|
|
Beschreibungen über den Stand jener 27 Projekte, die auf der nebenstehenden Karte verzeichnet und für das Entstehen des weltweiten Verkehrsnetzes für Entwicklung wichtig sind (* = beschlossen, im Bau oder fertiggestellt).
Die Bauarbeiten am Großen Interozeanischen Kanal in Nikaragua, der den Atlantik mit dem Pazifik verbinden wird, haben im Dezember 2014 begonnen. Er wird von der Mündung des Brito-Flusses an der pazifischen Küste im Südwesten Nikaraguas über eine Strecke von 278 km zur Mündung des Punta-Gorda-Flusses auf der karibischen Seite verlaufen, wovon 104,6 km durch den Nikaragua-See führen. Der Kanal wurde ursprünglich schon vor 118 Jahren von amerikanischen Ingenieuren konzipiert. Die neue Vereinbarung wurde am 7. Juli 2014 vom nikaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega und dem Vorstandsvorsitzenden der chinesischen Firma HKND, Wang Jing, bekanntgegeben. Die Vermessungsarbeiten begannen im August. Mehr als 50.000 Arbeiter werden an den Bauarbeiten für diesen Komplex beteiligt sein, der zwei Häfen, einen internationalen Flughafen, Zement- und Stahlfabriken und andere Infrastrukturmaßnahmen umfaßt. Die Fertigstellung ist in fünf Jahren vorgesehen.
Die Lücke zwischen Alaska und Sibirien kann durch einen 85 km langen Tunnel unter der Beringstraße geschlossen werden, der das eurasische Verkehrssystem mit dem des amerikanischen Kontinents verbinden wird. Um diese Verbindung herzustellen, müssen unter rauhen Bedingungen auf beiden Kontinenten neue Bahnverbindungen gebaut werden - 3000 km in Eurasien und mehr als 1000 km in Nordamerika (s.u.).
Der Vorschlag der Querung der Beringstraße geht zurück auf das frühe 19. Jahrhundert; er erhielt im April 2007 Auftrieb, als bei der Moskauer Konferenz des Rats für das Studium der Produktivkräfte (SOPS) der russischen Akademie der Wissenschaften führende Nationen aufgerufen wurden, Machbarkeitsstudien durchzuführen. Der Entwurf des SOPS für diese Verbindung gewann bei der Weltausstellung 2010 in Shanghai den Großen Preis für Innovation. Professor Wang Mengshu von der chinesischen Akademie für Ingenieurswesen sagte im Mai 2014, es würden Gespräche über das Projekt zwischen China und Rußland geführt.
Der Tatarensund zwischen der russischen Insel Sachalin und dem Festland ist an seiner schmalsten Stelle 7,3 km weit. Diese Verbindung soll - in Verbindung mit einem neuen Sachalin-Hokkaido-Tunnel vom Südende der Insel nach Japan (s.u.) - Japan mit der Eurasischen Landmasse verbinden und an der Endstelle der Baikal-Amur-Magistrale an das eurasische Eisenbahnnetz anschließen. In den 50er Jahren wurde der Bau eines Tunnels unter dem Tatarensund begonnen, aber nach Stalins Tod eingestellt. Rußland bereitet Studien über den Bau eines Tunnels, einer Bahnbrücke oder eines Sperrwerks als mögliche Alternativen vor. Der Entwurf eines Sperrwerks - ein gigantischer, beweglicher Staudamm mit darüber führenden Verkehrsverbindungen - könnte eine Verlegung der Mündung des Amur vom japanischen Meer südlich der Newelskoi-Straße nach Norden in das Ochotskische Meer miteinbeziehen, eine Ingenieursleistung, die Rußland und China helfen würde, die Überschwemmungen am Amur in den Griff zu bekommen.
Diese Tunnel- oder Brückenverbindung soll die russische Insel Sachalin über die 45 km breite La-Pérouse-Straße mit der japanischen Insel Hokkaido verbinden. Zusammen mit der Verbindung zwischen Sachalin und dem russischen Festland wird diese Querung eine Bahnverbindung von Japan zur Eurasischen Landbrücke bereitstellen. Der Sachalin-Hokkaido-Tunnel wäre kürzer als der Seikan-Tunnel (s.u.) zwischen den Inseln Honshu und Hokkaido.
Dieser im Jahre 1988 eröffnete Bahntunnel verläuft unter der Tsugaru-Straße und verbindet die japanische Insel Honshu mit der nördlich davon gelegenen Insel Hokkaido. Mit seiner Gesamtlänge von 53,85 km ist er der längste und tiefste Tunnel der Welt, wovon 23,3 km unter dem Meer liegen und in einer Tiefe von 100 m unter dem Meeresboden verlaufen. Nach der ersten Studie von 1946 galt der Seikan-Tunnel als das wichtigste Projekt für die Erhaltung einer starken und vereinten Nation.
Dieser vorgeschlagene Tunnel würde die Korea-Straße durchqueren und Japan über die Inseln Iki und Tsushima und eine Entfernung von etwa 128 km mit Südkorea verbinden. Das schon vor 100 Jahren vorgeschlagen Projekt wurde wieder aufgegriffen, als sich 2009 unter der Führung des ehemaligen Vorsitzenden des Nationalen Vereinigungsrat von Südkorea, Huh Moon-do, eine Arbeitsgruppe bildete. Die Zusammenarbeit an diesem für beide Seiten vorteilhaften Projekt kann zum Abbau der politischen Spannungen zwischen den Nationen beitragen.
Der vorgeschlagene Tunnel soll über 100 km unter der Bohai-Straße verlaufen und umfaßt eine Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung zwischen zwei chinesischen Städten mit jeweils einer Bevölkerung von sieben Millionen: Dalian am nördlichen Ende mit einem großen Hafen in der Industrieprovinz Liaoning, und Yantai, ein Industriezentrum in der Provinz Shandong. Sie liegen an den gegenüberliegenden Seiten der Bohaistraße, der Einmündung zum Bohaimeer, dem westlichsten Meerbusen des Gelben Meers zwischen China und der koreanischen Halbinsel. An der Küste des Bohaimeeres befindet sich auch die Stadt Tianjin mit einer Bevölkerung von 14 Millionen Menschen, 130 km südöstlich der Hauptstadt Beijing. Chinas Staatsrat verkündete im August 2014 die Absicht, dieses Projekt zu realisieren; die Arbeiten könnten schon während des 13. Fünfjahresplan (2016-2020) beginnen. Laut Professor Wang Mengshu von der chinesischen Akademie für Ingenieurswesen wird dies der längste Unterseetunnel der Welt sein, und der Bau wird zehn Jahre dauern.
Die Brücke, die Malaysia mit Indonesien verbinden soll, wird die längste Überseebrücke der Welt. Unter Nutzung der Insel Rupat wird die Brücke über eine Strecke von 48,7 km von Teluk Gong im malaysischen Bundesstaat Malake nach Rupat verlaufen und dann weiter über eine Entfernung von 7 km nach Dumai auf Sumatra führen. Das 1995 zuerst vorgeschlagene Projekt wurde aufgrund des weltweiten Finanzkrachs gestoppt. 2006 erklärte sich Chinas Ex-Im-Bank bereit, die Finanzierung zu übernehmen. Chinesische und andere Firmen verhandeln derzeit über das Projekt, darunter auch jene dänischen Unternehmen, welche die 16 km lange Öresundverbindung zwischen Dänemark und Schweden bauten.
Es wird vorgeschlagen, die 27,3 km breite Lücke zwischen den Inseln Sumatra und Java - auf denen zusammen 80% der indonesischen Bevölkerung leben - durch ein System von Brücken über die Sundastraße zwischen dem Javameer und dem Indischen Ozean zu schließen. Die beiden größten Spannweiten von 6,5 km bzw. 4 km Länge sollen an der Insel Sangiang in der Meeresenge verankert werden. Zu den Herausforderungen gehört auch die starke Erdbebentätigkeit der Region. Durch die Verkürzung der Fahrtzeit gegenüber der jetzigen Fährverbindung um mehrere Stunden wird diese Brücke die Entwicklung der Landwirtschaft sowie von neuen Industrien in Indonesien fördern, einem der großen Länder Asiens mit über 250 Millionen Menschen.
Dieser Kanal wurde spätestens im 17. Jahrhundert für Thailand vorgeschlagen, stieß jedoch immer auf den Widerstand imperialer Interessen. Es wird den Engpaß der Malakkastraße zwischen der Insel Sumatra (Indonesien) und der malaysischen Halbinsel (Malaysia), die derzeit praktisch die einzige Seeverbindung zwischen dem Pazifik und dem Indischen Ozean ist, entlasten. Die Idee wurde 1983 in Bangkok bei einer Konferenz des Mitsubishi Global Infrastructure Fund, dem Nachrichtenmagazin EIR und thailändischen Regierungs- und Militärkreisen wieder aufgegriffen. In den darauffolgenden Finanzkrisen verschwand das Projekt wieder in den Schubladen, wird aber nun im Zuge der Infrastrukturinitiativen der BRICS-Gruppe wieder in Erwägung gezogen. Der Krakanal wird je nach Verlauf eine Länge von 50-100 km haben und muß einen Höhenunterschied von 75 m überwinden.
Dieser Tunnel ist die erste durchgehende Bahnverbindung zwischen Europa und Kleinasien und durchquert den Bosporus bei der Istanbuler Meeresenge. Er wurde im Oktober 2013 zum 90jährigen Jahrestag der türkischen Republik eröffnet und wird als die „Eiserne Seidenstraße“ gefeiert. Zur Zeit dient der Tunnel als Massenverkehrsmittel des Nahverkehrs mit täglich 3 Mio. Passagieren, aber es bestehen Pläne, ihn für den Fernschnellverkehr und den Güterverkehr zu erweitern und mit der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke von Istanbul nach Ankara zu verbinden. Die Verwirklichung dieser Idee aus den 60er Jahren des 19. Jahrhundert mußte auf Konstruktionslösungen für Herausforderungen wie die große Wassertiefe warten. Der 13,6 km lange Tunnel ist der weltweit tiefste, der als Absenkröhre errichtet wurde. Für die Verbindung wurde ein Doppelröhrentunnel auf den Meeresboden abgesenkt, der die 1,4 km breite Meeresenge in einer Tiefe von 56 Meter unter dem Meeresspiegel durchquert; weitere 2,4 km wurden mit der Deckelbauweise gebaut, und es gibt einen 9,8 km langen, gebohrten Wartungs- und Rettungstunnel.
Im Sommer 2014 wurden die Bauarbeiten aufgenommen, um einen zweiten, 72 km langen Kanal und ein erstklassiges Logistikzentrum in der 46.671 km2 Entwicklungszone entlang des Doppelkanals zu bauen. Der neue Kanal wird Gegenverkehr erlauben, wofür der derzeitige an manchen Stellen zu schmal ist. Dies wird die Durchfahrtszeit zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer von elf Stunden auf nur noch drei reduzieren. Das Projekt dient dazu, die ägyptische Nation zu mobilisieren, und ist das Herzstück einer offensiven Entwicklungsperspektive, mit Auswirkungen auf ganz Nordafrika, Südwestasien und die Maritime Seidenstraße.
Die Verbindung zwischen den beiden Nationen und den Kontinenten Europa und Afrika über das Mittelmeer umfaßt 1) die Verbindung der italienischen Halbinsel mit Sizilien und 2) eine 155 km lange Querung der Distanz zwischen Sizilien und Tunesien über vier künstliche Inseln, die eigens dafür aufgeschüttet werden sollen. Die erste Verbindung - die 3,3 km lange Messina-Brücke - wäre die längste Hängebrücke der Welt, von Reggio Calabria auf dem italienischen Festland nach Messina in Sizilien. Für die Verbindung zwischen Sizilien und Tunesien wurde ein Entwurf mit fünf Tunneln von insgesamt 140 km Länge vorgelegt - je zwei in beiden Richtungen für den Passagier- und den Güterverkehr sowie ein Tunnel für Wartung und Notfälle. Ein alternativer und ergänzender Plan ist die Mittelmeerbrücke, welche die gebauten Inseln als Verknüpfungspunkte nutzen würde, um einen Teil des Abstandes zu überbrücken; dieser Vorschlag wurde im September 2014 von dem italienischen Professor für Bauwesen Enzo Siviero veröffentlicht, der auch als Konsulent für die Tongji-Universiät in Shanghai tätig ist.
Der vorgeschlagene Tunnel zwischen Tarifa in Spanien und Tanger in Marokko wäre 40 km lang und verliefe 300 m unter dem Meeresspiegel. Es würde die Reisezeit zwischen Barcelona und Casablanca auf weniger als acht Stunden reduzieren und die Hochgeschwindigkeitsbahnnetze Europas und Afrikas miteinander verbinden. Eine ausführliche Machbarkeitsstudie wurde von den spanischen und marokkanischen Regierungen in Auftrag gegeben und 2009 der EU präsentiert - aber bisher ohne jegliche Folgen.
Der Kanaltunnel wurde 1994 eröffnet und verläuft 50,5 km zwischen England und Frankreich. Die Idee stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Der Tunnel verläuft unter der Straße von Dover und befindet sich an seiner tiefsten Stelle 75 m unter dem Meeresspiegel. Er dient der Eurostar-Bahnlinie zwischen London und Paris bzw. Brüssel und Autoreisezügen zwischen Folkestone und Calais. Bis heute (2014) ist der Kanaltunnel der längste Unterseetunnel der Welt, obwohl der Seikan-Tunnel in Japan insgesamt länger und tiefer ist.
Eine Reihe von Brücken und Tunneln - einige im Betrieb, einige im Bau oder in Diskussion - verbinden die skandinavische Halbinsel über die dänischen Inseln und Jütland mit dem westlichen Kontinentaleuropa. Zuerst wurden 1998 die 18 km lange Brücke über den großen Belt und ein Bahntunnel zwischen zwei großen dänischen Inseln fertiggestellt. Die 16 km lange und dreiteilige Öresundbrücke von Kopenhagen nach Malmö in Schweden wurde 2000 fertiggestellt und ermöglicht einerseits den Straßen- und Bahntransport zwischen Schweden bzw. Norwegen und Kontinentaleuropa. Inzwischen ist auch die feste Fehmarnbelt-Querung im Bau, welche die dänischen Inseln mit Deutschland verbinden wird. Dieser 17,6 km lange Tunnel wird der längste Absenktunnel mit Straßen- und Bahnverkehr der Welt sein.
Die Nordischen Staaten streben auch eine Verbesserung der Straßen- und Bahnverbindung nach Rußland und seinem transkontinentalen Bahnsystem an. Finnische Geologen haben Ost-West-Tunnel zur Querung des Bottnischen Meerbusens zwischen Finnland und Schweden sowie unter dem Finnischen Meerbusen von Finnland nach Estland und dem baltischen Eisenbahnkorridor nach Warschau entworfen und vorgeschlagen.
Derzeit werden Machbarkeitsstudien durchgeführt, nachdem Peru, Brasilien und China am 17. Juli 2014 beschlossen, gemeinsam eine Bahnverbindung von Campinorte/Goais (Peru) nach Rio Verde/Mato Grosso (Brasilien) zu bauen. Das wäre die erste Eisenbahnverbindung quer über den südamerikanischen Kontinent und zeigt die Entschlossenheit, Entwicklungskorridore zu schaffen. Schon 1898 wurde ein alternativer transkontinentaler Bahnverlauf zwischen den Ländern Brasilien und Bolivien bestimmt, das nun neue Studien für den Bau eines zweiten Korridors durchführen will.
Der Bau eines Bahn- und Straßenkorridors durch die Darien-Lücke - eine große Sumpf- und Waldregion im Grenzgebiet von Panama und Kolumbien auf der Landesenge von Panama zwischen dem Golf von Darien im karibischen Meer und dem Golf von Panama auf der pazifischen Seite - wird die langersehnte durchgehende Verbindung für eine interamerikanische Eisenbahn von Alaska nach Feuerland schaffen. In den 1890er Jahren arbeitete die Interkontinentale Eisenbahnkommission unter der Regierung McKinley vollständige Pläne für diese Verbindung aus. Derzeit führt nicht einmal die Panamerikanische Fernstraße durch die Darien-Lücke. Diese Fernstraße - ein System von Schnellstraßen, die Nord-, Mittel- und Südamerika durchqueren - umfaßt insgesamt etwa 48.000 km von Alaska bis Feuerland, ist jedoch auf 100 km Länge durch die Darien-Lücke unterbrochen. Die Verwirklichung der Eisenbahn und der Schnellstraße durch die Darien-Lücke wurde nicht durch die Schwierigkeiten der Bauarbeiten im Sumpfland verhindert, sondern von Gegnern der Entwicklung unter dem Vorwand des Umweltschutzes.
Der Verlauf der Bahnstrecke von Alaska durch Kanada zu den 48 kontinentalen Bundesstaaten der USA wäre gemäß einer 1942 vom Ingenieurkorps der US-Armee kurzfristig erstellten Studie 2280 km lang. Der Plan wurde für den Verteidigungsfall ausgearbeitet, der Bau aber nie begonnen. In den darauffolgenden 70 Jahren wurde das Projekt von Kreisen blockiert, die gegen die Entwicklung des amerikanischen Kontinents waren. Nun ist es an der Zeit, die fehlende Verbindung zu bauen. In jüngerer Zeit wurden Studien von der Canadian Arctic Railroad Corp. und anderen erstellt. Dieser Korridor ist unerläßlich für den amerikanischen Kontinent, um zum Tunnel unter der Beringstraße (s.u.) und weiter nach Eurasien zu gelangen.
Die Strategie der russischen Eisenbahngesellschaft bis 2030 fordert eine Bahnverbindung von der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) zum Autonomen Kreis der Tschuktschen an der Beringstraße mit einem Abzweig nach Magadan am Ochotskischen Meer. Das erste Teilstück wurde inzwischen gebaut (die erste Fracht wurde 2014 transportiert): die Erweiterung der Hauptstrecke Amur-Jakutsk, die von der transsibirischen Eisenbahn in nördlicher Richtung führt, die BAM kreuzt und weiter zum Flußufer der Lena gegenüber von Jakutsk verläuft. Die restliche Bahnstrecke von etwa 3000 km von der Lena zur Beringstraße wird rauhe Dauerfrost-Bergregionen in Ostsibirien überqueren. Einige Russen stellen sich außerdem einen zweiten Korridor entlang der Lena nördlich von Jakutsk bis Tikso und von dort entlang des nördlichen Seewegs nach Westen vor.
Der sibirische Korridor zum Beringstraßen-Tunnel zusammen mit seinem Gegenstück auf der nordamerikanischen Seite (s.o.) eröffnet ein riesiges Potential für die Entwicklung des hohen Nordens mit Auswirkungen für den ganzen Planeten.
Rußlands Transsibirische Eisenbahn („Transsib“, TSE) wurde 1891-1916 gebaut und war die erste transkontinentale Eisenbahn Eurasiens. Sie verläuft 9289 km von Moskau nach Wladiwostok, südlich um den Baikalsee herum und parallel zur russisch-chinesischen Grenze entlang der Flüsse Amur und Ussuri im Fernen Osten. Dort, wo die TSE große Flüsse überquert, liegen drei sibirische Städte mit jeweils mehr als einer Million Einwohnern: Omsk am Irtysch, Novosibirsk am Ob und Krasnojarsk am Jenissei. Der TSE ist zweispurig und voll elektrifiziert. Einige Konzepte eines Transeurasischen Entwicklungskorridors in Rußland fokussieren sich auf den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn entlang der Streckenführung der TSE.
Die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) - die „zweite Transsib“ - zweigt in Ost-Zentral-Sibirien von der TSE ab, umgeht den Baikalsee im Norden und verläuft von dort weiter zum Japanischen Meer. Diese eingleisige Bahnstrecke wurde 1974-1991 gebaut, aber erst 2004 wurde der über 15 km lange Seweromuisker Tunnel fertig gestellt, der eine steile, 54 km lange Umgehung abkürzt und es ermöglicht, jährlich 6 Mio. Tonnen Fracht von der TSE zur BAM zu verlagern. Zweigstrecken von der BAM in Regionen mit Rohstoffquellen sind gebaut oder geplant.
Die geplante nordsibirische Frachtbahnstrecke („SewSib“), die auf der obigen Karte unter der Markierung E in Rot eingezeichnet ist, wird vom Uralgebirge nach Osten verlaufen, wo sie zwischen Taischet und dem Baikalsee in die BAM mündet. Die BAM, der SewSib und der geplante Belkomur-Korridor nordwestlich des Urals zum Weißen Meer waren alle Teil eines Plans für die russische große Nordeisenbahn aus dem Jahr 1928 - eine 10.000 km lange Strecke über den Kontinent von Murmansk auf der Halbinsel Kola im Hohen Nordwesten Rußlands bis zur Tatarenstraße gegenüber der Insel Sachalin am Pazifik.
Chinas Präsident Xi Jinping rief am 7. September 2013 in einer Rede in Kasachstan dazu auf, den „Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße“ (Silk Road Economic Belt, SREB) zu verwirklichen. Das Konzept beinhaltet Korridore für Eisenbahn, Landwirtschaft, Wasser-, Strom- und Handelsinfrastrukturen, die sich - wie er es formulierte - „vom Pazifik zur Ostsee“ erstrecken sollen und die Strecken der alten Seidenstraße nutzen. Im November 2013 wurde darüber ein Abkommen von Repräsentanten von 24 Städten aus acht Anliegerstaaten dieser Route unterzeichnet. An verschiedenen Teilen des SREB sind bereits Projekte im Bau, welche sich westlich der chinesischen westlichen Provinz Xinjiang in drei Hauptrichtungen aufteilen: ein Hauptkorridor nach Zentralasien und nach Iran und Türkei, südliche Strecken zur pakistanischen Küste am arabischen Meer und nördliche Strecken durch Kasachstan nach Rußland und Nordeuropa. Im Oktober 2014 diskutierten die staatlichen Eisenbahngesellschaften Rußlands und Chinas über eine große nördliche Verbindung und unterzeichneten eine Absichtserklärung für das Erstellen von Projektentwürfen für einen Eurasischen Hochgeschwindigkeits-Transportkorridor von Moskau nach Beijing. Der SREB verläuft durch 18 asiatische und europäische Länder und betrifft drei Milliarden Menschen.
Der internationale Nord-Süd-Verkehrskorridor (INSTC) ist eine multimodale Verkehrs- und Wirtschaftsverbindung von Indien über See zum Hafen von Tschahbahar in Iran und von dort nördlich per Eisenbahn durch Zentralasien oder nördlich entlang (oder wie geplant durch) das Kaspische Meer über Aserbaidschan nach Rußland und weiter in den Norden Eurasiens. Das Abkommen wurde 2000 von Rußland, Iran und Indien geschlossen, die Arbeiten haben begonnen.
Es gibt weitere Vorschläge für Nord-Süd-Entwicklungskorridore östlich des INSTC von Seiten russischer Kreise sowie einer aktiven Politik Chinas für den Bau von Eisenbahnstrecken von der transsibirischen Eisenbahn (nicht in der Karte) bzw. dem Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße nach Pakistan.
Eine dringende globale Aufgabe ist die Schaffung eines afrikanischen Bahnnetzes, wie etwa die Ost-West-Verbindung von Djibuti nach Dakar und die seit langem diskutierte Strecke vom Kap der guten Hoffnung nach Kairo. Die Aktualität dieses Projekts wurde im Mai 2014 vom chinesischen Premierminister Li Keqiang bei einem Besuch in vier afrikanischen Staaten dargelegt, wo er das Ziel präsentierte, alle Hauptstädte Afrikas mit einem Schnellbahnnetz zu verbinden, um dem panafrikanischen Verkehr und der Entwicklung einen Anschub zu geben. Schon 1980 wurde eben diese Perspektive - einschließlich des Vorschlags von Wasserprojekten, Kernenergie und anderen Infrastrukturprojekten - auf Initiative Lyndon LaRouches von der Fusion Energy Foundation in dem Buch „The Industrialization of Africa“ vorgeschlagen.
Australiens Hauptstädte und Häfen werden durch ein transkontinentales Hochgeschwindigkeitsbahnnetz verbunden, das weite Flächen des Landesinneren - das „Hinterland“ - für intensive Landwirtschaft, Bergbau und Besiedlung erschließen wird. Derzeit gibt es im Süden eine transkontinentale Standardbahnstrecke vom Osten nach Westen und eine Verbindung nach Norden mitten durch den Kontinent. Der Plan sieht vor, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für den Güterverkehr durch die östlichen Bundesstaaten von Melbourne nach Darwin zu schaffen, die über den Norden weiter zur westlichen Seite nach Perth verläuft und dort an die bereits existierende Ost-West-Route anschließt. Diese Strecke sowie die Nord-Süd-Strecke werden zu Hochgeschwindigkeitsstrecken aufgerüstet. Innerhalb von 24 Stunden wird die Fracht von Melbourne nach Darwin transportiert, wo ein vorgeschlagener schneller Schiffsbetrieb in der Lage sein wird, die Ware innerhalb von vier Tagen in alle großen Häfen Asiens zu liefern.
Bei einem Besuch in Indonesien im Oktober 2013 rief Chinas Präsident Xi Jinping zur Schaffung einer „Maritimen Seidenstraße“ (Maritime Silk Road, MSR) auf. Ihr Zweck ist es, die wirtschaftliche Entwicklung durch den Handel entlang der Seewege Südeurasiens von der Pazifikküste bis nach Ostafrika, dem Mittelmeerraum und der östlichen Atlantikküste gegenseitig zu fördern. Xi wies darauf hin, daß die berühmten Reisen des chinesischen Admirals Zheng He im 15. Jahrhundert dem gleichen Zweck dienten. Der Entschlossenheit, die MSR zu verwirklichen, zeigt sich bereits in Form von Projekten und Plänen für den Ausbau von Häfen, Kanalverbesserungen und ähnliche Arbeiten. Im September 2014 begann z.B. Sri Lanka den Bau der „Hafenstadt Colombo“, um Teil der MSR zu werden. China stellt dafür die Finanzierung bereit.
Der nördliche Seeweg (Northern Sea Route, NSR) oder die Nordost-Passage von den asiatischen Häfen durch die Beringstraße und von dort entlang der russischen Arktisküste nach Westen bis zu den nordwestlichen Häfen und weiter, hat eine Länge von 5200 km und ist um neun Tage schneller als das Verschiffen aus Europa entlang der Südküste Eurasiens. Da die Eisschmelze den Verkehr vereinfachte, investierte Rußland massiv mit neuen Navigationssystemen, Eisbrechern und Rettungsstellen in die Erneuerung der NSR. China unterstützt die erhöhte Nutzung der NSR, die auch den Interessen der Eisenbahngesellschaften und Reedereien Finnlands und Skandinaviens insgesamt entsprechen. Von Finnland wurden neue Bahnstrecken zu den russischen NSR-Häfen Archangelsk und Murmansk gebaut. Falls Rußland den vorgeschlagenen Belkomur- und/oder den Barentskomur-Korridor vom Uralgebirge zu den nordwestlichen Häfen baut, wird sich der Verkehr in diese Richtung erhöhen. Auf See werden potentielle Schiffswege weiter westlich nach Irland (zum vorgeschlagenen Superhafen am Shannon), zu den britischen Inseln und auf dem sogenannten Arktischen Brückenweg nach Nordamerika und zur berühmten Nordwest-Passage führen. Auf dem Festland setzt die russische Wirtschaftsentwicklung entlang der NSR derzeit vor allem auf küstenbasierte und kontinentale Öl- und Gasprojekte; die nördlichste Bahnstrecke der Welt verläuft nun auf der gasreichen Halbinsel Jamal. Optimisten planen für die Zukunft den Bau einer zur NSR parallelen Bahnstrecke, die seit langem geplante polarnahe Hauptstrecke, sowie bewohnbare Städte in den russischen Grenzgebieten in der Arktis.