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Am Rande der Essener Konferenz des Schiller-Instituts am 21.10.2016 über die Perspektiven, die sich aus der chinesischen Seidenstraßen-Politik für Europa ergeben, veröffentlichten Helga Zepp-LaRouche, Vorsitzende des Schiller-Instituts, und Jacques Cheminade, französischer Präsidentschaftskandidat, die folgende gemeinsame Erklärung:
„Noch nie war die Welt seit 1945 so nahe an einem neuen Weltkrieg, der heute ein Nuklearkrieg sein würde. Gleichzeitig jedoch waren die Möglichkeiten, eine neue Weltordnung für Frieden und Entwicklung zu errichten, noch nie so groß.
Die Kriegsgefahr entsteht aus dem Versuch der westlichen Mächte, ihre Vorherrschaft über die Welt, koste es, was es wolle, zu behalten, trotz der Tatsache, daß sie außer Kriegen und finanzieller Ausplünderung nichts anzubieten haben. Die große Hoffnung kommt von einer wachsenden Gruppe von Ländern - Rußland, China, Indien, die BRICS -, die für eine Welt kämpfen, in der alle das Recht auf Fortschritt durch Entwicklung in Wissenschaft, zukunftsweisender Technologie und Industrie haben; eine Welt des Friedens und der Stabilität, basierend auf dem internationalen Rechtskorpus, das aus dem Sieg über den Nazismus hervorgegangen und in der UN-Charter verankert ist.
Die einzige Alternative zur Politik des Washingtoner Konsenses, die uns in die gegenwärtige Krise geführt hat, ist das von China vorgeschlagene Seidenstraßenprojekt als Politik für Frieden und weltweite Zusammenarbeit. Dieses Projekt, das bereits Wirklichkeit für die 70 daran teilnehmenden Länder ist, ist das größte industrielle Wiederaufbauprojekt, das jemals auf diesem Planeten unternommen wurde, bei dem nahezu eine Billion US-Dollar für wissenschaftliche Forschung und große Infrastrukturprojekte in Eurasien, Iberoamerika und Afrika mobilisiert werden.
Als Patrioten und Weltbürger in der Tradition von de Gaulles und Adenauers Europa der Vaterländer und Projekte rufen wir unsere Regierungen dazu auf, sich den Bemühungen dieser wachsenden Koalition sofort anzuschließen und von den USA und Großbritannien zu verlangen, daß sie die Kriegsachse des Empires begraben.
Wir sollten drei Großprojekte, die in unserer Reichweite liegen und unsere nationalen Interessen direkt betreffen, sofort umsetzen:
1. Frankreich und Deutschland müssen zusammen mit China den Güterzug der Zukunft an der Seidenstraße bauen, die sich von China kommend nach verschiedenen Ländern in Europa verzweigt. Bei den bereits existierenden Zugverbindungen gibt es noch große Schwierigkeiten bei den Grenzquerungen. Wir müssen uns nun vorstellen, daß ein Seidenstraßenzug durch den eurasischen Kontinent fährt, der in 30 Jahren so weit entwickelt sein wird wie China heute. Dieser Zug, der mit standardisierter Spurweite und nur wenigen Grenzkontrollen fährt, muß in der Tradition der transkontinentalen Eisenbahn Lincolns und der Transsibirischen Eisenbahn eine transeurasische Eisenbahn sein, gebaut von einem Europa der Vaterländer und der Projekte. Dazu braucht man ein Abkommen mit China, Rußland und all den anderen Ländern, die der Zug durchquert.
2. Frankreich und Deutschland müssen die Anstrengungen Chinas und Rußlands unterstützen, die von den westlichen Mächten ausgelösten zerstörerischen Nahostkriege zu beenden, und dort ein Wiederaufbauprogramm beginnen. Diese Strategie ist die einzige humane Antwort nicht nur auf die Misere dieser Länder, sondern auch auf die ständig steigende Flut von Flüchtlingen.
3. Frankreich und Deutschland müssen auf gemeinsame Großprojekte mit China in Afrika hinarbeiten. Ein entsprechendes Rahmenabkommen wurde bereits am 30. Juni 2015 von Frankreich und China unterzeichnet. Die Priorität muß auf großangelegten Infrastrukturprojekten liegen, wie Staudämme, Eisenbahnen und Energieversorgung, einschließlich der Nutzung der Kernkraft.
Wenn die westlichen Eliten keine anderen Strategien haben, als der Bevölkerung brutale Austerität aufzuerlegen, um eine Finanzwelt zu retten, die seit der Krise von 2008 tot ist; wenn der einzige Weg des Westens, seine Vorherrschaft zu behaupten, durch den Einsatz und die Tolerierung von ekelhaften Nazis in der Ukraine und grauenhaften Dschihadisten im Nahen Osten ist, dann sagen wir ganz klar mit China: wenn der Westen das Mandat des Himmels zum Regieren behalten will, dann muß er sich ändern."