Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 10, 4. März 2015

Argentinien feiert sein Kernkraftwerk Atucha II

Argentinien hat das Kernkraftwerk Atucha II, dessen Bau auf Druck aus dem Ausland zwölf Jahre lang unterbrochen war, aus eigener Kraft fertiggestellt.

Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner feierte am 18. Februar zusammen mit Tausenden Wissenschaftlern, Ingenieuren und Facharbeitern des Nuklearsektors die Eröffnung des Kernkraftwerks Atucha II „Néstor Kirchner“, das an diesem Tag erstmals 100% seiner Einspeiseleistung erreichte.

Das war auch die angemessene Antwort auf einen Protestmarsch am selben Tag - angeblich zu Ehren des verstorbenen Staatsanwalts Alberto Nisman (wir berichteten) -, den mit der Londoner City und Wall Street verbündete Kräfte in Argentinien im Rahmen ihrer Versuche, die Präsidentin zu stürzen, veranstalteten.

„Wir haben es selbst geschafft“

Die fröhliche Feier zeigte den Stolz der Anwesenden darüber, daß es ihnen unter großen Anstrengungen gelungen ist, den Reaktor und die in den 90er Jahren von der vom Weltwährungsfonds (IWF) gesteuerten Regierung von Präsident Carlos Menem demontierte argentinische Kernindustrie wiederaufzubauen. Menems Finanzminister Domingo Cavallo war damals berüchtigt für seinen Spruch, die argentinischen Kernforscher könnten sich Arbeit als „Tellerwäscher“ suchen. Ein Video der Feier (in spanischer Sprache1) erfaßt sehr schön den Stolz über die Leistung, in den Worten eines Ingenieurs: „Wir haben es selbst geschafft! Dieser Reaktor, diese Anlagen, das Komplexe an all dem..., das bewegt mich sehr.“

Der Bau des Reaktors Atucha II begann schon 1982, war aber von 1994-2006 eingestellt, bis Präsident Néstor Kirchner das nationale Kernkraftprogramm wieder aufgriff. Atucha II wird 745 MW ins nationale Stromleitungsnetz einspeisen und 3 Millionen der 42 Millionen Argentinier mit Elektrizität versorgen.

In ihrer Rede beschrieb Fernández, was seit 2003 getan wurde, um die Nuklearindustrie wiederaufzubauen. Einst war das Land in dem Bereich in Südamerika führend, aber das mußte es „wegen des Drucks aus dem Ausland“ aufgeben, wie Fernández sagte. Seit 2003 habe das Land „nicht nur durch hochqualifizierte Arbeitskräfte Wissenschaft eingeführt, sondern auch Souveränität“. Denn heute befinden sich 45% der nationalen Energieversorgung in den Händen des Staates, 2003 waren es nur 5% gewesen. Heute „müssen wir weit mehr Gewicht auf die viel billigere und sauberere Kernenergie legen“.

Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten

Die Präsidentin erwähnte auch die aus London verbreitete absurde Behauptung, die Beteiligung Chinas am Bau der beiden nächsten Kernreaktoren des Landes, Atucha III und IV, sei eine Form von Imperialismus. Denn der 700-MW-Reaktor Atucha III, ein Schwerwasserreaktor, werde zwar von China finanziert, aber 70% der Arbeiten würden von argentinischen Unternehmen und Facharbeitern ausgeführt. Am 1000-MW-Reaktor Atucha IV, einem Leichtwasserreaktor, zu dem China sehr viel Technik beisteuert, seien beide Seiten 50:50 beteiligt.

Fernández betonte, die Gegner der argentinischen Nuklearpläne seien nicht bloß „naive Stimmen“, die eine andere politische Meinung äußern. „Wir leben in einer Welt, die von starken geopolitischen und strategischen Interessen geprägt ist - den gleichen, die in den 90er Jahren das argentinische Nuklearprogramm stillegten.“ Das seien die Interessen, die das Land angreifen, weil es sich nicht ihrem Diktat unterwirft und sich seine nationalen Zielsetzungen nicht vorschreiben läßt. Niemand werde Argentinien seine Ziele vorschreiben oder anordnen, was es zu oder zu lassen habe. Ein Beispiel: „Argentinien wird nun wieder zu dem ausgewählten Kreis von elf Ländern gehören, die angereichertes Uran erzeugen können - aber mit einem wichtigen Unterschied: Wir haben unsere eigene Technik, die es uns erlaubt, auch Uran mit geringerer Strahlung anzureichern, und das macht einigen Leuten Sorgen.“

Eine Anspielung auf das neue Paradigma, das die BRICS-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) schaffen, war ihre Erklärung: „Es gibt eine neue Welt und neue Akteure..., und das ist sehr gut für uns, denn dadurch können wir Partner haben“, anstatt den Weg alleine gehen zu müssen. „Deshalb schließen wir strategische Bündnisse“ - ein Hinweis auf China, das Fernández gerade vom 3.-5. Februar besucht hat. „Wir sind offen für alle Seiten, und wenn sie aus anderen Ländern kommen wollen... und uns die gleichen Finanzierungsbedingungen und die gleichen Möglichkeiten anbieten, dann sind wir offen für die ganze Welt - aber ohne Zwang von irgend jemandem.“

Cynthia Rush


Anmerkung:

1. Siehe http://www.minplan.gob.ar/noticia/19152/la-central-nuclear-nestor-kirchner-alcanzo-el-100-de-potencia.html