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Aus der Neuen Solidarität Nr. 35/2006

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Die Menschen rufen nach einer Lösung

Lyndon LaRouche war am 17. August zwei Stunden lang zu Gast in www.currentissues.tv, einer englischsprachigen palästinensischen Internet-Fernsehsendung in den USA. Der Gastgeber, Dr. Hesham Tillawi, ist seit 30 Jahren Vorkämpfer eines unabhängigen Palästinenserstaates. Es folgen Auszüge.


Die Strategische Verteidigungsinitiative
Die Wirtschaftskrise

Der Nahostkonflikt

Ein Friedensplan: Kooperation und Entwicklung

LaRouche: Völlig anders ...

LaRouche: Es hätte gar keinen 11. September gegeben. Denn der 11. September diente nur dazu, durchzusetzen, was danach kam ... Ich hatte schon im Januar 2001, noch vor Bushs Amtsantritt, vor zwei Dingen gewarnt: Ich sagte, es droht ein internationaler Finanzkrach. Bush ist damit völlig überfordert. Und deshalb muß man aufpassen, daß nicht jemand irgendwann in naher Zukunft etwas ähnliches anstellt wie damals in Deutschland Hermann Göring mit dem Reichstagsbrand, um Hitler zum Diktator zu machen.

Der 11. September war politisch das Gegenstück zum Reichstagsbrand. Nur wissen wir nicht genau, wer die Sache gesteuert hat ... Aber etwas Vergleichbares sehen wir heute wieder: die von Cheney getroffene Abmachung, die zur Folge hatte, daß Israel den Libanon angriff, um die Hisbollah zu bekämpfen. Das eigentliche Ziel ist allerdings Syrien, das man militärisch angreifen will, und auch der Iran.

Wir sehen hier eine Vorgehensweise, die für diese Regierung typisch ist: Man benutzt Provokationen, um Kriege anzufangen. Der 11. September war nur der erste Teil davon. Wäre ich also als Präsident der Verantwortliche gewesen, hätte es zuvor bereits Veränderungen gegeben, die so etwas verhindert hätten ...

LaRouche: Ich glaube nicht, daß George Bush dazu geistig in der Lage wäre. Ich glaube allerdings, daß Leute auf einer höheren Ebene als der US-Präsident, mir wohlbekannte anglo-amerikanische Kreise, durchaus so etwas tun könnten und getan haben...

Die Strategische Verteidigungsinitiative

LaRouche: Ich definierte den wissenschaftlichen Rahmen, um das, was als SDI bekannt wurde, umzusetzen, und ich hatte recht. Andere haben dann mitgemacht. Das war mein Hauptprogrammpunkt bei meiner ersten Präsidentschaftsbewerbung in der Demokratischen Partei: Wie ein Atomkrieg durch präventives Verhandeln verhindert werden könnte, und die Alternativen. Als Reagan dann gewählt wurde, hatte ich ein Gespräch mit ihm, ich traf viele seiner Leute, und man lud mich nach Washington ein, darzulegen, was die neue Regierung meiner Meinung nach tun sollte.

Das [die SDI] stand auf meiner Liste. Reagan fand es gut. Das Unternehmen lief über den Nationalen Sicherheitsrat, dem ich dabei verantwortlich war. Ich führte inoffizielle Gespräche mit den Sowjets. Das Ziel war ein Abkommen, dem sich viele Länder anschließen könnten. Wir wollten die Technik und wissenschaftlichen Stärken, über die wir aufgrund der Kernkraft und vor allem der Kernwaffen verfügten, einsetzen. Denn die Sowjetunion war zwar hinsichtlich der Verwaltung der Wirtschaft ein Versager, aber militärisch und wissenschaftlich hatte sie einiges drauf. Deshalb argumentierte ich, wenn wir zusammenarbeiten, um eine Konfrontation zu vermeiden, und die Hightech-Kapazitäten, die wir für militärische Zwecke nutzen, in eine bestimmte Richtung lenken, dann können wir Systeme entwickeln, die jeden anderen davon abhalten könnten, einen Krieg anzufangen - aber wir könnten diese Technik gleichzeitig auch dazu nutzen, die ganze Welt grundlegend zu verändern. Leute wie Edward Teller stiegen ein, und er sagte bei einem Treffen in Erice auf Sizilien, es ginge hier um die "gemeinsamen Ziele der Menschheit".

Genau das war auch mein Gedanke - und heute gilt das ebenso für den sogenannten Nahen Osten: Wenn wir es schaffen, daß die Länder sich für die gemeinsamen Interessen der Menschheit einsetzen, also für ein positives Ziel, dann können sie auch mit den negativen Dingen fertigwerden. Wenn sie nur negative Optionen haben, werden sie weiter nur daran denken, wie man sich am besten gegenseitig umbringt ...

Die Sowjets sagten mir dann bekanntlich - das war im Februar 1983 - , daß sie nicht einwilligten, und ich sagte ihnen, wenn ihr mit eurem sowjetischen System so weitermacht, wird es in etwa fünf Jahren zusammenbrechen. Und so kam es dann auch, nach sechs Jahren, um genau zu sein.

Mein Vorschlag wurde also nicht verwirklicht. Reagan schied aus dem Amt, und es wurde nie gemacht. Jetzt, nach vielen Jahren stellen wir fest, daß wir es besser so gemacht hätten. Stattdessen haben wir Europa ruiniert, die USA ruiniert, das Gebiet der früheren Sowjetunion ruiniert. Wir haben die ganze Welt wirtschaftlich ruiniert. Wir stehen jetzt am Rande des schlimmsten finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs der Neuzeit ...

Die Wirtschaftskrise

LaRouche: Wir verlieren ihn jetzt schon. So etwas kommt nicht von heute auf morgen. Es ist wie mit einem Autounfall, der zu einem bestimmten Zeitpunkt mit bestimmten Insassen passiert, aber das, was den Unfall verursacht, der Zustand der Straße, der Fahrer usw., das ist schon vorher einprogrammiert ...

Das System ist am Ende. Das ganze internationale Finanz- und Währungssystem befindet sich im Prozeß des Zusammenbruchs ...

Die Immobilienblase in den USA platzt jetzt gerade in etwa 29 Bundesstaaten. Es ist kein einheitlicher Prozeß, aber es wird sich beschleunigen. Die großen Banken der USA und einiger Länder in Europa sind an gewaltigen Hedgefondsinvestitionen beteiligt: Der größte Teil dieser Investitionen wird sich in Luft auflösen ...

LaRouche: Das könnte sein. Wenn ein Unfall passiert, kommt es über Nacht. Es kann aber auch so sein, daß ein Teil nach dem anderen zusammenbricht. Und das hat jetzt angefangen.

Die USA haben gerade die Hälfte ihrer Autoindustrie verloren. Das wird eine Kettenreaktion im ganzen Land nach sich ziehen. Unsere Landwirtschaft ist, verglichen mit dem, was sie früher einmal war, praktisch tot. Wir haben den größten Teil der Industrie verloren ... Jetzt haben wir die Dienstleistungswirtschaft: Billigjobs in Restaurants usw. ...

Wir machen also unser Land kaputt, mit Westeuropa ist es genauso, und wir stehen kurz vor dem Punkt, wo alles zusammenfällt.

Wir könnten damit fertigwerden. Ich weiß, wie man es tut. Aber solange wir eine solche Regierung haben, nominell unter Bush ..., sind wir verloren!

Betrachten Sie einmal die wirtschaftliche und militärische Stärke der Vereinigten Staaten im November 2000, als die Wahl war, und dann betrachten Sie sie heute. Sicher, wir haben ein paar höchst zerstörerische Waffen. Aber schauen Sie, wo wir überall mitmischen: in ganz Südwestasien, Afghanistan, der sog. arabischen Welt und anderen Teilen der Welt. Überall dort herrscht "asymmetrischer Krieg" oder Kleinkrieg. Was hinter der Grenze im Libanon geschah, war typisch dafür. Die Israelis haben den Krieg verloren, es ist kein herkömmlicher Krieg, sondern asymmetrischer Krieg, also Volkskrieg.

Das ist der Zustand der Welt. Die Welt ist reif für eine Explosion. Wir können so nicht weitermachen.

Der Nahostkonflikt

LaRouche: Die UNO hat endlich eingegriffen, um den israelischen Krieg über die Grenze in den Teil des Libanon am Litani zu beenden ... Es wird im wesentlichen nicht mehr geschossen. Aber im Grunde ist nichts gelöst. Es besteht ständig die Gefahr, daß die Konflikte erneut ausbrechen.

Immerhin sind wir an einen Punkt gekommen, wo wir das Problem lösen können. Der Israeli Jossi Beilin hat eine zweite Madrid-Konferenz und andere Friedensverhandlungen vorgeschlagen. Genau das brauchen wir jetzt. Es geht nicht bloß darum, Frieden zu schließen. Wir brauchen einen endgültigen Frieden unter den Völkern der Region, der auf einer positiven Grundlage beruht und der deshalb wirtschaftliche Entwicklung einschließt.

LaRouche: Nein. Es könnte zwar sein, daß das Ende der Zivilisation kommt, aber dies ist nicht die Schlacht.

Israel war und ist eine Marionette. Das heißt nicht, daß jeder Israeli eine Marionette sein möchte ... Israel ist nicht Herr seines eigenen Schicksals. Was die derzeit maßgeblichen israelischen Parteien beschließen, wird nicht notwendigerweise entscheiden, was in Israel geschieht.

Nehmen wir unser eigenes Land. Schauen Sie sich die Demokratische Partei an. Das Jahr 2005 über hat die Demokratische Partei, besonders im Senat, ihre Sache ziemlich gut gemacht ... Aber jetzt verhält sie sich schrecklich. Ich weiß aber aus eigenem Erleben, daß es in der Partei Kräfte gibt, die patriotisch sind und die erkennen, wo die Interessen der Vereinigten Staaten liegen...

LaRouche: Alle - aber das heißt nicht, daß sie keine Patrioten sind. Sie verhalten sich eher wie eine Prostituierte, deren Loyalität nicht etwa ihrem Kunden gilt, sondern seinem Geld.

Schauen Sie sich den Krieg doch einmal genau an: Der Krieg war auch nicht im Interesse Israels! ...

Ein Friedensplan: Kooperation und Entwicklung

LaRouche: Sicher. Man muß die Prinzipien des Westfälischen Friedens auf die ganze Region anwenden.

Nehmen wir z.B. das Wasserproblem ... Es gibt in dieser Region zuviel nutzlosen Sand und zuwenig Wasser. Wir wissen, wie man es erzeugen kann, aber dazu fehlt Energie ... Man braucht Meerwasserentsalzung mit Kernkraft. Den Israelis wird erlaubt, Kernkraft zu nutzen. Warum soll man sie nicht zur Erzeugung von Trinkwasser für die Menschen einsetzen? Warum denken wir nicht an das Recht der Menschen in diesem Gebiet auf frisches Wasser? Wie man dieses Gebiet, das in vielen Teilen Wüste ist, im Laufe einer Generation zu einer reichen Region entwickeln, die eine große Bevölkerung bei guter Gesundheit versorgen kann?

Dazu braucht man zweierlei. Das erste ist eine Herangehensweise wie beim Westfälischen Frieden, wo man sagt: Unsere erste Sorge sollte nicht sein, was in unserem Interesse ist, sondern was im Interesse des anderen ist. Wir sollten etwas für ihn tun.

Das ist der einzige Weg zum Frieden. Aber das muß auch durch mehr als nur durch gute Absichten fundiert werden, nämlich durch gute Taten, die diese guten Absichten verwirklichen ...

LaRouche: Man muß Krisen zu nutzen wissen. Jetzt ist so eine Krise. Das ganze Weltfinanzsystem stürzt ein. Das ist in der jetzigen Form unvermeidlich. Nichts kann unter der gegenwärtigen Politik diesen Einsturz verhindern. Es herrscht ein untragbarer Zustand praktisch in allen Ländern Europas, in Nord- und Südamerika, im größten Teil der Welt. Und wenn die Lage so schlimm ist, rufen die Menschen: "Gebt uns eine Lösung!" Unter diesen historischen Bedingungen ist es möglich, so wie es beim Westfälischen Frieden möglich war, gegen alle herkömmlichen Trends der Politik zu handeln und Lösungen einzuführen, welche die menschliche Gesellschaft verbessern und voranbringen.

Das wird nicht als ein spontaner "demokratischer" Aufschrei der Massen erfolgen. Es wird kommen, weil sie wissen, daß alles, was sie bisher getan haben und wofür sie bisher gekämpft haben, zwecklos ist. Und sie wissen, daß sie sich ändern und es anders machen müssen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Ein welthistorischer Moment - Internetforum in Berlin - Neue Solidarität Nr. 35/2006
"Warum verhält sich der Kongreß wie eine Herde schreiender Esel?" - Neue Solidarität Nr. 31-32/2006

 

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