Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Neue Solidarität
Nr. 44, 28. Oktober 2015

Erste erfolgreiche Tests des neuen Gotthard-Basistunnels

Am 16. Oktober gab die AlpTransit Gotthard AG bekannt, daß der neue Gotthard-Basistunnel (GBT) durch die Schweizer Alpen wie geplant am 1. Juni 2016 eingeweiht und ab Dezember desselben Jahres in Betrieb gehen wird. Die ersten Testreihen, die seit Anfang Oktober laufen, seien erfolgreich beendet worden.

Somit wird in weniger als einem Jahr das Herzstück des Nord-Süd-Korridors von Europa nach Afrika fertig sein. Ähnlich wie der Neue Suezkanal in Ägypten für den Schiffsverkehr erlaubt die zusätzliche Kapazität des GBT, den Eisenbahnverkehr entlang dieser Strecke auf eine Frachtleistung von bis zu 40 Mio. t im Jahr zu verdoppeln. Um allerdings den gesamten Korridor effektiv nutzbar zu machen, bleibt in Italien noch viel zu tun.

Der neue Gotthardtunnel mißt 57 km und ist somit der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er wird mit Inbetriebnahme die Fahrzeit von Zürich nach Mailand um eine Stunde auf 2:40 h verkürzen. Dies wird mit bis zu 250 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszügen möglich sein.

Der neue Tunnel mit seinen zwei Röhren verläuft an seinem höchsten Punkt 549 m über NN, wobei der ältere Gotthardtunnel bei 1151 m über Meer verläuft. Dieser Höhenunterschied ermöglicht es, daß den neuen Tunnel längere und schwerere Güterzüge passieren.

Um den Nord-Süd-Korridor zu vervollständigen, sollte Italien nun seine Hochgeschwindigkeitstrasse südlich von Salerno verlängern, die Brücke über die Straße von Messina zwischen Sizilien und dem Festland errichten und die sizilianischen und kalabrischen Häfen ausbauen. Die augenblickliche Debatte in Italien spiegelt die zunehmende Erkenntnis wider, daß dies eine einmalige Gelegenheit ist, die man nicht verpassen sollte.

Dies wurde beim Nationalen Verkehrsforum am 14. Oktober in Cernobbio unterstrichen, wo Sprecher aus Italiens Handel und Industrie die Regierung aufriefen, die Infrastrukturlücke zu schließen, die nach einer neuen Studie des Wirtschaftsverbands „Confcommercio“ 42 Mrd. € Kosten pro Jahr verursacht. Der Vizechef von Confcommercio, Paolo Uggé, forderte einen Ausbau der Häfen und der ländlichen Infrastruktur in Süditalien, um den logistischen Herausforderungen durch den Neuen Suezkanal und die damit verbundene Zunahme des Güterschiffverkehrs im Mittelmeer gerecht zu werden. Er sagte zudem, sein Verband befürworte die Messina-Brücke, weil sie gebraucht werde, „um ein Volk zu verbinden“.

Der ehemalige Infrastrukturminister Pietro Lunardi forderte die Einrichtung einer öffentlichen Behörde für die Umsetzung eines langfristigen Investitionsplans in Süditalien, der vor zukünftigen Veränderungen durch die Bundesregierung geschützt sein sollte. So ein Plan „würde aber nur Sinn machen, wenn Sizilien in das Festland integriert wird“, sprich durch die Brücke über die Straße von Messina.

Die Regierung nahm allerdings ihre vorherigen positiven Aussagen bezüglich des Baus der Messina-Brücke zum Teil wieder zurück. Während einer Fragerunde im Parlament sagte der jetzige Infrastrukturminister Graziano del Rio, die Brücke gehöre nicht zu den Prioritäten der Regierung. Aber, so weiter: „Wir bestreiten nicht die Möglichkeit, die Chance einer Überprüfung des Projektes zu bewerten“, was auch immer das heißen mag.

Der neue Gotthard-Basistunnel dürfte den Druck auf Italien erhöhen, diese Infrastrukturlücke endlich zu schließen.

eir