken.
Die Entwicklung der Realwirtschaft sollte durch umfassende Investitionen in die Kernspaltung als Energiequelle gelenkt werden, womit sich vor allem ein massives Programm zur Wasserentsalzung einleiten läßt, um Schwächen der physischen Wirtschaft wie die Abhängigkeit von fossilen Wasservorräten zu überwinden und Grundwasserschichten wie beispielsweise diejenigen in der Region von Nord-Dakota bis hinunter nach West-Texas zu erhalten. Parallel dazu müssen wir uns auf die Einführung aller schon bekannten und potentiell entwickelbaren Technologien festlegen, die mit der umfassenden, möglichst schnellen Nutzbarmachung der Kernfusion sowohl als Kraftquelle für die Wirtschaft wie auch zur entscheidend wichtigen Vermehrung und sonstigen Verwendung sogenannter fossiler Rohstoffe in Verbindung stehen.
Die Ausweitung der Raumfahrt sollte im wesentlichen als Wissenschaftsmotor betrachtet werden, mit dem viele technologische Fortschritte vorangetrieben werden können, die zur Verbesserung der irdischen Wirtschaft gebraucht werden.
Um ein solches Programm zu verwirklichen, müssen wir zu einem Denkansatz zurückkehren, der „fairen Handel“ statt „Freihandel“ in der Wirtschaft ermöglicht, sowie zu einem Konzept von physischem und Finanzkapital, wie dies unter Franklin Roosevelt der Fall war.
Das Prinzip, von welchem der Erfolg eines solchen Programms abhängt, beruht darauf, die Zunahme der physischen Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer zu fördern, indem die Arbeitsproduktivkräfte durch wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt erhöht werden. Damit ist technologischer Fortschritt gemeint, der durch einen Wissenschaftsmotor in der Wirtschaft angetrieben wird, so, wie damals die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten bei der Vorbereitung und Organisation des Zweiten Weltkriegs den Sieg über Hitler errangen.
Wer ständig an solchen Maßnahmen herumkrittelt, sollte folgendes bedenken.
Hätte Franklin Roosevelt länger gelebt, wäre durch die Befreiung der Welt von den imperialen Hinterlassenschaften des Kolonialismus ein riesiger Kapitalmarkt für die Produkte einer umgerüsteten US-Kriegsproduktion geschaffen worden, die restlichen Kriegsschulden hätten in neue Kapitalbildung im In- und Ausland reinvestiert werden können, auch wenn dies mit zeitweiliger Austerität in Kombination mit einer allerdings gesunden Anhäufung von Realkapital einhergegangen wäre. Unsere Erfahrungen während der Truman-Regierung belegen den fortgesetzten Nutzen einer solchen Rooseveltschen Politik im Gegensatz zu einer prokolonialistischen Churchillschen Politik; unter Trumans falscher Politik war dieser Nutzen allerdings einfach nicht ausreichend.
Die Konzeption ist klar, wenn man die Tatsachen vom Standpunkt der physischen Ökonomie und nicht der bloßen monetaristischen Theorie betrachtet. Tatsächlich ist das monetaristische Denken die eigentliche Quelle schwerer Fehler bei der Beurteilung dieser Frage.
Das monetaristische Dogma geht davon aus, daß durch das Verleihen von Geld etwas erzeugt wird, was im Monetarismus als wirtschaftlicher Wert gilt. Doch wie sagte einmal John Kenneth Galbraith, als er über die Geldverluste während des Krachs von 1929 und danach sprach: Es ist doch nur Papier. Unter dem US-Verfassungssystem, welches im wesentlichen ein physisches und keines auf Wucher basierendes Wirtschaftssystem ist, hängt der Wert des Geldes davon ab, was eine Regierung unternimmt, um mit dem Geld etwas anzufangen. Als Beispiel hierfür kann man sich klar machen, was die USA jetzt tun müssen, um einen tiefen Absturz des Dollars zu verhindern, der eine Kettenreaktion der gesamten Weltwirtschaft in ein „neues finsteres Zeitalter“ auslösen würde.
Entsprechend dem monetaristischen Dogma gründete sich der Wert des US-Dollars seit 1945 im wesentlichen auf die Annahme, daß der zukünftige Wert des Dollars mehr oder weniger stabil bleiben würde. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war somit der US-Dollar weltweit praktisch die einzige stabile Währung, deren Wert an die Sicherheit eines Systems fester Wechselkurse gebunden war, welches sich nicht an einem Goldstandard, sondern einem ganz anderen Konzept, dem Goldreservestandard, orientierte.
Die Probleme dieses System waren hauptsächlich die Folge des schlecht durchdachten Kriegs der Vereinigten Staaten in Indochina einerseits und der Zerstörung der britischen Realwirtschaft unter der ersten Regierung Harold Wilson andererseits. Die Krise des Pfund Sterlings und des Dollars 1967-1968 traf mitten in die Explosion der 68er-Bewegung im Frühjahr 1968, als Angriffe der 68er auf „die Arbeiter“ das Kennedy-Erbe in der Demokratischen Partei zerstörten. Die US-Wahlen 1968 ebneten so den Weg für einen Sturmangriff des Radikalmonetarismus, der die gesamten 70er Jahre anhielt. Im Zuge dieses Ansturms entstand durch die Abwertung des US-Dollars und die Einführung eines Systems gleitender Wechselkurse 1971-1972, gefolgt von der Rambouillet-Konferenz 1975, ein neues internationales Währungssystem, das auf der Übereinkunft basierte, der US-Dollar werde die Rolle einer Reservewährung für das weltweite System gleitender Wechselkurse übernehmen.
Die zunehmende Schwächung und der schwindende Glauben an die weltweite Rolle des US-Dollars als eigentlicher Reservewährung droht unmittelbar in einen kettenreaktionsartigen Kollaps des ohnehin schon verrotteten nordamerikanischen und europäischen Systems zu münden; ein Kollaps dieser Bereiche würde den gesamten Planeten in ein globales neues finsteres Zeitalter stürzen. Zudem hat sich aufgrund der ausufernden hypothekenfinanzierten Wertpapiersektoren in den USA, Spanien und anderswo eine überkochende Finanzblase aufgebaut, die der wichtigste Auslöser einer generellen Implosion aller Weltfinanzmärkte werden könnte.
Die Möglichkeit eines monetären und wirtschaftlichen Kollapses dieser Art besteht weiter. Allerdings ließe sich die unmittelbare Gefahr dadurch bannen, wenn der wahrgenommene stabile Dollarwert mittel- bis langfristig aufrechterhalten werden kann. Nicht der monetäre Wert des Dollars steht zur Debatte, sondern die politische Wahrnehmung, daß die USA zusammen mit anderen Partnern entschlossen sind, den Dollar in seiner Funktion als eigentlicher Weltreservewährung für Abrechnungszwecke während einer oder mehrerer Generationen zu erhalten. Der nominelle Wert des US-Dollars ist demnach sein politischer Wert, der auf das Vertrauen gründet, daß Forderungen über diesen vor uns liegenden Zeitraum ausgeglichen werden können.
Um solche Garantien geben, und mehr noch, sie auch einzuhalten zu können, muß unter den führenden Nationen, die die wichtigsten Regionen der Welt verkörpern, ein System protektionistischer Abkommen und Maßnahmen errichtet werden. Bilaterale und multilaterale Übereinkünfte mit langfristigen, protektionistischen Zielen wären ein Bollwerk, mit dem sich der derzeit heranstürmende generelle Kollaps des Systems abwenden ließe.
Protektionistische Abkommen sind für zwischenstaatliche Beziehungen wichtig; eine scharfe Abkehr von derzeitigen „Freihandels“-Abkommen ist genauso unerläßlich, um innerhalb einzelner Volkswirtschaften die notwendigen Bedingungen für den Übergang von der sogenannten Dienstleistungswirtschaft zum kapitalintensiven Produktionsmodell zu schaffen. Diese Form des Protektionismus bedeutet keine Reduzierung des Welthandels; sie erfordert eine neue Kapitalstruktur für einen erweiterten, kapitalintensiven Welthandel mit technologisch fortgeschrittenen Handelsgütern.
Jedes staatliche Programm zur wirtschaftlichen Erholung braucht zur Initialzündung Investitionen in die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur mit Betonung kapitalintensiver Bereiche, wie der Energieerzeugung, besonders der Kernkraft, der Wasserversorgung, des Nahverkehrs, des Infrastrukturumbaus für die technologisch fortgeschrittene, mittelständische Landwirtschaft in traditionellen Agrarregionen sowie des Stadtumbaus. Die Kosten für ein Hochschulstudium müssen drastisch gesenkt werden, und die Grund- und höhere Schulbildung muß auf vermehrten Unterricht in wissenschaftlich-technologischen Fächern sowie klassischer Kultur umgestellt werden, wobei Klassen mit geringer Schülerzahl, wie vor ein oder zwei Generationen gängig, die Regel sein sollte.
Der Wiederaufbau besonders der kapitalintensiven Infrastruktur wird anfangs die Haupttriebkraft sein, um den bisherigen Trend von einer agroindustriellen zu einer „Dienstleistungs“- und Arbeitslosen-Wirtschaft umzukehren. Anreize zur vermehrten privaten Vertragsvergabe beim Aufbau der Infrastruktur werden dabei helfen, daß die USA ihre frühere Mission als führende agroindustrielle Volkswirtschaft der Welt wieder wahrnehmen wird.
Die generelle, langfristige Perspektive einer wirtschaftlichen Erholung und Entwicklung setzt die umfassende Nutzung der Kernspaltung sowie eine Orientierung auf zukünftige Technologien der Kernfusion voraus. Diese Spitzentechnologien sind Beispiele für „hohe Energieflußdichten“ in der Technologie und stehen damit in ihrer Anwendung am oberen Ende der Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer in der Gesamtwirtschaft.
Die neueste Umwelt-Modeerscheinung, die man nur als grünen Energieschwindel bezeichnen kann, drückt am besten das Denkproblem aus, das korrigiert werden muß, wenn ein Wirtschaftskollaps verhindert werden soll. Die Kernspaltung ist derzeit die effizienteste Energiequelle. In speziellen Verfahren lassen sich mit ihr vor Ort wasserstoffbasierte und ähnliche Kraftstoffe aus Wasser herstellen, wodurch die Abhängigkeit vom Öl samt dem Kostenfaktor seines Transports über lange und kostenträchtige Strecken entfiele; zudem sollte dieser eigentlich minderwertige Rohstoff besser als chemische Ausgangssubstanz zur Düngemittelproduktion Verwendung finden. Die Idee, aus Mais Treibstoff für Autos zu gewinnen, ist ein ausgemachter Betrug. Die Zweckentfremdung landwirtschaftlicher Nutzflächen für Äthanol- oder ähnliche Programme bedroht direkt die Nahrungsmittelversorgung, besonders wenn sie so verwirklicht werden, wie sie momentan geplant sind. Die tatsächlichen physischen Kosten rechtfertigen in keiner Weise die damit verbundenen Ansprüche, und wenn man sich in die Abhängigkeit einer derartigen Treibstoffherstellung begibt, würde dafür soviel nutzbares Land verbraucht, daß es zum Urgroßvater aller ökologischen Katastrophen werden würde, für welche die überlebenden Familien die Urheber dieses mörderischen, verheerenden Blödsinns für immer verfluchen werden.
Der wahrscheinlich interessanteste und wichtigste Aspekt der Kreditschöpfung für umfangreiche produktive Investitionen wird anhand der eurasischen Entwicklungsperspektive unter der politischen Herangehensweise deutlich, die ich hier entwerfe.
Im US-Verfassungssystem wird Kredit durch die gesetzliche Aufgabe der Regierung erzeugt, Zahlungsmittel in Umlauf zu bringen. Die Alternative dazu auf den Weltmärkten sind langfristige Vertragsvereinbarungen zwischen Nationen. Angesichts der Kooperationsaussichten zwischen europäischen und asiatischen Nationen sollten hier Großverträge mit Laufzeiten von einem Viertel- bis einem halben Jahrhundert im Vordergrund stehen, Verträge, die umfangreiche, langfristige Infrastrukturinvestitionen und Produktionsvorhaben umfassen. Auch hier wären Zinsbelastungen zwischen 1-2% auf langfristige Grundkredite empfehlenswert.
Angesichts der Bevölkerungsdichte und der Lebensbedingungen in Asien wird ein Großteil der ehemaligen Industriekapazitäten West- und Mitteleuropas mobilisiert werden müssen, um die Nachfrage zu decken. Wie man an den heute viel kleineren Tendenzen ablesen kann, wird das Gesamtprogramm für Eurasien den Strömen aus den Hauptstädten von Berlin über Moskau nach Peking und Delhi und anderen relevanten Hauptstädten folgen. Die USA sollten bei gleichzeitiger Kooperation über den Atlantik und Pazifik vor allem ihre Partnerschaft mit den wiedererstarkenden Nationen im Süden betonen. Zusammen sollten wir auf dem eurasischen und amerikanischen Kontinent eine Hauptverantwortung für die Rettung Afrikas übernehmen.
Ohne derartige Perspektiven gibt es keine konkrete Hoffnung für die heutige gefährdete globale Zivilisation. Zu dieser Mission brauchen wir politische Führer, die in einer bestimmten Art und Weise denken und die ihre Aufgaben auf die gleiche Art und Weise suchen und erfüllen. Wer leistet das, was zum Erreichen dieser Ziele notwendig ist, und wer ist im Sinne Friedrich Schillers „Patriot und Weltbürger“, ein wirklicher Führer, der sich einer Mission für sein eigenes Land und gleichzeitig für die ganze Menschheit verschreibt? Wir brauchen Männer und Frauen, die bei allem, was sie um ihrer Länder und ihrer Völker willen unternehmen, das Auge des Schöpfers über sich erkennen. Das Vertrauen in diese Mission und die Umsetzung dieser Aufgabe wird auch das notwendige Vertrauen der Bürger hervorbringen, um die Mission zum Erfolg zu führen. In diesem Sinne brauchen wir die große Krise, die unmittelbar bevorsteht, nicht zu fürchten. Mit einem wiederhergestellten Vertrauen der Menschen in ihre Regierungen sowie einem neuen Vertrauen der Menschen in die Bedeutung ihres eigenen Lebens wird es gelingen, uns und die Welt sicher durch den ungeheuerlichen Krisensturm führen, der jetzt von allen Seiten über uns hereinbricht.
Anmerkungen:
23. Mit der Amtseinführung von Präsident Abraham Lincoln wurden die agro-industriellen und sozialen Bestandteile des Amerikanischen Systems von Henry C. Carey weitgehend in die amerikanische Bundespolitik übernommen, welche dieser Ende der 1870er Jahre dem deutschen Reichskanzler Bismarck persönlich und indirekt auch Japan empfahl. Die gleiche Politik nahm auch Mendelejew von der Jahrhundertausstellung 1876 in Philadelphia mit zum russischen Zaren Alexander III. Diese politischen Prinzipien waren zwar durch Franklin, Alexander Hamilton und andere bereits in die amerikanische Republik eingebaut worden, doch aufgrund der Rückschläge, die die strategischen Interessen der USA durch die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege sowie durch die Präsidentschaft Andrew Jacksons, der Wallstreet-Marionette des Martin van Burenschen Bankenschwindels, erlitten, verzögerten die Umsetzung der im US-Verfassungssystem vorgesehenen Wirtschaftspolitik bis zu den Entwicklungen unter Präsident Lincoln.
24. Das Project for the 1980s des New Yorker Council on Foreign Relations von 1975-76 (Magraw-Hill, New York, 1977) entstand in Zusammenarbeit mit der Trilateralen Kommission, namentlich deren früheren Direktor (1973-76) und Präsident Carters Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski, Außenminister Cyrus Vance und Miriam Camp.
25. Brzezinski war der Autor von Between Two Ages: America’s Role in the Technetronic Era (Viking Press, New York, 1970) und International Politics in the Technetronic Era (Sophia University, Tokio, 1971). In Hinblick auf die Spannungen, die beim Übergang von der „Industrieära“ zu einer Ära von Dienstleistungen, Automation und Kybernetik auftreten, schrieb er in dem Buch von 1970, daß die technotronische Revolution den Nationalstaat in eine „globale Stadt“ verwandeln werde - „ein nervöses, aufgewühltes, angespanntes und zerstückeltes Netz voneinander abhängiger Beziehungen.“
26. Als kenntnisreicher Insider dieser Entwicklungen kann ich feststellen, daß es zu diesen Veränderungen nicht nur in den USA, sondern in fast allen Ländern West- und Mitteleuropas gekommen wäre. Als Andropow es rundweg ablehnte, in offizielle Diskussionen mit Präsident Reagan einzutreten, besiegelte er nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern die Gegner der SDI in den USA machten sich umgehend daran, auch mir an den Hals zu gehen, was bestimmte Unannehmlichkeiten für mich und meine Mitarbeiter in den USA und Europa seit dem Frühjahr 1983 bis heute zur Folge hatte. Wirkliche Geschichte verläuft oft so.
Lesen Sie hierzu bitte auch:
Schockwelle erschüttert das globale Finanzsystem - Neue Solidarität Nr. 10/2007 Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes - 1. Teil - Neue Solidarität Nr. 7/2007 Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes - 2. Teil - Neue Solidarität Nr. 8/2007 Die verlorene Kunst des Investitionshaushaltes - 3. Teil - Neue Solidarität Nr. 9/2007 Kernthema: Neues Bretton Woods - Neue Solidarität online Kernthema: Physische Wirtschaft - Neue Solidarität online Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts Was Lyndon LaRouche wirklich sagt - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) Internetseite der internationalen LaRouche-Jugendbewegung - in englischer Sprache |
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