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Neue Solidarität
Nr. 41, 7. Oktober 2015

Modi, Putin, Xi debattieren über die Zukunft der Menschheit

Indien, Rußland und China nutzten die laufende 70. UN-Vollversammlung in New York, um ihre Vorstellungen für eine bessere Zukunft der ganzen Welt zu präsentieren.

Das neue Paradigma, auf das die BRICS-Nationen (Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika) hinarbeiten, zeigte sich deutlich in den Ausführungen des indischen Premierministers Modi und der Präsidenten von Rußland und China, Putin und Xi, vor der diesjährigen Vollversammlung der Vereinten Nationen. Wir bringen Auszüge aus ihren Reden.

Narendra Modi: „Der Weise betrachtet die Welt als eine Familie“

Mahatma Gandhi hat einst gesagt: „Man muß sich um die Welt kümmern, die man nicht sehen wird.“ Tatsächlich hat die Menschheit Fortschritte gemacht, wenn sie kollektiv ihrer Verpflichtung gegenüber der Welt und der Verantwortung für die Zukunft gerecht wurde.

Siebzig Jahre nach dem Ende eines tragischen Krieges und der Geburt einer neuen Hoffnung für unser Zeitalter versammeln wir uns hier, um einen Kurs für unsere Menschheit und unsere Erde abzustecken. Ich betrachte es für ein sehr wichtiges Gipfeltreffen und danke dem UN-Generalsekretär dafür, daß er es organisiert hat.

So erhaben unsere Vision hinter der Agenda 2030 ist, so umfassend sind unsere Ziele. Sie gibt den Problemen Vorrang, die seit Jahrzehnten fortbestehen. Und sie spiegelt unser wachsendes Verständnis der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Zusammenhänge wider, die unser Leben bestimmen.

Wir leben in einem Zeitalter beispiellosen Wohlstands, aber ebenso unaussprechlichen Elends auf der Welt.

Es freut mich, daß die Überwindung der Armut in allen ihren Formen ganz an der Spitze unserer Ziele steht. Die Bedürfnisse der 1,3 Milliarden armen Menschen auf der Welt anzupacken, ist nicht nur eine Frage des Überlebens und der Würde oder unserer moralischen Verantwortung, es ist eine absolute Notwendigkeit, um eine friedliche, nachhaltige und gerechte Welt sicherzustellen...

Seit der Unabhängigkeit arbeiten wir an dem Traum, die Armut aus Indien zu verbannen. Wir haben den Weg gewählt, die Armut zu beseitigen, indem wir die Armen stärker machen: Priorität haben für uns Bildung und berufliche Qualifikation...

Wir konzentrieren uns auf das Grundlegende: Wohnungen, Strom, Wasser und Kanalisation für alle - das ist nicht nur für das Wohl, sondern auch für die Würde der Menschen notwendig. Das sind Ziele mit festen Zeitplänen, nicht bloß illusionäre Hoffnungen. Unsere Entwicklung ist wesentlich mit der Stärkung der Frauen verbunden, angefangen mit umfangreichen Programmen zur Ausbildung der Mädchen, und das ist die Mission aller Familien geworden.

Wir fördern auch die Produktivität unserer Landwirtschaftsbetriebe, verbessern ihren Zugang zu den Märkten, und wir sorgen dafür, daß die Bauern weniger den Launen der Natur ausgesetzt sind.

Wir erneuern unsere Industrie, verbessern unseren Dienstleistungssektor, investieren in beispiellosem Maßstab in die Infrastruktur - wir machen unsere Städte modern, nachhaltig und zu Motoren des Fortschritts...

Unser Erfolg wird uns mehr Ressourcen liefern, die wir mit unseren Freunden teilen können. Wie ein altes indisches Sprichwort sagt: Der Weise betrachtet die Welt als eine Familie. Heute erfüllt Indien seine Verantwortung als Entwicklungspartner in Asien und Afrika sowie der kleinen Inselstaaten vom Pazifik bis zum Atlantik.

Nationen haben eine nationale Verantwortung zu nachhaltiger Entwicklung. Aber sie brauchen auch den notwendigen politischen Spielraum... Ich hoffe, daß die entwickelte Welt ihre finanziellen Zusagen für die Entwicklung und den Klimawandel einhält, ohne beides in irgendeiner Weise unter die gleiche Überschrift zu stellen! Ich hoffe auch, daß der Technologie-Fördermechanismus Technologien und Innovationen zu einem wirksamen Instrument für das weltweite Gemeinwohl und nicht bloß für private Gewinne macht.

Wie wir heute sehen, schützt Distanz nicht vor Herausforderungen. Und diese können aus den Schatten der Konflikte und Entbehrungen weit entfernter Länder hervorgehen. Wir müssen daher internationale Partnerschaften durch starke Solidarität mit unseren Mitmenschen und unser wohlinformiertes Eigeninteresse auf eine neue Ebene heben. Und wir müssen die Vereinten Nationen, einschließlich des Sicherheitsrates, reformieren, damit sie mehr Glaubwürdigkeit und Legitimität erhalten und sie repräsentativer und wirksamer zur Erreichung unserer Ziele werden.

Es gibt keine größere Aufgabe, als eine Welt zu gestalten, in der jedes neue Leben, das in sie kommt, eine Zukunft voller Sicherheit, Chancen und Würde vor sich hat und in der wir unsere Umwelt in einem besseren Zustand für die nächste Generation hinterlassen. Keine Aufgabe ist anspruchsvoller.

Mit 70 Jahren [UNO] sind wir aufgerufen, dieser Herausforderung gerecht zu werden, mit unserer Weisheit, Erfahrung, Großzügigkeit, Mitgefühl, Qualifikationen und Technologie.

Ich vertraue darauf, daß wir es können.

Lassen Sie mich zum Schluß meine Hoffungen für uns alle in einigen Zeilen aus unseren alten Schriften ausdrücken: Mögen alle glücklich sein, mögen alle gesund sein, möge es allen wohl ergehen und möge niemand Sorgen haben.

Wladimir Putin: „Ist euch überhaupt klar, was ihr angerichtet habt?“

...Als die Vereinten Nationen gegründet wurden, gingen ihre Gründer keineswegs davon aus, daß immer Einstimmigkeit herrschen würde. Die Mission der Organisation ist es, Kompromisse zu suchen und zu erreichen, und ihre Stärke zieht sie aus der Betrachtung und Annahme verschiedener Ansichten und Meinungen.

Entscheidungen, über die bei den Vereinten Nationen diskutiert wird, werden entweder als Resolutionen beschlossen oder auch nicht. Wie die Diplomaten sagen, entweder gehen sie durch oder nicht. Alle Handlungen, die unter Umgehung dieses Verfahrens vorgenommen werden, sind illegitim und verstoßen gegen die UN-Charta und gegen das aktuelle Völkerrecht... Wir halten alle Versuche, die Legitimität der Vereinten Nationen zu untergraben, für äußerst gefährlich. Das kann den Einsturz der gesamten Architektur der internationalen Beziehungen zur Folge haben, und dann blieben wirklich keine anderen Regeln mehr übrig als die der Gewalt...

Es scheint jedoch, daß einige, anstatt aus den Fehlern anderer [dem sowjetischen Ziel der „Weltrevolution“] zu lernen, diese lieber wiederholen und weiter Revolutionen exportieren - diesmal sogenannte „demokratische“. Dazu muß man sich nur die Lage im Nahen Osten und in Nordafrika betrachten, die mein Vorredner schon angesprochen hat... Anstatt Reformen zu bringen, zerstörte die aggressive ausländische Einmischung leichtsinnig die staatlichen Institutionen und örtliche Lebensweise. Statt Demokratie und Fortschritt herrschen Gewalt, Armut, soziale Katastrophen und völlige Mißachtung der Menschenrechte, sogar des Rechts auf Leben.

Ich komme nicht umhin, diejenigen zu fragen, die diese Situation verursacht haben: Ist euch überhaupt klar, was ihr angerichtet habt? Aber ich fürchte, diese Frage wird unbeantwortet bleiben, weil sie ihre Politik, die auf Eigendünkel und dem Glauben an die eigene Besonderheit und Straffreiheit beruht, nie aufgegeben haben...

Das Machtvakuum in einigen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas führte offensichtlich zur Entstehung von Zonen der Anarchie, in die rasch Extremisten und Terroristen vorstießen. Der sogenannte „Islamische Staat“ hat Zehntausende Kämpfer... Und jetzt schließen sich Mitglieder der von den westlichen Ländern unterstützten sogenannten „gemäßigten“ syrischen Opposition radikalen Gruppen an. Sie bekommen Waffen und Ausbildung, und dann laufen sie zum Islamischen Staat über.

Tatsächlich ist auch der Islamische Staat selbst nicht einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Er wurde ursprünglich als Werkzeug gegen unerwünschte säkulare Regime geschmiedet. Nachdem er Teile von Syrien und dem Irak unter seine Herrschaft gebracht hat, breitet sich der Islamische Staat nun aggressiv in andere Regionen aus. Es strebt nach der Vorherrschaft in der islamischen Welt und darüber hinaus. Ihre Pläne gehen weiter.

Die Lage ist äußerst gefährlich. Unter diesen Umständen ist es heuchlerisch und unverantwortlich, laute Erklärungen über die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus abzugeben, gleichzeitig aber die Augen vor den Kanälen der Finanzierung und der Unterstützung von Terroristen zu verschließen - Einnahmen aus Schmuggel mit Drogen, Öl und Waffen eingeschlossen.

Ebenso unverantwortlich ist es, extremistische Gruppen zu manipulieren und zu benutzen, um die eigenen politischen Ziele zu erreichen, in der Hoffnung, später einen Weg zu finden, sie loszuwerden oder sie irgendwie zu beseitigen...

Was wir eigentlich vorschlagen, ist, daß man sich von gemeinsamen Werten und gemeinsamen Interessen statt von Ambitionen leiten läßt. Auf der Grundlage des Völkerrechts müssen wir die Anstrengungen zur Bewältigung der Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind, vereinen und eine wirklich breite internationale Koalition gegen den Terrorismus schaffen.

Ähnlich wie bei der Anti-Hitler-Koalition könnte sie ein breites Spektrum von Kräften vereinen, die bereit sind, sich entschlossen jenen zu widersetzen, die wie die Nazis Böses und Haß gegen die Menschheit säen. Und natürlich sollten muslimische Länder in dieser Koalition eine Schlüsselrolle einnehmen, da der Islamische Staat nicht nur eine direkte Bedrohung für sie darstellt, sondern auch eine der größten Weltreligionen durch seine blutigen Verbrechen entweiht. Die Ideologen dieser Extremisten machen den Islam zum Gespött und verkehren seine wahren humanistischen Werte ins Gegenteil...

Demnächst wird Rußland als derzeitiger Präsident des Sicherheitsrats ein Ministertreffen zur Durchführung einer umfassenden Analyse der Bedrohungen im Nahen Osten einberufen. Als erstes schlagen wir vor, zu sondieren, ob man sich auf eine Resolution einigen kann, die darauf abzielt, die Aktionen aller gegen den Islamischen Staat und andere Terrororganisationen gerichteten Kräfte zu koordinieren. Nochmals: diese Koordinierung sollte sich auf die Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen stützen.

Wir hoffen, daß die internationale Gemeinschaft in der Lage sein wird, eine umfassende Strategie zur politischen Stabilisierung sowie zur sozialen und wirtschaftlichen Erholung des Nahen Ostens zu entwickeln. Dann, liebe Freunde, gäbe es keine Notwendigkeit für neue Flüchtlingslager...

Ich möchte betonen, daß Flüchtlinge zweifellos unser Mitgefühl und unsere Unterstützung benötigen. Aber der einzige Weg, dieses Problem ein für allemal zu lösen, besteht darin, die Staatlichkeit dort, wo sie zerstört wurde, wiederherzustellen, die staatlichen Institutionen dort, wo sie noch vorhanden sind oder wieder aufgebaut werden, zu stärken und den Ländern, die in einer Notlage sind, umfassende militärische, wirtschaftliche und materielle Unterstützung zu liefern - und erst recht den Menschen, die ihre Heimat trotz aller Leiden nicht verlassen haben.

Natürlich kann und muß jede Hilfe für souveräne Staaten angeboten und nicht aufgezwungen werden, in strikter Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen. Mit anderen Worten, unsere Organisation muß alle Maßnahmen unterstützen, die in dieser Hinsicht gemäß den Normen des Völkerrechts ergriffen wurden oder werden, und jedes Handeln ablehnen, das gegen die UN-Charta verstößt...

Die Sicherung des Friedens und der globalen und regionalen Stabilität bleibt ein Hauptziel der internationalen Gemeinschaft, mit den Vereinten Nationen an seiner Spitze. Unserer Überzeugung nach bedeutet dies, einen Raum gleicher und unteilbarer Sicherheit zu schaffen, der nicht wenigen Auserwählten, sondern allen dient. Das ist in der Tat eine anspruchsvolle, komplizierte und zeitaufwendige Aufgabe, aber es gibt einfach keine Alternative...

Ich möchte auf ein weiteres Anzeichen für eine wachsende wirtschaftliche Selbstsucht hinweisen. Einige Länder haben beschlossen, exklusive Wirtschaftsbündnisse zu schaffen, über deren Einrichtung hinter den Kulissen verhandelt wird, verborgen vor der eigenen Öffentlichkeit und Wirtschaft dieser Länder wie vor dem Rest der Welt. Auch andere Staaten, deren Interessen vielleicht betroffen sind, werden überhaupt nicht informiert.

Es scheint, jemand möchte uns neue Spielregeln aufzwingen, die gezielt auf die Interessen einer kleinen Gruppe der Privilegierten zugeschnitten sind, wobei die WTO kein Mitspracherecht hat. Dies kann den Welthandel völlig aus dem Gleichgewicht bringen und den globalen Wirtschaftsraum spalten.

Diese Probleme betreffen die Interessen aller Staaten und beeinflussen die Zukunft der ganzen Weltwirtschaft. Deshalb schlagen wir vor, diese innerhalb von UN, WTO, und G20 zu diskutieren.

Im Gegensatz zu dieser Strategie des Ausschlusses schlägt Rußland vor, die regionalen wirtschaftlichen Projekte zu harmonisieren. Ich meine die sogenannte „Integration der Integrationen“ auf der Grundlage universeller und transparenter Regeln für den internationalen Handel. Als ein Beispiel möchte ich hier unsere Pläne anführen, die Eurasische Wirtschaftsunion und Chinas Initiative des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße miteinander zu verbinden. Wir halten die Harmonisierung der Integrationsprozesse im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftsunion und der Europäischen Union immer noch für sehr vielversprechend...

Meine Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen, am 10. Januar 1946 traf sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen zu ihrer ersten Sitzung in London. Der Vorsitzende der Vorbereitungskommission, der kolumbianische Diplomat Dr. Zuleta Angel, eröffnete die Sitzung mit einer, wie ich meine, kurzen und bündigen Definition der Prinzipien, denen die Vereinten Nationen folgen sollen - nämlich guten Willen, Verachtung von Intrigen und Tricks und ein Geist der Zusammenarbeit. Heute klingen seine Worte wie eine Anleitung für uns alle.

Rußland glaubt an das große Potential der Vereinten Nationen, das uns helfen sollte, eine neue globale Konfrontation zu vermeiden und eine Strategie der Zusammenarbeit anzunehmen. Hand in Hand mit anderen Ländern werden wir konsequent auf die Stärkung der zentralen, koordinierenden Rolle der UN hinarbeiten. Ich bin zuversichtlich, daß wir, indem wir zusammenarbeiten, die Welt stabil und sicher machen und ein günstiges Umfeld für die Entwicklung aller Staaten und Völker schaffen werden.

Vielen Dank.

Xi Jinping: „Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber die Zukunft gestalten“

... Vor siebzig Jahren schuf die frühere Generation der Menschheit mit einer Vision und Weitblick die Vereinten Nationen. Diese universelle und höchst repräsentative und autoritative internationale Organisation trug die Hoffnung der Menschheit auf eine bessere Zukunft und leitete eine neue Ära der Zusammenarbeit ein. Es war eine Pionierinitiative, wie sie noch niemals zuvor unternommen worden war.

Vor siebzig Jahren bündelte die frühere Generation der Menschheit ihre Weisheit und beschloß die Charta der Vereinten Nationen, legte damit den Eckstein der gegenwärtigen Weltordnung und schuf die fundamentalen Prinzipien der gegenwärtigen internationalen Beziehungen. Das war eine Errungenschaft mit weitreichenden Folgen...

Die Geschichte ist ein Spiegel. Nur wenn wir die Lehren aus der Geschichte ziehen, können wir vermeiden, das Unheil der Vergangenheit zu wiederholen. Wir sollten die Geschichte mit Ehrfurcht und menschlichem Gewissen betrachten. Die Vergangenheit ist nicht zu ändern, aber wir können die Zukunft gestalten. Die Geschichte im Gedächtnis behalten heißt nicht, daß man den Haß aufrechterhält. Vielmehr geht es darum, daß die Menschheit ihre Lehren nicht vergißt. An die Geschichte zu erinnern, bedeutet nicht, daß man von der Vergangenheit besessen ist, sondern wir streben damit danach, eine bessere Zukunft zu schaffen und die Friedensfackel von einer Generation zur nächsten weiterzugeben...

Die Welt durchläuft einen historischen Prozeß der beschleunigten Entwicklung: Der Sonnenschein von Frieden, Entwicklung und Fortschritt wird stark genug sein, um die Wolken von Krieg, Armut und Rückständigkeit zu durchbrechen. Die Bewegung hin zu einer multipolaren Welt und der Aufstieg der Schwellenländer und Entwicklungsländer sind ein unaufhaltsamer Trend der Geschichte geworden. Die wirtschaftliche Globalisierung und der Aufstieg des Informationszeitalters entfesseln und fördern gewaltige produktive Kräfte in der Gesellschaft. Sie eröffnen beispiellose Entwicklungschancen, aber durch sie entstehen auch neue Gefahren und Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.

Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Das größte Ideal ist es, eine Welt zu schaffen, an der alle wahrhaft Anteil haben.“ Frieden, Entwicklung, Gleichrangigkeit, Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit sind gemeinsame Werte der gesamten Menschheit und erhabene Ziele der Vereinten Nationen. Aber diese Ziele sind noch lange nicht erreicht, und wir müssen unsere Bemühungen, sie zu erreichen, fortsetzen. In der heutigen Welt hängen alle Länder voneinander ab und teilen eine gemeinsame Zukunft. Wir sollten unsere Verpflichtung auf die Ziele und Prinzipien der UN-Charta neu bekräftigen und eine neue Form der internationalen Beziehungen aufbauen, die durch „Win-win-Kooperation“ gekennzeichnet ist, und eine Gemeinschaft der gemeinsamen Zukunft der Menschheit schaffen.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die folgenden Bemühungen unternehmen:

- Wir sollten Partnerschaften aufbauen, in denen sich die Länder als gleichrangig behandeln, einander konsultieren und gegenseitiges Verständnis zeigen. Der UN-Charta liegt das Prinzip der souveränen Gleichrangigkeit zugrunde. Die Zukunft der Welt muß von allen Ländern gestaltet werden. Alle Länder sind gleichrangig. Die großen, starken und reichen sollten die kleinen, schwachen und armen nicht drangsalieren. Das Prinzip der Souveränität bedeutet nicht bloß, daß die Souveränität und territoriale Integrität aller Länder unantastbar ist und sich niemand in ihre inneren Angelegenheiten einmischt. Es bedeutet auch, daß das Recht aller Länder, ihre Gesellschaftssysteme und Entwicklungswege unabhängig zu wählen, aufrechterhalten werden soll, und daß die Bestrebungen aller Länder, ihre wirtschaftliche und soziale Entwicklung voranzutreiben und das Leben ihrer Menschen zu verbessern, respektiert werden sollen.

Wir sollten uns zum Multilateralismus verpflichten und den Unilateralismus zurückweisen. Wir sollten die neue Vision annehmen, nach einem „Win-win-Ergebnis“ für alle zu streben, und die veraltete Geisteshaltung zurückweisen, daß der Gewinn des einen Verluste für die anderen bedeute oder daß nur einer gewinnen könne. Konsultationen sind eine wichtige Form der Demokratie, und sie sollten auch ein wichtiges Mittel zur Ausübung der heutigen internationalen Weltordnungspolitik sein. Wir sollten Dispute und Differenzen durch Dialog und Konsultationen beilegen und Partnerschaften statt Bündnisse anstreben. Die großen Länder sollten den Prinzipien des Verzichts auf Konflikte und Konfrontationen, des gegenseitigen Respekts und der Win-win-Kooperation im Umgang mit den anderen folgen. Große Länder sollten die kleinen Länder als gleichrangig behandeln und einen richtigen Ansatz gegenüber Gerechtigkeit und Interessen wählen, indem sie der Gerechtigkeit Vorrang vor den Interessen einräumen.

- Wir sollten eine Sicherheitsarchitektur schaffen, die sich durch Fairneß, Gerechtigkeit, gemeinsame Beiträge und geteilte Vorteile auszeichnet. Im Zeitalter der wirtschaftlichen Globalisierung hängt die Sicherheit aller Länder voneinander ab und beeinflußt sie gegenseitig. Kein Land kann durch eigene Bemühungen absolute Sicherheit aufrechterhalten, und kein Land kann durch die Instabilität anderer Länder Stabilität erreichen. Das Gesetz des Dschungels überläßt die Schwachen der Gnade der Starken - das ist nicht der Weg, wie die Länder ihre Beziehungen regeln sollten. Wer sich für den rücksichtslosen Ansatz des Einsatzes von Gewalt entscheidet, wird feststellen, daß er einen Stein aufhebt, nur um ihn auf die eigenen Füße fallenzulassen...

- Wir sollten eine offene, innovative und inklusive Entwicklung fördern, die allen zugute kommt. Die Weltfinanzkrise von 2008 hat uns gelehrt, daß es nur in einer Finanzkrise enden kann, wenn man zuläßt, daß das Kapital blind nach Profiten strebt, und daß globaler Wohlstand nicht auf der wackeligen Grundlage eines Marktes ohne moralische Schranken aufgebaut werden kann. Der wachsende Abstand zwischen Reich und Arm ist weder auf Dauer aufrecht zu erhalten noch fair...

Entwicklung hat nur dann einen Sinn, wenn sie inklusiv und nachhaltig ist. Eine solche Entwicklung zu erreichen, erfordert Offenheit, gegenseitige Unterstützung und Win-win-Kooperation...

- Wir sollten den Austausch zwischen den Kulturen erweitern, um Harmonie, Inklusivität und Achtung von Unterschieden zu fördern. Die kulturelle Vielfalt macht die Welt einfach bunter. Vielfalt erzeugt Austausch, Austausch erzeugt Integration, und Integration ermöglicht Fortschritt.

Die Kulturen müssen im Umgang miteinander ihre Unterschiede akzeptieren. Nur durch gegenseitigen Respekt, voneinander Lernen und eine harmonische Koexistenz kann die Welt ihre Vielfalt erhalten und gedeihen. Jede Kultur verkörpert die spezielle Sichtweise und Leistung ihrer Menschen, und keine Kultur ist den anderen überlegen. Verschiedene Kulturen sollten Dialog und Austausch pflegen, anstatt zu versuchen, sich gegenseitig auszuschließen oder zu verdrängen. Die Geschichte der Menschheit ist ein Prozeß des aktiven Austauschs, des Zusammenwirkens und der Integration zwischen verschiedenen Kulturen. Wir sollten alle Kulturen respektieren und alle anderen als gleichrangig behandeln. Wir sollten uns voneinander inspirieren lassen, die kreative Entwicklung der menschlichen Zivilisation voranzutreiben...

- China wird weiter am Aufbau des Weltfriedens mitwirken. Wir sind entschlossen zu einer friedlichen Entwicklung. Egal, wie sich die internationale Landschaft entwickeln wird und wie stark sie werden mag: China wird niemals nach Hegemonie, Expansion oder einer Einflußsphäre streben.

- China wird weiter zur globalen Entwicklung beitragen. Wie werden weiterhin eine gemeinsame Entwicklung und eine Win-win-Strategie der Öffnung verfolgen. Wir sind bereit, unsere Entwicklungserfahrungen und -chancen mit anderen Ländern zu teilen, und begrüßen sie an Bord des chinesischen Entwicklungszuges, damit wir alle eine gemeinsame Entwicklung erreichen.

- China wird die Weltordnung weiter aufrechterhalten. Wir werden weiterhin dem Weg der Entwicklung durch Zusammenarbeit verpflichtet bleiben... China wird auch weiter den anderen Entwicklungsländern zur Seite stehen. Wir unterstützen nachdrücklich eine größere Repräsentanz und Mitspracherechte der Entwicklungsländer, insbesondere der afrikanischen Staaten, im System der internationalen Ordnung...

Lassen Sie uns nun, da die Vereinten Nationen in ein neues Jahrzehnt eintreten, noch enger zusammenschließen, um eine neue Partnerschaft der Win-Win-Kooperation und für eine gemeinsame Zukunft der Menschheit zu begründen. Laßt die Vision einer Welt ohne Krieg, mit dauerhaftem Frieden, in euren Herzen Wurzel fassen. Laßt uns die Hoffnung auf Entwicklung, Wohlstand, Fairneß und Gerechtigkeit über die ganze Welt verbreiten!