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Neue Solidarität
Nr. 9, 2. März 2017

Ein wunderbarer musikalischer Dialog der Kulturen

Michelle Rasmussen berichtet über ein sehr erfolgreiches Konzert des Schiller-Instituts in Kopenhagen.

Sie kamen an diesem Abend aus aller Welt, und sie brachten Geschenke mit. Keine Geschenke, die man mit Händen greifen könnte, sondern solche, die die Seele berühren. Geschenke wunderbarer Musik und wunderbarer Tänze.

Und auch die Gäste kamen, es kamen immer mehr, bis keiner der 120 Sitzplätze leer geblieben war, und es auch keinen Platz mehr gab, um weitere Stühle hereinzuholen. Sie standen in den Gängen, sie standen in der Lobby, und sie saßen hinter den Vorhängen - Dänen, Diplomaten und andere Menschen aus vielen anderen Ländern, insgesamt vielleicht 180-200 Gäste. Die Gastgeber erklärten, einen solchen Andrang hätten sie noch nie erlebt.

Schon der Dialog der Kulturen zwischen den Veranstaltern des Konzerts - dem Schiller-Institut, der Organisation „Russisch-Dänischer Dialog“, dem Russischen Haus in Kopenhagen und dem Chinesischen Kulturzentrum, das in der Pause auch eine kleine Stärkung für die Gäste anbot - war ein großer Erfolg. Das Konzert fand statt im russischen Zentrum für Wissenschaft und Kultur, das mit der russischen Botschaft verbunden ist und der „Rossotrudnitschestwo“ - der russischen Bundesagentur für Angelegenheiten der GUS, für Fragen der im Ausland lebenden Mitbürger und für internationale humanitäre Zusammenarbeit - untersteht.

Tom Gillesberg vom Schiller-Institut begrüßte die Gäste und sagte, man komme in einem einzigartigen Moment der Weltgeschichte zusammen, in dem ein Potential bestehe, daß die Vereinigten Staaten sich dem neuen Paradigma der wirtschaftlichen Entwicklung anschließen, das sich derzeit weltweit ausbildet. Nach ihm sprach die Sprecherin des Russisch-Dänischen Dialogs, Jelena Nielsen, die betonte, ein Dialog der Kulturen könne zum Frieden auf der Welt führen. Die beiden waren auch die Moderatoren des Abends und führten durch das Programm. Schließlich begrüßte auch der Direktor des Russischen Zentrums für Wissenschaft und Kultur, Artem Alexandrowitsch Markarjan, die zahlreichen Gäste und Künstler.

Und dann begann die Prozession derer, die ihre kulturellen Geschenke darbrachten.

Aus Rußland kam das Ensemble „Swetit Masjats“ (Der Mond scheint) unter der Leitung von Igor Panitsch. Dies ist ein Ensemble von Kindern, die auf ihren Balalaikas russische Volkslieder spielten, darunter Katjuschka mit dem Bariton Walerij Lichatschew als Solisten, der schon auf 200 Bühnen gesungen hat. Im weiteren Verlauf sang er auch Leporellos berühmte „Registerarie“ aus Mozarts Don Giovanni und die Couplets des Mephistopheles aus Gounods Oper Faust, begleitet von dem Pianisten Semjon Bolschem.

Aus der chinesischen Region Innere Mongolei kam ein sehr musikalischer Student, Kai Guo, der auf verschiedenen Flöten spielte und zusammen mit Feride Istogu Gillesberg vom Schiller-Institut als Duett das bezaubernde chinesische Liebeslied Kangding sang.

Aus Indonesien kam die traditionelle Tänzerin Sarah Noor Komarudin, die den Raum mit ihrem graziösen Jaiping-Tanz verzauberte.

Aus Ghana kamen zwei junge Männer, Isaac und Fred Kwaku, die ein religiöses Lied sangen und spielten, sowie ein Lied darüber, daß wir stärker sind, wenn wir zusammenarbeiten, als wenn wir alleine stehen.

Aus Dänemark und Schweden kamen schließlich drei herausragende Opernsängerinnen, deren Gesang und dramatische Intensität das Publikum sehr bewegte. Sie beschenkten das Publikum mit Liedern und Arien von Schubert, Verdi, Dvorak und Sibelius. Gitta-Maria Sjöberg, die sich erst kürzlich von der Königlich-Dänischen Oper verabschiedete, sang Rusalkas Lied an den Mond von Dvorak. Idil Alpsoy, eine hervorragende Mezzosopranistin mit Wurzeln in Ungarn und der Türkei, die auch Mitglied des Middle East Peace Orchestra ist, sang Lieder aus Sibelius’ Op. 37 und 88, und die Sopranistin Leena Malkki, die schon seit vielen Jahren mit dem Schiller-Institut zusammenarbeitet, sang Schuberts Gretchen am Spinnrade sowie Desdemonas Gebetsarie Ave Maria aus Verdis Oper Othello. Sjöberg und Alpsoy wurden am Klavier begleitet von Christine Raft, Malkki von Benjamin Telmányi Lylloff. Er und seine Mutter Anika (Violine) spielten anschließend Beethovens Romanze für Violine und Klavier (Op. 50) und setzten damit das Erbe ihres ungarischen Vorfahren, des Soloviolinisten Emil Telmányi, fort.

Als Abschluß des Konzerts sangen die versammelten Künstler das berühmte „Va pensiero“, den Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco.

Das Publikum reagierte begeistert, sowohl auf die einzelnen Beiträge als auch auf die erhebende Wirkung des gesamten Konzerts, in dem der Dialog der aufeinanderfolgenden Musik- und Tanzbeiträge aus den verschiedenen Ländern und Kulturen sich zu einem Gewebe aus Klängen, Farben und Gefühlen verwob, das nicht nur die Sinne, sondern auch die Seelen berührte. Viele Gäste äußerten ihre große Freude und Dankbarkeit, daß sie das Privileg hatten, alle diese Geschenke entgegennehmen zu dürfen, die sie in ihrem Gedächtnis als einen Schatz mitnahmen, von dem sie noch lange zehren werden. Das ganze war ein musikalisches Testament des Paradoxes der Einheit in der Vielseitigkeit der Menschheit, die sich in der menschlichen Kreativität äußert, und eine machtvolle Demonstration des Dialogs der Kulturen. Das Schiller-Institut hat diese Demonstration in Form professioneller Video- und Tonaufnahmen dokumentiert und wird diese verbreiten, damit sie weltweit Wellen schlagen kann.

Michelle Rasmussen