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Warum sich zur Wahl stellen, wenn man bisher kaum Erfolg damit hatte? Ist die BüSo verrückt, oder haben die einfach einen langen Atem? Ein Ausschnitt aus dem Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche vom 25. Mai 2016.
Stefan Tolksdorf: Einer der Köpfe, der ganz entscheidend war für die Möglichkeit, daß es überhaupt zur Entwicklung der deutschen Klassik kommen konnte, war Moses Mendelssohn, und er hat in einer Schrift, die eigentlich eine Übersetzung eines Dialogs von Platon, aber dann auch eine Ausführung des platonischen Gedankens in ganz neuer Form war, nämlich durch den Geist Mendelssohns, etwas ganz wichtiges gemacht. Und zwar spricht er davon, daß man bei der Untersuchung über die Seele und überhaupt bei dem Versuch, Wahrheit zu finden, den folgenden Fehler nicht machen darf: Man darf sich von den Fehlschlägen nicht so beeindrucken lassen, daß man am Ende sagt, es geht ja gar nicht. Und er benutzt dabei das Beispiel von jemandem, der in menschlichen Beziehungen mehrmals Pech gehabt hat - der betrogen wird, hintergangen wird, im Stich gelassen wird, was auch immer - und dann eben daraus, gewissermaßen aus philosophischer Faulheit, den Schluß zieht, daß man Menschen an sich nicht trauen kann.
Und ich glaube manchmal, daß wir momentan hier in Deutschland in so einer Zeit leben, wo einfach notwendige Veränderungen schon so lange nicht passiert sind, daß die Leute in gewisser Weise Schwierigkeiten haben, sich das überhaupt vorzustellen.
Ich merke das öfter an den Fragen, die uns erreichen. Eine ist etwas länger, und ich will nur den Kern herausnehmen; das ist jemand, der uns geschrieben hat und sagt, daß unsere Ansichten wirklich gut sind, Überlegungen, die er auch schon selber hatte, aber die besten Ideen eben nichts nützen, wenn man sie nicht umsetzen kann. Und er schreibt dann: „Auf die Vernunft und Einsicht der Menschen zu hoffen, braucht einen langen Atem, wenn es nicht ganz vergeblich ist.“
Wir sind ja hier in Berlin im Wahlkampf, im September wird gewählt, und wir sind ja nicht verrückt, wenn wir uns hier als Partei aufstellen und da teilnehmen. Aber ich möchte doch an dieser Stelle diese Frage gewissermaßen nochmals an dich weiterreichen, denn wir haben ja durchaus Hoffnung und Absicht, daß wir das, was wir hier immer wieder diskutieren, auch durchsetzen können. Deswegen würde ich dich gerne bitten, deine Gedanken dazu hier zu äußern.
Helga Zepp-LaRouche: Nun ja, ich will in keinem bißchen die Warnung vor dem Dritten Weltkrieg reduzieren, was ich am Anfang gesagt habe, denn das ist eine akute, unmittelbare Gefahr. Aber trotzdem muß ich sagen, daß ich eigentlich sehr optimistisch und zuversichtlich bin, denn den langen Atem haben wir ja nun.
Die Leute sind ja oft erstaunt, daß jemand, der nominell so wenig Wahlerfolge gehabt hat, wie das bei der BüSo in den letzten Jahren der Fall war - was natürlich damit zu tun hat, daß uns gegenüber doch eine weitgehende Blockade stattgefunden hat von den Medien, von allen möglichen Institutionen -, nicht aufgibt.
Und trotzdem sind wir dabei, zu gewinnen! Denn ich glaube, daß es nicht so sehr darauf ankommt, populistische Erfolge zu erzielen, sondern darauf, daß man die richtigen Ideen hat. Und die richtigen Ideen haben wir schon, mein Ehemann Lyndon LaRouche natürlich schon vor langer Zeit, denn er ist eigentlich der geistige Initiator dieser philosophischen Vereinigung, die sich ja weltweit entwickelt hat und mit uns assoziiert ist.
Aber speziell in Bezug auf die Lösung dieser akuten Probleme war es ja unsere Idee des Produktiven Dreiecks, was wir 1989 vorgeschlagen haben, als die Mauer fiel; da haben wir vorgeschlagen, die Region Paris-Berlin-Wien, die etwa die Größe des Territoriums von Japan hat und wo die größte Dichte von modernen, mittelständischen Betrieben und fortschrittlicher Technologie angesiedelt sind, daß man die in einem sogenannten Produktiven Dreieck entwickelt und dann durch Korridore nach Warschau, Kiew, in den Balkan quasi in den Osten ausbreitet. Und dann, als die Sowjetunion 1991 sich aufgelöst hat, haben wir ja sofort gesagt, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, alle europäischen und asiatischen Bevölkerungs- und Industriezonen durch Korridore miteinander zu verbinden.
Und wir haben diese Idee in den letzten 25 Jahren überall auf der Welt verbreitet, in Konferenzen, in Seminaren, und in gewisser Weise denke ich, daß jetzt so viele Länder genau das machen, was wir in wirklich Dutzenden von Studien, von Berichten, von Konferenzen vorgestellt haben - das betrachte ich schon als unser Verdienst. Ich will gar nicht behaupten, daß alle Aspekte davon nur von uns stammen, aber wir waren, und das ist absolut dokumentierbar auf unseren Webseiten, das kann jeder nachvollziehen; wir waren mit Sicherheit unter den führenden geistigen Architekten dieser Idee der völkerverbindenden Wirtschaftskooperation.
Wir haben das 1991 die Eurasische Landbrücke genannt, die Neue Seidenstraße, und das ist jetzt die kommende Dynamik auf der ganzen Welt. Und ich glaube, daß das vielleicht wichtiger ist, als wenn wir jetzt in einem netten deutschen Dorf oder einer Stadt fünf Prozent bekommen oder zehn oder was auch immer und dann nach einer Wahlperiode wieder verschwinden, wie es ja bei vielen Parteien der Fall ist, oder wie jetzt die sogenannten Volksparteien von stattlichen Zahlen um 40 oder 50 Prozent schrumpfen auf die berühmten 18% der FDP oder was deren Slogan war, und überhaupt durch den Mangel an Ideen dabei sind, alles Kapital, was man mal hatte, zu verspielen.
Also, da ist mir die andere Position schon wichtiger, daß man sagt: Welches sind die grundlegenden Ideen und Prinzipien, die die Menschheit braucht, um sich weiter entwickeln zu können? Und wir haben ja an diesen Programmen nun wirklich in den letzten 40 Jahren gearbeitet; wir haben Entwicklungsprogramme geschrieben, für Afrika schon in den 1970er Jahren; für Lateinamerika, wir haben mit dem damaligen [mexikanischen] Präsidenten Lopez Portillo an der Idee eines Programms der gesamtlateinamerikanischen Integration gearbeitet; wir haben mit Indira Gandhi an einem 40-Jahre-Entwicklungsprogramm für Indien gearbeitet, wir haben die Arbeit fortgesetzt mit ihrem Sohn, Rajiv Gandhi. Und wir haben insgesamt, glaube ich, mehr ideellen Einfluß, über die Idee, was ist die physische Ökonomie im Unterschied zum neoliberalen Monetarismus. Wenn heute das chinesische Modell, was u.a. sehr stark auf den Ideen von Friedrich List basiert - Friedrich List ist der beliebteste und bekannteste Ökonom in China -, dann befinden wir uns mindestens in derselben Tradition.
Und ich denke, das ist wichtiger, als auf populistische oder einfach nur auf irgendwelche äußerlichen Symptome zu gehen und damit im Grunde mit Methoden zu operieren, die die Bevölkerung klein machen und auf ihren Ängsten spielen, wie es im Augenblick bei der AfD wirklich eklatant der Fall ist. Dann ist es mir lieber, wir arbeiten im Bereich der Ideen und arbeiten richtige, zukunftsweisende Konzepte aus, die dann auch - von inzwischen 70 Staaten der Welt - umgesetzt werden.
Weil das nicht alles vor unserer Haustüre passiert und weil es in Deutschland offensichtlich viel schwieriger ist - weil natürlich die Vormacht der Besatzungsmächte, insbesondere der Briten und der USA, tiefen Spuren hinterlassen hat -, deshalb ist es in Deutschland mühsamer. Aber ich bin auch da optimistisch, daß es viele Menschen gibt, die sagen: Wir müssen mit Rußland zusammenarbeiten, mit China, die Neue Seidenstraße ist die Zukunftsvision für Deutschland. Und das wird sich hoffentlich durchsetzen.
Und dazu brauchen wir Sie, liebe Zuschauer! Treten Sie deshalb mit uns in Verbindung, machen Sie mit bei dieser Kampagne gegen die Kriegsgefahr und helfen Sie uns, diese Alternative der Neuen Seidenstraße, die zur Weltlandbrücke werden muß, mehr und mehr bekannt zu machen.