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Aus der Neuen Solidarität Nr. 39/2001:

Was die Regierung Bush tun sollte

Interview. Der amerikanische Oppositionspolitiker und demokratische Präsidentschaftsbewerber Lyndon LaRouche gab in der vergangenen Woche eine Vielzahl von Radiointerviews mit Sendern in den USA, Mexiko, Kanada, Peru, den Philippinen und Italien. Aus diesen Interviews und entsprechenden Presseerklärungen zitierten mehrere Tageszeitungen in Italien, die große arabische Zeitung Al Arab, die brasilianische Wirtschaftszeitung Monitor Mercantil u.v.a. Wir bringen diese Woche die gekürzte Fassung eines Interviews in der wöchentlichen Kabelfernsehsendung "The LaRouche Connection" vom 18. September, das auch als Videoband produziert wird. Die Fragen stellte John Sigerson.

Es ist jetzt eine Woche seit den Anschlägen auf World Trade Center und das Pentagon vergangen. Sie haben im Laufe der Woche schon mehrere Stellungnahmen abgegeben; was möchten Sie heute dazu sagen?

LaRouche: Nun, die Menschen sind verängstigt, natürlich besonders in und um Washington und New York. Unter solchen Bedingungen werden Menschen beeinflußbar. Sie neigen dazu, sich in Illusionen zu flüchten und falsche Schlüsse zu ziehen.

In einem Krieg - und die jetzige Lage entspricht in bestimmten Aspekten wirklich einem Krieg - muß der Befehlshaber vor allem dafür sorgen, daß seine Truppe nicht in Panik gerät. Er muß ruhig und realistisch sein. Man darf nicht versuchen, sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen, sondern muß ihnen die Lage schildern, wie sie ist, und ihnen gleichzeitig die Sicherheit geben, daß man selbst genau weiß, was man tut. Das ist es, was die Amerikaner heute brauchen.

CNN und Fox News dagegen tun mit ihren Fernsehsendungen das Gegenteil, das Schlechteste, was man tun kann. Dadurch können sie eine Krise der gefährlichsten Art heraufbeschwören.

Betrachten wir die Lage.

Am vergangenen Dienstag, dem 11. September, wurden die USA von einer mysteriösen Kraft angegriffen, von einer Art verbrecherischer Operation innerhalb der Sicherheitsorgane der USA. Der Angriff kam nicht aus dem Nahen Osten, nicht aus Europa oder aus Südamerika. Möglicherweise sind auch Leute aus anderen Ländern daran beteiligt. Aber die Operation ist so komplex und ausgeklügelt, daß niemand in der Lage wäre, so etwas vom Ausland aus durchzuführen. Niemand im Ausland wäre dazu in der Lage gewesen.

Wir wissen also, daß wir es mit einer "Schurken"-Operation innerhalb hochrangiger Stellen unseres eigenen Landes zu tun haben.

Das ist nicht das einzige Problem. Wenn so etwas geschieht, laufen auch viele andere Dinge in die falsche Richtung. Menschen, die verrückt sind, tun auch verrückte Dinge. Menschen, die große Angst haben, können durch solche Ereignisse derart aus dem Ruder laufen, daß sie verrückte Sachen anstellen. Es herrscht also eine Situation allgemeiner Unsicherheit im Lande.

Deshalb muß die Regierung glaubhaft den Eindruck vermitteln, daß sie weiß, was sie tut, wenn sie herauszufinden versucht, wer der Feind ist. Sie muß aus den "Fußspuren" und den Fähigkeiten des Feindes systematisch ableiten, was er als nächstes vorhat. Und dann muß sie sich an die amerikanische Bevölkerung wenden und erklären: "Das ist die Lage. Jawohl, es gibt einen Feind im Inneren, und dieser Feind ist sehr mächtig und äußerst gefährlich. Wir wissen nicht, wie weit er zu gehen bereit ist, doch wir müssen annehmen, daß er bereit ist, noch weiter zu gehen, als er es am 11. September getan hat. Aber wir wissen, was wir tun. Wir werden die folgenden Maßnahmen ergreifen."

Den Medien ist zu entnehmen, daß offenbar eine Militäraktion in Afghanistan vorbereitet wird, eine Art Strafaktion gegen Osama bin Laden. Sollten die USA Ihrer Ansicht nach Afghanistan angreifen?

LaRouche: Nein. Es mag Gründe geben, irgendwann so etwas zu tun, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keinen Grund, in Afghanistan oder in irgendeinem anderen Land loszuschlagen.

Praktisch sollte sich die Politik umgehend um einen Frieden im Nahen Osten bemühen. Man muß den Krieg in Israel bzw. dessen Umgebung beenden und Frieden schaffen. Es ist zu hoffen, daß Scharon mit uns zusammenarbeitet und erkennt, was er anrichtet, wenn er den in Oslo begonnenen Friedensprozeß zunichte macht - daß er damit die USA und viele andere Staaten in große Gefahr bringt. Wir hoffen, daß er und die anderen israelischen Führungspolitiker Vernunft annehmen und mit dazu beitragen, die Lage zu beruhigen.

Aber unser eigentliches Problem liegt in den USA selbst. Dabei muß man zwei Dinge berücksichtigen. Es ist kein Zufall, daß uns diese Angriffe genau zu einer Zeit trafen, als der weltweite Währungs- und Finanzzusammenbruch einen neuen Krisenpunkt erreichte. Offensichtlich haben einige sehr einflußreiche Leute innerhalb der USA - möglicherweise mit Hilfe aus dem Ausland, aber im wesentlichen hier in Amerika - eine Art Staatsstreich gegen die Vereinigten Staaten vor. Man will die Bevölkerung mit den Methoden des Terrors gefügig machen, damit sie akzeptiert, was diese Leute vorhaben. An einem bestimmten Punkt wollen sie sich dann zu erkennen geben und eine neuartige Regierung bilden, welche die derzeitige Regierung ersetzt. Das ist ihr Ziel.

Eines der Dinge, die wir tun müssen, um das verhindern, ist, jetzt die Finanz- und Währungskrise anzupacken.

Beispielsweise sind die Fluggesellschaften der USA derzeit dabei abzustürzen. Ich meine nicht die Flugzeuge, sondern die Finanzen der Unternehmen. Das darf nicht passieren. Wir können nicht zulassen, daß die Luftfahrt, ein wesentlicher Teil der nationalen Infrastruktur, zusammenbricht. Daher muß die Regierung intervenieren. Nicht, indem sie der Wall Street Geld hinterherwirft, sondern indem sie Kredite bereitstellt und die Branche unter ihrem Schutz reorganisiert. Man muß einen Plan aufstellen, der es diesem Wirtschaftszweig ermöglicht, Stabilität zu erreichen und wieder auf eigenen Füßen zu stehen - ob in einem Jahr, in zehn oder erst in 20 Jahren. Auf diese Art müssen wir die Wirtschaft schützen.

Und es gibt noch andere Dinge, die wir tun müssen.

Als erstes müssen wir erkennen, daß wir auf die allgemeine Weltkrise reagieren müssen. Die Auswirkungen der globalen Finanz- und Währungskrise sind eine Gefahrenquelle. Krisenherde wie der Nahe Osten sind eine Gefahrenquelle und müssen beruhigt werden. Wir müssen das Vertrauen der amerikanischen Bevölkerung für eine solche Politik gewinnen. Und wir müssen handeln.

Wenn wir das tun, schwächen wir das Potential des Feindes, der sich jetzt auf neue Anschläge vorbereitet. Und wenn wir das dem amerikanischen Volk bewußt machen, kann ein Staatsstreich in den USA nicht mehr gelingen. Dann ist der Feind moralisch und politisch besiegt, über wieviel Macht er auch sonst verfügt. Dies sind aus meiner Sicht die unmittelbar vor uns liegenden Aufgaben.

Sie sagen, der Feind sitzt hier in Amerika. Erwarten Sie weitere Angriffe? Und wenn ja, werden diese neuen Anschläge bald kommen? Oder wird der Feind abwarten, bis sich die Lage wieder beruhigt hat?

LaRouche: Nein. Diese Anschläge in New York und Washington waren gegen das amerikanische Volk gerichtet. Was wurde angegriffen? New York City, das die Finanzmacht der USA symbolisiert. Dort liegt nicht wirklich die Finanzmacht der Welt, aber in der Vorstellung der Menschen ist New York das Symbol dafür. New York ist nach London die größte Finanzstadt. Und man hat die Mitarbeiter des Pentagons angegriffen, das Oberkommando der Streitkräfte. Es war ein Psychokrieg gegen die amerikanische Bevölkerung.

Die Täter hatten nicht vor, den Präsidenten zu ermorden - obwohl die Leute, die von einer Bedrohung des Präsidenten sprachen, recht hatten. Wenn so etwas geschieht, müssen der Geheimdienst und andere Sicherheitseinrichtungen automatisch von einer mutmaßlichen Gefährdung des Präsidenten ausgehen.

Warum sollte jemand die USA angreifen? Natürlich, um sie in die Knie zu zwingen. Wie wollen sie das tun? Vielleicht, indem sie die Regierung stürzen, indem sie die Zentren der Regierung angreifen. Das war aber diesmal nicht ihre Absicht. Diesmal wollten sie die Bevölkerung in Panik versetzen.

Das bedeutet, daß sie die Lage noch nicht reif für einen Staatsstreich hielten. Sie bereiten sich auf eine weitere Operation vor. Aus der "Fußspur" des Gegners zu schließen, wird es wahrscheinlich etwas Andersartiges sein als letzte Woche. Aber es wird ein großer Angriff auf die amerikanische Bevölkerung sein.

Und wenn dann die Bevölkerung völlig in Angst und Schrecken versetzt und mürbe gemacht ist, dann könnte der tatsächliche Staatsstreich kommen. Das ist die eigentliche Gefahr: ein Staatsstreich gegen die Regierung der Vereinigten Staaten.

Ich möchte hier nachhaken, um alle Mißverständnisse auszuschalten: Verschiedene Leute in den USA behaupten, die Regierung stecke selbst hinter den Anschlägen. Manche gehen sogar so weit zu behaupten, es sei George Bush gewesen. Aber Sie sagen, es handele sich um verbrecherische abtrünnige Elemente innerhalb der Regierung?

LaRouche: Wahrscheinlich in der Regierung. Nennen wir ihn "Mister X". Mister X ist einerseits Mitglied der Regierung oder der Sicherheitsbehörden. Vielleicht ist er ein ehemaliger hochrangiger Generalstabsoffizier, der jetzt anderswo tätig ist. Man kennt ihn unter seinem richtigen Namen; aber gleichzeitig hat er noch eine andere Identität als Mitglied dieser Organisation.

Außerdem ist bei Aktionen wie dieser die Kommandostruktur schwer zu durchschauen. Es ist eine straff zentralisierte Kommandostruktur, aber so, daß jeder Beteiligte nur die Bereiche und Personen kennt, die er für seinen Teilbereich kennen muß, und die unterschiedlichen Teile, die zum Einsatz kommen, nicht wirklich wissen, was sie tun. Das hat es früher auch schon gegeben.

Aber es ist in den USA...

Larouche: Die Gefahr liegt in den USA. Ein Angriff von außen wäre für jeden Angreifer sehr gefährlich. Wir haben viel von unserer früheren Stärke verloren, aber wir sind immer noch stark genug. Jedem äußeren Feind, der die USA angreift, würde das schlecht bekommen. Aber gegenüber Angriffen von Einrichtungen im Land selbst sind wir verwundbar. Und ich denke, einige Leute in der Regierung, die vermuten, daß ich recht habe, machen sich in dieser Richtung große Sorgen.

Wie sagt man es den Amerikanern, daß sie sich einer Gefahr im eigenen Land stellen müssen? Ist es da nicht viel bequemer, zu sagen, wir schlagen jetzt gegen irgendjemanden im Ausland los? Vor allem wenn Verrückte wie CNN und Fox News lautstark fordern, die USA müßten jetzt losschlagen, den "Krieg der Kulturen" führen und die ganze Welt in einen Religionskrieg stürzen, indem sie eine Milliarde Moslems angreift und wer weiß was noch alles lostritt?

Wenn der amerikanische Präsident erklärte: "Hören Sie nicht auf CNN und Fox News, das sind unverantwortliche Clowns, die es darauf anlegen, Sie mit ihren Lügen in den Wahnsinn zu treiben" - das wäre sehr gut.

Sie sind darauf eingegangen, was die Amerikaner nicht fürchten sollten. Aber was sollte nun der Durchschnittsbürger unter den gegenwärtigen Umständen tun?

LaRouche: Zunächst einmal muß man der Wahrheit ins Gesicht sehen. Wir und andere müssen auf die amerikanische Bevölkerung beruhigend einwirken: "Es ist eine schreckliche Bedrohung. Wir streiten das nicht ab. Eine schreckliche Depression kommt auf uns zu. Wir sollten es nicht ableugnen." Aber wir müssen deutlich machen: Man kann diese Depression in den Griff bekommen. Wir können alles heil überstehen. Unter Roosevelt ist es uns gelungen. Wir haben daraus gelernt, wir können es wieder schaffen. Das muß uns keine Sorge bereiten. Worüber wir uns allerdings Sorgen machen müssen, ist die Frage, ob wir uns selbst ausreichend mobilisieren können, um auch die Regierung dazu zu bringen, daß sie ihrer Verantwortung nachkommt.

Das von Ihnen gegründete Nachrichtenmagazin Executive Intelligence Review dokumentierte 1995 in einem Sonderbericht mit vielen Details die Verwicklungen britischer Nachrichtendienste in terroristische Aktivitäten im In- und Ausland. Meinen Sie, daß auch an der gegenwärtigen Operation Kreise aus Großbritannien beteiligt sind?

LaRouche: Ja. Es gibt wahrscheinlich in Großbritannien ebenso wie bei uns zwei gegensätzliche Fraktionen.

Der moderne Terrorismus in seiner gegenwärtigen Form als Massenphänomen in Europa, den Vereinigten Staaten und anderswo wurde im Jahr 1968 geboren. Einige der damaligen Hauptbeteiligten des Terrorismus von 1968 sind bis heute ununterbrochen als Terroristen aktiv, z.B. die baskischen Terroristen in Spanien.

Der Terrorismus, aus dem die "Afghanzi" hervorgingen, wurde in den Vereinigten Staaten unter dem Einfluß Zbigniew Brzezinskis geschaffen - der Jimmy Carter als kommenden Präsidenten der USA auswählte und dann dessen Nationaler Sicherheitsberater wurde. Die "Afghanzi" wurden unter Brzezinski im Rahmen der "Afghanistan-Operation" gegen die Sowjetunion ins Leben gerufen. Man wollte den Sowjets ihr "Vietnam" bescheren. Diese Politik ging weiter bis zum heutigen Tag.

In den 80er Jahren gab es dann unter dem Deckmantel der "Terrorismusbekämpfung" das, was als "Iran-Contra-Skandal" bekannt wurde, gesteuert von einem Teil des Nationalen Sicherheitsrates. Das war eine andere Ebene.

Der Terrorismus der 70er Jahre in Italien, Frankreich usw. wurde von Regierungsstellen organisiert. Der Terror der 80er Jahre wurde von denselben Kräften gesteuert. Britische, israelische und amerikanische Kreise spielten dabei eine entscheidende Rolle. Einige sehr seltsame Kreise in der NATO waren daran beteiligt.

Sie meinen also, der Gegner, der die Anschläge vor einer Woche ausgeführt hat, sitze zum Teil wenigstens in den USA und könnte sich u.U. solcher Netzwerke wie der von Bin Laden bedienen?

LaRouche: Ich glaube nicht, daß Bin Laden bei diesen Anschlägen eine wesentliche Rolle gespielt hat. Aber die Leute, die als Kommandogruppe am Terrorismus der 60er, 70er und 80er Jahre oder an den Iran-Contra-Machenschaften - denn es war eigentlich eine terroristische Kleinkriegsoperation - beteiligt waren, laufen heute frei herum. Und aus dieser Kommandostruktur kann jemand eine Gruppe zusammenstellen, die Zugang zu allen möglichen Ressourcen hat und die weiß, wie man solche Dinge tut.

Der Kopf hinter solchen Sondereinsätzen muß ein ganz bestimmter Typ von Militär sein. Wonach wir suchen müssen, sind sehr hochrangige militärstrategische Spezialisten, die wissen, wie man eine so technisch perfekte und fachmännisch ausgeführte Operation wie die Anschläge auf New York und Washington organisiert. Kein Amateur würde so etwas zustandebringen, ebensowenig ein wildverwegener Terrorist. Solche Leute können Handlangerdienste übernehmen, sie bilden die "Hilfstruppen". Aber sie sind nicht in der Lage, eine solche Operation, wie wir sie erlebt haben, zu organisieren und durchzuführen.

Aber diese Leute auf der Kommandoebene sind noch da. Niemand hat sie enttarnt. Niemand hat sie unschädlich gemacht. Sie sind bereit, erneut zuzuschlagen. Und das Verhalten von Medien wie CNN wird sie massiv ermuntern und bestärken, ihren Plänen entsprechend zuzuschlagen.

Die einzige Verteidigung, die wir derzeit haben, ist eine verstärkte Wachsamkeit von Leuten in der politischen Kommandostruktur und anderen Bereichen - eingeschlossen vielleicht auch wichtige Leute im Weißen Haus - , die das Problem erkannt haben, auch wenn sie sich in der Öffentlichkeit nicht darüber äußern, und vielleicht entsprechend dagegen vorgehen.

Gibt es Ihrer Ansicht nach irgendeine Verbindung dieser Anschläge zum Bombenanschlag in Oklahoma?

LaRouche: Es handelt sich um eine ähnliche Operation. Der Bombenanschlag in Oklahoma erforderte Fähigkeiten, über die weder Timothy McVeigh noch sein Mittäter verfügten. Jemand hat dafür gesorgt, daß die Sache nicht weiter verfolgt wurde. Und McVeigh war bereit, sich als eine Art "Märtyrer" für seine Sache hinrichten zu lassen.

Wie könnten ausländische Regierungen jetzt den USA helfen? Ich weiß, daß viele Regierungen über das mögliche weitere Vorgehen der Vereinigten Staaten sehr besorgt sind.

LaRouche: Sie befürchten, daß die USA etwas Verrücktes vorhaben, was schlecht für die USA und für alle anderen wäre, nämlich einen Vergeltungsangriff. Rache ist in der Militärwissenschaft das schlechteste Konzept. Man führe niemals einen Krieg aus Rache, niemals!

Rache ist ein Motiv, das in ein finsteres Zeitalter der Zivilisation führt. Wer so etwas vorschlägt, weiß nicht, was er tut. Solche Leute sollte man aus der militärischen und politischen Führung unbedingt heraushalten. Sofort entlassen! Sie sind eine Bedrohung für Zivilisation und Weltfrieden.

Das ist die eine Befürchtung, aber es gibt noch einen weiteren Aspekt. Die größte Angst der Regierungen der Welt ist nicht, was die USA tun könnten. Die eigentliche Angst, die u.a. Frankreich und Deutschland vergangene Woche äußerten, ist - und sie trafen bewußt diese Wortwahl - daß ein solcher Angriff einen "Kampf der Kulturen" auslösen könnte.

"Kampf der Kulturen", das ist das Denken Zbigniew Brzezinskis. Ich sage nicht, daß Brzezinski hinter den Terroranschlägen auf New York und Washington steckt. Aber dieses Denken ist Geisteszustand eines Menschen, der so etwas tun würde. Es mag nicht Brzezinskis Absicht sein, aber dieser Geisteszustand könnte andere dazu verführen, so etwas zu tun.

Als Angriff auf die frühere Sowjetunion?

LaRouche: Nein, der Zweck der Operation ist im Grunde einfach zu verstehen.

Die Länder auf dem eurasischen Kontinent und den benachbarten Inseln verstärken schrittweise ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit, um so den Kontinent vor den Auswirkungen des Finanz- und Währungszusammenbruchs zu bewahren. Letztlich läuft es darauf hinaus, daß sich der Kontinent zu einer einheitlichen Wirtschaftsmacht zusammenschließt.

Westeuropa beispielsweise, das heute bankrott ist, könnte dann neue Exportmärkte für Hochtechnologie in China, Indien usw. erschließen. Es gäbe langfristige Vereinbarungen und umfassende Infrastrukturvorhaben, die in Eurasien neue Arbeitsplätze und neuen Wohlstand schaffen. Auf diese Weise würde Eurasien zu einer Macht.

Nun gibt es bestimmte Leute in den Vereinigten Staaten und Großbritannien, die meinen, sie seien "die englischsprachige Seemacht, die die ganze Welt beherrscht". Sie halten eine solche Zusammenarbeit zwischen Japan, Rußland, China, Indien, Südostasien und Westeuropa für eine langfristige Bedrohung ihrer Herrschaft als See- und Finanzmacht.

Deshalb sagen Leute wie Brzezinski und Kissinger: "Wir müssen das verhindern." Wie macht man das? Man zettelt Kriege an. Im letzten Jahrhundert wurden aus diesem Grund zwei Weltkriege geführt. Jetzt droht uns der dritte geopolitische Krieg in hundert Jahren. Brzezinski will diesen Krieg, um zu verhindern, daß die Nationen Zentralasiens der Angelpunkt für die Verbindung Ostasiens und Westeuropas werden.

Ich dagegen bin natürlich der Ansicht, daß es auch im Interesse der USA liegt, wenn sich Eurasien auf diese Weise vereinigt und es in Asien einen großen Wirtschaftsaufschwung gibt. Die USA sollten sich daran beteiligen und diese Region als Markt erschließen, so daß wir wieder produzieren und unsere Produkte in diese Teile der Welt exportieren können. Aber einige Leute in Amerika und England denken eben grundsätzlich anders.

Diese Leute setzen auf die "Waffe" des Religionskrieges. Sie könnten Israel verleiten, einen Religionskrieg im Nahen Osten zu beginnen. Israel kann einen Nahostkrieg auf Dauer nicht gewinnen. Es hat zwar die konventionelle militärische Überlegenheit, um einen Krieg kurzfristig zu gewinnen, aber es könnte die eroberten Gebiete nicht halten. Es würde sich bei dem Versuch, die Gebiete zu besetzen und zu halten, selbst zerstören. Deshalb könnte es sich gezwungen sehen, sogenannte Massenvernichtungswaffen einzusetzen. Das würde den ganzen Kontinent in Flammen zu setzen. Manche Leute sind dagegen, daß die Israelis das tun. Andere sagen, die USA sollten das selbst in die Hand nehmen - wie beim Golfkrieg: "Haltet die Israelis raus, wir selbst machen das mit dem Irak."

Nun zur Finanzlage: Gestern wurden die Finanzmärkte wieder geöffnet. Die Kurse sackten beträchtlich ab. Heute wollen sich Vertreter der Fluggesellschaften im Weißen Haus treffen und die Regierung um finanzielle Hilfen bitten. Die Regierung ist offenbar bereit, nicht nur viel Geld für den Wiederaufbau New Yorks auszugeben, sondern auch in anderen Bereichen. Ist das der richtige Weg?

LaRouche: Einfach nur Geld in Märkte zu pumpen, halte ich für völlig falsch. In dieser Frage gibt es zwei Lager in den USA. Allgemein ist klar, daß wir angesichts des Finanzzusammenbruchs etwas tun müssen. Die Wall Street geht unter. Greenspan und andere drücken nun auf den Alarmknopf: "Bailout! Rettung der Geldmärkte um jeden Preis! Was kümmert uns nächste Woche, wir brauchen Geld für morgen." Diese Leute sind völlig verzweifelt. Andere - wichtige Bankiers, politisch einflußreiche Persönlichkeiten - stimmen überhaupt nicht mit Greenspan überein. Ihrer Ansicht nach sollte man ganz anders vorgehen, etwa in die Richtung, die ich vorgeschlagen habe.

Die Regierung sollte das Geld nicht zum Fenster herauswerfen, um bankrotte Unternehmen zu retten. Was tut man, wenn ein Unternehmen technisch bankrott, aber unverzichtbar ist? Wie rettet man es? Man unterstellt es einem Konkursschutz, damit es weiterarbeiten kann. Bestimmte Dinge werden eingefroren. Man schützt das Unternehmen vor der Schließung. Dann organisiert die Regierung Kredite. Nicht in Form von Bargeld, sondern in Form von Kreditlinien - ähnlich wie "Anschreibenlassen". Die Regierung stellt Kredite zu Verfügung, die garantieren, daß das Unternehmen oder die Unternehmensgruppe oder sogar ein ganzer Industriezweig in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren normal weiterarbeiten kann. Das Unternehmen wird reorganisiert und wird einen Weg finden, mit seinen derzeit unbezahlbaren Schulden fertigzuwerden.

Wir wollen nicht noch mehr Aktienspekulation. Wir wollen kein Geld ausgeben, um die Aktienkurse zu stützen. Wir sollten [der Luftfahrtindustrie] sagen: "Wir gewähren eurer Branche Konkursschutz. Wir haben einen Notstand. Er ist durch die Weltfinanzkrise entstanden und wurde durch die jüngsten schrecklichen Ereignisse in New York und Washington noch verstärkt. Unter diesen Notstandsbedingungen werden wir eure Produktion durch die Macht der Regierung schützen. Wir werden uns auch an den Kongreß wenden und euch langfristige Kredite besorgen. Wie lange braucht ihr für den Wiederaufbau? Zehn Jahre? Zwanzig Jahre? Ihr bekommt die nötigen Gelder. Nicht in bar, nicht als Zahlung an die Aktionäre, sondern als Garantie, damit ihr weiterarbeiten könnt. So könnt ihr eure Ausrüstung halten und weiter fliegen."

Auf die gleiche Weise muß man das Eisenbahnnetz schützen. Es geht hier um einen nationalen Wert. Die Eisenbahn ist ein wesentlicher Teil unserer nationalen Infrastruktur. Wir brauchen sie. Deshalb werden wir nicht tatenlos zuschauen, wie sie untergeht. Es mag sich um Privatunternehmen handeln, aber die Tätigkeit dieser Unternehmen kommt uns allen zugute. Daher schützen wir unsere Interessen, wenn wir diese Unternehmen erhalten.

Es gibt viele solche Fälle. In der Energiewirtschaft und bei den Versorgungsunternehmen ist es ähnlich. Andere Bereiche der Wirtschaft gehen unter. Auch hier müssen wir ähnlich handeln. Wir müssen die Finanzen reorganisieren. Alles muß einem geordneten Konkursverfahren unterzogen werden. Wir müssen Kreditlinien organisieren, um den Menschen wieder Arbeit zu geben.

Das ist die Lösung. Wir können alles reorganisieren. Aber wie können wir nun im Zuge dieser Reorganisation lebensfähige Unternehmen und eine lebensfähige Volkswirtschaft aufbauen? Man braucht einen Wachstumsfaktor. Die neuen Arbeitsplätze müssen realen Reichtum erzeugen.

In den USA und weltweit herrscht großer Mangel an Infrastruktur. Deshalb müssen wir zwei Dinge tun: Erstens müssen wir eine Exportoffensive beginnen, vor allem in Zusammenarbeit mit Eurasien. Wir verpflichten uns, Güter herzustellen, die die Welt für die Entwicklung der Infrastruktur benötigt: Schienennetze und andere Dinge, die sie benötigen. Moderne Technik für regionale Projekte überall in der Welt. Wir werden diese Güter im Rahmen langfristiger Vereinbarungen herstellen. Und daneben werden wir gleichzeitig in unserer Wirtschaft Arbeitsplätze schaffen, indem wir die Infrastrukturentwicklung im eigenen Land ankurbeln - u.a. die Versorgungsbetriebe, die wir dringend brauchen.

Die US-Wirtschaft arbeitet derzeit mit Verlust. Das beweist unser Leistungsbilanzdefizit. Wir müssen wieder einen Zustand erreichen, wo wir mehr produzieren und verdienen, als wir verbrauchen und ausgeben. Natürlich nicht, indem wir die Zahl der Esser verringern! Sondern indem wir den Menschen, die heute arbeitslos oder unterbeschäftigt sind, Arbeit geben, um die Güter zu produzieren, die wir benötigen.

Dies sollte die Regierung tun.

 

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