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Theodore Shackley (Spitzname: der "blonde Geist" des Geheimdiensts) ist der Urgroßvater der Contra-Drogenoperation. Er erfand die sog. "dritte Option", den Einsatz ausländischer Armeen vor Ort unter Leitung der US-Geheimdienste für "Stellvertreterkriege" gegen sowjetische Satellitenstaaten. Von ihm stammt auch die Idee, bewaffnete Aufstände durch die Zusammenarbeit mit Drogenhändlern zu finanzieren und den Stellvertreterarmeen insgeheim logistische Unterstützung zu geben. Erste Erfahrungen sammelte er dafür im "Geheimkrieg" der CIA in Laos in den 60er Jahren.
Nach Angaben von Victor Marchetti, ehemals leitender Assistent des CIA-Vizedirektors und Sekretär des Haushaltsausschusses der CIA, trug seine Behörde nur etwa 10% der Kosten des "Geheimkriegs" in Laos. Die übrigen 90% deckte man mit Gewinnen aus dem Opium- und Heroinhandel des Goldenen Dreiecks. Viele enge Vertraute und Untergebene Shackleys bei den verdeckten Kriegen der 60er und 70er Jahre in Indochina wurden von Vizepräsident Bush als Schlüsselfiguren in der Contra-Operation übernommen.
Shackleys Karriere begann in Miami, wo er in Kreisen verkehrte, die unter dem Vorwand des Kampfes gegen das Castro-Regime Exilkubaner und andere für Mordanschläge und im Drogenhandel ausbildeten. 1965 wurde er nach Indochina versetzt, wo er den "Geheimkrieg" in Laos mit organisierte. Fünf Jahre lang waren Shackleys Teams ohne Wissen des US-Kongresses und der amerikanischen Bevölkerung aktiv. Zehntausende Zivilisten kamen in der Zeit ums Leben. Insbesondere wurden dabei Angehörige des Meo-Stamms eingesetzt, und finanziert wurde alles mit Opium und Heroin aus der Region. 1971 kehrte Shackley in die USA zurück, wo er die Westliche Abteilung der CIA leitete, wurde aber 1974 als Saigoner CIA-Stationschef wieder nach Südostasien zurückgeschickt.
Nach Ende des Vietnamkriegs 1975 wurde er stellv. CIA-Planungsdirektor (für verdeckte Operationen) unter dem neuen CIA-Direktor George Bush. 1978 mußte er aus der CIA ausscheiden, nachdem er in den Verdacht geraten war, über seinen Mitarbeiter Edwin Wilson in Rüstungsgeschäfte mit Libyen und anderen Ländern verwickelt zu sein. Inzwischen hatte er sich ein großes Informations- und Finanznetz in Asien und dem Nahen Osten aufgebaut. Nach seiner "Pensionierung" wechselte er ins "Ölgeschäft" über und beriet den holländischen Ölhändler John Deuss, der ironischerweise der größte Händler sowjetischen Öls auf dem westlichen Spotmarkt war.
Nach Aussagen vor dem "Iran-Contra"-Kongreßausschuß 1987 gehörten die Aktivitäten von Shackleys Leuten zu den wichtigsten "privaten" Machenschaften im Zuge der "Iran-Contra"-Rüstungsgeschäfte. Shackleys Zöglinge wie Thomas Clines, Felix Rodriguez und sogar Richard Secord (dieser hatte die Unterstützung der Luftwaffe für Shackleys Programme in Laos und Vietnam geleitet), sollten in der schmutzigen Contra-Affäre eine wichtige Rolle spielen.
Mehr noch, Shackley selbst stellte den ersten Kontakt zum iranischen Agenten Manucher Ghorbanifar her, der den Verhandlungskanal zwischen der Reagan-Bush-Administration und dem Teheraner Khomeini-Regie öffnete. Am 19. November 1984 trafen sich Shackley und ein leitender Mitarbeiter seiner Beratungsfirma, Nozar Razmara, in Hamburg mit dem ehemaligen iranischen General Manucher Haschemi und mit Ghorbanifar. Bei diesem Treffen wurde das Waffen-gegen-Geiseln-Geschäft mit Khomeini geboren. David Corn beschreibt in seiner Shackley-Biographie Blond Ghost (Der blonde Geist) von 1994 das Treffen in Hamburg sowie ein weiteres Treffen zwischen Shackley und Haschemi in Los Angeles (Seite 376):
"Nach Haschemis Angaben trug Shackley ziemlich dick auf, als die beiden sich in Kalifornien trafen. Shackley stellte sich als ehemaliger CIA-Mitarbeiter vor, der Geschäftsmann sei, aber auch nachrichtendienstlicher Berater von Vizepräsident George Bush. Shackley erklärt, zu seinen Pflichten - vielleicht gegenüber Bush - gehöre es, Informationen über den Iran zu sammeln, vor allem darüber, was die Sowjets in dem Land trieben. Er machte seine Sorge deutlich, daß hinter der Bühne linksextreme Kleriker und von Moskau unterstützte Radikale lauerten, sofort bereit für den Fall, daß Khomeini stirbt oder die Macht verliert."
Greggs Tätigkeit für die CIA soll mit Missionen in Japan und Burma (1953-69) begonnen haben. In Vietnam leitete er 1970-72 die Saigoner CIA-Sektion, wobei er direkt Theodore Shackley unterstellt war. 1973-75, als Kissinger und Bush ihre "Chinakarte" spielten, war er CIA-Stationschef in Korea. (1973 war Bush der offizielle Repräsentant der CIA und von Kissingers State Department in Beijing.)
1975-76 war Gregg in Washington CIA-Verbindungsmann zum Pike-Ausschuß, der die Vergehen der CIA und Kissingers in Griechenland, Kuba usw. untersuchte. Unter George Bush, der 1976 CIA-Direktor wurde, unterdrückte die CIA die Ermittlungen.
1977-79 war Gregg direkt unter Shackley, dem damaligen Vizeplanungsdirektor der CIA (für verdeckte Operationen), beim zentralen Stab der CIA-Operationsleitung tätig. 1979 schickte ihn die CIA zum Nationalen Sicherheitsrat, wo er Leiter der Ostasien-Abteilung wurde; allerdings bezahlte ihn weiterhin die CIA. Gleichzeitig wurde Gregg NSC-Direktor für nachrichtendienstliche Programme und überwachte damit alle NSC-Geheimoperationen, bis er den NSC 1982 wieder verließ. Unter anderem konnte er in dieser Position für Kontinuität bei großangelegten Geheimunternehmungen sorgen, wie beispielsweise zur Unterstützung der afghanischen Mudschaheddin, die unter der Carter-Administration begann und in den ersten Monaten der Reagan-Administration stark ausgeweitet wurde.
In Greggs Zeit beim NSC fällt die Geiselkrise im Iran und die "Oktoberüberraschung", d.h. die (erfolgreichen) Bemühungen der Republikaner, die Freilassung der amerikanischen Geiseln im Iran bis nach der Präsidentschaftswahl 1980 hinauszuzögern. Es wurde vielfach vermutet, daß Gregg damals ein Bush-Maulwurf der CIA in Carters Sicherheitsrat war.
Gregg selbst entwarf die im Juli 1982 erlassene präsidiale Feststellung, wonach die Hilfe an die Contras befürwortet wurde. Noch im selben Monat wurde Gregg Nationaler Sicherheitsberater von Vizepräsident Bush (1982-89).
Damit hatte Gregg die höchste Leitungsposition für die Aktivitäten von Bushs "Geheimregierung" inne, höher als andere wie Oliver North, die mehr im Licht der Öffentlichkeit standen. Gregg war formell:
a) Bushs Hauptrepräsentant in der Task Force on Terrorism des Vizepräsidenten. Diese Terrorismus-Sondergruppe war u.a. der offizielle Arbeitgeber von Norths Assistenten im NSC, Oberst Earl und Oberst Coy.
b) Bushs Hauptrepräsentant in der South Florida Task Force on Narcotics des Vizepräsidenten. Sie war ebenso wie die Kampagne des "Krieg gegen Rauschgift" der Bush-Administration ein Deckmantel für die Kontrolle - nicht die Beseitigung - des Drogenhandels, für den Aufbau verdeckter Operationen und Bushs zunehmende Übernahme anderer Regierungsstellen.
c) Bushs Vertreter im sog. "208-Ausschuß", der sog. "Putsch-Gruppe", die den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos stürzte und Aktionen gegen den führenden Mann Panamas Gen. Noriega und andere leitete.
Gregg log bei den "Iran-Contra"-Anhörungen 1987 im Kongreß, daß sich die Balken bogen, um Bushs Chancen auf die Präsidentschaft zu wahren. Beweise für seine "Iran-Contra"-Machenschaften gibt es reichlich, darunter vieles, was später vom US-Justizministerium 1988 im Gerichtsverfahren gegen Oliver North zugegeben wurde. Beispiele sind Felix Rodriguez und Rudy Enders, die 1970-72 für Gregg in der CIA arbeiteten. 1982-86 leitete Rodriguez (angeblich für die CIA) die Versorgung der Contras, und Enders das paramilitärische Office of Special Activities der CIA, u.a. bei der Verminung des Hafens von Managua. Beide trafen damals häufig mit Donald Gregg zusammen.
1981 hielt sich Enders als Leiter der paramilitärischen CIA-Operationen in El Salvador auf, um eine Strategie im Kampf gegen die Guerilla zu entwickeln. Im März 1982 verfaßte Rodriguez einen fünfseitigen Vorschlag zur Gründung einer mobilen "Tactical Task Force", die von Nikaragua unterstützte Rebellen in ganz Mittelamerika angreifen sollte. Diese Sondergruppen glichen weitgehend den Teams in Vietnam, die Gregg dort aufgebaut hatte. Enders unterstützte den "Rodriguez-Vorschlag".
Im März 1982 trafen Rodriguez und der ehemalige Senator Richard Stone (Reagans Unterhändler) Gregg zu einer Besprechung über Nikaragua. Rodriguez überließ Gregg eine Kopie seines Vorschlags. Am 17. März leitete Gregg diesen an den früheren NSC-Direktor Robert McFarlane mit einem befürwortenden Brief weiter, in dem er schrieb: "Ich glaube, ausgehend von meiner Erfahrung in Vietnam, daß der Plan funktionieren kann."
McFarlane gab beides weiter an Oliver North; die Dokumente fand man später in Norths Safe. Dennoch beharrte Gregg darauf, er habe erst im Dezember 1986, einen Monat, nachdem der Skandal publik wurde, erfahren, daß Rodriguez u.a. den Contras halfen.
Noch am 8. August 1986 hatte Gregg in seinen Notizen über ein Treffen mit Rodriguez und anderen Iran-Contra-Leuten geschrieben: "Ein Tausch von Dollars wurde arrangiert, um Hilfe für die Contras zu bekommen." Später sagte Gregg aus, er habe für seine eigenen Notizen keine Erklärung.
Der kubanische Flüchtling Felix I. Rodriguez wurde 1960 Mitarbeiter der Central Intelligence Agency (CIA). Unter Führung des CIA-Stationsleiters in Miami Theodore G. Shackley wurden er und andere Exilkubaner in Miami ausgebildet. 1970 folgte Rodriguez Shackley nach Südostasien. Während des Indochinakriegs arbeitete Rodriguez unter Shackley und dem CIA-Offizier Donald Gregg. In den ersten Jahrzehnten seiner Karriere bei der CIA war seine einzige größere Ruhmestat die Leitung der Agentengruppe, die Che Guevara in Bolivien aufstöberte und ermordete.
Im August 1982 berief der damalige Vizepräsident George Bush Donald P. Gregg als seinen wichtigsten Berater in Fragen der nationalen Sicherheit. Ende 1984 machte Gregg Oliver North mit Rodriguez bekannt, der bereits seit einem Jahr unter der Leitung Bushs und Greggs in Mittelamerika tätig gewesen war. Laut dem Abschlußbericht des unabhängigen Gutachters der Iran-Contra-Affäre stellte Gregg persönlich Rodriguez am 22. Januar 1985 George Bush vor, und 1986 traf Rodriguez noch zweimal mit Bush zusammen. Zwei Tage nach seinem ersten Treffen mit Bush reiste Rodriguez nach El Salvador, wo er Anstalten traf, sein Operationszentrum am Luftwaffenstützpunkt Ilopango aufzuschlagen - der unter der Federführung von Rodriguez 1985-86 ein berüchtigter Umschlagplatz für Waffen und Rauschgift wurde.
Am 1. November 1984 verhaftete die amerikanische Bundespolizei FBI Rodriguez' Partner Gerard Latchinian. Er wurde verurteilt wegen Kokainschmuggels in die USA im Werte von 10,3 Mio. Dollar. Mit den Drogengeldern sollten der Sturz und die Ermordung des honduranischen Präsidenten finanziert werden. Ein Jahr vor der Verhaftung seines Partners hatte Rodriguez die amtliche jährliche Registrierung der gemeinsamen Firma Giro Aviation Corp. unterschrieben.
Am 18. Januar 1985 traf Rodriguez mit Ramón Milian Rodriguez (nicht verwandt) zusammen, der für das Medellinkartell über 1,5 Mrd. Dollar gewaschen hatte. Vor einem Senatsausschuß, der den Drogenschmuggel der Contras untersuchte, sagte Milian später aus, er habe Felix Rodriguez auf dessen Forderung hin 10 Mio. Dollar aus den Rauschgifterlösen ausgehändigt.
Gegenüber der Journalistin Martha Honey erklärte Milian, als Gegenleistung für das Geld habe Rodriguez ihm zugesichert, seinen Einfluß an hoher Stelle zugunsten des Rauschgiftkartells zu nutzen. "Einer der überzeugenden Punkte war, offen gesagt, daß er direkt mit Bush reden konnte. Das ,Entgegenkommen' würde nicht über 27 bürokratische Stellen laufen. Es war eine Sache direkt zwischen ihm und Bush", sagte Milian.
Milian, der der Republikanischen Partei erhebliche Spenden zukommen ließ, wurde im Mai 1983 von Bundespolizisten an Bord eines Privatflugzeugs, das nach Panama unterwegs war, im Besitz von 5 Mio. Dollar Bargeld verhaftet. Nach Angaben von Felix Rodriguez wollte Milian aus den Rauschgiftvorwürfen herauskommen, als er am 18. Januar 1985 mit Rodriguez zusammentraf. Vier Tage später traf Rodriguez dann Vizepräsident Bush im Executive Office Building.
1985 und 1986 beschwerten sich Oliver North und andere an den Waffenschiebereien führend Beteiligte darüber, daß Rodriguez zu viel über seine Verbindung zu Vizepräsident Bush rede.
Im März 1986 flog der Pilot Michael Tolliver, nach seiner eigenen eidlichen Aussage, auf Anordnung von Rodriguez mit einer DC-6 zu einem Lager der Contras in Honduras, nahm dort 12 Tonnen Marihuana an Bord und brachte diese zum Luftwaffenstützpunkt Homestead in Florida. Dafür erhielt er von Rodriguez 75000 Dollar. Bei einem anderen Rückflug habe er, so Tolliver weiter, Kokain für Rodriguez befördert. Auch zwischen dem Luftwaffenstützpunkt Ilopango in El Salvador und Miami sei er mehrfach hin- und hergeflogen. Rodriguez habe ihm immer genaue Anweisungen erteilt, wohin er fliegen und mit wem er sich treffen solle, sagte Tolliver aus. Bei den Flügen "konnte ich die Flugroute ohne Absprache mit irgendwelchen Behörden frei wählen", erklärte er. "Wir brauchten keine Genehmigung vom Zoll oder irgendjemand anderem."
Als am 6. Oktober 1986 die Sandinisten ein Transportflugzeug der Contras abschossen und das einzige überlebende Besatzungsmitglied, Eugene Hasenfus, gefangen nahmen, benachrichtigte Rodriguez George Bushs Mitarbeiter Sam Watson, der wiederum den Lageraum im Weißen Haus und den Stab des Nationalen Sicherheitsrats informierte.
Oliver North wurde umgehend nach El Salvador entsandt, um zu verhindern, daß die Sache an die Öffentlichkeit kam. Aber am 9. Oktober erklärte Hasenfus auf einer Pressekonferenz in Nikaragua, Felix Rodriguez alias Max Gomez sei der Leiter des internationalen Contra-Unterstützungsnetzes. Das war der Beginn der aufsehenerregenden Enthüllungen im Contra-Skandal.
Richard Secord, der 1983 die US-Luftwaffe im Rang eines Generalmajors verließ, war einer der führenden amerikanischen Militärspezialisten für Sonderoperationen, vor allem geheime Luftoperationen.
Während des Vietnamkriegs flog er zwischen 1961-65 für die Air Force 285 Kampfeinsätze. 1965 wurde er nach eigenen Angaben der CIA-Niederlassung in Saigon zugeteilt, um die Geheimflüge der CIA-Luftfahrtgesellschaft Air America zu überwachen. Später arbeitete er unter Theodore Shackley in Laos und in engem Zusammenspiel mit Tom Clines. Schauplatz war das "Goldene Dreieck": Das war die erste große Drogenoperation der CIA, die den Boden für spätere von Rauschgiftgeldern finanzierte Operationen der Bush-Kreise in Afghanistan und mit den Contras bereitete.
1972 wurde Secord dem Büro für internationale Sicherheitsangelegenheiten im Pentagon zugeteilt. Im folgenden Jahr schloß er sich der Defence Security Assistance Agency an, einer Behörde, die Waffenlieferungen nach Übersee und Europa organisierte. Hier sammelte er wertvolle Erfahrungen im Waffenhandel mit dem Ausland. 1975-78 war er in Teheran als Militärberater der iranischen Luftwaffe stationiert - die hier gewonnene Erfahrung kam ihm später bei den geheimen, illegalen Waffenlieferungen an den Iran zugute.
Secord war als ranghöchster Luftwaffenoffizier am gescheiterten Befreiungsversuch der amerikanischen Geiseln im Iran 1979/80 beteiligt. 1981-83 war er stellvertretender Staatssekretär für internationale Sicherheitsangelegenheiten im Verteidigungsministerium.
1983 wurde er wegen Zusammenarbeit mit dem "abtrünnigen" CIA-Mitarbeiter Ed Wilson, der u.a. in illegale Waffen- und Munitionslieferungen nach Libyen verwickelt war, entlassen. Secord wurde aber umgehend wieder als Berater für das Pentagon angeheuert; er arbeitete in der Special Operations Policy Advisory Group (SOPAG), die die Sondereinheiten des Vereinigten Generalstabs (Joint Chiefs of Staff) überwachte. 1983 organisierte er eine geheime Luftversorgungsoperation und gründete eine eigene Waffenhandelsfirma, Stanford Technology Trading Group International, zusammen mit Albert Hakim, den er in den 70er Jahren im Iran kennengelernt hatte. Im Zentrum standen Rüstungsgeschäfte mit Ostblockstaaten. Diese Aktivitäten waren ein wesentliches Element des im Rahmen der "Iran-Contra"-Untersuchungen aufgedeckten "Enterprise". Hierfür rekrutierte er zahlreiche ehemalige Mitarbeiter aus den Abteilungen für Sonderoperationen des Vereinigten Generalstabs und der Teilstreitkräfte.
Im März 1988 wurde Secord vom Iran-Contra-Sonderermittler wegen Verschwörung mit Oliver North, John Poindexter und Albert Hakim angeklagt, die amerikanische Regierung betrogen und Regierungseigentum gestohlen zu haben. Die Verschwörungsanklagen wurden fallengelassen, da die Regierung Reagan bestimmte klassifizierte Dokumente nicht freigab. Er wurde dann noch in neun weiteren Punkten angeklagt, schloß aber einen Handel mit der Anklage (plea bargain) und bekannte sich in nur dem einen Punkt schuldig, den Kongreß belogen zu haben. Wie auch im Fall der anderen Iran-Contra-Angeklagten wurden die gut dokumentierten Hinweise auf Verwicklung in den Drogenhandel nie untersucht. Secord gehört nicht zu den sechs Angeklagten, die Präsident Bush im Dezember 1992 kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt begnadigte.
Oliver North wurde 1943 geboren. Bis zum 29. November 1986, dem Tag, an dem die "Legende North" geboren wurde, hatten die wenigsten überhaupt etwas von ihm gehört. An diesem Tag stellte der amerikanische Justizminister Edwin Meese offiziell eine Verbindung zwischen den zu jener Zeit ans Licht gekommenen illegalen Hilfsaktionen für die Contras in Nikaragua und dem iranisch-amerikanischen Waffen-gegen-Geiseln-Skandal her. Meese erklärte, das sogenannte Irangate und Contragate hingen zusammen, da Gelder aus Waffengeschäften zwischen Israel und dem Iran an die Contras geflossen seien.
"Die einzige Person innerhalb der amerikanischen Regierung, die genau darüber Bescheid weiß", so Meese, sei Oliver North vom Stab des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus. Von diesem Moment an stand North im Mittelpunkt des Medieninteresses, und die Legende von North als "Architekt der Iran-Contra-Operation" war geboren. North war niemals der Architekt von irgendetwas. Er war lediglich ein Lakai und Laufbursche in der geheimen Nebenregierung des Vizepräsidenten George Bush.
In Vietnam hatte North als Führer einer Kampfgruppe der Marineinfanterie, eines "platoons", gedient. Manchmal behauptete er zwar, bereits damals an Geheimoperationen beteiligt gewesen zu sein, aber darüber gibt es keine Unterlagen, und viele Beobachter halten dies für eine seiner "normalen" Angebereien. 1974 mußte sich North einer Behandlung im Bethesda-Marinehospital unterziehen, nachdem er aufgegriffen worden war, wie er unbekleidet umherrannte, mit einer Pistole Kaliber 45 herumfuchtelte und dabei unsinniges Zeug redete.
North wurde im August 1981 in den Stab des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) abkommandiert. Seine erste größere Aufgabe bestand darin, Notstandspläne für den Fall eines Atomkrieges oder von Naturkatastrophen auszuarbeiten, um die Kontinuität der Regierungsarbeit sicherzustellen. Berichten zufolge gehörte es zu den Planungen, die Verfassung im Falle eines nationalen Notstands außer Kraft zu setzen. In seiner Autobiographie beschreibt North seine Arbeit an dem, was er als "Das Projekt" bezeichnet, und erklärt dann: "In diesem Zusammenhang lernte ich Vizepräsident Bush kennen."
Im Sommer 1983 wurde er Verbindungsoffizier des NSC zur Kissinger-Kommission für Mittelamerika. In diesem Zusammenhang reiste North mehrfach nach Mittelamerika, wobei er mindestens einmal Kissinger begleitete.
Innerhalb des NSC-Stabes koordinierte North die Arbeit verschiedener Kriseneinrichtungen, die von George Bush eingerichtet und geleitet wurden: die Special Situation Group (SSG), die Crisis Pre-Planning Group u.a. Sein erster großer "Erfolg" war die US-Invasion von Grenada 1983, die von der SSG geleitet worden war. North fungierte dabei als Verbindungsoffizier zum Vereinigten Generalstab. Militärisch war die Invasion ein Fehlschlag. Ein hochrangiger Offizier bezeichnete sie als "Ollie's Folly" ("Ollies Dummheit").
Nach Oktober 1984 wurde North von Bush und dem damaligen CIA-Direktor William Casey dazu abgestellt, die Nachschuboperation für die Contras zu koordinieren. Für die Contra-Logistik kamen die am schnellsten verfügbaren Netzwerke zum Einsatz: Drogenschmuggler, die über Flugzeuge und Piloten verfügten, um geheime Flüge nach Mittelamerika zu unternehmen. "Waffen hin, Drogen zurück" lautete das Motto.
North war zwei Jahre - von Oktober 1984 bis Oktober 1986 - an diesen Unternehmungen beteiligt. 1985-86 arbeitete er darüber hinaus an verschiedenen Szenarien zur Befreiung der im Libanon festgehaltenen amerikanischen Geiseln, was auch die Lieferung von Waffen an den Iran einschloß.
Während seines erfolglosen Wahlkampfes für einen Sitz im Senat 1994 antwortete er stereotyp auf Fragen nach seiner Rolle in der Contra-Affäre: "Ich bin der Mann auf diesem Planeten, gegen den am meisten ermittelt worden ist." Aber gegen North wurde nicht nur von dem Iran-Contra-Sonderermittler Lawrence Walsh wegen des Vorwurfs ermittelt, illegal Waffen an den Iran geliefert, die Contras heimlich unterstützt sowie Gelder aus den Waffenlieferungen an den Iran für die Contras "abgezweigt" zu haben. Im März 1988 wurde er auch angeklagt, den Kongreß belogen und unrechtmäßig Zulagen angenommen zu haben. Weder im Zusammenhang mit dieser Anklage noch im umfangreichen Abschlußbericht Walshs wird der Drogenhandel auch nur mit einem Wort erwähnt.
Bei den vorgebrachten Anklagepunkten entging North darüber hinaus dem schwerwiegenden Vorwurf der Verschwörung. Zwei der Anklagepunkte mußten fallengelassen werden, weil die Regierung Reagan klassifizierte Informationen zurückhielt und damit nach Ansicht des Gerichtes ein "fairer Prozeß" nicht gewährleistet gewesen wäre.
Bei seiner Aussage vor dem Senatsausschuß wurde North mit Samthandschuhen angefaßt, so daß er den wirklich kritischen Fragen ausweichen und sein "Einzelkämpfer-Image" pflegen konnte. Außerdem gelang es ihm so, trotz seiner Lügen gegenüber dem Kongreß auf freiem Fuß zu bleiben.
Zu keinem Zeitpunkt während der gesamten offiziellen "Iran-Contra"-Untersuchung kam die Verwicklung von Bush und North in den Drogenhandel zur Sprache, in dessen Verlauf ganze Flugzeugladungen Rauschgift in die Vereinigten Staaten gebracht wurden.
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