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Der US-Atomwaffenexperte Dr. Theodore Postol warnte im RT-Interview nachdrücklich vor der wachsenden Gefahr eines Atomkrieges.
Am 7. Dezember wurde Dr. Theodore Postol - Professor für Technologie und internationale Sicherheit am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Atomwaffenexperte und ehemaliger Berater für den Chef der Marineoperationen der USA - von Sophie Schewardnadse auf RT interviewt. Er äußerte dort die dramatischste Warnung vor einem kurz bevorstehenden Atomkrieg, die je aus offiziellen amerikanischen Kreisen zu hören war.
Auf Schewardnadse Bemerkung, die USA wollten ihr Kernwaffenarsenal mit tausend Milliarden Dollar aufrüsten, und die Frage, ob jetzt ein Atomkrieg denkbar wäre, antwortete Postol: „Ich denke schon, daß ein durch ein Versehen verursachter nuklearer Krieg zwischen den USA und Rußland möglich ist... Ich denke schon, daß wir in Gefahr sind.“
Auf den Einwand, in der Vergangenheit hätten Atomwaffen doch eher abschreckend gewirkt, antwortete er:
„Solange die Streitkräfte in hoher Alarmbereitschaft sind, ist die Möglichkeit immer da, daß eine Reihe unerwarteter Unfälle zum atomaren Schlagabtausch führen könnte. Und ich halte das für die reale Gefahr...
Ich denke, daß niemand, der bei Verstand ist und die Wirkung von Kernwaffen auch nur annähernd versteht, absichtlich Atomwaffen einsetzen würde. Das Problem ist: Wenn es zu einer Krise käme, wo eine oder beide Seiten kein Verständnis dafür hätten, was auf der jeweils andere Seite abläuft, wo Leute erschöpft sind, weil dieser Zustand schon längere Zeit anhält, und dann irgend jemand eine schlechte Entscheidung trifft mit unvollständigen Informationen, so wie das eben fast zwangsläufig in der realen Welt abläuft - Informationen sind ja nie vollständig -, dann könnte es zum massiven Einsatz von Atomwaffen kommen. Und das wäre natürlich das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen. Es könnte sogar, obwohl man da nicht ganz sicher sein kann, aber es könnte tatsächlich das menschliche Leben auf diesem Planeten auslöschen.“
Postol führte das Beispiel des norwegischen Raketenzwischenfalls 1995 an, als ein Test amerikanischer und norwegischer Wissenschaftler höchste Alarmbereitschaft in Moskau ausgelöst hatte. Präsident Jelzin hatte bereits den „nuklearen Aktenkoffer“ geöffnet und seinen Schlüssel aktiviert, aber zum Glück merkte die russische Seite in letzter Minute, daß die Rakete sich entfernte und daß kein US-Angriff vorlag.
Schewardnadse bat Postol dann, das Szenario bei einem nuklearen Angriff zu beschreiben. Er rechnete vor, daß der US-Präsident und die militärische Führung der USA innerhalb von 10 bis 15 Minuten nach Meldung eines Raketenstarts aus Rußland zu einer Einschätzung kommen und dann selbst den Knopf drücken würden; daß ihre Raketen innerhalb von 40 bis 60 Sekunden in der Luft wären, dann weitere zweieinhalb bis fünf Minuten mit vollem Schub fliegen und dann ihre Sprengköpfe auslösen würden, die dann wiederum in 20 bis 28 Minuten ihre Ziele erreichten. Postol weiter: „Die Welt könnte im Grunde innerhalb einer halben bis einer Stunde nach dem Eintreffen dieser Sprengköpfe vernichtet werden... Wenn es einen massiven Schlagabtausch gäbe, würden die meisten nuklearen Sprengköpfe alle innerhalb sehr kurzer Zeit ihre Ziele treffen, wahrscheinlich innerhalb einer halben bis einer Stunde.“
Schewardnadse fragte ihn nach den Folgen des Einsatzes heutiger Atombomben, die hundertmal so stark seien wie die, die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. Darauf Postol: „Sie sind mehr als hundertmal so stark. Typische Sprengköpfe für eine russische Rakete, die von uns sogenannte SS-18 - diese Rakete kann bis zu zehn Sprengköpfe tragen: wenn einer dieser Sprengköpfe z.B. über New York City detonierte - einer! - würde er ganz Manhattan, fast ganz Staten Island, große Teile von New Jersey, Brooklyn und fast ganz Queens und die Bronx, bis zu einem Durchmesser von mindestens 10 km vom zentralen Zielgebiet zerstören. Wenn ein ähnlicher amerikanischer Sprengkopf Moskau träfe, würde er ebenfalls den Großteil der Stadt vernichten. Also noch einmal, er würde locker 150 km² der Stadt vernichten - und das wäre nur ein Sprengkopf. Jede Seite würde auf jede Großstadt der anderen Seite unzählige Sprengköpfe abfeuern.“
Postol sprach dann weiter über den schlechten Zustand des Personals, das das amerikanische Kernwaffenarsenal bedient, und die völlig veralteten Computersysteme dort. Er warnte auch, die laufende Modernisierung für einige Systeme (um zusätzliche Ziele für einen Erstschlag zu finden) sei ein alarmierendes Signal an Rußland: Nämlich daß die USA planen, einen Atomkrieg gegen Rußland zu führen und zu gewinnen. Als Schewardnadse fragte, ob man überhaupt einen Atomkrieg gewinnen könne, erwiderte Postol: „Es ist natürlich unmöglich, einen Atomkrieg zu gewinnen. Es gibt im Zusammenhang mit Kernwaffen keinen absehbaren Ausgang, der zu ,einen Atomkrieg gewinnen’ in irgendeiner sinnvollen Bedeutung des Wortes führen würde.“
Das Interview sollte jeder, der der englischen Sprache mächtig ist, unbedingt hören oder lesen und verbreiten. Die Video-Aufnahme und die Abschrift können Sie hier auf RT finden: https://www.rt.com/shows/sophieco/324941-nuclear-cold-war-us/
eir