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„Denn das Wahrnehmen des jedem Sinne Eigentümlichen ist immer wahr und wohnt allem Lebendigen inne; das Denken ist aber auch des Irrtums fähig und wohnt nur denen inne, die Vernunft haben.“ (De Anima, III, 3, https://archive.org, Übers Kirchmann, 1871)
„Da es nun wohl keinen sinnlichen Gegenstand gibt, der nach seinen sinnlichen Eigenschaften, mit Ausnahme der Größe, getrennt besteht, so ist das Denkbare in den sinnlich wahrnehmbaren Formen teils das Abgetrennt-Behandelte, teils alles, was zu den Zuständen und Eigenschaften des Wahrnehmbaren gehört. Deshalb wird man wohl ohne Wahrnehmung nichts lernen und einsehen, und wenn man beschaulich denkt, so muß man auch ein inneres Bild anschauen. Diese Bilder sind wie die Wahrnehmungen, nur daß sie ohne Stoff sind.“ (De Anima, III, 8)
„Bei den übrigen Sinnen bleibt er hinter vielen Tieren zurück, während er bei dem Fühlen viele in der Schärfe übertrifft. Deshalb ist der Mensch auch das klügste unter den Lebewesen.“ (De Anima, II, 9)
„Denn die sittliche Tugend hat es mit der Lust und der Unlust zu tun. Der Lust wegen tun wir das sittlich Schlechte, und der Unlust wegen unterlassen wir das Gute... Die Tugenden bewegen sich ferner um das Tun und Leiden. Da aber mit allem, was man tut und leidet, Lust und Unlust verbunden ist, so wird die Tugend sich um Lust und Unlust bewegen.“ (Nikomachische Ethik II, 2; https://archive.org, Übers. Rolfes, 1911)
„Daß also die sittliche Tugend eine Mitte ist und in welchem Sinne, daß sie ferner die Mitte zwischen zwei Fehlern, dem Übermaße und dem des Mangels ist, daß sie das endlich ist, insofern sie bei den Affekten und Handlungen auf die Mitte abzielt, haben wir zur Genüge auseinandergesetzt. Daher ist es auch schwer, tugendhaft zu sein. Denn in jedem Dinge die Mitte zu treffen ist schwer... Da es nun schwer ist, das Mittlere genau zu treffen, so muß man nach dem Sprichwort mit der zweitbesten Fahrt zufrieden sein und das kleinere Übel wählen...“ (Nikomachische Ethik II, 9)
„Und hierbei verschlägt es nichts, daß der Mensch das vorzüglichste unter allen lebenden Wesen ist. Denn es gibt Dinge, die ihrer Natur nach von viel göttlicher sind als der Mensch, wie dieses am augenscheinlichsten bei den Himmelskörpern hervortritt.“ (Nikomachische Ethik VI, 7)
„Hiernach ist also... der Sklave ein lebendiges Besitzstück... Demnach ist zwar der Herr bloß der Herr des Sklaven und keineswegs ohne den Sklaven undenkbar; der Sklave hingegen ist nicht bloß Sklave des Herrn, sondern ohne den Herrn undenkbar...
Das Verhältnis nämlich von Gebieten und Gehorchen ist nicht bloß ein notwendiges, sondern auch beiderseitig nützliches, und gleich vom Anbeginn des Daseins treten in manchen Fällen die Elemente auseinander, die einen auf der gehorchenden, die anderen auf der gebietenden Seite.“ (Politik, I, 4-5, Übers. Jacob Bernays, 1872)