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Am 6. Juni veranstaltete Gaia Maschi Verdi, Ärztin, Journalistin und Urgroßnichte des Komponisten Giuseppe Verdi, ein äußerst interessantes Gesprächskonzert im Teatro Argentina in Rom, in dem sie dem Publikum das von der Firma Carol Otto Berlin hergestellte Klavier vorstellte, das Verdi spielte, als er im Palazzo Orlandi in Busseto lebte und dort die Opern Rigoletto, Il Trovatore und La Traviata komponierte. Dieses Klavier ist auf a’=432 Hz gestimmt, die wissenschaftliche Stimmung, die der große italienische Komponist 1884 für die gesamte musikalische Welt empfahl. Das folgende Interview mit Gaia Verdi führte Liliana Gorini, Vorsitzende von Movisol und seit 1988 Koordinatorin der Kampagne des Schiller-Instituts für diese wissenschaftliche Stimmung.
Liliana Gorini: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu ihrer wichtigen Initiative im Teatro Argentina in Rom, mit der Sie die Debatte über die „Verdi-Stimmung“ (a’=432 Hz), die von Giuseppe Verdi in seinem heute berühmten Brief von 1884 gefordert wurde, wieder angestoßen haben. War das Klavier von Carol Otto, Berlin, das Verdi im Palazzo Orlandi gehörte, schon auf 432 Hz gestimmt, als er darauf spielte, oder wurde es später so gestimmt? Das wäre von größer historischer Bedeutung, denn es bestätigt Verdis Engagement für das, was er selbst als „wissenschaftliche Stimmung“ bezeichnete.
Gaia Verdi: Das Klavier gehörte unserer Familie, seit Verdi den Palast in Busseto 1888 an die Familie Orlando verkaufte. Von meinem Urgroßvater bis zu mir wurde die Stimmung niemals verändert, es war seit damals auf a’=432 Hz gestimmt. Ich erinnere mich, daß wir Kinder, wenn meine Mutter Rosanna Orlandi Barezzi es zuhause spielte, um sie herum saßen und zuhörten. Sie übertrug mir die Aufgabe, es zu erhalten, und empfahl mir, die ursprüngliche Stimmung niemals zu ändern.
Gorini: Wie begann Ihr Interesse für die wissenschaftliche Stimmung?
Gaia Verdi: Als Medizinerin habe ich viel mit wissenschaftlicher Forschung zu tun. Ich war in Kontakt mit vielen Forschern, die die Frage der Wirkung der Schallvibrationen auf die Organe untersuchten, einer von ihnen ist Professor Amadeo Maffei. Ich interessierte mich für die wissenschaftliche Stimmung, weil sie mit den Vibrationen der DNA-Helix, mit dem Gleichgewicht des Chakra des Herzens, den Vibrationen des Universums und mit den Prinzipien des Pythagoras übereinstimmt. Nachdem ich Verdis Spiritualität untersuchte - als Kind und Teenager, seine Einführung in die Musik an der Orgel der San Michele Arcangelo in Roncole und durch einige Priester -, sah ich in dieser Goldenen Stimmung, die Giuseppe Verdi unterstützte, einen roten Faden, der die Wissenschaft und die Spiritualität in seiner Entwicklung zu einem Genie der Musik, das seiner Zeit voraus war, verband. Leonardo da Vinci tat das gleiche in der Malerei. Vielleicht haben sie zu ihrer Zeit Bücher gelesen, die uns nicht überliefert sind.
Gorini: In Ihrem Interview mit Le Figaro betonen Sie zurecht, daß 1939 entgegen Verdis präzisen Vorgaben als Resultat des Drucks der Militärkapellen in der Nazizeit die Stimmung a’=440 Hz eingeführt wurde. Da dies eine willkürliche Stimmung ist, hat diese sich im Laufe der Jahre von einem Opernhaus zum anderen unterschiedlich verändert - von a’=440 Hz in den meisten amerikanischen Opernhäusern bis a’=448 Hz in Berlin, Florenz und Salzburg, wie mir Pavarotti und Bergonzi sagten -, und dies ruiniert nicht nur die Stimmen der Opernsänger, sondern auch die Interpretation der Verdi-Opern. Worin sehen Sie die Ursache dieses Mangels an Verständnis für die Bedeutung der wissenschaftlichen Stimmung?
Gaia Verdi: Ich war schockiert über die Tatsache, daß die Nazis die Stimmung 1939 per Dekret auf a’=440 Hz angehoben haben. Sicher, das war vielleicht wegen der Blasinstrumente der Militärkapellen, aber es war vielleicht auch eine wissenschaftliche Methode, die Gehirne in einer schrecklichen Weise zu beeinflussen, um die Aggressivität zu steigern. Diese Stimmung betrifft ja nicht nur die Welt der Musiker und Sänger, sondern auch ihre Hörer. Ich glaube, daß ein junger Mensch, der klassische Musik anhört, ausgeglichener ist als jemand, der Rock, House oder ähnliche Musik hört. Aber ich weiß, daß sogar Jimi Hendrix die Goldene Stimmung auf seiner akustischen Gitarre verwendet hat.
Gorini: Verdis Klavier wird bis Ende Dezember im Teatro Argentina ausgestellt sein?
Gaia Verdi: Ja, es wird dort bis zum 31. Dezember ausgestellt, und wir planen noch weitere ähnliche Initiativen für die Verdi-Stimmung.