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Weltweit berichten die Medien aufgeregt von einer drohenden Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und Nordkorea, aber die tatsächliche Lage ist eine ganz andere. Präsident Trumps „feurige“ Reden, die Drohung seines Verteidigungsministers Gen. Mattis, daß die USA Nordkorea in einem Krieg vernichten können, und Nordkoreas angekündigte Demonstration seiner Fähigkeit, den US-Stützpunkt Guam mit Raketen anzugreifen, entsprechen durchaus der Rhetorik, die seit Jahrzehnten nach jeder Provokation – sei es ein nordkoreanischer Raketen- oder Atomtest oder neue Sanktionen der USA oder der Vereinten Nationen – von beiden Seiten gekommen ist.
Tatsächlich sprach der nordkoreanische Außenminister Ri Yong-Ho Anfang August am Rande des Außenministertreffens der ASEAN in Manila mit seinen russischen und chinesischen Amtskollegen, Lawrow und Wang Yi, und es gab sogar eine kurze Begrüßung Ris und seiner südkoreanischen Amtskollegin Kang Kyung-hwa. US-Außenminister Tillerson erklärte am 9. August vor Journalisten, er sei „voller Hoffnung“, daß die von allen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates einschließlich Rußland und China getragenen neuen Sanktionen „anfangen können, das Regime davon zu überzeugen, daß sie ihren gegenwärtigen Weg... überdenken und daran denken müssen, sich in einem Dialog über eine andere Zukunft zu engagieren“. Trotz aller kriegerischer Rhetorik fügte er hinzu: „Nichts, was ich gesehen habe, und nichts, was ich weiß, deutet darauf hin, daß sich die Lage in den letzten 24 Stunden dramatisch verändert hätte.“ Auf die Frage nach einem Ausweg für Pjöngjang antwortete Tillerson: „Gespräche. Gespräche mit den richtigen Erwartungen darüber, worum es in diesen Gesprächen gehen wird.“
Militärisch gesehen hat sich vor Ort nichts verändert. Ein namentlich nicht genannter US-Vertreter erklärte gegenüber Reuters: „Nur weil sich die Rhetorik steigert, heißt das nicht, daß sich unsere [militärische] Aufstellung ändert. Unsere Aufstellung wird nur auf der Grundlage von Fakten verstärkt, nicht wegen dem, was Kim und Trump sich gegenseitig sagen.“ Die Fakten vor Ort in der Region bestätigen diese Aussage.
In Südkorea erklärte der Sprecher des Präsidenten am 9. August, es gebe „keine akute Krise“, und die Bemühungen, Gespräche mit dem Norden aufzunehmen, „laufen in der Überzeugung, daß die Möglichkeiten sehr groß sind“.
EIR erfuhr aus früheren Regierungskreisen, die Lage sei ruhig – wie fast immer, wenn im Westen Aufregung über einen drohenden Krieg herrscht, weil man vor Ort davon ausgehe, daß der Westen nicht so verrückt sei, einen Krieg vom Zaun zu brechen, der große Teile Koreas und vielleicht auch anderer Nationen verwüsten würde. Aber das Vertrauen in Präsident Moon Jae-in schwinde, vor allem, weil er versuche, auf zwei Hochzeiten zu tanzen – den starken Mann mimen, indem er sich den Drohungen des Westens anschließt, und gleichzeitig Pjöngjang auffordern, Gespräche aufzunehmen. Damit werde er aber keinen Erfolg haben, weil der Norden das nicht akzeptieren werde. Der Norden brauche Sicherheitsgarantien, bevor er Gespräche beginnen könne, aber Moon erscheine unentschlossen.
Der chinesisch-russische Vorschlag eines „doppelten Einfrierens“ – ein Verzicht des Nordens auf weitere Waffentests und ein Verzicht der USA und Südkoreas auf Militärmanöver im Süden – wurde von den USA bisher nicht völlig zurückgewiesen, aber auch noch nicht akzeptiert.
eir