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So lautet der Titel eines Beitrags von Fulvio Scaglione in der italienischen katholischen Wochenzeitung Famiglia Cristiana vom 5. Dezember. Der Autor war, bevor er als stellv. Chefredakteur zu Familia Cristiana wechselte, als Kriegskorrespondent in Afghanistan, Irak und Syrien tätig und er hat schon andere mutige Beiträge u.a. über die saudische Finanzierung von Terrorismus veröffentlicht.
Scaglione erinnert seine Leser: „Der frühere britische Premierminister hat zusammen mit Bush den Krieg gegen den Irak herbeigeführt und ist verantwortlich für 500.000 Tote, hält aber immer noch Vorträge und Konferenzen über Frieden und gemäßigten Islam. Ohne sich zu schämen.“
Zum Anlaß nahm Scaglione eine Konferenzrede Blairs in der Washingtoner Kongreßbibliothek zum Thema „Das Ausmaß der Herausforderung: warum Gewalt allein den islamischen Extremismus nicht besiegen wird“. Scaglioge schreibt, es sei „eine Durchschnittsrede“ gewesen, aber es sei „nicht zu glauben, daß sie von einem Mann kommen kann, der zehn Jahre lang das Vereinigte Königreich regierte“.
Diejenigen, die es schon vergessen haben, erinnert Scaglione:
„Tony Blair ist jener edle Ritter, der vor ein paar Monaten nach der Veröffentlichung einiger Briefe, die bis dahin geheim gehalten worden waren, zugeben mußte, daß der Krieg im Irak 2003 schon ein Jahr zuvor, 2002, von ihm und George Bush beschlossen und arrangiert worden war, ohne Rücksicht auf die UN-Inspektionen oder die Nichtexistenz von Massenvernichtungswaffen, die es gar nicht gab... Die beiden hatten nach dem Angriff auf die Taliban in Afghanistan beschlossen, weiterzumachen und noch einen Krieg zu führen, und haben es einfach getan. Einen Krieg, der jüngsten Studien zufolge eine halbe Million Menschenleben forderte, nachdem das Embargo, das 13 Jahre andauerte (1990-2003), bereits eine weitere halbe Million Menschenleben gekostet hatte (aus einer Gesamtbevölkerung von 32,5 Millionen).
Die Rolle Tony Blairs in diesem schmutzigen Spiel war besonders peinlich... Nach der Veröffentlichung der Briefe entschuldigte sich Blair. Aber er predigt uns weiterhin, so wie in der Kongreßbibliothek, und sagt schamlos Sätze wie: ,Im Vakuum [des Nahen Ostens] werden Persönlichkeiten hochkommen, deren Interessen und Werte den unsrigen entgegengesetzt sein können.’ Also genau das, was im Irak mit Bombenanschlägen und ISIS geschah, was dem Krieg zu verdanken war, den er und Bush organisierten, der ein Volk massakrierte und der das Land in einen Brutkasten der Instabilität verwandelte. Ich war zwischen 2003 und 2008 sehr oft im Irak, und ich erinnere mich noch gut an die Atmosphäre des Schreckens, mit plötzlichen Explosionen, Krankenhäusern voller Toten und Verwundeten und einer unaufhaltsamen Zunahme des Sektierertums.“
Scaglione schließt: „Wenn wir in einer zivilisierten Welt lebten, in der die sogenannten liberalen Demokratien auch tatsächlich solche wären, dann hätte man Leute wie Bush und Blair schon wegen Kriegsverbrechen in Nürnberg oder Den Haag vor Gericht gestellt, so wie Milosevic oder Karadcic... Statt dessen überschütten wir sie mit Geld, damit sie uns erklären, wie die Demokratie, das Völkerrecht und der Friedensprozeß funktionieren.
Bitte stellt Blair vor Gericht. Und sei es nur, um ihn am Reden und Schreiben zu hindern.“
lil